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S
Hallo zusammen!

Dann reih ich mich hier auch mal ein
Wo fang ich denn an? Mir wurde vor über 10 Jahren die Schilddrüse entfernt, da ich eine extreme Überfunktion hatte. Das ganze sollte dann medikamentös geregelt und ausgeglichen werden, hat bei mir aber leider nicht so geklappt da ich die Medikamente nicht so gut aufnehme und vertrage. Jedenfalls kämpfe ich seit dem regelmäßig mit Depressionen. Ich habe kurz darauf auch mit meinem Arbeitgeber Probleme bekommen, weil ich wegen den Depressionen oft krank war und gefehlt hab. Es hat dann auch nicht lange gedauert und ich war dauerkrank zu Hause. Ich habe damals nicht nur wegen den Depressionen ein Problem gehabt, sondern auch mit der Tatsache regelmäßig zum Psychiater zu gehen und sich das einzugestehen. Es hat mich auch Überwindung gekostet endlich auch mit einer Therapie zu beginnen, die ich dann recht lange gemacht habe. Nach der Therapie war ich auch noch etwa 10 Monate in einer Tagesklinik. Die Depressionen bin ich aber leider nicht los geworden. Es haben sich die Intervalle verlängert in denen es mir gut ging, aber kleine Rückschläge haben mich recht schnell wieder aus der Bahn geworfen. In der Tagesklinik hat mir die Sozialbetreuerin geholfen eine Rente zu beantragen, da mein Krankengeld ausgelaufen ist. Die Rente wurde mir auch bewilligt und nach einigen Anträgen auf Verlängerung und Besuchen bei den Ärzten der Rentenanstalt, wurde sie mir als Dauerrente gewährt. Manchmal frage ich mich ob das ein Fluch oder Sengen war, jedenfalls musste ich mir über das Finazielle nicht mehr den Kopf zerbrechen. Zu der Zeit war ich Ende Zwanzig, ich hatte auch noch einen relativ großen Freundeskreis, obwohl ich den meisten nichts von meinen Depressionen erzählt habe. Ich habe damals auch Freunde verloren die wussten womit ich zu kämpfen hatte, aber es nicht verstanden haben. Ich habe darauf hin auch angefangen neuen Bekanntschaften von meiner Lebenssituation nichts zu erzählen oder davon ab zu lenken. Die meisten haben mich dann immer schief angeschaut und sich gar nicht gemeldet. Mein Selbstbewusstsein hat da auch sehr drunter gelitten. Ich war damals auch schon sehr viel allein, sehr viel zu Hause, vor dem PC und gezockt, um einfach nicht nach zu denken, aber ich hatte einen immer noch regelmäßigen Freundeskreis.
Irgendwann kam eine bessere Phase in der ich mich auch aufrappeln konnte und angefangen habe Sport zu treiben. Ich habe dann auch eine Frau kennen gelernt, mit der ich, oder sie mit mir, eine Beziehung eingegangen ist und es sehr schön war. Sie hatte einen Sohn, zum damaligen Zeitpunkt 2 Jahre alt, mit dem ich mich aber sehr gut verstanden habe. Es hat zwar ein Weilchen gedauert bis ich das alles richtig verstanden habe, das ihr Ex-Freund, der Vater, immer in Kontakt ist und einfach da ist, aber ich habe mich dann drauf eingelassen und es war halt so und es war schön. Bis ich Anfang 2012 plötzlich Schwindelanfälle bekam, worauf hin ich zum Arzt bin. Der schickte mich dann, ergebnislos, zum Ohrenarzt, dann zum Ultraschall, wegen der fehlenden Schilddrüse und man irgendwie zu der These kam, das mein Schilddrüsenmedikament zu minderdosiert sei, jetzt mit dem Sport und allem. Die Ärztin beim Ultraschall meinte das für meine Größe und Gewicht (180/81), ich viel zu wenig nehmen würde, damals 100mg L-Thyroxin. Meine Hausärztin hat mir das dann erhöht und auf die Texte der Ultraschall-Ärztin hab ich auch noch ein bisschen mehr genommen und mich total abgeschossen. Das Ende vom Lied war, das ich recht üble Panik und Angstattacken bekommen habe und teilweise gar nicht mehr aus der Wohnung gegangen bin. Das ging dann ein paar Wochen bis wir das Medikament abgesetzt haben und mich der Endokrinologe auf ein neues Medikament und neue Dosierung umgestellt hat. Die Panik und Angstattacken sind dann verschwunden, aber ich hab seit dem Abschuss immer noch hin und wieder Wahrnehmungsstörungen und leichtes Zwangsverhalten, was mich sehr stört und ich unglaublich nervig finde.

Jedenfalls war es dann aus mit dem Sport und der guten Phase und die Depressionen kamen auch wieder stärker. Mit meiner Freundin blieb ich zusammen und auch immer noch sehr schön. In den depressiven Löchern blieb ich zu Hause, da sie sagte sie könne damit nicht umgehen, was auch vollkommen ok war, da sie selbst unter MS leidet und ja auch noch ihren Sohn hat. Wir sind auch nie zusammen gezogen.
Im Herbst 2012 begann sie dann zu monieren, das sie mit mir nicht mehr zusammen sein könne, da ich zu viel zu Hause bin, keinen Job habe, finanziell von meiner Mutter unterstützt werde (was meine Mutter über all die Jahre auch getan hat und ich ihr sehr dankbar dafür bin) und zu viel Zeit vorm Rechner verbringe und zocke. Normalerweise sahen wir uns vier bis fünf Tage die Woche und haben sehr viel Zeit zusammen verbracht.
Ich bin ihr dann, mehr oder weniger, hinterher gelaufen, hab versucht mich zu ändern, einen 450€ Job zu finden, was leider nicht geklappt hat. Habe einige Bewerbungen geschrieben, nur Absagen bekommen, hat mich natürlich demotiviert, wieder eine leichte Depression bekommen.... habe mich dann auch nicht mehr weiter beworben. Wir waren schließlich dann wieder zusammen und es war wieder schön, zusammen in den Urlaub gefahren, Weihnachten, Silvester, kaum gestritten.
Herbst 2013: Gleiches Spiel. Sie kann nicht mehr mit mir zusammen sein... keine Perspektiven etc. Ich bin ihr wieder hinter her, Job gesucht, keinen gefunden, trotzdem wieder zusammen und auch wieder schön. Ich muss noch sagen, das es mir jedes mal das Herz gebrochen hat, ich habe sie geliebt und ihren Sohn auch, wir haben uns wirklich gut verstanden. Ihr Sohn hat auch öfter bei mir geschlafen und sie ist mir ihrer Freundin weg gegangen, war gut.
Herbst 2014: Nochmal
Herbst 2015: Nochmal und jetzt wirklich auseinander nach 5 Jahren.

Und jetzt bin ich da, wo ich eigentlich hin wollte, dachte nicht das die Vorgeschichte so ein Roman wird.
Jetzt sitzt ich allein daheim und kann mich nur schwer für irgendwas motivieren. Mein Freundeskreis ist auf eine Person geschrumpft, und der hat natürlich auch nicht immer Zeit. Der Rest der Leute der letzten Jahre war eigentlich alles ihr Freundeskreis und meiner ist, weil ich mich eben auch sehr auf sie eingelassen habe, quasi verschwunden. Ich bin auch absolut nicht der Mensch, der sich alleine zu sehr viel aufraffen kann (drum eben auch meine Vorgeschichte). Vor dieser Schilddrüsengeschichte war ich irgendwie ein anderer Mensch. Heute bin ich sehr introvertiert, erzähle eigentlich sehr ungern über mich und brauch eigentlich jemand der mich ein bisschen mitreist. Aber tut, komischer Weise, ganz gut, den ganzen Schmarrn hier mal auf zu schreiben und zu erzählen. Sitzt hier sonst, mit meinen Gedanken alleine, in der Bude und habe einfach zu viel Zeit für mich. Ich hab immer noch keinen Nebenjob gefunden, habe auch nicht mehr gesucht ehrlich gesagt, konnte mich nicht mehr motivieren und mit diesem blöden Zwangsverhalten, alles immer fünf mal zu prüfen, trau ich mich auch nicht wirklich. Ich hab es auch mit dem Verein versucht, war bei mir hier um die Ecke bei einem Probetraining, nach 20 Minuten konnte ich nicht mehr und musste mich hinsetzten, haben mich auch wieder blöd angeschaut, damit war das Thema dann auch erledigt. Ich kann mich die letzte Zeit vor halb elf kaum aus dem Bett quälen, oft fehlt sie und ihr Sohn mir wirklich sehr, anderer Seits bin ich einfach wie ich bin und ich kann nicht aus meiner Haut raus, auch wenn ich es wirklich sehr gerne würde. Auf jeden Fall werde ich in 2 Wochen 40 und kann nochmal vorne anfangen... Hurra!
Mich plagen Zukunftsängste, Selbstzweifel und ich fühle mich sehr allein. Am schlimmsten ist es, Nachts auf zu wachen, nicht mehr einschlafen zu können und das denken an zu fangen. Da fürchte ich mich manchmal davor.
Wenn jemand sich mitteilen möchte, oder einfach nur schreiben oder quatschen möchte, kann er sich gern bei mir melden!
Danke fürs Zuhören!

10.10.2015 20:31 • 10.10.2015 #1


2 Antworten ↓


M
Auch mich hat mein Morbus basedow aus der Bahn geworfen. .seit den leide ich an panikattaken. ..sei willkommen

10.10.2015 20:47 • #2


S
Konnte leider nicht mehr editieren...
Vor was ich mich in den nächtlichen Gedanken fürchte: Manchmal vor dem, was ich mir dann Nachts alles vornehme zu ändern und zu machen und wieder nicht zu schaffen oder einfach nicht durch zu ziehen; Manchmal vor dem was ich alles nicht bin. Manchmal vor dem, das ich mein halbes Leben eigentlich nur vergeudet habe, nichts aus mir gemacht und nichts erreicht habe, nicht ehrgeizig genug war oder bin; Manchmal vor dem, jemand neues kennen zu lernen und nichts bieten zu können und vor der Zukunft.

10.10.2015 20:49 • #3





Dr. Reinhard Pichler