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Q
Zitat von Ina777:
Immer wenn ich alleine bin, versuche ich mir vorzustellen was das schlimmste ist, was mir passieren könnte. Dann akzeptiere ich das und denke, ja und?


Das klingt scheinbar hoffnungsvoll...
Um hier mitreden zu können, müsste abgeklärt werden, was unter dem Schlimmsten zu verstehen ist. Da gibt es wohl individuelle Unterschiede. Für ein Forums-Mitglied wäre dies z. B., vom nach Haus kommenden Freund tot aufgefunden zu werden.

... Und wenn zu einem keiner kommt? Was geschieht, wenn man unglücklich stürzt oder einen Anfall bekommt, sich selbst nicht helfen kann und niemand darauf aufmerksam wird? Wer sieht so einem möglichen Ereignis gelassen entgegen?

10.10.2018 14:11 • x 3 #21


Q
Zitat von aurora33:
aber irgendwie scheint es so zu sein das mit dem älter werden auch eine gewisse Angst aufzieht. Vielleicht ist das normal und der Lauf der Zeit? Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass man sich Gedanken darüber macht, was ist wenn es mir nicht gut geht, wer ist dann für mich da? Wenn man jung und fit ist, dann sind solche Gedanken weit weg.


Mit zunehmendem Alter wird man vorsichtiger. Wenn der eigene Körper nicht mehr 100 % gibt, entwickelt sich die Risikobereitschaft zurück. Da liegt es auf der Hand, dass auch Ängste auftreten, die man vorher nicht kannte.

Umgekehrt schwinden Ängste - ein schwacher Trost! Alles, was wir uns wünschen und wovor wir uns fürchten, passt sich unserer Leistungsfähigkeit an - alte Sorgen vergehen, neue entstehen! Was Einsamkeit betrifft, quält irgendwann nicht mehr der Gedanke, die Freizeit allein verbringen zu müssen, sondern der, dass niemand da ist, wenn man sich plötzlich nicht mehr selbst helfen kann, z. B. nach einem Sturz in der eigenen Wohnung.

Klar, für voraussehbare gesundheitliche Einschränkungen gibt es Hilfsangebote - aber die Hemmschwelle, diese zu nutzen ist deutlich größer als bei Menschen, die immer umsorgt wurden. Private Hilfe kommt von Herzen, professionelle nur von Geldes wegen. Fehlende Herzenswärme ist nicht gerade erstrebenswert, wenn man sie sein ganzes vorheriges Leben schon nicht erfahren durfte.

Vor allem aber haben Einsame keine Lobby - erst recht nicht im Alter. Je hilfloser der Mensch, desto mehr A....löcher umgeben ihn!

Der Verlust der Autonomie bedeutet ja bereits für Nicht- Einsame eine Bedrohung. Für diejenigen, die jedoch auf sich allein gestellt sind, erwächst daraus häufig Panik.

11.10.2018 19:47 • x 1 #22


A


Was tun gegen Angst wenn man alleine ist

x 3


Q
Zitat von Chingachgook:
Natürlich ist Einsamkeit jenseits der eigenen Zuständigkeit auch ein gesellschaftliches Phänomen


Deine Ausführungen dazu klingen sehr einleuchtend und überzeugend.

Ergänzen möchte ich, dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben. Auch der Mensch stellt - außerhalb enger Beziehungen - einen Wegwerfartikel dar. Unserem Streben nach Individualität tritt die Bewertung eines anderen nach seiner Verwendbarkeit entgegen - oder in umgekehrter Reihenfolge: Gerade, weil der Mensch viel zu häufig die Erfahrung macht, jederzeit ersetzbar zu sein (vor allem am Arbeitsplatz), wächst sein Wunsch, als einzigartiges, unverwechselbares Wesen wahrgenommen zu werden.

Diese Form der Individualität ist ja auch ein Grundbedürfnis und daher zu begrüßen. Ohne genügend Selbstwert droht die Gefahr der Entstehung von kollektivem Gehorsam. Wenn es aber um die eigene Selbstverwirklichung geht, stören die gleichen Bemühungen eines anderen. Zu intolerant sind die meisten nach wie vor und indem sie irgendwie merken, dass sie sich damit auch selbst ausbremsen, setzt sich wieder ihre Sehnsucht nach Zugehörigkeit durch, übernehmen sie bewusst oder unbewusst fragwürdige Werte und Normen.

Damit schließt sich der Teufelskreis: Wer sich nicht unterwirft (z. B. der Mode oder dem Kosumverhalten an sich) bleibt Außenseiter oder gehört zumindest nicht zur ersten Wahl. Diese umschließt alles, was wir oberflächlich wahrnehmen - also das Äußere. Schnelllebigkeit lässt wenig bis gar keinen Raum für Sorgfalt; Ausdauer und Geduld sind auch beim Aufbau von Kontakten nicht mehr gefragt, sondern nur noch Profit.

12.10.2018 13:04 • #23


kritisches_Auge
Ich möchte mich einmal auf die letzten Beiträge beziehen, die Angst, dass einem etwas passiert wenn man allein ist und sich plötzlich nicht mehr helfen kann ist sehr gut nachvollziehbar.

Einige helfen sich damit, dass sie einen Telefonpartner haben mit dem sie täglich wenn auch nur kurz, telefonieren. Telefonieren finde ich in dem Fall besser als WhatsApp, denn die Technik kann auch einmal versagen. Das Gespräch kann ja ganz kurz sein.

Sollte man den Betreffenden einmal nicht erreichen, sollte man eine Adresse haben an die man sich notfalls wenden kann, einen Nachbarn oder sonst jemand.

12.10.2018 13:24 • x 1 #24


Yannick
Zitat von Veritas:
Wieder mal 'n toller Beitrag, den Ich absolut nachvollziehen kann. Wenn Ich gäy wäre, würde Ich dich heiraten. Bei mir war es gaaanz früher auch total anders, da Ich immer viel mit Kollegen zu tun hatte. Soziale Kontakte habe Ich seit einigen Jahren so viele wie ein 100-Jähriger... Aber auch da muss Ich mir an die eigene Nase packen, da Ich nicht soo viel unternommen habe, diesen Zustand zu ändern. Irgendwie überfordert mich das, das Bedürfnis ist auch oft nicht da, alleine habe Ich eh NIE Langeweile (1, 2x im Jahr, wenn überhaupt) und die meisten Menschen sind mir ziemlich fremd, Kontakt über Distanz zu halten, ist auch so eine Sache (früher waren Kollegen und Freunde alle nur ein paar Minuten entfernt)... Ein komischer Zwiespalt ist das manchmal. Mit all den Jahren merkt man aber: Je isolierter man ist und je weniger Kontakte man hat, desto mehr verpasst man vom Leben (auch wenn sich das Manche hier ewig schönreden!) - und man hat nur dieses eine.


Danke, danke!
Mit dem Fast-Heiratsantrag eigentlich gar kein schlechtes Kompliment. Außer, dass ich eben auch eindeutig straight bin.
Allerdings wäre ich vielleicht sogar schon vom Markt, wenn meine naturgegebene Ausrichtung eine andere wäre. Komplimente von Gäy-Männern bezüglich meines Äußeren hab ich gerne vernommen, da diese ja angeblich durchaus sehr auf das Erscheinungsbild eines möglichen Kandidaten achten.

Tja, so muß man also darauf warten, dass man doch mal eine Frau trifft, deren bester Freund gäy ist und der ihr erklärt, was man doch für ein wunderbarer Mann wäre, wenn sie sich mit mir einlassen würde.

Aber nochmal so RICHTIG jemanden kennenzulernen, scheint heutzutage fast so schwer zu sein, wie Raketenwissenschaft oder Relativitätstheorie...
Man muß (immer meiner eigenen Erfahrung nach beurteilt) ständig auf der Hut sein, dass man nicht was falsches sagt, was falsches tut oder auch nur einmal unaufmerksam sein. Die Menschen sind ja oft so empfindlich geworden.
Oder es ist dieser große Markt... Gibt ja genügend Apps, wo man ständig neues Material an Bekanntschaften oder Freunden kennenlernen kann. Der eine macht nicht das, was man möchte? Zack, such ich mir den nächsten im großen Katalog...

Ist ja hier auch schon an vielen Stellen von vielen aufgegriffen worden dieses Thema.
Meist ist ein Freund nützlich, erfüllt einen bestimmten Zweck. Selbst wenn dieser Freund es merkt, redet dieser sich das schön. Und ja, wer kann sich davon schon frei sprechen. Ich sage immer, ich bin gerne bereit, mir auch an die eigene Nase zu fassen - nobody is perfect!

Trotzdem wage ich weiter zu behaupten, ich suche Menschen, die bleiben! Bei denen man sein kann, wie man eben ist, wie das Leben einen geformt und zerdellt hat.
Die berühmte Suchen nach der Nadel im Heuhaufen...

Sobald man mal Vertrauen fasst und das Leben aus seiner Sicht, mit den Ängsten und Enttäuschungen, die nun mal Teil des eigenen Lebens sind, beschreibt, schwingen sich manche auf, weise Ratschläge austeilen zu müssen:
Sei positiv und geh raus in die Welt. - Na toll! Natürlich mache ich das. Und ich möchte auch weiter Menschen kennenlernen. Aber was, wenn die sich nach ner Weile schon nicht mehr melden? Wie lange soll ich denen denn nachlaufen?

Beschreibt man das dann genau so, bekommt man womöglich zu hören, dass es Selbstmitleid sei.... Aha... Wo fängt das denn an? Ich finde, es fängt an, wo man nicht mehr aufsteht, um gegen seinen Zustand anzukämpfen. Solange man immer wieder etwas versucht, ist es kein Selbstmitleid IMHO! Sondern man beschreibt nur seine Trauer und Enttäuschung über das Ergebnis, welches man bekommt, obwohl man doch eigentlich nur genau das Gleiche tut, wie andere auch.

Heute ist zwar die Angst weniger präsent, aber man denkt eben trotzdem viel nach...

Grüße
Yannick

18.10.2018 21:34 • x 1 #25


Yannick
Zitat von aurora33:
Hi @Yannick Obwohl du wohl noch um einiges jünger bist als ich, erkenne ich mich doch in einigem wieder. Oft liebe ich es allein zu sein und fühle mich auch ganz und gar nicht einsam, aber irgendwie scheint es so zu sein das mit dem älter werden auch eine gewisse Angst aufzieht. Vielleicht ist das normal und der Lauf der Zeit? Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass man sich Gedanken darüber macht, was ist wenn es mir nicht gut geht, wer ist dann für mich da? Wenn man jung und fit ist, dann sind solche Gedanken weit weg. Liebe Grüße


Hallo @aurora33 ,

Neulich kam die Angst wieder. Aber diesmal fühlte sie sich nicht so schwer an.
Es ist also immer unterschiedlich, genauso wie unsere Gedanken. Mal erscheint vieles meilenweit weg, mal ist es so nah, so dass es uns erdrückt.

Ich denke auch, dass sich Ängste verändern mit der Zeit. War es hier oder auf einer anderen Seite, wo ich das gelesen habe?
Manches, was uns in jungen Jahren Angst macht, erleben wir viel gelassener mit dem Alter. Umgekehrt kommen neue Ängste und Gedanken hinzu, die wir uns in jungen Jahren nie vorstellen konnten.

Womöglich findet dieser Austausch auch nochmal besonders intensiv statt, was man allgemein als Midlife-Crisis bezeichnet?!
Frauen verlieren allmählich die Fruchtbarkeit. Die biologische Uhr tickt... Fragen kommen auf, falls man keine Kinder hat, ob man da richtig gehandelt hat. Hätte man sich nicht doch einfach mit irgendjemanden einlassen sollen? Oder war es besser, sich bewusst zu entscheiden, dass eben kein Kind kommt, wenn es nie zum Treffen mit einem wirklich passenden Partner gekommen ist.
Nur ein Beispiel, vielleicht aber DAS Beispiel für die Damen... (Hoffe, ich werde jetzt gleich hier nicht gesteinigt. )

Männer bemerken auch irgendwann, dass sich Dinge ändern. Hormonhaushalt ändert sich auch da. Testosteron wird weniger, die Lust nimmt ab. Auch Mann merkt, dass er nicht unsterblich ist. Kinder machen geht vielleicht weiterhin. Aber wie lange kann man Vater werden, ohne dass andere nicht vermuten, ob man nicht doch eher der Opa ist?! Oder sich eben selbst auch so fühlt...

Oft merkt man ja auch lange nicht, wie doch die Zeit vergeht... Man schwelgt in seinen Erinnerungen, entdeckt neues, reist um die Welt, genießt das Leben... Und zack, auf einmal wird dir bewusst, du bist eben keine 22 mehr, sondern 42. :O

Und ich finde, so geht es mir zumindest, man wird auch immer sensibler für Meldungen über Todesfälle. Ich sage einfach mal, die meisten von uns haben doch mindestens einen irgendwo im Bekanntenkreis, den es entweder schon erwischt hat oder zumindest schon gegen irgendwas (meist ja dieser schei. Krebs heutzutage) ankämpfen muss oder musste.

Für mich war dieses Ereignis, wo mir die eigene Sterblichkeit zum ersten Mal vollends bewusst geworden ist, der Tod meiner beiden Eltern innerhalb von nur 5 Jahren.
Seitdem frage ich mich bei vielen Dingen, wo ist der Sinn? Ich gehe jeden Morgen ins Büro, sitze meine Zeit ab - wo ist der Sinn? Warum soll ich hier sitzen, selbst wenn es mal nichts zu tun gibt? Kann ich auch anderswo sitzen...

Und ja, die Angst ist da, was ist, wenn einem selbst was passiert?
Wann wird dieser Moment kommen? Wo werde ich dann sein? Unter den Kollegen? Alleine am Abend zuhause?
Manchmal wie gesagt, macht mir das Angst.
Manchmal sage ich mir auch: Wenn's dich erwischt, dann ist es eben so. Ist allen anderen auch so ergangen. Irgendwann machste den Ar*** zu (wobei eigentlich geht er ja ganz am Ende auf, denn es ist ja nen Muskel ).

Das am Ende irgendwie Beruhigende ist, wie ich finde, es geht nicht nur uns hier so, die in ihrem Leben viel mitmachen müssen. Sondern auch die, bei denen es gefühlt immer gut läuft, müssen irgendwann dran glauben, Angst vorher hin oder hier.

LG
Yannick

18.10.2018 22:15 • #26




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