25.08.2023 19:16 • #81
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26.08.2023 09:44 • x 1 #82
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29.08.2023 20:06 • x 1 #83
Diese Geschichte steht unter der Überschrift: Wie dumm kann ein 57jähriger sein?!?. Manchmal denke ich, ich habe einfach null Peilung. Selbst dann, wenn ich glaube, alles im Griff zu haben, mich auszukennen, halbwegs erfahren zu sein - - - mir ist am Dienstag auf einer Urlaubsreise in die Alpen etwas so Saudämliches passiert ...
Und ich habe leider Lust, die ausführliche Version zu schreiben. Das wird alle, die sich durch meine Zeilen mühen, langweilen. Ich MUSS das ausführlich schreiben, weil ich mir einbilde, es mir selbst zu schulden; der Sache auf den Grund gehen zu müssen; vorrangig deswegen, damit mir so etwas nicht noch mal passiert.
Ich bin gegen 9 Uhr in Benediktbeuren angekommen, dem Ausgangspunkt meiner Tagestour. Falls jemand die Gegend nicht kennt; dort beginnen die Alpen mit ein paar Hügeln und Vorbergen, wenn man von München aus nach Süden fährt. Übrigens eine sehr schöne grüne Landschaft. Ich habe oft darüber nachgedacht, weshalb es mir in den Bergen gefällt und der Kern der Sache ist, glaube ich, dass Gebirge uns aufzeigen, dass die Natur über dem Menschen steht. Oder dass wir jedenfalls nicht über der Natur stehen. Auch der Massentourismus hat bislang nicht den für mich unheimlich wohltuenden Anblick ramponieren können, dass in den Alpen ein anderer Takt schlägt, eine Form des inneren Friedens und der Erdverbundenheit, die uns in unseren Städtebunkern mehr oder minder abhanden gerät. Hebe ich den Blick zu einem Gipfel oder einer höheren Bergflanke, weiß oder ahne ich, was dort oben zu spüren, zu erleben, zu begehen ist, wie frei dort Wind und Wetter wehen, und das ist über die menschlichen Probleme, über die Engstirnigkeit unserer Denkweisen erhaben. Es lindert mein Fernweh, Berge zu sehen und die andere Zone dort oben zu erahnen. Der Kontrast zwischen Natur und Zivilisation ist spürbar, wie auch am Meer; mit dem Unterschied, dass uns das Meer Weite suggeriert, Unendlichkeit; die Berge hingegen zeigen uns Grenzen und Widerstand. Es braucht Anstrengung, Geduld, Demut und auch Mut manchmal, in diese höheren Gefilde aufzusteigen. Vielleicht sollte ich diese Vorrede reduzieren auf: In den Alpen spüre ich die Umgebung, die Kraft der Natur. Und nichts bringt mich schneller in Urlaubsstimmung als das Läuten von Kuhglocken!
Ich steuerte in Benediktbeuern den Supermarkt an, in dem ich das letzte Mal vor drei Jahren im Oktober war, und mir schien es, als würde ich mich an jedes Regal dort erinnern. Ich kaufte ein paar Kleinigkeiten, die Kassiererin wirkte akkurat, nett und zugleich ein wenig abweisend oder am Kontakt zu den Kunden desinteressiert, und das empfand ich als stimmig und in Ordnung. Hingegen war der Parkplatz für die Bergwanderer eine Katastrophe. Man hatte mittlerweile neue Bezahlsäulen aufgestellt anders als früher, an denen nur noch fehlte, dass sie bunt blinkten und vibrierten bei Berührung ... Ich hatte keinen Bock, die 6 Euro Tagesgebühr zu blechen, zumal ich nicht sofort hinter das Zahlungssystem stieg. Also fuhr ich ein Stück zurück in Richtung Ort, parkte vor dem Hotel, das wir damals gebucht hatten. Ich bequatschte tatsächlich die Frau an der Info-Theke, ob ich ausnahmsweise auf dem Hotel-Parkplatz stehen bleiben könnte und hatte Erfolg damit. Im gesamten Ort stellt man sich wegen der Parkplätze sonst ziemlich an; was einerseits verständlich ist, weil sonst die Tagesurlauber alles zustellen; andererseits ist es nahe dran an einer Unverschämtheit, wie gierig die in den letzten Jahrzehnten die Parkgebühren hochschrauben.
Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass ich genug Wasser für mehrere Tage im Supermarkt eingekauft und im Auto hatte. Ich war nur zu bequem, mehrere Flaschen mitzunehmen.
Die Beschreibung meiner Bergwanderung wäre unvollständig, wenn ich hier meine Fassungslosigkeit über mein Fehlverhalten nicht umfassend schildere. Als hätte ich den Verstand verloren. Nur fiel mir das in keiner Stunde des Aufstiegs auf. Das ist das eigentlich Frappierende an der Sache. Ich dachte, ich trinke vorher fast eine ganze Flasche und nehme dann nur noch anderthalb Liter mit. So was kann gut reichen bei drei, vier Stunden, aber nicht bei einer Tagestour und an einem sehr warmen Tag. Im Tal hatte es 25° C, weiter oben kühlte es zwar merklich ab, doch es ging kein Wind und die Sonne brannte unentwegt. Ich hatte natürlich Sonnencreme aufgetragen, war aber wiederum zu bequem, noch welche in meinem Rucksack mitzunehmen. Es musste ja wohl auch so gehen. Ich dachte allen Ernstes, ich laufe da mal eben die 4,5 Stunden hoch und komme doppelt so schnell wieder runter. Nach zwei Dritteln der Strecke ungefähr gibt es die Tutzinger Hütte, die eine ziemlich gute Wirtschaft aufweist, wo ich zur Not ja hätte nachtanken können.
Falls ich das noch nicht erwähnte, ich wollte zum ersten Mal auf die Benediktenwand rauflaufen. Die Berge südlich von Benediktbeuern sind nicht sonderlich hoch; die Benediktenwand allerdings ragt zumindest 1.800 Meter hoch und zeigt zur Nordseite hin eine beeindruckende Felswand oberhalb der Ebene, auf der die Tutzinger Hütte bei ca. 1.300 Metern steht. Die Tour über die Ostflanke ist für erfahrene Bergsteiger ein Klacks, ist nicht anspruchsvoll, auch wenn man hier und da trittsicher sein sollte und der Weg vom Ort unten aus ziemlich lang ist. Man braucht wie angedeutet 4 bis 4,5 h für den Aufstieg.
Interessanterweise schaffte ich es auch in genau dieser ausgeschriebenen Zeit, trotz einiger Pausen; die Frage ist allerdings, WIE ich es schaffte. Bis zu der Hütte war alles kein Problem. Ich schwitzte sehr stark, was für mich nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen ist, und am steilsten Stück, wo der Weg in spannenden Serpentinen den Wald hochgeht, musste ich ein oder zwei Mal verschnaufen.
Aber ich kam relativ locker an dieser Hütte an, so dass ich gleich weiter ging. Und je höher ich stieg, desto dünner kam mir plötzlich die Luft vor. Nun ist das einerseits logisch, denn zum Gipfelanstieg waren es ja noch ca. 500 Höhenmeter; aber ich hätte niemals gedacht, dass ich so schnell so extrem abbauen würde. Liegt vielleicht auch am Alter. Daran, dass ich keine 40 mehr bin, schon lange nicht mehr. Zumal ich kein bisschen akklimatisiert war. Ich dachte, meine Jogging-Kondition wird für diesen Trip schon reichen. Außerdem war ich gar nicht so verbissen darauf, den Gipfel zu erreichen. Ich hatte mir vielmehr ein Zeitlimit gesetzt, dass ich nach 4,5 h auf jeden Fall umkehren würde. Und bis zu diesem Limit, dachte ich, könnte ich ja bummelig weitergehen.
Erst musste ich nur alle paar Minuten kurz verschnaufen. Je weiter es raufging, über einen kleinen Sattel im Osten, wo man dann nach Norden hin einen Blick bis zum Starnberger See und bei gutem Wetter bis nach München gewinnt, und weiter hoch zur Südseite, desto kurzatmiger wurde ich. Eigentlich hatte ich das Gefühl, alle zehn Meter stehen bleiben zu müssen. Spätestens in dem Moment hätte ich begreifen müssen, das ist heute nicht mein Tag. Gib mal besser auf. Aber ich hatte immer noch eine Stunde Zeit bis zur Umkehr und dachte mir nichts dabei, mich sehr langsam weiter zu mühen. Tatsächlich kam ich dann völlig erschlagen und doch stolz oben am Gipfelkreuz an. Machte ein paar Fotos, setzte mich eine Viertelstunde oder so in die Sonne. Oben ging ein bisschen Wind, was mir erholsam schien. Die Aussicht nach allen Seiten: phantastisch. Außerdem waren gar nicht so wenige Wanderer oben am Kreuz, was mir anders als sonst eher angenehm war.
Auf dem Rückweg kam dann die Quittung. Ich hatte übrigens eine Dreiviertelstunde vor dem Gipfel meinen Rucksack abgenommen und im Dickicht am Wegesrand deponiert. Mir eine Wegmarkierung mit Steinen gelegt, an einer Stelle, die ich garantiert wiederfinden würde. So machte ich das schon manches Mal beim Bergsteigen, wieder eine unverzeihliche Bequemlichkeit, die ich bislang aber noch nie bereuen musste. In dem Rucksack war noch einiges an Wasser und eine Brotzeit, wie man im Süden sagt. Außerdem noch ein zweites T-Shirt und ein paar Kleinigkeiten. Dummerweise hatte ich auch beim Absteigen einige Mühe, auch wenn es besser lief als aufwärts.
Und dann kam ich vom Weg ab. Keine Ahnung, wie mir das passieren konnte, jedenfalls war ich zwanzig, dreißig Meter auf eine viel zu steile Alternativstrecke auf ein steiles Geröllfeld geraten. Es war nun nicht so steil, das Gefahr bestand, mehr als zehn oder zwanzig Meter abzurutschen, abzustürzen; aber es reichte aus, um mich nervös zu machen und dass man dort böse auf die Nase fallen konnte.
Das Ding war, dass ich zu platt, zu erschöpft war, um wieder nach oben zu steigen und nach dem richtigen Weg zu suchen. Ich KONNTE das einfach nicht mehr! Aber auch das Abwärtsgehen funktionierte nicht. Es war der helle Wahnsinn.
Ich rutschte mehr, als dass ich ging, setzte mich mehrfach auf den Hosenboden, kroch manchmal auf allen Vieren weiter, schrammte mir ein bisschen meine Hände auf; vor allem, alle paar Meter musste ich nach Luft schnappen und es half fast gar nicht! Durst und Hunger kamen hinzu und ich hatte nichts mehr bei mir. Eigentlich hätte ich mich eine halbe Stunde hinlegen oder hinsetzen müssen, um wieder zu Kräften zu kommen. Was mir in der prallen Sonne aber als wenig ratsam erschien. Also tastete ich mich immer wieder zentimeterweise voran. Rutschte weg, löste Steine aus. Ich kam so gut wie gar nicht voran. Und hatte eine Heidenangst, dass es hinter der nächsten Biegung noch steiler, noch unlösbarer werden würde; dass ich abrutschen und mir was brechen könnte. Ich war längst dehydriert und nicht mehr Herr der Lage. Nach einer halben Stunde war der richtige Weg immer noch nicht auszumachen. Ich schaffte in dieser halben Stunde vielleicht auch gerade mal zwanzig oder dreißig Meter! Das Schlimmste war: nach jedem kleinsten Teilstück musst ich Atem holen, aber ich erholte mich praktisch gar nicht! So was Brutales und Ängstigendes habe ich noch nie am Berg erlebt. Ich weiß nicht wie, aber nach einer Ewigkeit sah ich weit unter mir den Weg. Ob die Strecke bis dahin machbar oder zu steil war, konnte ich nicht erkennen. Und ich war so platt, dass ich mich keinen Meter mehr weitertraute.
Da fingen auf einmal auch noch Muskelkrämpfe an. Ich musste aufstehen, um nicht im Oberschenkel einen fürchterlichen Krampf zu kriegen. Meine Lunge sagte Nein! dazu, aber ich musste stehen, um nicht von den Muskeln her zu kollabieren. Unten am Weg, bestimmt 50 Meter tiefer als meine Position, sah ich einen Wanderer. Ich schämte mich in Grund und Boden, aber ich rief dem Typen zu, dass es mir schlecht ging und ich Hilfe bräuchte.
Kurz gesagt: Irgendwie schaffte und stolperte oder rutschte ich die letzten Meter bis zum Weg hinunter; brauchte dafür wohl weit über fünfzehn Minuten. Der Wanderer und seine Frau gaben mir ein paar Schluck Wasser zu trinken, mehr hatten sie nicht dabei, und ohne das wäre ich vermutlich verreckt. Sie begleiteten mich nach unten zur Hütte und auch dies war dringend notwendig gewesen. Dummerweise war ich durch meine Abkürzung an dem Teilstück vorbeigeirrt, wo mein Rucksack im Gebüsch lag. Das checkte ich erst, als wir schon ein paar Minuten weiter waren und plötzlich wieder der Blick auf die Hütte sich öffnete. Ich brauchte nicht lange, um mir klar zu werden, dass ich auf keinen Fall das Teilstück zum Rucksack noch hinaufgehen würde. Ich war ja froh, wenn ich unten in der Hütte lebend ankam.
Und das Komische an der Sache war: Je tiefer wir kamen, desto besser ging es mir. Es lag zum Teil eben doch an der Luft. Es gibt ja bei Bergsteigern diesen Effekt, dass die Lunge gewissermaßen streiken kann - nur passiert das in der Regel erst ab wirklich großen Höhen, 3.000 Meter oder noch höher. Mir geschah das schon ab 1.500 Metern.
Auf der Hütte blieb ich weit über eine Stunde. Ich trank anderthalb Liter Wasser und gönnte mir einen Kaiserschmarren. Ich war so erschöpft, dass ich trotz meines Hungers die Bissen kaum herunterbekam. Ich musste mich aufs Kauen regelrecht konzentrieren. Nach dem Essen setzte ich mich im Schatten unterhalb der Felswandseite in einen Liegestuhl und wäre beinahe eingeschlafen. Ich könnte noch hundert Details über die Hütte berichten oder wie es mich freute und entspannte, dass die Schatten allmählich länger wurden, und wie sehr ich darüber staunte, wie viele Wanderer auf dieser Almhütte eine Zwischenübernachtung vornahmen. Viele machten daraus ein kleines Familien-Event. In dieser läppischen Höhe. Aber das auszubreiten führt wohl eindeutig zu weit. - Läppisch kam mir diese Hütte deshalb vor, weil ich früher als junger Mann problemlos auf weit höhere Berge gelaufen bin. Ohne jemals in irgendeine ungute Situation zu geraten. Aber ich bin verdammt noch mal kein junger Typ mehr. Das wollte ich wohl nicht einsehen.
Kein Scherz, keine Übertreibung, ich hatte buchstäblich Angst, vom Berg nicht mehr heil runterzukommen. Ich sah mich im Geiste schon die Bergwacht rufen, wenn man denn überhaupt mit dem Handy Empfang hat. Es war in der Tat das Vernünftigste, was ich machen konnte, als ich den Wanderer unter mir um Hilfe bat. Und Gott sei Dank ignorierte er mich nicht. Ich habe mich noch nie im Leben zuvor so verstiegen und so hilflos gefühlt. Also auch körperlich nicht mehr fähig, die Situation zu meistern. Und ich habe mir übrigens meine fast neuen Schuhe beinahe aufgerissen. Und wie angedeutet, den Rucksack aufgegeben. Es war nicht viel drin gewesen, nichts Teures, der Rucksack selbst war schon etwas älter und ohnehin nicht teuer gewesen.
Ich bin später am Nachmittag, es wurde allmählich kühler, die harmloseren Höhenmeter von der Hütte bis ins Tal noch relativ problemlos alleine runtergelaufen. Je weiter unten, desto einfacher ging es. Kurz vor dem Ziel machte ich noch eine Rast an einem schönen Gebirgsbach. Ich probierte ein wenig von dem Wasser und es schmeckte köstlich. Ich badete meine Füße, wusch mich überall und weinte fast vor Glück und Erleichterung, wie gut sich das anfühlte. - Ich kann sagen, dass ich diesen Berg geschafft habe; und er mich ebenso. Das war mein absolutes Waterloo im Gebirge!
Ich werde dieses Gefühl der Hilflosigkeit, des Schreckens darüber, dass ich kurz vorm Abstürzen und Verdursten bzw. vorm Kreislaufversagen war, nicht vergessen. Es lag ganz sicher auch an der ungewohnten Luft in der Höhe. Aber es war meine Leichtsinnigkeit, meine unfassbare Selbstüberschätzung, die mich in die Situation gebracht hatte. Ich werde entweder NIE wieder eine Gipfeltour machen oder aber mich doppelt und dreifach vorsehen und absichern. Zumal sollte man eigentlich niemals alleine gehen oder ohne eine Rückversicherung. Jetzt, zwei Tage danach, kann ich mich kaum noch hineinversetzen in diese Atemlosigkeit und Kraftlosigkeit, die mich dort auf dem Schotterabhang überkam.
Der reine Wahnsinn. Ich habe immer noch einen ziemlichen Muskelkater, vor allem in den Waden, als hätte ich zu lange Trampolinspringen trainiert.
08.09.2023 02:20 • x 1 #84
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20.09.2023 10:02 • #90
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22.09.2023 15:04 • #93
Normalerweise würde ich mich in meinem jetzigen Zustand ritzen. Wäre zumindest in der Gefahr, es zu tun. Keine Ahnung, warum ich davon geheilt oder bewahrt bin. Ich stelle es fest, ich will es nicht tun. Und das ist an sich ja gut. Nur merke ich gerade nicht, dass das eigentlich ein gutes Zeichen ist. Ich habe anders als vor vielleicht einem Jahr oder anderthalb Jahren kein Verlangen danach. Oder ist die Krise noch nciht groß genug? Warum beschäftigt mich das so? Weil ich merke, dass ich mich ein bisschen gesünder verhalte und das aber nicht einhergeht mit dem Gefühl, ich wäre etwas gefasster oder geerdeter als früher. Der seelische Schmerz fühlt sich so oder so unangenehm an. Vielleicht ist meine Erkenntnis, meine Enttäuschung auch bloß deutlicher als sonst, und davon rettet mich der physische Schmerz des Ritzens nicht mehr. - Ich denke ernsthaft, dass es auch Selbstmitleid ist, was mich das damals, genauer im Oktober 2021, hat machen lassen. Das Selbstmitleid zieht aber nicht mehr so, wenn der Verstand, die Vernunft zu deutlich eine Erkenntnis hat oder ich glaube, eine Erkenntnis zu haben.
Ich beschreibe das zu kompliziert.
Im Augenblick sehe ich keinen Ausweg, als mich von meiner Frau zu trennen. Ohnehin hatte ich die zweite Jahreshälfte als Prüfzeitraum genommen, gedacht; wenn es nicht zur Jahreswende besser ist, besser geworden ist, muss ich mich trennen. Hoffentlich blättere ich diese Notiz in zwei, drei Monaten noch mal nach, wenn ich wieder aus stumpfer Gewohnheit alle Zweifel in mir kleinreden werde. Ich meine die Zweifel an dieser Ehe.
Diese Beziehung funktioniert nur dann, wenn ich meine Rolle erfülle, zu allem Ja und Amen sage und unermüdlich meiner Frau entgegengehe. Es ist das alte Problem. Das ich schon immer hatte, in quasi allen Beziehungen/ Bekanntschaften. Alles ist gut, solange ich es dem Anderen recht mache. Sobald ich aber eigene Bedürfnisse anzubringen versuche, ist schnell die Toleranzgrenze des Anderen erreicht.
Ich werde gewissermaßen toleriert, geduldet, hingenommen und sogar ein wenig unterstützt; solange ich nicht zu viel für mich selbst einfordere oder wünsche. Also am besten gar nichts. Das ist jedenfalls der Gedanke.
Das ist das Muster aus meiner Vergangenheit/Kindheit, und ich wiederhole es.
Ich habe Hunger.
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24.09.2023 16:08 • x 1 #95
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06.10.2023 21:09 • x 2 #99
08.10.2023 00:34 • x 2 #100
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