Geht immer so weiter. Montagmorgen, und ich bin extrem sehnsüchtig. Ich setze mal besser einen TRIGGER wegen xpliziter Inhalte ... Ich bin auch selbst schuld.
Trigger
Weil ich total müde bin, gestern Nacht viel zu lange aufgeblieben bin. Warum tat ich das? Weil ich tagsüber zu wenig erlebe. Und was ist diese Sehnsucht überhaupt, wie fühlt sie sich an, was fühlt man dabei? Ich habe schon oft darüber nachgedacht, im Ansatz zumindest. Bin nie weit gekommen. - - -
Es ist ein Berührhunger. Was heißt das? Ich spüre es vor allem an der Vorderseite meines Oberkörpers und auch an den für Umarmung zuständigen Innenseiten meiner Arme. Am stärksten in der Brustgegend, nach innen zu den Lungen ziehend. So ein Gefühl wie: Es würde sich sooo toll anfühlen, sie jetzt zu umarmen, sie an mich zu drücken! Ein Verlustgefühl, sie nicht zu spüren, eine Leere, ein Ziehen. Leere ist eigentlich unzureichend als Begriff.
Ich möchte sie UMFASSEND spüren, im wahrsten Sinne des Wortes. Und das NICHT zu spüren, NICHT zu bekommen, ist ein bisschen wie zu verdursten. Tatsächlich lässt das Sehnen etwas nach, wenn ich etwas trinke oder esse, vor allem: trinken, lauwarmen Früchtetee oder Wasser. Mit Zucker ist das Ganze übrigens überhaupt nicht verbunden, obwohl Zucker manchmal tröstet. Mir geht es immer ein bisschen besser, wenn ich mich selbst streichele, in der weitläufigen Gegend meiner Brust Übertreibung/Schönfärbung, an den Armen, bis hin zu den Oberschenkeln. Aber die Dosis bei Selbstberührung ist höchstens ein Zehntel so groß, fühlt sich immer ein bisschen zu wenig an, gerade gegenüber dem Thrill, sie vollständig zu fühlen. Es betrifft auch den Unterkörper, doch komischerweise wirkt der tatsächlich eher wie etwas Zusätzliches. So schnell ich in ero ti scher Weise angesprochen bin, es ist noch gar nicht der Hauptanteil oder: Dieser Wunsch ist eher noch diffus. Viel konkreter ist die Lust nach Hautkontakt. Und ich vermerke übrigens, dass dabei mein Atem verengt und flach ist. Während mir gleichzeitig ein wenig das Wasser im Mund zusammenläuft.
Die Beigefühle sind Angst - da sind ohne Frage Ähnlichkeiten zu Angst-Reaktionen - und Vorfreude/Euphorie. Allerdings auch Beschämung. Ich schreibe das hier so hin, als wäre keine Scham dabei. In Wahrheit deutlich zu spüren. Und ich deute diese Scham weniger in Bezug auf meine Hintergedanken, obwohl das auch der Fall ist, dass ich mich dafür ein bisschen schäme - die stärkere Scham ist, dass ich mich so bedürftig, wie ich anscheinend bin, als defizitär und zu schwach empfinde. Statt ein starker Mann zu sein, komme ich mir eher wie ein Blatt im Wind vor; jemand, der dem Magnetismus dieser Ebene vollkommen hoffnungslos ausgeliefert ist, auch wenn ich natürlich häufig so tun, als könnte ich mich beherrschen.
Es ist beschämend und peinlich, gerade als Mann, solch starke Bedürfnisse zu haben. Es wird schlagartig ein wenig besser, wenn ich bewusst und tief atme. Wenn ich mir bewusst mache, dass ich NICHT untergehe, es mich nicht verschlingt, es mich nicht auslöscht, wenn ich das nicht bekomme ... Aber eigentlich macht es mich in Wahrheit etwas kirre, dass ich so darauf aus bin. Da gehen im Hinterkopf die Wertungen los: Ein richtiger Mann würde dafür sorgen, dass er nicht ständig unterversorgt ist. Ein richtiger Mann hat nicht schwach zu sein. Ein richtiger Mann hält das locker aus.
Ich bin ein Verlierer, der nichts in seinem Leben hinbekommt, natürlich auch diese Ebene nicht. Wie bedürftig ich bin, und wie wenig Frauen nach dir bedürftig sind! Wahnsinn. Was für ein Gap. Die kommen alle hervorragend ohne dich aus und nur du bist hier SEHNSÜCHTIG. Als wenn alle anderen Menschen, ich meine natürlich Frauen besser ausgestattet und versorgt sind, nur du bist in den roten Zahlen und ziehst die Bilanz nach unten.
Wären alle Menschen du redest tatsächlich die ganze Zeit nur von Frauen, die einzigen Menschen, die dich interessieren so unterversorgt und ohne X wie du, würde die Menschheit in 30 Jahren aussterben.
Etwas, was mich sofort neurotisch beunruhigt: wie unfassbar besser es allen anderen geht, das zumindest ist mein Vorurteil. Die kriegen, was sie wollen. Die holen sich das. Nur ich verhungere eher, als dass ich gut für mich sorge. Damit meine ich den Aspekt: Dass es mir peinlich ist, so unterlegen zu sein. Meine Vorstellung, dass ich einer der unattraktivsten Männer der Welt bin, rührt mehr von dieser Peinlichkeit und Unterlegenheit her als von meinem untauglichen Äußeren; letzteres kommt nur noch obendrauf. Eigentlich fühle ich mich ungeeignet für die körperli che Lie be; bin dummerweise aber darauf aus. Wie ein Ork, der Elben-Dinge tun soll.
Ich unterschlage hier, dass ich natürlich auch die positive und mir sehr gefallende Seite des Verlangens kenne. Dass ich gerne jage, mir von dieser Position aus das Ganze sehr viel Spaß bereitet, wie eine Spielwiese für meine Körperlu st vorkommt. Lande i ch ausnahmsweise mit einer Frau im Bett, mache ich mir eigentlich wenig Sorgen wegen meines Äußeren, ich bin viel zu sehr befasst mit dem Genuss. Aus irgendeinem Grund scheine ich ihr in dem Moment ja zu reichen, auch wenn ich das kaum glauben kann. Ich bin kein Optimist oder Sonnenschein, weit gefehlt; aber die Sache bereitet mir so viel Spaß und gute Gefühle, dass ich z.B. kein bisschen darauf achte, ob mein Bauch vielleicht zu dick ist. Anscheinend genüge ich ja doch, auch wenn ich kein vorzügliches Exemplar bin. Nein, da ist doch ein kleiner Stich jedesmal: Dass sie mir nämlich unfassbar perfekt vorkommt, während ich selbst ihr sicher nicht so erscheine. Diese Unsicherheit ist nicht auszuräumen. Tief durchatmen. Bewusst atmen. Sich selbst ein bisschen an Brust und Armen streicheln. Und ich fühle mich etwas besser. Etwas freier.
Das Ganze hat auch eine nicht geringe Verbitterung zur Folge. Sollte es Gott geben, hätte ich einige Widerworte gegen ihn parat. Ich würde ihm ein paar Dinge erzählen, die ich als Zumutung empfinde. Ich wäre regelrecht enttäuscht, das wäre mein erstes Gefühl, sollte ich der Höheren Macht begegnen. Denn sie hat mich in dieses Dilemma gestoßen. Allmächtig pfuscht sie herum und was immer Menschen durchleiden, es ist ihr herzlich egal. Was ist das für ein Gott? Ich bin total verrückt nach Frauen; sie allerdings kommen sehr gut ohne mich aus. Mich braucht kein Mensch, in Wahrheit. Nicht nur körperlich, auch mental, seelisch, oder wie immer man das meinen soll. Wenn ich von irgendwas überzeugt bin, dann davon, dass die Welt mich nicht braucht. Würde ich fehlen, fehlt nichts. Wäre ich nicht geboren worden, die Menschen meiner Umgebung würden sich nicht schlechter oder einsamer fühlen. Bei der Vorstellung, dass es mit mir zuende geht, möchte ich lieber alleine sein. Als z. B. von meiner Frau mitangucken zu müssen, wie sie sich meinetwegen verrenkt, auch ja präsent und hilfreich sein zu wollen, sein zu müssen. Ich werfe ihr das nicht vor, ich konstatiere das eher selbstmitleidig: spätestens nach einer Woche hätte sie mich ohnehin vergessen, was soll also das Bohai? Ich gönne es ihr, sich schon drei Tage nach meinem Abschied endlich einen vernünftigen Typen zu finden. Die Vorstellung, dass sie ihr Glück findet, nach mir, finde ich gut, ich gönne ihr das. Was das anbelangt, ich war ja noch nie wirklich eifersüchtig. Auch deshalb, weil ich nicht begreife, dass sie ERNSTHAFT an mir hängen könnte.
Als ich meine schönste Nacht mit dieser umwerfend schönen und attraktiven Frau hatte ich meine nicht nur das Äußerliche, doch gerade im Äußerlichen steht sie zwei Evolutionsstufen über mir, hatte ich wirklich das Beigefühl, sie vertut sich gerade mit mir.
Sie hat irgendeinen Schleier in ihrer Wahrnehmung, dass sie das jetzt mit mir macht; und vermutlich fühlte sie selbst ein solches Defizit, dass sie sich mit irgendeinem Unbekannten eingelassen hätte, wenn die Brücke zur ersten Berührung irgendwie geschlagen worden wäre.
Diese Anwandlung von sie verrennt sich gerade war stark beigemischt meinem Empfinden, aber wie gesagt, vor lauter Genuss war das nebensächlich. Ich bin wie ein Typ, der Frauen konsumiert, in einer Weise, dass es nicht mehr feierlich ist. Ich habe das immer noch: Würde sie mich anrufen, ich würde fast alles stehen und liegen lassen, um sie zu sehen. Würde sie mir alles verzeihen oder aus irgendeinem Grund einen Sinneswandel haben, was unseren Konflikt betrifft, und mir zusagen, dass sie von mir Berührungen möchte, würde das zehn Millionen Glückshormone in mir auslösen. Vielleicht auch nicht, ich würde das gar nicht fassen können. Ich habe doch nicht alle Tassen im Schrank. Auch das verstärkt das Beschämende, dass ich mich selbst vergesse, wenn es um dieses Feld geht. Ich habe null Selbstachtung, Würde oder innere Größe. Wie ein Blatt im Wind. Ich schmelze dahin in ihren Händen, so schnell, dass ich mich sehendes Auge auflöse.
Wäre die Liebe ein Tsunami, würde ich ihm 24 h am Tag entgegenfiebern und ihn, sobald er in meiner Sicht erscheint, anbrüllen, mich doch bitte endlich zu überrollen und zu zerschmettern.
Sorry, das muss sich für fremde Augen ziemlich fürchterlich, armselig, gruselig lesen. Vielleicht sind wir Männer auch häufiger so; wenn wir sehr lange Zeit uv sind, rasten wir ein bisschen aus. Ist jegliche Stabilität dahin. Auch Männer haben ihre Tage, allerdings pausenlos und das ganze Jahr über.
Logischerweise denke ich manchmal, zu einer Prof ession ellen zu gehen. Das endlich mal wieder zu spüren, was ich so stark vermisse. Aber da ist sofort dieser Gedanke, dass sie das ja nur zwangsweise mit mir tun würde. Und das reicht meinem beschädigten Selbstbewusstsein nicht.
Das ist ungefähr so, als würdest du endlich gerne mal schwimmen können. Und du bezahlst dann jemanden dafür, dass er/sie dich durchs Wasser zieht; STATT SICH WIRKLICH FREIZUSCHWIMMEN.
Als wenn es im Leben um irgendetwas Anderes ginge, als sich freizuschwimmen. Halbwegs passables Bild. Ende der Geschichte.