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L
Ich weiß nicht, ob irgendjemanden meine Geschichte interessiert, aber ich möchte mich mitteilen - auch auf die Gefahr hin, dass es keiner liest und bald aus dem Fokus der neuesten Artikel verschwindet.

Mein Nickname, Loneman, ist Programm. Ich bin Mitte 30, ledig, hatte noch nie eine längere Beziehung (dazu später mehr) und habe seit Jahrzehnten mit Minderwertigkeitsgefühlen, Depressionen, sozialen Ängsten und Einsamkeit zu kämpfen. Zwar bin ich weder Dro. noch Alk., aber glücklicher deswegen noch lange nicht.

Mein Tagesablauf ist leicht zu merken: Früh aufstehen, zur Arbeit gehen, meinen 4-stündigen 1-Euro-Job erledigen, nach Hause gehen, etwas rumsurfen, etwas essen, dabei etwas fernsehen, wieder hier und da rastlos surfen und u. a. in Blogs lesen, abends vielleicht mal einen Film oder eine aufgenommene Folge einer Serie anschauen, ins Bett gehen.
Jeden 2. Tag und am Wochenende abends kommuniziere ich mit meinem besten Freund, der 200 km weit entfernt von mir wohnt. Die Gespräche sind aber oft belanglos, im Grunde fehlt mir oft die Lust und Energie dazu. Für mich sind sie zu einer Art Routine geworden, es gibt selten Substanzielles.
Dann ist da noch ein Bekannter, den ich schon seit Wochen nicht mehr gesehen habe. Der wohnt zwar nur ca. 20 km weit weg von mir, aber unsere Beziehung ist oberflächlich, es ist für mich keine tiefere Freundschaft. Was uns am meisten verbindet, sind PC und Internet - das wars aber auch schon. Insofern wäre es mir auch ziemlich egal, ob wir uns überhaupt noch mal sehen.

Es gibt Menschen, die als sog. Asexuelle kein Bedürfnis nach sexueller Interaktion mit einer anderen Person haben. Dann gibt es die, die freiwillig auf Sex verzichten. Und eine dritte Gruppe, deren Verzicht darauf unfreiwillig ist - und worunter Menschen ohne Beziehungserfahrung fallen. So wie ich.
Ich lernte zwar vor gut zehn Jahren über das Internet ein Mädchen aus Nürnberg kennen, aber das war eine bis dato einmalige und kurze Geschichte.
Sie war auf ein Newsgroup-Posting von mir aufmerksam geworden, in dem ich schrieb, dass ich keine Tips mehr brauche, sondern Freundschaft. Zu meiner Überraschung meldete sie sich, und es entwickelte sich, nach einer Pause von etwa einem Monat, im Nachhinein ein intensiver Mail-, aber auch telefonischer Kontakt, der in einem mehrtägigen Besuch der jungen Frau im Sommer bei mir gipfelte. Schon im Vorfeld hatte sie mir einen Fotoabzug von sich geschickt, bisher kannte ich nur ihre Stimme. Und ich war hin und weg: Wow, so eine wunderschöne Frau möchte sich mit MIR treffen.
Und so dachte ich die ganze Zeit nur an sie, ich hatte Schmetterlinge im Bauch - ich war verknallt!
Dann kam der Tag, als sie bei mir eintraf. Eine Freundin brachte sie mit dem Auto, wie ich mit einem Blick aus dem Küchenfenster sah. Vor Aufregung und Angst zitterte ich am ganzen Körper und war weich wie Pudding. Und als sie dann oben bei mir ankam, umarmte sie mich ganz spontan, und ich wusste nicht, wie mir geschah.
Bald küssten wir uns, und es war eine sehr schöne Erfahrung, die ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie mit einer Frau machte. Ich wollte schnell mehr und mit ihr schlafen, traute mich dann, ihr diese Frage zu stellen. Was sie genau daraufhin sagte, weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich noch daran, wie sie meine Hand nahm, wir in mein Schlafzimmer gingen und uns auszogen. Sie meinte, dass sie in der Vergangenheit unschöne Erfahrungen gemacht hat, was wohl bedeuten sollte, dass sie gewisse sexuelle Probleme hatte. Nun, wir haben zusammen geschlafen, aber es war nur ein wahrhaft kurzer Moment, und so machte ich mir trotz ihrer Äußerung meine Gedanken, ob es nun doch nicht an meiner Person liegen würde - auch wenn wir uns in der Zeit noch häufig innig küssten, was man ja eigentlich nur macht, wenn man sich sehr gern mag.
Auch wenn ich in dieser Zeit immer noch Depressionen und Angst hatte, so habe ich mich über den Besuch dieses Mädchens sehr gefreut und vermisste sie danach sehr - so wie sie mich auch (nach eigenem Bekunden).
Diese Begegnung war eine Erfahrung, auf die ich trotz aller seelischen Qualen irgendwie gern zurückblicke. Davor gab es zwar auch noch ein Mädchen, das ich in einer Selbsthilfegruppe kennenlernte, aber mit dem hatte ich eher eine platonische Verbindung. Einmal landeten wir zwar bei mir im Bett, aber zum Äußersten ist es dabei nicht gekommen.
Nach jenem für mich großen Ereignis im Sommer 1999 stand ich noch mit Nina (ich nenne sie jetzt mal so) in Mailkontakt - ab und zu chatteten wir auch (wenn auch nicht mehr so oft wegen der hohen Telefongebühren). Ich hatte vorgehabt, sie öfters in Nürnberg zu besuchen und machte dies auf Drängen von ihr auch schon sehr bald (im September). Doch der mehrtägige Besuch endete nicht so, wie ich es mir erhoffte...: Die ersten Tage waren schön, doch dann zog ich mich immer mehr von ihr zurück, und auch sie distanzierte sich von mir. Unser Verhältnis war sehr frostig geworden, und ich weiß immer noch nicht, wie es dazu gekommen ist. Sehr wahrscheinlich, davon bin ich mittlerweile überzeugt, konnte ich ihr nicht genügend bieten. Meine Depressionen, meine Ängste waren stets präsent, und ich hatte dauernd Minderwertigkeitsgefühle, wenn ich irgendwo jemanden sah, der besser aussah als ich und mir Konkurrenz machen könnte, zumal ich aufgrund meiner Problematik keine sozialen Fertigkeiten aufweisen konnte. Das zog mich sehr runter, und es wurde dann wohl unvermeidlich, was sich entwickelte.
Seit meiner Abfahrt hatten wir keinen Kontakt mehr zueinander. Statt dessen schrieb Nina meinem besten Freund, der mich davor besuchte und den ich auch im Netz kennengelernt habe. Da ich ihm von Nürnberg aus schrieb, war seine Adresse noch im Mail-Programm von Nina gespeichert - und sie schrieb ihm nach dem Fiasko, da sie weiß, dass Michael (ich nenne ihn jetzt mal so) ein sehr guter Freund von mir war und sie wohl keinen Mut hatte, mir selbst zu schreiben - oder aus welchem Grund auch immer... Und Michael leitete anfangs die Briefe, die Nina ihm schrieb, an mich weiter - weil ich wissen wollte, was sie über mich geschrieben hat. Da Michael aber nicht mehr den Prellbock darstellen wollte, hatte er sie darum gebeten, das Thema zwischen ihr und mir nicht mehr weiter auszuführen.
Der eigentliche Auslöser dafür, dass sich Nina mir verstärkt zuwandte, war eigentlich eine für mich sehr schlimme Erfahrung in Form einer Ablehnung. Dazu muss ich etwas weiter ausholen:
Über eine Seite für gleichgeschlechtlich lernte ich einen jungen Mann kennen. Die Hoffnung, diesmal einen Menschen gefunden zu haben, mit dem ich zumindest befreundet sein könnte, erfüllte sich auch hier nicht, so dass ich bei dem dritten Wiedersehen in Tränen ausbrach, nachdem er mir mitteilte, sich auf seinem vorangegangen Trip in einen langjährigen Freund verguckt zu haben und schon nach 20 Minuten gegangen war.
Nachdem ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte, nur heulte, meinen Schmerz mit Korn zu betäuben versuchte und nur noch daran dachte, nicht mehr leben zu wollen, fielen mir morgens dann doch die Augen zu. Mein Selbstwertgefühl war im Keller, meine Minderwertigkeitsgefühle dagegen waren ganz oben.

Vor ca. 20 Jahren, weit vor dieser schmerzhaften Erfahrung, hatte ich bei einem Spielfilm über zwei gleichgeschlechtlich (Mein wunderbarer Waschsalon) derartige für mich fremde Gefühle bekommen, dass ich mich ängstigte und in Tränen ausbrach. Tagelang noch konnte ich nicht klar denken, weil ich solche Angst hatte, andersrum zu sein. Dazu kam dann noch, dass ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt meine Mutter im Krankenhaus lag und mein Stiefvater so lieb zu mir war - was selten genug vorkam.
Ich fuhr mit dem Fahrrad zu meiner 7 Jahre älteren Schwester, die zu dem Zeitpunkt schon Christin war, und sprach mit ihr über mein Problem, was mir erst mal gut tat, nachdem ich in meiner Verzweiflung tatsächlich bei der Bravo-Redaktion anrief und mir von einer in dieser Zeitschrift aufgeführten Psychologin bestätigen lassen wollte, dass ich nicht gleichgeschlechtlich sei, diese mir aber nur einen Termin geben wollte.
Eigentlich schämte ich mich erst, ihr von meinen Gefühlen zu erzählen, aber sie meinte, dass ich ihr Bruder bin und immer ihr Bruder bleibe, egal ob ich nun gleichgeschlechtlich wäre. Im Grunde hätte ich ja mit dieser Antwort rechnen können, aber ich war trotzdem unsicher, wie sie sich verhalten würde, da gleichgeschlechtlich ja laut der Bibel eine Sünde ist.
Doch nach einiger Zeit war es mir egal, ob ich nun gleichgeschlechtlich wäre oder nicht. Das einzige, was ich mir wünschte, war, von einem Menschen aufrichtig geliebt zu werden. Und dass ich bisher noch keine längere Beziehung mit einer Frau hatte (mit einem Mann im übrigen auch nicht), heißt ja nicht, dass mich Frauen nicht interessieren würden. Ich weiß seit der Sache mit Nina, dass ich auch Frauen lieben kann, auch wenn mich Männer von ihrem Körperbau und Aussehen sehr anziehen, was meine Minderwertigkeitskomplexe wiederum verstärkt, weil ich allenfalls durchschnittlich aussehe und somit auch vom optischen Gesichtspunkt her weniger Chancen habe als andere. Der ein oder andere wird jetzt den Spruch mit den inneren Werten bringen, aber mal ehrlich: Ich finde diese Phrase Die inneren Werte sind wichtiger ziemlich bescheuert und empfinde sie als nichts weiter als eine Beruhigungs-Tablette. Denn was theoretisch vielleicht Bestand hat, ist praktisch doch völlig anders: Schließlich ist es die Optik, die man zuerst an einem Menschen wahrnimmt und die bestimmt, ob man jemandem sympathisch ist oder nicht. Und wenn die nicht so doll ist, kann man immer noch seine Stimme anziehend finden. Und wirkt die wenigstens etwas anziehend, kann man noch mit Charme und Humor punkten. Was aber, wenn nicht mal das geht, weil man ein psychischer Krüppel ist, der übersät ist mit Selbstzweifeln, Minderwertigkeitskomplexen, Ängsten und daher nur depressiv sein kann?

Als ich letztes Jahr bei einem Gesprächs- und Verhaltenstherapeuten war, der mir quasi von der ARGE aufgezwungen wurde (nicht speziell dieser, sondern ein Psychologe generell), um mich für das Arbeitsleben fit zu machen, meinte dieser, ich würde meine Situation gar nicht ändern wollen. So ein Quatschkopf, kann ich da nur sagen. Wenn ich meinen Zustand so belassen wollte, wie er ist, hätte ich keinerlei Anstrengungen unternommen, daran etwas zu ändern: Ob das nun vor vielen Jahren war, als ich einer Selbsthilfegruppe beitrat, um dort mit Betroffenen in Kontakt zu treten, selbst eine Selbsthilfegruppe initiierte, bei der ich mir schnell als fünftes Rad am Wagen vorkam oder bis vor kurzem Anzeigen aufgab, um mit anderen etwas zu unternehmen oder zumindest in Mailkontakt zu treten: Erfolg hatte ich nie wirklich. Es ist so, als ob es mein Schicksal wäre, für immer einsam zu bleiben und jene Leere zu ertragen, die mich stets begleitet, ohne dass ich daran irgendwas ändern könnte. Schon seit Jahrzehnten habe ich kein Erfolgserlebnis gehabt, keine Bestätigung meiner selbst. Ich weiß, dass es mitunter an meiner nicht vorhandenen Ausstrahlung liegt und dass ich nichts von mir gebe, aber wie soll ich das machen? Wenn ich etwas sage, dann kann ich von nichts anderem erzählen als von meinen Problemen, meiner Einsamkeit, meinen Depressionen, meinen Ängsten, meinen Komplexen. Aber wer bitte will sich das als Fremder schon anhören? Das Problem ist auch, dass ich zu hohe Anforderungen an mich selbst stelle, obwohl ich weiß, dass ich es nicht allen Menschen recht machen kann und da draußen so viele rumlaufen, die von morgens bis abends nur schei. erzählen und damit auch noch erfolgreich sind. Warum habe ich im Vergleich zu denen einen so großen Erwartungsdruck mir gegenüber? Die Antwort kann ich mir selbst geben: Konfliktangst. Das ist eigentlich eines meiner größten Probleme.

Danke für die, die sich meine Geschichte durchgelesen haben. Ich hätte noch viel mehr zu schreiben, weiß aber gar nicht, ob das jemanden interessiert. Deshalb mache ich hier mal einen Punkt.

26.07.2009 19:28 • 09.09.2009 #1


100 Antworten ↓


O
Hallo Loneman73

Dein Beitrag ist sehr wohl von Interesse.

Ich selbst lebe so ein Leben nun schon 20 Jahre länger als du (bin 50),
und dass, ohne kurze schöne Stunden zwischendurch.
Eine wirkliche Lösung habe ich bis heute auch nicht gefunden.

Mein Weg ist nun, meine innere Einstellung und meine Sichtweise auf das Ganze zu verändern.
Ich benutze dazu die Methoden der inneren Achtsamkeit und der Meditation.

Dadurch gewinnt, trotz allem, das Leben wieder an Lebensqualität,
und es verliert sich auch die Angst. Und ohne Angst gibt es auch wieder etwas Hoffnung.

LG, omega

26.07.2009 20:34 • #2


A


Mein Leben auf dem Nullpunkt

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I
Zitat von Loneman73:
etwas essen, dabei etwas fernsehen

Hört sich für viele nebensächlich an (machen es doch nicht wenige Menschen täglich und unbewusst), für mich ist diese Sache aber wichtig. Trenne essen und fernsehgucken, mache aber beides bewusst, vielleicht sogar mit Leidenschaft.

Frauen wollen Leidenschaft, irgend-etwas essen, irgend-etwas fernsehen ist wie... *mirdochegalwiediesersatzendet*

Zitat von Loneman73:
Sie meinte, dass sie in der Vergangenheit unschöne Erfahrungen gemacht hat, was wohl bedeuten sollte, dass sie gewisse sexuelle Probleme hatte.

Sex ohne Trauschein ist von der Bibel auch nicht empfohlen, die christliche Schwester wird das sicher gerne bestätigen. Naja, und, ähm, ich weiss nicht, wie ich das ausdrücken soll, wenn eine Frau mal ungute Erfahrungen mit Männern gemacht hat, dann wird sie wohl nicht besonders Sehnsucht auf einen Mann gehabt haben, der diese Umarmungen und ihre Worte falsch versteht.

Seid vorsichtig, wenn sie euch freundlich kommen.

26.07.2009 20:35 • #3


Schlafkappe
Hallo Loneman,
fang doch erst mal damit an, dein Selbstwertgefühl zu stärken. Mach eine Therapie. Ob du nun gleichgeschlechtlich bist oder bi wirst du vielleicht am ehesten merken, wenn du mit dir erst mal selbst im Klaren bist.
gleichgeschlechtlich sein ist kein Verbrechen, wenn du es bist, steh dazu. Ich habe einen gleichgeschlechtlich Sohn, und er hat den Kopf noch drauf und ich liebe ihn noch genauso wie vorher.

26.07.2009 21:01 • #4


P
Ich gebe Schlafkappe recht:
Du solltest, denke ich, zunächst einmal mit dir selber ins Reine kommen, der Rest kommt dann meistens von ganz alleine.

Denn nur, wer sich selber liebt, der kann auch Andere lieben.

Klingt ausgelutscht, ich weiß, aber so ist es eben.
Wer sich selber liebt, der strahlt das auch nach Außen hin aus und der kann eine Beziehung führen in dem sicheren Gewissen, dass er sie auch verdient hat, dass er der Liebe wert ist.
Wer mit sich selber nicht im Reinen ist, der kann keine funktionierende Beziehung führen, weil er ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Wieso denkst du denn, dass du versagt hast bei der flüchtigen Bekanntschaft?
Es gibt eben Menschen, die passen zueinander, und welche, die passen nicht zueinander.
Manchmal muss man viele Frösche küssen, bis mal ein Prinz dabei ist
Wenn aus einer Beziehung keine dauerhafte Beziehung wird, ist das niemals die Schuld von nur einem!
Auch bei einer Trennung sind nahezu immer Beide Schuld.
Wenn es nicht klappt, dann ist das nicht deine Schuld, dann ist das eben so auch ihre Schuld.
Von Versagen kann man aber eigentlich nicht wirklich sprechen -nicht jeder Deckel passt auf jeden Topf.
Das sollte einen aber nicht davon abhalten, weiter nach einem passenden Deckel zu suchen.

Ein Partner, der mit sich selber nicht zufrieden ist, ist eine große Belastung für eine Beziehung -das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Keine Frau hält sowas lange aus.

Du schreibst auch von Freundschaften, die dir nichts geben, die für dich nur reine Routine sind. Wieso ist das so?
Es gibt nicht immer tiefsinnige Themen zu besprechen, manchmal redet man eben einfach über Belangloses.
Das heißt dann nicht gleich, dass die Freundschaft oberflächlich sein muss.

Alles Gute,
Pilongo

26.07.2009 21:52 • #5


Blurid
Hallo!

Auch ich bin so einer, der viele Ängste und Minderwertigkeitsprobleme mit sich rum schleppt. Die Situation von Loneman kann ich sehr gut nachvollziehen und in vielen Schilderungen geht es mir ähnlich.
Leider bin ich auch grad wieder in einer depressiven Phase und zu lesen, dass Loneman und omegaman diese Probleme schon seit über 20 Jahren haben, stellt für mich in Frage, ob es überhaupt eine Aussicht auf ne Art Heilung gibt!?
Ich mache diese schei. ebenfalls schon über ein Jahrzehnt mit. Habe mehrere Therapien (VT) gemacht, psychosomatische Klinikaufenthalte gehabt, versch. Medikamente versucht... Doch hat es wirklich viel gebracht? - Ich beschreibe mein Leben immernoch oft mit dem Wort Hölle!
Doch ich hab noch nicht aufgegeben und mache momentan eine tiefenpsychologische Therapie, bei welcher ich ein ganz gutes Gefühl habe. Doch kann ich davon erwarten, endlich besser mit mir und meinem Leben klar zu kommen?

Drum nochmal meine Frage:Sind solche tief verwurzelten Gefühle überhaupt aufzulösen?

Ich kenne einige Leute, die solche psychischen Probleme schon ein halbes Leben mit sich rumtragen.
Aber ich will das nicht - ich will endlich unbeschwert leben!

?

27.07.2009 12:54 • #6


L
Hallo zusammen,

danke erst mal für eure Antworten, zu denen ich mich im Einzelnen äußern möchte.

@omegaman:
Ja, ich habe schon einiges über dich gelesen und kenne auch dein Alter. Hast du dich gewissermaßen mit deiner Situation arrangiert?

Klar, die innere Einstellung ist am wichtigsten, aber wenn positives Denken genügen würde, um zumindest einigermaßen zufrieden sein, dann wäre ich es. Ich habe schon vor zig Jahren einiges versucht: Autogenes Training, subliminale Botschaften, Hypnose etc.

@ixmugl:
Ja, sicher ist essen und fernsehen für viele wichtig. Aber wenn das ganze Leben mehr oder weniger neben Internet nur daraus besteht, ist das doch ziemlich wenig und frustrierend.

Es stimmt, dass Sex vor der Ehe nach christlichem Glauben nicht empfohlen wird, das weiß ich auch.

@Schlafkappe:
Ich habe schon zig Therapien hinter mir, darunter zwei stationäre. Sie brachten mir im Endeffekt nichts.
Ich weiß, dass ich bi bin, und ich schrieb ja, dass es mir zwischenzeitlich egal ist, was ich bin - DAS ist also nicht das Problem, das mich belastet.

@Pilongo:
Tja, wie komme ich mit mir ins Reine? Ich weiß, dass ich nicht doof bin, ich weiß aber auch, dass ich ruhig Müll reden darf (wie viele tun das tagtäglich, ohne sich den Kopf zu zerbrechen, was sie sagen?), nur MACHE ich es nicht.
Wie merkt man eigentlich, ob man sich selbst liebt oder nicht? Hasse ich mich, weil ich unzufrieden bin mit meiner Situation? Ich finde mich, meinen Charakter und meine Einstellung in Ordnung - nur nicht meine Depressionen, Ängste und Einsamkeit. Wäre es so einfach, würde ich auf einen Knopf drücken, um eine positive Ausstrahlung zu erreichen, aber so einfach ist das nicht. Ich glaube, dass man sich die hart erarbeiten muss - mit ein bisschen Lächeln ist es wohl nicht getan, um auf Dauer auf andere anziehend zu wirken.

Hm, ob ich versagt habe bei der flüchtigen Bekanntschaft, weiß ich nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihr nicht genügend bieten konnte als Mann, und das hat wiederum mit meinen Ängsten und Depressionen zu tun.
Wenn wir nicht zueinander gepasst hätten, warum hat sie mich dann noch mal zu sich nach Hause eingeladen? Ich meine, das Optische kann es nicht gewesen sein, denn davon hat sie sich ja genügend Enidruck verschaffen können, als sie bei mir war.

Nun, der erwähnte Bekannte (übrigens gleichgeschlechtlich) ist eine 08/15-Freundschaft. Mir fällt jetzt gerade kein besserer Begriff ein, aber ich erwarte von einer richtigen Freundschaft mehr als Diskussionen über Hardware, Internet oder Hartz IV. Für mich ist ein richtiger Freund jemand, der sich um einen sorgt, nach dem Befinden fragt, mit dem man öfters mal was unternimmt. Wir waren vor vielen Jahren mal im Fortfun und hier und da, aber mittlerweile hat er so viele Bekannte, dass er die offenbar bevorzugt.

27.07.2009 12:57 • #7


L
Leider kann man hier keine Beiträge editieren, deshalb hier ein Nachtrag:

Ist es möglich, dass ich evtl. unter dem Asperger-Syndrom leide? In Wikipedia heißt es dazu u. a.:

Asperger-Syndrom

Schon 1926 beschrieb Grunja Jefimowna Sucharewa in Russland die Schizoide Psychopathie, deren Erscheinungsbild in vielen Besonderheiten mit dem Asperger-Syndrom übereinstimmte. 1944 veröffentlichte Hans Asperger die erste Beschreibung des später nach ihm benannten Asperger-Syndroms.

Diagnosekriterien

Das Asperger-Syndrom (AS) gilt als leichte Form des Autismus und manifestiert sich ab ca. dem dritten bis fünften Lebensjahr. Zur Diagnose werden meist die folgenden Kriterien nach Gillberg Gillberg (1989) verwendet:

Soziale Beeinträchtigung

(mindestens zwei der folgenden Merkmale):

1. Unfähigkeit, mit Gleichaltrigen zu interagieren
2. mangelnder Wunsch, mit Gleichaltrigen zu interagieren
3. mangelndes Verständnis für soziale Signale
4. sozial und emotional unangemessenes Verhalten

Eingegrenzte Interessen

(mindestens eines der folgenden Merkmale):

1. Ausschluss anderer Aktivitäten
2. repetitives Befolgen der Aktivität
3. mehr Routine als Bedeutung

Repetitive Routinen

(mindestens eines der folgenden Merkmale):

1. für sich selbst, in Bezug auf bestimmte Lebensaspekte
2. für andere

Rede- und Sprachbesonderheiten

(mindestens drei der folgenden Merkmale):

1. verzögerte Entwicklung
2. (oberflächlich gesehen) perfekter sprachlicher Ausdruck
3. formelle, pedantische Sprache
4. seltsame Prosodie, eigenartige Stimmmerkmale
5. beeinträchtigtes Verständnis einschließlich Fehlinterpretationen von wörtlichen/implizierten Bedeutungen

Nonverbale Kommunikationsprobleme

(mindestens zwei der folgenden Merkmale):

1. begrenzter Blickkontakt
2. begrenzte Gestik
3. unbeholfene oder linkische Körpersprache
4. begrenzte Mimik
5. unangemessener Ausdruck
6. eigenartig starrer Blick

Einige Punkte treffen auf mich zu, bei anderen bin ich mir nicht sicher, weil ich die Aussage nicht ganz verstehe. Wie kann ich am besten rausfinden, ob ich unter dieser Form von Autismus leide?

27.07.2009 13:05 • #8


L
Hallo Blurid,

ich habe mit Interesse deinen Bericht gelesen, in dem du deine Situation auf der Arbeit beschrieben hast und die ich absolut nachvollziehen kann. Wie geht es dir jetzt damit?

Wenn ich andere lachen oder gar Paare Hand in Hand oder ganz nah beieinander sehe (gut, das kommt nicht so oft vor, da ich außer zur Arbeit kaum nach draußen gehe bzw. das vielleicht mal im Fernsehen sehe), werde ich traurig.

Zu denken, wie du wohl wirkst, was die anderen über dich denken, das ist typisch für einen Sozialphobiker. Wir sind so sehr mit uns beschäftigt, dass wir uns ständig kontrollieren und jedes Wort auf die Waagschale legen. Das erzeugt dann einen entsprechenden Druck, der dann noch größer wird, wenn die Reaktionen der Umwelt nicht positiv sind aufgrund unserer Unsicherheit. Ich habe mir eine gewisse LMAA-Einstellung angewöhnt - das heißt jetzt nun nicht, dass ich ständig mit dem Stinkefinger durch die Gegend laufe, sondern mir vielmehr sage: Solange du niemandem in irgendeiner Weise schadest, kannst du machen und sagen, was du willst. Diese Denkweise solltest du dir auch angewöhnen.
Jedem kannst du es ohnehin nicht recht machen, das ist unmöglich.

Die Angst vor den ständigen Begegnungen kann ich ebenfalls gut verstehen. Nicht so sein wie die anderen - ja, davon kann ich ein Liedchen trällern. Ich komm mir so vor wie ein Außerirdischer.

Dass du bei deinen Kollegen als Depperle gilst, glaube ich jetzt nicht. Auszuschließen ist das natürlich nicht, denn es kommt ganz darauf an, wie du dich gibst, ob du dich aufgrund deiner Problematik unterwirfst, leise sprichst, wegen deiner Unsicherheit öfters Fehler machst, dich nicht traust, nachzufragen. Das hatte ich auch schon alles.
Ja, Angst macht dumm. Man macht Dinge, bei denen man sich kurze Zeit später fragt, warum man die gemacht hat. Aber wie viele Dummheiten machen angstfreie Menschen? Also: So what? Womit ich wieder bei der oben angesprochenen LMAA-Einstellung bin. Mach dich nicht abhängig von anderen, sondern gehe deinen Weg.

Was machst du eigentlich in der Pause? Sitzt du da mit deinen Kollegen zusammen?

Grüße

Loneman

27.07.2009 13:26 • #9


P
Hallo!
Dazu solltest Du einen Fachmann befragen. (Psychologe)

Ich glaube, Dir mangelt es sehr an Selbstliebe. Bitte suche nicht an Krankheiten sondern suche Dich.
Du bist wie Du bist ok. Hindernisse können sehr viel positives haben. Also hadere nicht mit Deinem Schicksal, sondern packe es positiv an.
Alles Gute dabei

27.07.2009 13:32 • #10


L
Hallo pax,

nee, lass mal, ich war schon bei so vielen Psychologen... Wenn ich demnächst wieder zu einem gehen sollte/würde/könnte, dann würde ich dort meinen Kopftic behandeln, der sich immer dann bemerkbar macht, wenn ich mich beim Trinken z. B. beobachtet fühle.

Ich finde mich übrigens im Vergleich zu vielen anderen absolut ok. Im Vergleich zu vielen anderen habe ich aber leider viel mehr Komplexe.

Grüße

Loneman

27.07.2009 13:37 • #11


P
Zitat:
dann würde ich dort meinen Kopftic behandeln, der sich immer dann bemerkbar macht, wenn ich mich beim Trinken z. B. beobachtet fühle.

Trinkst Du viel?

Lass Du mal, das mit dem Asperger war Deine Idee.

27.07.2009 13:45 • #12


L
Zitat von pax:
Trinkst Du viel?

Wenn ja, wofür ist das relevant?

Zitat:
Lass Du mal, das mit dem Asperger war Deine Idee.

Du meinst, ich soll deswegen zu einem Psychologen?

27.07.2009 14:06 • #13


P
Zitat:
Wenn ja, wofür ist das relevant?

Na, das verändert schon die Lebenslage oder?

27.07.2009 14:08 • #14


L
Zitat von pax:
Na, das verändert schon die Lebenslage oder?

Ich glaube, du hast mich missverstanden. Als ich von trinken geschrieben habe, meinte ich keinen Alk., sondern jede Flüssigkeit. Warum sollte ich auch nur beim Trinken von Alk einen Kopftic bekommen?

27.07.2009 14:18 • #15


P
Zitat:
Warum sollte ich auch nur beim Trinken von Alk einen Kopftic bekommen?

Na, manche Menschen bekommen durch Alk noch mehr.

27.07.2009 14:36 • #16


O
Hallo

Der Dialog ist stellenweise schon etwas unklar.

Der Begriff Trinken wird umgangssprachlich sehr häufig für Alk. verwendet.

Asperger Authismus wurde übrigens bei mir im Jahre 2001 einmal als Erstdiagnose erstellt.
Diese Diagnose wurde jedoch dann sehr schnell wieder aufgehoben.

Es ist aber ein grosser Unterschied (für die Therapie und Behandlung), ob man nur Symptome von Asperger Authismus hat, oder ob man wirklich an dieser Krankheit erkrankt ist. Daher ist eine solche Untersuchung/Feststellung durchaus sehr wichtig.

LG, omega

27.07.2009 15:23 • #17

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Hallo omegaman,

wenn ich Alk. gemeint hätte, dann hätte ich das auch klar und deutlich erwähnt. Im Übrigen wüsste ich nicht, warum jemand einen Kopftic bekommen würde, nur wenn er Alk. trinkt. Das ist doch unlogisch.

Wegen dem Asperger-Syndrom werde ich demnächst mal meine Neurologin fragen.

Grüße

Loneman

27.07.2009 16:43 • #18


O
Hallo Loneman73

Wie ich ja schon geschrieben habe, der Begriff Trinken wird meist für Alk. angewendet.
Inwieweit das in diesem Fall logisch oder unlogisch ist, kann ich nicht sagen, da mir die genaue Definition von Kopftic nicht bekannt ist.


PS:
Für die Erkennung von Asperger Authismus gibt es Tests, auch im Internet sind welche zu finden.

LG, omega

27.07.2009 18:40 • #19


B
Sich selbst der Wahrheit stellen, soll der schwierigste Teil sein. Vielleicht gibt es da noch ein paar Dinge?

27.07.2009 19:35 • #20


A


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