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Abend.


Auch ich war, mit kleinen Ausnahmen, immer schon alleine. Die letzte dieser Phasen ist nun 10 Jahre her. Seit einigen Jahren habe ich zwar einen festen Beruf, bin dort aber altersbedingt jenseits jeder möglichen Freundschaft: meine Kollegen sind zwischen 40 und 60, ich dagegen bin 26. Jüngere gibt es in der gesamten Abteilung nicht.

Die Einsamkeit macht mich von Tag zu Tag verrückter. Führe Selbstgespräche mit meinem Gewissen, versinke in Träumereien und Ängsten. Es ist jetzt nicht so, das es absolut keine Versuche mehr geben würde. Dieses Jahr z.B. war ich auf einer Gruppenreise. Und ging mit in Bars und trank Alk.. Dabei hasse ich beides. Aber es mag einfach nicht mehr gelingen. Selbst hier im Internet sind mir seit Jahren schon irgendwelche Beziehungen nicht mehr geglückt. Vermutlich waren ein Jahrzehnt doch zu viel.

Dabei hasse ich das Leben nicht. Die Arbeit gefällt mir, habe Hobbys und Geld, pflege mich ordentlich. Natürlich hat mein Leben auch ordentlich Macken und könnte mehr sein, als jetzt ist. Aber wer macht schon das beste aus sich? Und dennoch haben die meisten der anderen doch genügend Gesellschaft um sich herum.

Obwohl es so einiges gutes in diesem Leben gibt, macht das alles ohne andere, mit denen man es teilen könnte, einfach keinen richtigen Spaß. In solchen Momenten fühle ich mich dann einfach furchtbar. Und das sich an dieser Situation etwas ändert, daran glaube ich zunehmend weniger.


Gruß, Neal

23.09.2010 22:03 • 26.09.2010 #1


7 Antworten ↓


V
Neal, ... wir denken alles muss so sein, wie wir das bei den Anderen sehen, erleben, aber der Schein trügt sehr oft.

Es ist manchmal auch besser sich allein einsam zu fühlen als in anstrengenden Beziehungen zu verzweifeln. Diese Leute wünschen sich dann nämlich sehnlichst den Absprung zu schaffen.

Wenn wir umdenken wollen, heißt es dann nicht wir wären allein,
sondern: wir warten einfach auf die richtigen Leute! ; )

23.09.2010 23:08 • #2


A


Kein Glück

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P
Herzlich Willkommen im Forum Neal!

Zitat:
Dieses Jahr z.B. war ich auf einer Gruppenreise. Und ging mit in Bars und trank Alk.. Dabei hasse ich beides.

Das klingt so als wärst du auf die Reise gegangen mit der festen Vorstellung im Hinterkopf danach um 5 Freunde reicher wieder nach Hause zu kommen. Dass das nicht geklappt hat wundert mich nicht. Zum einen ist eine einzige Woche zu wenig um Andere gut genug kennen zu lernen damit sie als Freunde zählen, zum Anderen spürt dein Gegenüber gewiss deine Verzweiflung, und Verzweiflung sorgt selten dafür dass Andere sich zu dir hinwenden, im Gegenteil: Die Meisten schreckt sie eher ab.
Auch spüren Andere dass du dich verstellst, ganz sicher. Jemand der zum Trinken mitgeht obwohl es ihm nicht gefällt der ist oft steif und wirkt seltsam. Ich hab zwei Freundinnen die Beide eigentlich keinen Alk. trinken, zum Anfang des Semesters aber trotzdem mitwollten um eben nicht alleine zu sein. Als ich die mal darauf ansprach ob sie die Gruppe nicht mögen oder sich nicht wohl fühlen weil sie stets so verklemmt wirkten haben sie mir ganz peinlich berührt gestanden dass sie eigentlich nichts trinken und nur mitkamen um nicht allein zu sein. Aber genau durch die Verklemmtheit erschienen sie allen Anderen unnahbar und komisch. Das End vom Lied: Jetzt machen wir halt immer mal wieder nen DVD-Abend, gehen gemeinsam ins Kino, oder zu dritt was Essen. Und seitdem sie sich nicht mehr zu verbiegen versuchen um Anderen zu gefallen macht das gemeinsame Weggehen auch wieder mehr Spaß.

Auch hast du die Reise im Grunde wohl unternommen um deiner Einsamkeit zu entfliehen. Ich hab fest gestellt dass man viel eher Anschluss findet wenn man nicht mit der Motivation sich selber glücklich zu machen sondern mit der Motivation Andere glücklich zu machen an die Sache heran geht. Das sorgt schon nach kurzer Zeit dafür dass sich eine gewisse Offenheit Anderen gegenüber und ein enormes Glücksgefühl einstellt. Und wenn's nur ist dass man einem Renter hilft den Fahrkartenautomaten zu bedienen oder einer Nachbarin ein Stück weit die Einkaufstüten trägt oder freiwillig noch 2 Stunden in der Uni bleibt damit die Freundin nicht allein in der Bibliothek hocken muss. Solche kleinen Gesten machen Andere glücklich, und dadurch irgendwie auch einen selbst. Und man wird bekannt und nicht mehr so oft übersehen
Mit einer Mitstudentin hab ich mal eine gute Tat am Tag gespielt, eine Woche lang. Neue Freunde hab ich in der einen Woche zwar nicht kennen gelernt, dafür aber vielen lieben Menschen geholfen. Und das ließ uns Beide mit einem den ganzen Tag andauernden Hochgefühl zurück, obwohl wir im Grunde bloß um eine Erfahrung reicher waren, sonst um nichts. Das mag abgedroschen klingen, aber aus dem selben Grund wird einsamen Menschen von Therapeuten oft die ehrenamtliche Tätigkeit empfohlen. Das Gefühl etwas Gutes getan zu haben, etwas verändert zu haben, wichtig und liebenswert zu sein, das tut vielen Menschen gut, und erst recht denen die sich einsam fühlen. Oft hilft es auch schon sich kleine Tagesaufgaben zu stellen. Öfter mal Blickkontakt aufbauen, einfach mal so Jemanden ansprechen, Smalltalk üben, einem Menschen helfen den man gar nicht kennt, sich täglich etwas notieren wasbesser als erwartet war, worüber man dankbar sein kann, worüber man sich heute gefreut hat - die Liste könnte man noch ewig weiter fortsetzen. Es sind scheinbar kleine Dinge, ja. Aber über Dauer angewandt kann das helfen die Gedanken weg von der Einsamkeit und dem Elend des Lebens hin zu einer positiveren Weltanschauung zu bewegen.

Du schreibst du hast Hobbies. Was sind das denn für Hobbies?
Hobbies die man gemeinsam mit Anderen pflegt, oder Hobbies die du alleine machst?
Ich war selber lange Zeit einsamer Außenseiter, und durch gemeinsame Aktivitäten in Arbeitskreisen nach der Schule hab ich trotz meiner eher schüchternen Art sehr rasch Anschluss gefunden. Meiner Meinung nach geht nichts über wöchentliche Treffen, gemeinsame Aktivität unter einem gemeinsamen Ziel. Das schweißt enorm zusammen. Und wenn man bloß nach dem Sport sich gemeinsam über den strengen Lehrer auslässt oder sich überlegen muss wer diese Woche gemeinsam für's Schülercafe einkauft. Wenn man was zusammen macht kommt man meiner Meinung nach gar nicht umhin irgendwie Anschluss zu finden.

Vielleicht hast du in den letzten 10 einsamen Jahren verlernt richtig mit Anderen zu reden, Kontakte zu knüpfen, Beziehungen zu pflegen. Dann ist dein Hierherkommen schon mal ein guter und wichtiger erster Schritt hinaus aus der Einsamkeit.

Zitat:
Und das sich an dieser Situation etwas ändert, daran glaube ich zunehmend weniger.

Da hast du Recht. Denn von sich aus ändert sich im Leben so gut wie nie was damit es einem besser geht. Veränderung muss man selber herbei führen, wenn man sie will. Oder sich so mit einem Zustand abfinden dass man ihn hinnehmen und trotzdem glücklich sein kann.


Liebe Grüße und viel Spaß im Forum,
Bianca

24.09.2010 11:07 • #3


N
Zitat von vent:
Wenn wir umdenken wollen, heißt es dann nicht wir wären allein,
sondern: wir warten einfach auf die richtigen Leute! ; )

Was wären denn die richtigen Menschen? Leute, die meine Ansichten teilen, bzw. zumindest respektieren? Oder jemanden, auf den ich mich voll verlassen kann? Sicherlich kann einem eine schlechte Beziehung mehr Schaden als Nutzen einbringen. Aber es ist doch auch kein Glück, wenn man deswegen sein Leben lang nur auf den richtigen wartet.

Zitat von Pilongo:
Das klingt so als wärst du auf die Reise gegangen mit der festen Vorstellung im Hinterkopf danach um 5 Freunde reicher wieder nach Hause zu kommen.

Der Schein trügt: ich reise wirklich gerne. Längere allerdings nur per Gruppenreise, da ich es nicht mag, alleine in einem fremden Land Wochen zu verbringen. Unter bekannten Menschen herrscht da eine gewisse Sicherheit. Tatsächlich aber auch, weil man dann zumindest diese Zeit nicht allein sein muss. Wir haben ja nicht nur getrunken, sondern gekocht, gequatscht, sind durch die Städte gelaufen und all dieses Zeug. In solchen Momenten spüre ich meine leere Wohnung erst richtig. Das man sich dabei allerdings niemals verstellen sollte stimmt absolut. Ich bemerke selbst immer wieder, wie die Menschen (intuitiv) auf Abstand gehen. Man möchte halt einfach nicht als Außenseiter dastehen.

Zitat von Pilongo:
Ich hab fest gestellt dass man viel eher Anschluss findet wenn man nicht mit der Motivation sich selber glücklich zu machen sondern mit der Motivation Andere glücklich zu machen an die Sache heran geht.

Hier muss ich passen.
Es ist mir noch nie gelungen, einen anderen glücklich zu machen. Dafür ist mein Verhalten zu unsicher, es geschehen Missgeschicke und am Ende resultiert das Gegenteil. Solange ich mir etwas selbst gönnen möchte klappt das zumeist auch. Aber lass es mal den Wunsch eines anderen sein. Ich verheddere mich dann so in dem Bemühen, es ihm recht zu machen, das es nicht gelingen mag.

Zitat von Pilongo:
Hobbies die man gemeinsam mit Anderen pflegt, oder Hobbies die du alleine machst?

Kann man nicht jedes Hobby gemeinschaftlich pflegen?
Gerade das Reisen, aber auch Filme gucke ich gerne, spiele Computerspiele und höre Musik. Meine Vorlieben sind keine, die man im dunklen Keller ausleben muss. Da mangelt es dann allerdings am passenden Gegenüber. Wie gesagt - meine täglichen Mitmenschen interessieren sich für ihre Rente, Rolling Stones und Fußball. Und auf der Straße, praktisch aus dem nichts, werde ich keine Freunde finden. So bleibt ja einem nur das Netz oder der Zufall noch. Es liegt natürlich nicht nur an den anderen. Ich bin einfach auch etwas sonderbar, baue zu viel Mist und kann nur mich selbst glücklich machen. Das alles zusammen macht die Situation so schwer.

24.09.2010 22:06 • #4


V
Zitat:
Sicherlich kann einem eine schlechte Beziehung mehr Schaden als Nutzen einbringen. Aber es ist doch auch kein Glück, wenn man deswegen sein Leben lang nur auf den richtigen wartet.

Es kommt doch darauf an, was man unter 'richtig' versteht. Wenn all die, die einem in der (auch zwischenmenschlichen) Beziehung mehr 'Nutzen als Schaden' bringen als 'richtig' zu bezeichnen sind, warum sollte es ein Unglück sein auf sie zu warten? Begegnungen kann man nicht erzwingen.

Zitat:
Wir haben ja nicht nur getrunken, sondern gekocht, gequatscht, sind durch die Städte gelaufen und all dieses Zeug. In solchen Momenten spüre ich meine leere Wohnung erst richtig.

Man hat doch auch in der Heimatstadt die Möglichkeit an Gruppen von Menschen zu treffen und mit ihnen etwas zu unternehmen.

Aber vielleicht spürst du, dass Geselligkeit nicht alles ist. Trotz all der Freiheitstheorien ist ein junger Mensch von Natur aus darauf vorprogrammiert, seine ursprüngliche Familie zu verlassen und eine eigene zu gründen.

Zitat:
Es ist mir noch nie gelungen, einen anderen glücklich zu machen. Dafür ist mein Verhalten zu unsicher, es geschehen Missgeschicke und am Ende resultiert das Gegenteil.

Das klingt unlogisch... Unsere Mißgeschicke - aus welchem Grund sollten deshalb Andere unglücklich sein? Unglücklich darüber sind wir selbst, weil wir uns Normen setzen. Das ist ein narzisstisches Spielchen, mehr nicht. Auch einem Anderen zu gefallen und für ihn da zu sein sind zwei verschiedene Paar Stiefel.

25.09.2010 09:05 • #5


A
da fällt mir ein gutes Buch ein

Das Power Prinzip von Anthony Robbins

Wenn du aus dem Rhein-Main kommst meld dich bei mir.

25.09.2010 09:32 • #6


N
Zitat von vent:
Man hat doch auch in der Heimatstadt die Möglichkeit an Gruppen von Menschen zu treffen und mit ihnen etwas zu unternehmen.

Das ist einfacher gesagt als getan. Mein Umfeld besteht nicht aus gleichaltrigen, und wie man diese finden kann ist mir schleierhaft. Bin eben nicht der Typ Mensch, welcher einfach so Freunde findet. Da dachte ich dann an etwas wie ein Verein oder so. Bislang allerdings noch ohne Erfolg.

Zitat von vent:
Trotz all der Freiheitstheorien ist ein junger Mensch von Natur aus darauf vorprogrammiert, seine ursprüngliche Familie zu verlassen und eine eigene zu gründen.

Ersteres ist passiert, ich wohne bereits alleine.
Das andere geschieht hoffentlich irgendwann einmal auch noch.

Zitat von vent:
Das klingt unlogisch... Unsere Mißgeschicke - aus welchem Grund sollten deshalb Andere unglücklich sein?

Wenn es etwas war, worum sie mich gebeten haben, oder ich zumindest ihre Erwartungen enttäuschte. Das ist doch dann eher Unsicherheit statt Narzissmus. Ich liebe mich nicht in diesem Sinne, sondern bin zu sehr bemüht, es den anderen recht zu machen.

Zitat von arthus:
Wenn du aus dem Rhein-Main kommst meld dich bei mir.

Danke für den Buchtipp. Allerdings bin ich etwas südlicher angesiedelt - am schönen Neckar.

25.09.2010 19:54 • #7


V
Zitat von Neal:
Da dachte ich dann an etwas wie ein Verein oder so. Bislang allerdings noch ohne Erfolg.

Ja, versuche es mit Sport - in Sportvereinen oder im Fitnessstudium findet man auf jeden Fall gute Stimmung und nette, faire Menschen.

Zitat:
Zitat von vent:
Trotz all der Freiheitstheorien ist ein junger Mensch von Natur aus darauf vorprogrammiert, seine ursprüngliche Familie zu verlassen und eine eigene zu gründen.

Ersteres ist passiert, ich wohne bereits alleine.
Das andere geschieht hoffentlich irgendwann einmal auch noch.

Ebend, früher ist dieser Übergang fließend gewesen, und bei unserem Lebensstil nehmen eben psychische Probleme zu. So ist die Lage. Es ist keine Frage der persönlichen Schuld, sondern die der gesellschaftlichen Entwicklung...

Zitat:
Wenn es etwas war, worum sie mich gebeten haben, oder ich zumindest ihre Erwartungen enttäuschte. Das ist doch dann eher Unsicherheit statt Narzissmus. Ich liebe mich nicht in diesem Sinne, sondern bin zu sehr bemüht, es den anderen recht zu machen.

Aber da sieht man doch auch, dass man den Anderen erst dann etwas von sich geben kann, wenn man etwas hat. Und da muss man erstmal sich selbst auf die Sprünge helfen, und bis man so weit ist, die Anderen nicht zu wichtig nehmen. Viele Menschen spielen Selbstsicherheit nur vor - und da haben wir schon mal einen grundlegenden Vorteil: Wir sind zu uns selbst ehrlich - und das ist die entscheidende Basis. Für alles.

26.09.2010 00:03 • #8





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