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H
Hallo,

ich schreib einfach mal auf, wie es mir momentan geht und wer ich bin und was ich für eine Geschichte habe.

Momentan leide ich an Liebeskummer. Ich habe mich in eine Frau verliebt. Das habe ich ihr auch mitgeteilt. Es gab mal einen Kuss - allerdings waren wir da beide etwas betrunken. Da sie zwar meine Zuneigung und Aufmerksamkeit - kurz, meine Liebe - genossen hat, aber nichts zurück kam an Zuwendung, habe ich mich, als ich mich nach einigen Monaten, als ich beruflich die Stadt gewechselt habe, von ihr abgewandt. Nicht ohne ihr zu sagen, dass sie mich verletzt hat: Ich hätte von einem erwachsenen Menschen eine Positionierung erwartet. Dazu war sie leider nicht in der Lage. Da ohnehin alles von mir ausging, war dann Funkstille und ich habe das ganze ehrlich gesagt vergessen.

Vor einige Wochen war ich zu einer Fortbildung in meiner Heimat. Dort habe ich sie wiedergetroffen. Wir haben uns zweimal getroffen und dann ein drittes Mal verabredet. Ich habe mich eigentlich sofort neu verliebt. Beim dritten Treffen haben wir fast den ganzen Tag sehr zwanglos miteinander verbracht. Schließlich habe ich sie brav zur Tür gebracht. Als wir uns verabschiedet haben, hat sie mir erzählt, dass sie in der Nacht zuvor jemanden in einer Kneipe kennengelernt hat und ihn zu einem One-Night-Stand mit nach Hause genommen hat. Ich war mit Arbeitskollegen an dem Abend in der selben Kneipe. Sie spielt dort Musik und wir waren verabredet. Ich bin sogar recht lange geblieben. Als ich gegangen bin, haben wir noch das Date für den nächsten Tag festgemacht. Letztlich heißt es, dass sie praktisch bei einem anderen aus dem Bett gequält und zu mir an den verspäteten Frühstückstisch in einem Café gesetzt hat. Mich hat sie bei der Verabredung im Übrigen eine Stunde warten lassen. Ich war sehr verletzt und habe mich abgewendet und ihr später geschrieben, dass ich ihr Verhalten wiederlich finde. Ich weiß zwar, dass ich gegen sie keinerlei Ansprüche habe. Finde es aber trotzdem respektlos, rücksichtlos und selbstsüchtig. Sie hat mit völligem Unverständnis reagiert und geschrieben, sie würde nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Ich habe den Eindruck, dass sie an einem sehr niedrigen Selbstwertgefühl leidet und die Aufmerksamkeit vieler Männer braucht, damit ihr Ego nicht leidet, finde dieses Verhalten jedoch ekelhaft und verabscheuungswürdig.

Jetzt habe ich mich zehn Tage unter einem Vorwand krankgemeldet um erstmal wieder zurecht zukommen. Ich weine viel, manchmal schreibe ich ihr auch, was ich so denke und fühle, allerdings kommt da einfach nichts zurück. Beruflich stecke ich deswegen jetzt etwas in der Klemme, da ich in einem Job arbeite, der mich stark belastet und fordert und außerdem gerade in diesem neuen Unternehmen angefangen habe und deshalb auch in eine neue Stadt gezogen bin und die nächsten zwei Jahre immer wieder Umzüge innerhalb Europas auf mich zukommen.

Ich habe in der Vergangenheit schon viele ähnliche Situationen erlebt, die sich zum Teil stark ähneln. Immer verliebe ich mich in eine Frau, um die ich teilweise Monate oder Jahre werbe. Meine erste Freundin war eine Borderlinerin, die betrogen hat, als sie ein Jahr im Ausland war. Leider hat sie es mir erst erzählt, als sie wieder zurück kam. Ich habe ein Jahr lang auf eine Verräterin gewartet. Damals war ich noch sehr jung und konnte die Probleme ihrer Krankheit nicht einschätzen. Insgesamt ging diese Beziehung, wenn man sie so nennen kann, fast vier Jahre. Als nächstes hatte ich, nach einem Jahr Pause, eine knapp dreijährige Beziehung. Die Frau hat mich jedoch für eine Affäre verlassen und mich außerdem mit einem meiner engsten Freunde und Geschäftspartner betrogen. Das habe ich durch SMS herausgefunden, die sie in ihrem Handy hatte. Sie hat mir damals ihr Gerät überlassen, als sie einen neuen Vertrag abgeschlossen hatte. Irgendwann fand ich dann Nachrichten im Gesendet-Ordner, die sie vergessen hatte, zu löschen. Es hat etwa drei oder vier Jahre gedauert, bis ich mich auf etwas neues einlassen konnte. Ich hatte mittlerweile mein Studium abgeschlossen und mich beruflich neu orientiert und so versucht, auch aus dem verlogenen Freundeskreis wegzukommen, in dem ich mich damals bewegt habe. Bei der Arbeit bin ich auf Distanz zu den Kollegen geblieben, um eine Verletzung, wie ich sie zuvor erlebt hatte, zu vermeiden. Lediglich ein Perser ist über zwei Jahre hinweg zumindest ein guter Bekannter geworden. Als ich schließlich ein Jahr im Ausland verbracht habe hat mich meine Jugendliebe dort besucht. Ich war sehr verliebt in sie gewesen, als ich fünfzehn war. Es ist nie etwas daraus geworden. Damals war sie schließlich mit einem Freund von mir zusammen. Die Initiative dazu, das wir jetzt, viele Jahre später, ein Paar werden, ging von ihr aus, ausnahmsweise nicht von mir. Wir haben uns nur gestritten und schließlich musste ich die Beziehung nach einem dreiviertel Jahr beenden, weil ich ihr cholerischen Anfälle und zickereien nicht mehr ausgehalten habe. Ich hatte das Gefühl, sie trampelt ständig auf meinen Gefühlen herum. Ich habe mit meinem Arbeitskollegen, dem Perser, darüber gesprochen, weil ich ihm vertraut habe. Er war völlig perplex und hat mir gebeichtet, dass er paralell eine Affäre mit der Frau gehabt hat. Sie hatten sich auf meiner Abschiedsfeier kennengelernt, bevor ich ins Ausland gegangen war. Ich habe in der Folge den Arbeitgeber gewechselt und eine Menge berufliche Perspektiven, die ich mir über die Jahre aufgebaut habe, umstellen müssen. In der Zwischenzeit habe ich immer wieder mal Frauen kennengelernt - auch solche die nach meinem Dafürhalten an mir interessiert waren. Alle waren liiert und haben einen Seitensprung gesucht. Manche waren nicht mal so ehrlich, ihre festen Freunde zu erwähnen. Andere fanden nichts dabei, mir klaren Avancen zu machen obwohl sie in festen Händen waren. Alles in allem habe ich das Gefühl, noch nie in meinem Leben eine Freundin gehabt zu haben, die zu mir gestanden hat, die mein Vertrauen nicht missbraucht hat und mich letztlich nicht einfach nur ausgenutzt hat, auf mein Geld, beruflichen Erfolg, Sex oder Aufmerksamkeit aus war. Mittlerweile bin ich 31, bis auf die Unterbrechung mit der Jugendliebe seit sechs Jahren Single und weiß nicht mehr weiter. Ich habe den Eindruck, ich ziehe mich immer mehr vor der Welt zurück, auch vor alten Freuden und meiner Familie, weil ich ihnen kein bißchen mehr über den Weg traue und fühle mich jetzt, in einer neuen Stadt, völlig einsam. Ich war nach den Trennungen jeweils in psychologischer Behandlung, um wieder den Kopf über Wasser zu bekommen und habe einmal sogar eine kurze zeitlang Medikamente genommen. Ich merke, dass sich mein Frauen- und Beziehungsbild von einer gleichberechtigten Partnerschaft mit Geben und Nehmen und Zueinanderstehen völlig gewandelt hat - mittlerweile denke ich, dass Frauen eigentlich Nutten sind, die für Geld und Karriere die Beine breit machen. In meinem Umfeld kenne ich eigentlich nur Frauen, die sich von den tollsten und liebevollsten Männern getrennt haben, weil sie in der Partnerschaft mit einem anderen mehr Luxus und mehr Karrierechancen gesehen haben. Ein Freund von mir ist mal aus einem Unternehmen ausgeschieden, um an die Universität zu gehen. Seine Freundin hat sich fast zeitgleich von ihm getrennt und war dann in einem fast natlosen Übergang mit dem nächsten Angestellten in derselben Position im Unternehmen zusammen. Ich habe den Eindruck, dass Frauen Männer nach Geld und Macht und vielleicht noch danach auswählen, ob sie gut im Bett sind. Der Rest ist ihnen völlig egal, auch die Art und Weise, wie sie ihre Ziele erreichen. Mittlerweile treffe ich Frauen über eine Partnerbörse. Manchen, die mich beim ersten Date nach meinem Arbeitgeber und meinem Gehalt fragen, möchte ich ins Gesicht spucken, weil ich das Gefühl bekomme, ich sein ein Portemonnaie mit einem *beep* dran oder bestenfalls Spermalieferant. Also: Wo sind Frauen, die sich trauen, Gefühle zu zeigen und zu ihnen zu stehen, die ihr eigenes Geld verdienen, ihre eigenen Ansichten haben und nicht für eine hübsche Wohnung und einen Karrieresprung das Höschen fallen lassen? Ist das biologisch bedingt oder habe ich Chancen? Meine Restfreunde sagen mir immer, ich würde mir die falschen Frauen aussuchen - ok. Aber ich finde leider keine anderen. Versteht mich nicht falsch: Ich komme ganz gut alleine zurecht, dass habe ich über die Jahre und in Fernbeziehungen gelernt. Aber die Einsamkeit macht mir zu schaffen und ich möchte nicht allein sterben.

09.05.2011 18:44 • 15.12.2015 #1


6 Antworten ↓


S
Zitat von hoffnungsvoll:
Da ohnehin alles von mir ausging, war dann Funkstille [...] Meine Restfreunde sagen mir immer, ich würde mir die falschen Frauen aussuchen - ok.

Die Verhaltenswissenschaft hat herausgefunden, dass die Frau für das (nonverbale) JA zu einer Beziehung zuständig ist.

Lass doch die Frauen Dich aussuchen.

09.05.2011 19:03 • #2


A


Ich weiß manchmal einfach nicht mehr weiter

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H
Und ich möchte mal was hinzufügen:

Ich bin nicht häßlich, dumm oder arm oder ein völliges Ar.. Ich bin groß, habe blaue Augen und kurze Locken und bin schlank. Ich habe an drei Universitäten studiert, eine davon außerhalb Europas, habe außer Afrika und Australien alle Kontinente bereist und bin weltgewandt. Ich spreche Englisch und Deutsch fließend, französisch halbwegs und etwas türkisch. Mein Latein ist allerdings ziemlich mies. Ich habe eine eigene Firma aufgebaut und Arbeitserfahrung in verschiedenen Branchen und Unternehmen gesammelt. Ich bin von Haus aus humanistisch und sozial erzogen - sonst hätte ich es nicht vier Jahre lange an der Seite einer bipolar gestörten Frau ausgehalten. Die Firma, die ich gegründet habe, ist im kulturellen Bereich angesiedelt und ich habe mich während des Studiums politisch engagiert. Ich habe immer für die Probleme meiner Mitmenschen ein offenes Ohr gehabt und bin hilfsbereit gewesen. Außerdem stand ich selbst nach einer für mich schmerzhaften Trennung immer zu einem Gespräch zu Verfügung - was die Frauen nicht getan haben, die haben sie dann immer einfach tot gestellt.
Und für alle diese Sachen musste ich zeitweise verdammt hart kämpfen, sie sind mir nicht in den Schoß gefallen, weil ich nicht aus der Oberschicht komme. Ich habe in meinem Leben auch schon viele Lastwagen beladen und Teller geschrubbt und Klos geputzt. Mein Vater hat Krebs bekommen, als ich vier war.

Ich bin weißgott nicht ohne Fehler. Ich bin auch nur ein Mensch und habe versucht, aus zerbrochenen Beziehungen zu lernen und es das nächste Mal besser zu machen, nicht alles auf mich zu beziehen, nicht so dünnhäutig und naiv zu sein, klarer meine Meinung zu sagen und zu meinen Bedürfnissen zu stehen und habe nicht zuletzt in der psychologischen Beratung angefangen, an mir zu arbeiten und mich mit meiner Kindheit und meinen Eltern und meinem Bruder und der restlichen Familie und frühen Prägung auseinandergesetzt, damit ich lerne, mich besser einzuschätzen und mir auf die Spur zu kommen und außerdem meine Freunde und Partner mit mehr Bedacht und Vorsicht und Misstrauen ausgewählt. Aber mittlerweile habe ich einfach sowas von die Schnauze gestrichen voll. Jeder Versuch, eine Beziehung oder funktionierende Partnerschaft oder auch aufzubauen geht ins leere. Letztes Wochenende hatte ich ein Date, bei dem mir die Dame am Ende erzählt hat, dass sie jetzt seit einem halben Jahr jeden Samstag Männer trifft. In der Email zuvor hatte sie mir geschrieben, sie hätte in der Partnerbörse im Netz gerade erst Mitglied werden müssen, damit sie auf meine Nachricht antworten könnte. Ja wie zur Hölle soll denn eine Partnerschaft auf Lügen anfangen? Ich hab der zwei B. ausgegeben - kein Problem, dass tue ich gerne. Wir haben ein paar Partien Schach gespielt und uns ansonsten gut unterhalten. Sie war allerdings eine beschissene Schachspielerin. Letztlich hat sie gelogen und wollte, dass ich ein paar Euros springen lasse, die falsche *beep*. Ja gibt es denn nur Nutten auf dieser Welt? Ich war noch nie in meinem Leben im Pu., weil ich es immer für falsche gehalten habe. Aber langsam denke ich, ich geh da mal hin, die Frauen dort sind wenigstens ehrlich und stehen dazu und sind keine verlogenen *beep*. Punkt.

09.05.2011 19:13 • #3


H
Zitat von saidndone:
Zitat von hoffnungsvoll:
Da ohnehin alles von mir ausging, war dann Funkstille [...] Meine Restfreunde sagen mir immer, ich würde mir die falschen Frauen aussuchen - ok.

Die Verhaltenswissenschaft hat herausgefunden, dass die Frau für das (nonverbale) JA zu einer Beziehung zuständig ist.

Lass doch die Frauen Dich aussuchen.


Vielleicht ist das eine gute Idee. Da gibt es zwei Probleme: Erstens bin ich zu ungeduldig und manchmal zu aktionistisch - ich kann die Füße nicht stillhalten. Und zweitens komme ich mit denen, die mich aussuchen, oft nicht zurecht - siehe das Beispiel mit der ersten großen Liebe, die nach Jahren wieder auf mich zugekommen ist. Sie ist wirklich eine fantastische Frau. Aber wir sind leider einfach nicht miteinander zurecht gekommen. Es gab beispielsweise viele Rangeleien darüber, wer die Hosen anhatt. Und bei Gesprächen über diese Konflikte sind wir meistens in den nächsten Streit gerasselt. Die Beziehung zu ihr war wie ein Gang durch ein Minenfeld, und irgendwann hat's mich zerrissen. Von der Affäre mit dem Arbeitskollegen mal ganz abgesehen.

09.05.2011 19:26 • #4


L
Hallo...


Schön, dass Du die Hoffnung, trotz des teilweise harten Textes, (noch) nicht aufgegeben zu haben scheinst

Spontan stellt sich mir die Frage, zu welchem Ergebnis Dich Deine Therapiestunden geführt haben.

Warum entwickeln sich Deine Beziehungen immer so, dass Du Dich benutzt fühlst?


Herzliche Grüße,
Luisa

09.05.2011 19:59 • #5


H
Hallo Luisa,

nun ist es einige Jahre her, dass ich hier meine Sorgen geschildert haben. Damals wusste ich auf die Fragen, die du mir gestellt hast, keine Antwort. Auch, weil ich die Ergebnisse der Therapie nicht richtig verstanden habe.

Heute weiß ich, woran das lag: Ich komme aus einem sehr schwierigen Elternhaus. Meine Eltern sind sehr raumgreifend, teilweise übergriffig - bis heute. Das hat zu einem völlig falschen Verhalten auf meiner Seite geführt und zu einem völlig verkehrten Selbstbild. Diese Verletzungen haben sich in den Beziehungen irgendwie reproduziert - zu meinem Leiden und teilweise auch zu dem meiner Freundinnen. Meine Eltern wollen eben alles für mich entscheiden: welche Freundin, welche Freunde, welchen Job, welches Umfeld, welche Wohnung und auch noch mehr, nämlich welche Träume, welche Phantasie, welche Herzenswünsche und welche Probleme und welche Krankheiten.

Hinzu kommt, dass meine Eltern selber beide eine Ausbildung im therapeutischen Bereich haben und deshalb sehr listenreich sind, was ihren Umgang mit mir betrifft. Dass ich solange gebraucht habe, die Therapieergebnisse zu verstehen, hängt auch mit ihnen zusammen - oder das kommt mir zumindest so vor. Es war, als würden sie gewissermaßen diese Ergebnisse für mich interpretieren wollen und so, als säßen sie darauf, weil sie keine für sich befriedigende Interpretation fanden. Jedenfalls habe ich erst, als ich schließlich vor einigen Jahren zunächst den Kontakt zu meiner Mutter für rund zwei Jahre abgebrochen hatte etwas davon verstanden, was in den bereits lange zurückliegenden Therapiestunden besprochen wurde. Nun, da auch der Kontakt zu meinem Vater und erneut der zu meiner Mutter abgebrochen ist, verstehe ich noch etwas mehr, so nach und nach. Auch fange ich an, mich besser an Dinge aus meiner Kindheit zu erinnern. Für mich ist es so, als hätten sie zuvor die Erinnerungen ausgewählt, die ich haben durfte.

Seltsamerweise hat ein Fall von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, bei dem ich von einer Kollegin angefasst wurde, dazu geführt, dass mir dieser Zusammenhang deutlicher wurde. Ich hatte daraufhin ein sehr schweres Jahr, in dem ich bei meinen Eltern gewohnt habe, weil ich fristlos gekündigt habe. Sie hätten mich beinahe obdach- und besitzlos gemacht. In einer Nacht haben sie mich vor die Tür gejagd - ohne Geld, Telefon, Jacke. Es hatte stark geschneit und vielleicht Minus fünf oder mehr Grad. Ich habe nur überlebt, weil ich die ganze Nacht gelaufen bin. Seitdem sind mein linkes Fußgelenk und meine Sehnen kaputt. Ich kann die Balance schlecht halten und nicht mehr richtig springen. Eigentlich hätte ich in die Reha gemusst und vielleicht auch zur OP. Aber sie haben mich nicht einmal zum Arzt gelassen. Sie haben mir auch Reisepass und Kontokarte geklaut. Nur auf die Vermittlung meines Bruders hin habe ich nach meinem Auszug - es ging zunächst zu Onkel und Tante - überhaupt nur meine Möbel und ein Teil meines Eigentums wiederbekommen. Einen Teil haben sie dennoch unterschlagen und zahlen die geschätzten Kosten dafür nun in Raten ab. Nun habe ich noch in dieser Woche die erste Stunde für einer weitere Therapie. Ich hoffe, diesmal wegen des Kontaktabbruchs zu meinen Eltern besser voranzukommen.

Das Ergenis der Therapiestunden damals war also zusammengefasst, dass ein Heilungsprozess erst nach der Loslösung von meinen Eltern möglich ist - und ich damit einen Haufen Pech gehabt habe. Was ich so interpretiere, dass ich eben nicht an allem, was schief gelaufen ist oder läuft, du Schuld trage.

Eine Freundin hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Seit meinem ersten Eintrag hier im Forum ist aber noch einiges passiert: Ich hatte eine neue Freundin die mich ihren Angaben nach wegen eines anderen verlassen hat. Als ich dann ein Zimmer gefunden hatte - wie haben zusammen gewohnt - wurde sie gewalttätig. Ich habe versucht, sie festzuhalten. Das ging auch ganz gut. Als sie sich beruhigt hatte, habe ich sie wieder losgelassen. Dann ist zu plötzlich aufgesprungen und hat mich total unvermittelt geschlagen. Ich konnte nicht schnell genug reagieren um mich zu schützen und habe danach die Polizei gerufen, die mich zu einem Freund gefahren hat. Nach meinem Auszug eröffnete sie mir, dass sie schwanger sei. Der Kontakt, den sie vorher immer wieder gesucht hatte - ich ebenfalls, den mir viel die Trennung nicht leicht - brach' daraufhin vollends ab. Deshalb habe ich dann wieder Kontakt zu ihr gesucht, der wurde aber abgeblockt. Dann bekam ich noch einen Anruf von ihr, dass sie das Kind abtreiben möchte. Sie hat nach dieser Aussage aufgelegt und ich habe nie wieder etwas von ihr gehört. Auf den Rat der Väterberatungsstelle habe ich dann ein halbes Jahr später vor einem Unigebäude - sie lehrt dort - gewartet. Ich hatte geschaut, wann ihr Seminar ist. So konnte ich vergewissern, dass sie das Kind tatsächlich nicht austrägt. Ich habe dann ein Ultraschallbild, dass sie mir vor ihrem Entschluss gesandt hatte symbolisch begraben und war die vergangenen Jahre immer wieder auf dem Friedhof, auf dem ich heimlich ein Plätzchen gefunden hatte, um Blumen dorthin zu legen und nachzudenken. Ich weiß nicht, was ich sonst hätte tun sollen.

Dann schloss die Firma, bei der ich angestellt war. Rund 350 Menschen saßen mit einem Schlag auf der Straße. Ich war also eine zeitlang arbeitslos, dann selbständig, dann kam ein Job in einer anderen Stadt, der mit meiner fristlosen Kündigung und dem Wiedereinzug bei meinen Eltern endete. Ich wurde also erneut arbeitslos. Nun wohne ich wieder allein und habe mich wieder selbständig gemacht, habe aber kaum Geld zum Leben, weil meine Selbständigkeit nicht genug abwirft. Ich werde vermutlich noch vor dem Jahreswechsel Hartz-IV beantragen.

Ab und zu habe ich noch Frauen kennengelernt, die sich aber sehr schnell wieder abgewandt haben von mir. Ein Muster ist, dass immer ein anderer im Spiel ist. Obwohl ich das in den meisten Fällen natürlich nicht sicher weiß - ich kann ja nicht in ihre Schlafzimmer, ihre Herzen, ihre Köpfe gucken oder ihnen nachstellen, sondern muss mich auf ihre Aussagen oder das, was ich eben auf Partys mitbekomme - beispielsweise eine Herumknutschrei - verlassen.

Mittlerweile ist es so, dass ich eigentlich gar keine Frauen mehr kennenlerne möchte. Ich habe viel zu viel Angst, dass das nur wieder schief geht und bin sehr, sehr vorsichtig geworden. Auch ist es so, dass mich einfach keine mehr Treffen möchte - also beispielsweise via eine Partnerbörse. Ein paar nette Nachrichten kommen vor, aber ein Treffen kommt nur ab und zu zustande und dann auch nicht mehr. Meistens sind es dann die Frauen, die klar sagen: Das wird nichts. Ich kann es ihnen eigentlich nicht verübeln. Ich bin 35 und interessiere mich für gleichaltrige Frauen. Die wollen oft entweder einen Seitensprung, eine Affäre oder eben eine Familie. Jedenfalls sagen sie das regelmäßig mehr oder minder offen bei einem Kennelernen. Für erstes und zweites bin ich nicht zu haben. Für letzteres könnte ich nicht sorgen. Das sind jedenfalls die Gründe, die ich so ganz grundsätzlich sehe. Ich kann ja schlecht fragen: Warum nicht? Darauf habe ich ohnehin noch nie eine Antwort bekommen. Unterm Strich hatte ich in den vergangenen sechs, sieben Jahren sicherlich zwischen sechzig und siebzig Dates - ich habe sie nicht gezählt. Mit vielleicht etwa sechs oder sieben, hat sich etwas mehr entwickelt - ein Nacht, ein paar Wochen lang, auf die ich mich in der Hoffnung auf eine feste Beziehung eingelassen habe. Dann waren sie alle schneller weg, als ich gucken konnte.

Ansonsten habe ich in diesem Jahr rund 120 Bewerbungen geschrieben, aber nur Ablehnungen bekommen. Ich lebe in einer Wohnung, die zu teuer für mich ist. Meine Mutter hat sie über einen Tipp gefunden. Ich wollte dort nicht einziehen - eben der Kosten wegen. Daraufhin hat mein Vater die Schlösser getauscht in ihrem Haus, so dass meine Mutter ihren Willen bekommt. Die wollte immer schon eine Wohnung zusätzlich in der Stadt. Dann war ich genötigt, die Wohnung zu mieten, weil ich nicht ewig bei meinem Onkel und meiner Tante bleiben konnte und ich so völlig erschöpft war, dass ich kaum klar denken konnte. Da ich mir die Wohnung nicht leisten kann, habe ich nun angefangen meine Schallplattensammlung zu verkaufen. Sie sind eigentlich das letzte, was mir von meinem Besitz noch etwas bedeutet. Alle anderen Gegenstände, an denen ich hing - Geschenke von Freunden, selbst Fotos - haben meine Eltern mir vorenthalten. Meine gesamten Studienunterlagen, ein Teil meiner Arbeitsmaterialen, die ich brauche und viele andere Dinge - selbst Möbel und ein Fahrrad, sind einfach weg.

Letzen Endes weiß ich immer noch nicht richtig weiter. Ein Grund, weshalb ich keinen Job finde ist, dass ich während meiner Ausbildung, bevor ich dann die Frau kennengelernt habe, die mich später geschlagen hat und schwanger geworden ist, Zusammengebrochen bin. Ich war drei Monate lang krank geschrieben. Dann habe ich weitergearbeitet, weil ich die Ausbildung unbedingt zu Ende machen wollte. Ich wollte immer Journalist werden und schreibe seit der siebten Klasse für verschiedene Magazine. Auf den Ausbildungsplatz hatte ich beinahe fünfzehn Jahre lang hingearbeitet. Jedes Jahr wurden nur sechs genommen, manchmal weniger. Nun denke ich, dass sie das einerseits in der Branche herumspricht, dass ich nicht sehr belastbar bin und dass eben andererseits die Branche in der Krise steckt, wegen den vielen Zeitungspleiten und der Konkurrenz durch das Web.

Ich muss zugeben, dass ich auch Jobs abgelehnt habe: In einer Firma in Deutschland, die in meinen Augen PR für fragwürdige Finanzgeschäfte macht, in einer seltsamen Firma, die auf Zypern Websites für Firmen baut und eine Position in Ungarn, für die ich beim besten Willen nicht qualifiziert war - weil ich kein ungarisch spreche, dass aber Voraussetzung für die Stelle war.

Ich hoffe sehr, dass das Ganze nun ein Ende hat und ich vielleicht in einigen Jahren wieder Boden unter den Füßen habe. Vielleicht muss ich dazu den Kontakt zu meinem Bruder und jedem anderen Familienmitglied ebenfalls abbrechen. Das jedenfalls hat mir die Telefonseelsorge geraten. Da mein Vater mir in der Vergangenheit nachgestellt hat - um die Wohnung geschlichen ist und immer wieder Post aus dem Briefkasten verschwunden ist - werde ich zukünftig versuchen, eine neue Adresse vor meinen Eltern geheim zu halten. Auch das hat mir die Beratung geraten. In den ersten Wochen in der neuen Wohnung hatte ich zudem immer Angst, dass sich meine Eltern einen Schlüssel besorgt haben - jedesmal, wenn ich etwas nicht gefunden habe. Ich glaube, ich habe einfach Panik bekommen weil sich in viel zu kurzer Zeit viel zu viele Dinge verändert haben in meinem Leben - vor allem mein Blick und meine Urteile über mein Leben.

Ihr müsst verstehen: Ich habe meine Eltern mein Leben lang sehr in Ehren gehalten und selten ein schlechtes Wort über sie verloren. Manche meiner Freunde haben sie bewundert. Auch im Familienkreis sind sie angesehen für ihre Erziehung, ihre beiden erfolgreichen Söhne - sie sind also diejenigen, die immer alles richtig machen. Ich stoße dort deshalb nicht immer auf viel Verständnis für meine Sicht.

Manchmal komme ich mir vor, als gäbe es mich mehrfach: Der perfekte Sohn eine perfekten Mutter - in den Augen meiner Mutter, wenn sie mit anderen spricht. Der perfekte Sohn eines perfekten Vaters - in den Augen meines Vaters, wenn er mit anderen spricht. Ein Versager und Lügner und Borderliner, der sich am besten mit einem Haufen Schlaftabletten das Leben nehmen sollte in den Augen meiner Mutter, wenn sie mit mir spricht. Ein verzweifelter Kotzbrocken und paranoider Alkoliker in den Augen meines Vaters, der bald in der Gosse landen wird, wenn er mit mir spricht. Wirklich: So reden die und sie setzen alles daran, ihre Vorurteile die völlig aus der Luft gegriffen sind, wenn sie sie äußern wahr zu machen. Ich habe drei Seiten aufgeschrieben mit den Beschimpfungen, die ich von ihnen freilich immer nur dann zu hören bekomme, wenn niemand dabei ist. Das ist das Dilemma an der Sache. Schließlich: Ein schwer Depressiver mit Angststörung in den Augen meines Bruders, wenn er mit mir spricht. Eine Phantasiefigur namens Käptiän Kuddelmuddel, wenn er mit seinen Kindern spricht. Wie er sonst über mich redet, weiß ich nicht und kann ich nicht einschätzen.

Immerhin geht es mir besser, seitdem ich zu meinen Eltern den Kontakt abgebrochen habe. Wie ich nun wieder auf die Beine kommen soll, weiß ich nicht. In der Vergangenheit war es immer so, dass meine Eltern mich klein gemacht, zerstört haben und mir dann wieder aufgeholfen haben. So konnten sie weiter die Fürsorglichen spielen und die enge Bindung an sie und ihre Macht über mich hatte bestand. Außerdem kamen ihre Verfehlungen nicht ans Tageslicht. Nun bin ich zum ersten Mal auf mich allein gestellt, ganz ohne sie.

15.12.2015 19:26 • #6


A
Hallo hoffnungsvoll,
So erschreckend und traurig deine Zeilen auch sind, sind sie doch sehr sehr klar .
Du wolltest Journalist werden, wie wäre es mit einem Buch über dich und dein Leben ?
Auf der Suche nach dem Glück!? Ausgebremst und nieder gemacht von der eigenen Familie.
Mit happy end nach der kompletten Loslösung von der sogenannten Familie?!

L.G.annastaia

15.12.2015 21:02 • #7





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