Pfeil rechts

H
Hallo Leaina!

Ich stecke zur Zeit wohl genau in so einem Prozess. Es ist ein ständiges hin und her zwischen weitermachen (Therapie, neu anfangen, erst einmal egal ob mit oder ohne Lebenspartner) und aufgeben.
Bis vor einigen Jahren war alles noch erträglich und irgendwie geregelt. Ich habe damals eine stationäre Therapie, wegen einem Arbeitsplatzverlust und Depressionen, gemacht. Habe mich dort unglücklich in eine Mitpatientin verliebt (war mit 43 Lebensjahren wirklich zum ersten mal richtig verliebt, kaum zu glauben aber wahr). Seit dem ist nichts mehr wie vorher, ich weiss jetzt, was mir immer gefehlt hat.
Die Welt ist für mich menschenleer geworden, Arbeit hat seinen Stellenwert und seine Funktion verloren und die Schönheit der Natur ist bedeutungslos geworden.
Wie Krank bin ich, und wo wird dieser Prozess für mich enden?

Liebe Grüsse.
Helpness

15.07.2008 15:28 • #41


S
wie dieser prozess enden wird, hast hauptsächlich du selber in der hand.

du bist unglücklich, fühlst die leer, dir fehlt etwas im leben. mit diesen faktoren ist sehr schwer, sich wieder an den kleinen positiven dingen zu erfreuen. aber es geht... manchmal muss man ganz bewusst einen teil seiner gedanken weglassen.
z.b diese blume wäre ja so schön, wenn ich sie mit xy betrachten könnte. man könnte aber auch denken: diese blume ist wunderschön, und meine wege haben mich hier vorbeigeführt, damit ich diese schönheit betrachten und geniessen kann.

lass dir vor allem zeit, habe geduld mit dir selber. zweifle nicht an einem positiven ausgang dieses prozess, lass dich auf ihn ein.

15.07.2008 15:37 • #42


A


Der Kreis schließt sich

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H
Hallo Leaina!

Danke, die Worte tun mir gut. Es gelingt mir auch noch manchmal, schöne Dinge für mich zu tun und zu sehen. Manchmal kann ich sogar Lachen und mich Freuen, sonst wäre ich wohl auch nicht mehr hier.

Ich werde aber auch Hilfe von aussen brauchen, um meine Situation verändern zu können. Die lange Zeit, die ich eigentlich schon so lebe, kann ich alleine nicht einfach vergessen, sie hat Spuren hinterlassen.

Aber du hast recht, ich alleine bestimme, ob es weitergeht, bei dem wie, kann ich mir dann helfen lassen.

Danke, und viele liebe Grüsse,
Helpness

15.07.2008 16:24 • #43


I
Sorry, dass ich diese Diskussion unterbreche...

@ Solaris:

...Was dann gleichzeitig eine enorme Abhängigkeit bedeutet. Nicht die Grundlage für eine gesunde Beziehung, da schlechte Eigenschaften des Partners unter Umständen diesem essentiellen Fremd-Glauben geopfert werden...

... Meinst du man entwickelt Blauäugigkeit? Das könnte sein.

Entwurzelung findet eigentlich schon in der Kindheit an, wenn sich das Kind nicht auf seine Umgebung verlassen kann, sich nicht geborgen, sondern bedroht fühlt. Wenn es Ängste haben muss wegen seiner existentieller Abhängigkeit von seinen Bezugspersonen. Diese Ängste in den Rucksack packen und damit durch die Welt ziehen ist manchmal heftig.

Liebe Grüße, Isis

15.07.2008 23:42 • #44


S
Zitat von isis-z:
Entwurzelung findet eigentlich schon in der Kindheit an, wenn sich das Kind nicht auf seine Umgebung verlassen kann, sich nicht geborgen, sondern bedroht fühlt. Wenn es Ängste haben muss wegen seiner existentieller Abhängigkeit von seinen Bezugspersonen. Diese Ängste in den Rucksack packen und damit durch die Welt ziehen ist manchmal heftig.


Das sind Schlüsselsätze, die ich nicht anders formuliert hätte. Ich selbst bin dafür ein Musterbeispiel. Das Kind ist abhängig, zunächst von seinen Eltern. Die Anerkennung dieser erfolgt aber nur, wenn das Kind, so in meinem Fall, Leistung erbringt. Schlechtes Kind, gutes Kind, und in Relation dazu erfährt es Zuwendung.
So habe ich nie gelernt, Dinge für mich zu entdecken oder für mich selbst ein Freund zu sein. Denn hinzu kam, daß jeder zarte Vorstoß an Persönlichkeitsentwicklung sofort im Keim erstickt wurde.
Und weil mir dieses Muster so vertraut war, habe ich dieses in Partnerschaften weiter anzuwenden versucht. Unbewußt natürlich, denn ich habe mich damit wiederholt in mein eigenes Unglück gestürzt.

Meine Ex war perfekt. In neurotischer Hinsicht waren wir das perfekte Paar. Sie konnte ihre Herrschsucht ausleben und ich durfte devot alles über mich ergehen lassen und versuchen, es ihr recht zu machen. Gelang es mir, war ich der Traummann, mißlang es mir, war ich der letze Dreck. Wie in der guten alten Zeit bei meinen Eltern. Eine krankhafte Symbiose zweier Menschen, die lange Zeit nicht ohneeinander konnten.

Ja, ich habe dieses Studium hinter mich gebracht. Habe die letzten Tage versucht, Dinge für mich zu entdecken. Wollte Freude durch meinen seelenlosen Panzer lassen. Doch ich fürchte, ich muß wirklich bei Adam und Eva beginnen.

Interessant sind ja auch die Verhaltenszüge eines einsamen Menschen. Innere Einsamkeit bedeutet, sich selbst nicht zu genügen. Anerkennung durch andere Menschen zu suchen, da man sie sich selbst nicht geben kann. Und sich damit immer in die Abhängigkeit dieser Menschen zu begeben. Nicht mal auf den Tisch hauen können, wenn einem etwas nicht schmeckt. Denn wen soll man verteidigen, wenn man sich selbst nicht kennt?

Ich vergleiche das mit einem gewaltig großen Ozean. Mein Leben lang habe ich auf einer Nußschale verbracht. Ohne Ziel habe ich mich treiben lassen.
Was sich geändert hat, ist das Ziel. Es gibt Land, da bin ich mir sicher. Doch mein Schiff ist nicht hochseefähig. Ich habe keinen Sextanten, geschweige denn eine Karte. Und das Schiff nimmt bei jeder Welle gleich Wasser.
Das Schiff muß zunächst ausgebessert werden. Mal zu einer Insel schippern, etwas Material aufnehmen, Rumpf und Takelage ausbessern. Bis ich eines Tages auf meiner Galeone sitze und rufen kann:Land in Sicht! Das wird nötig sein, denn die Neue Welt ist weit.

18.07.2008 17:37 • #45


H
Hallo solaris78!

Ich hätte es niemals besser ausdrücken können. Du hast hier in wenigen Worten das gesagt, was das Leben aller Menschen bestimmt, und woanders tausende von Fachbüchern füllt.

Wenn man als Kind nicht lernen darf, dass es ein Ort der Sicherheit, der Zuwendung und der Liebe gibt, für den man keine perfekte Gegenleistung erbringen muss, dann segelt man auf einem defekten Schiff durch das Leben.
Selbst wenn man einmal zu einer Insel kommt, hat man dort nur Angst gefressen zu werden. Man segelt dann einfach, ohne Landgang, an der Insel vorbei, bis zur nächsten ... und zur nächsten .. und zur nächsten ...

Doch wo ist die Insel auf der man sein Schiff ausbessern kann?
Wenn man einen Menschen fragt, ob man an Land kommen darf um sein Schiff auszubessern, dann bekommt man zur Antwort: Ja, natürlich, aber bringe vorher dein Schiff in Ordnung (habe Hoffnung, denke positiv, gehe vorwärts usw.).

Ich versuche jetzt mein Schiff auf hoher See zu reparieren, ohne Matrosen und ohne Werkzeug, greife nach jedem Stückchen Treibholz was ich dazu finden kann. Inseln gibt es keine, nur das tiefe schwarze Meer, und irgendwo in der Ferne das gelobte Land. Mein Schiff ist nun schon fast 50 Jahre alt, und ich hoffe, dass es noch lange schwimmt, und nicht auch noch ein Leck bekommt.

Viele liebe Grüsse an alle,

Helpness

18.07.2008 18:23 • #46


I
Hallo Solaris,

ich möchte dir einen Vermerk zu deiner Beziehung da lassen, weil ich exakt das gleiche erlebt habe - und mir dieses Wissen bei der Vergangenheitsbewältigung wahnsinnig geholfen hat. Hast du schon mal über Borderline im Bezug auf deine frühere Partnerin recherschiert...

Das, u. A., steht in Wiki:

BPS-Betroffene weisen charakteristische dichotome Denkmuster auf, die auch als „Schwarz-Weiß-Denken“ bezeichnet werden. Analog bestehen Muster von wechselnder Idealisierung und Entwertung bestimmter Mitmenschen. Es gelingt selten, von emotional bedeutsamen Menschen eine konstante Vorstellung zu behalten. Das Selbstbild wechselt zwischen Minderwertigkeit und Omnipotenz-Phantasien (respektive Größenwahn). Des Weiteren aktivieren Betroffene zu einem gewissen Maß gleichzeitige widersprüchliche Grundannahmen.

Alle diese Denkmuster werden mit zwei Dingen charakterisiert: Erstens als „spaltende Denkvorgänge“, zweitens als „primitive“ (resp. „primärprozesshafte“) Denkvorgänge. Beide Muster werden mit der projektiven Identifikation assoziiert, die bei Borderline-Patienten sehr ausgeprägt ist. Die projektive Identifikation ist ein Abwehrmechanismus, bei dem Teile des Selbst abgespalten und auf eine andere Person projiziert werden. Diese wird dann unbewusst als Teil des eigenen Selbst empfunden. Dadurch werden eigene Inhalte (Werte, Gedanken, Gefühle) als die der anderen Person wahrgenommen.

Das heißt wer ein Identitätsproblem hat, verfügt weder über Charaktereigenschaften, noch über Unrechtsbewusstsein, vom Mitgefühl schon gar nicht zu sprechen. Diese Menschen stellen eine Gefahr für ihre gesamte Umwelt dar, vor allem für ihre Partner, die durch dieses Wechselspiel ohne viel dazu tun zu müssen in eine enorme Abhängigkeit geraten können. Für psychisch labile Menschen mit Defiziten aus der Kindheit ist ein BPS-Kranker ein echter Fluch.

Deshalb denke ich dass es nicht unbedingt immer so sein muss, dass wir in Nußschalen unterwegs waren, auf uns nicht genügend aufgepasst haben usw. Ich stelle mir momentan das Leben nur noch als eine Gratwanderung zwischen den Ebenen von Jägern und Gejagten, zwischen Leuten, die verzerrte Formen von zwischenmenschlichen Beziehungen durchleben, bewusst oder unbewusst, in gegeseitigen Abhängigkeiten.

Das Sich-Verschiffen-Lassen bringt sicher was... zumal z.B. Aristoteles Onassis doch auch mal in die Richtung spekuliert hat, es hat kein schlechtes Ende genommen... Auf zu neuen Horizonten.

Was mir noch einfällt: Meditation ist eine Art Einsamkeit, in der man fühlt, dass man nie einsam ist, dass man eine Grundverbindung zur Welt und allen Lebewesen hat und diese reißt nie ab.

Yow, dann hoffen wir eben auf ein Neuland hinterm Horizont. LG Isis

19.07.2008 18:53 • #47


S
Da bin ich wieder!

Und war eigentlich nicht weg. Ich habe nur die Tage versucht, möglichst viel zu unternehmen und mein Leben zu bereichern. Mal mit weniger, mal mit mehr Erfolg.

Zitat von isis-z:
Das heißt wer ein Identitätsproblem hat, verfügt weder über Charaktereigenschaften, noch über Unrechtsbewusstsein, vom Mitgefühl schon gar nicht zu sprechen. Diese Menschen stellen eine Gefahr für ihre gesamte Umwelt dar, vor allem für ihre Partner, die durch dieses Wechselspiel ohne viel dazu tun zu müssen in eine enorme Abhängigkeit geraten können. Für psychisch labile Menschen mit Defiziten aus der Kindheit ist ein BPS-Kranker ein echter Fluch.


Da hast Du verdammt recht. Die Abhängigkeit war schon essentiell, und ich wäre wohl nie von ihr losgekommen, wenn sie das nicht selbst getan hätte. Ich hoffe, daß ich eines Tages in einer glücklichen Lebenssituation bin und mir sagen kann: Gut, daß es so gelaufen ist.

Jedenfalls mußte ich die Tage wieder feststellen, daß Einsamkeit ein subjektives Empfinden ist. Oft, so wie zum Beispiel gestern, war ich unter Leuten und kam mir trotzdem allein vor. Da wir uns auf der sogenannten Biermeile befanden, fand ich reichlich Abhilfe und, nach altbekannten Schema, war nach einer gewißen Zeit sediert und fühlte mich integriert.

Keine Lösung auf Dauer, die Lösung liegt letztlich irgendwo in mir selbst. Es gibt Menschen, die sich selbst genügen und diese innere Einsamkeit überwunden haben. Sie können auch in einer finnischen Blockhütte leben und haben doch alles, was sie brauchen. Sich selbst und einige Dinge zum Leben.

Ich habe angefangen, meine Gedanken schriftlich niederzulegen und gemerkt, daß das ein erster Schritt sein kann. Das Auseinandersetzen mit dem eigenen Ich. Ferner habe ich Sport intensiviert, das ist die körperliche Variante mit dieser Auseinandersetzung. Was meinen beruflichen Werdegang anbetrifft, damit habe ich diesen Thread ja mal begonnen, lass ich das erstmal ruhen. Bis ich mir in dieser Sache sicherer bin.

Ich habe beschlossen, morgen mal meine Eltern zu besuchen. Ich will mit den Gespenstern der Vergangenheit abschließen, die mich bis heute verfolgen. Eventuell werde ich dies und das mal ansprechen...

So weit erstmal

Liebe Grüße
Solaris

03.08.2008 23:18 • #48


H
Hallo Solaris78 !

Du schreibst:

Die Abhängigkeit war schon essentiell, und ich wäre wohl nie von ihr losgekommen, wenn sie das nicht selbst getan hätte. Ich hoffe, daß ich eines Tages in einer glücklichen Lebenssituation bin und mir sagen kann: Gut, daß es so gelaufen ist.

Dieser Satz spiegelt auch meine Hoffnung wieder. Mit den schmerzhaften Erfahrungen aus der Vergangenheit, lassen sich schmerzhafte Wiederholungen in der Zukunft vielleicht vermeiden.

Liebe Grüsse,

Helpness

04.08.2008 10:11 • #49


I
Vielleicht.... wenn die Dopamin-Ausschüttung einem keinen Strich über die Rechnung macht. Ein Gegengift müsste es geben...

04.08.2008 12:34 • #50


H
Hallo isis-z !

Ich hatte da bereits ein Gegengift:

Der Schlüssel zu meiner Wohnung, von innen drei mal rechts herumdrehen.

Das hatte aber zu viele Nebenwirkungen.
Vielleicht beschert uns aber die Pharmaindustrie in der Zukunft einmal einen nebenwirkungsfreien Liebesblocker?

Viele liebe (noch ungeblockte) Grüsse,

Helpness

04.08.2008 14:33 • #51


M
Keiner, der einen weiten Weg zu gehen hat wird rennen -

oder passender mit vollen Segeln losschippern.
Egal wie langsam es vorwärts geht. Was allein nur zählt ist, dass man nicht stehen bleibt.

MissErfolg

04.08.2008 14:46 • #52


H
Hallo MissErfolg !

Meinst du damit:
Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht ?
(habe das hier einmal irgendwo im Forum gelesen)

Aber was hat das mit der Liebe und den Dopaminen zu tun?

Wer schneller liebt, hat den Schmerz schneller hinter sich, oder so.

Viele liebe Grüsse,

Helpness

04.08.2008 14:56 • #53


M
Das bezieht sich auf: Soalris78 Was sich geändert hat, ist das Ziel. Es gibt Land, da bin ich mir sicher. Doch mein Schiff ist nicht hochseefähig. Und auf einen Teilbeitrag von Helpness, also Dir: Ich versuche jetzt mein Schiff auf hoher See zu reparieren, ohne Matrosen und ohne Werkzeug, greife nach jedem Stückchen Treibholz was ich dazu finden kann.

MissErfolg

04.08.2008 15:32 • #54


H
Hallo MissErfolg !

Ich hatte das Schiff schon fast vergessen. Mit dem Reparieren auf hoher See wird es bei mir nichts mehr, ist zuviel kaputt.
Aber ich will mein Schiff nun bald in eine Werft (Therapie, Psychologe oder Psychiater) bringen, mal sehen ob wir es dort wieder seeklar bekommen.

Erst wenn dann das Schiff wieder schwimmt, geht es zur nächsten Liebesinsel, um den neuen Schmerz abzuholen.

Viele liebe Grüsse,

Helpness

04.08.2008 15:45 • #55


I
SOLARIS... das System oder der Planet von Stanislaw Lem? Oder einfach nur sonnige Aussichten... !

B. als Sedierung und Hilfe zur Integration - dass sollte man auch der Verkehrspolice irgendwann mal klar machen können, vielleicht mal in einer Lebensberatungsstelle nach einem entsprechendem Ausweis fragen und ihn dann bei der Poliziekontrolle vorlegen? In dem Zustand fehlt doch die Fähigkeit etwas genauer aufs Tacho zu schauen ganz und gar!

EINSAM. Ein Gedanke, der zum Gefühl wird.

Zen-Meditation ist eine der vielen Anworten. Und manchmal reicht auch eine simple Konzentrationsübung, bei der es darum geht, sich von den eigenen Gedanken abzuwenden und sich ausschließlich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Still sitzen, alle Geräusche wahr nehmen, jede Bewegung, so etwa wie eine Katze die ihre Umgebung beobachtet. Für Tiere ist so etwas selbsverständlich, es gehört zum Lebenserhaltungstrieb, wir Menschen haben diese Verhaltensweise verlernt und lassen uns von der eigenen Gedankenwelt erdrücken.

Stimmt´s oder ja...

Liebe Grüße

Isis

06.08.2008 20:08 • #56


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