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Ein Mitbewohner (62) meiner WG - eine klassische Mehrgenerationen WG - hat nach meiner Beobachtung eine schwere Depression. Sein Leben spielt sich im Bett ab, wo er meist schläft aber auch Filme sieht und in allen möglichen Foren unterwegs ist. Ansonsten ist er völlig antriebslos, Briefe werden nicht geöffnet, Rechnungen (meist die x. Mahnung̀) werden nicht bezahlt, Termine nicht wahrgenommen. Die Körperpflege wird vernachlässigt. In seinem Zimmer kann man keinen Fuß auf den Boden tun. Der Tüv für sein Auto ist seit 5 Monaten abgelaufen. Nach vielen Mahnungen und Bußgeldbescheiden wurde die Betriebserlaubnis entzogen.
Irgendwie weiß er, dass es so nicht weitergehen kann. Für Konsequenzen (Hilfe suchen, Arzttermine wahrnehmn) fehlen Kraft und Antrieb.
Was kann ich tun, damit er endlich Hilfe bekommt.
Am liebsten würde ich ihn in die Psychiatrie einweisen lassen. Er hat selbst schon so etwas gesagt.
Was kann ich tun?
Ich freue mich auf jede Idee.
Viele Grüße Jbucz

08.05.2025 21:11 • 10.05.2025 #1


9 Antworten ↓


Zitat von Jbucz:
Was kann ich tun, damit er endlich Hilfe bekommt.

Begleite ihn zum Hausarzt.
Dort kann er auch Antidepressiva verschrieben bekommen. So schnell bekäme er ja eh keinen Termin beim niedergelassenen Psychiater.
Aber ein Medikament wäre ein sehr guter Anfang für ihn, wieder in eine Lebenssituation zu kommen, in der er Entscheidungen treffen kann.

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Mitbewohner hat eine schwere Depression - wie helfen?

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@Jbucz

Klingt nach einem extremen Fall von depressiver Antriebslosigkeit – und auch danach, dass der Punkt, an dem man “nur gut zureden” kann, längst überschritten ist. Dass du als Mitbewohner da nicht mehr zuschauen kannst, ist absolut verständlich. Es geht ja nicht nur um dein Mitleid, sondern auch um die eigene psychische Belastung, wenn man das täglich mitbekommt und gleichzeitig das Gefühl hat, zu scheitern, obwohl man helfen will.

Kurz gesagt: Allein kommst du da nicht weiter – und du musst es auch nicht.

Möglichkeiten die du hast:

1. Sozialpsychiatrischer Dienst
Das ist in so einem Fall die erste Adresse. Die können Hausbesuche machen und prüfen, ob eine akute Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt. Auch wenn keine vorliegt, können sie helfen, einen Weg zur ambulanten oder stationären Behandlung zu organisieren. Wichtig ist: Du musst keine medizinische Einschätzung liefern – einfach die Situation schildern reicht.

2. Betreuungsgericht / rechtliche Betreuung
Wenn jemand seine Angelegenheiten (wie du schilderst: Finanzen, Termine, Alltag) dauerhaft nicht mehr regeln kann, kann eine rechtliche Betreuung beantragt werden. Auch das läuft übers Amtsgericht. Zuständig ist das Betreuungsgericht – du kannst den Fall dort melden.

3. Red mit ihm, aber konkret.
Nicht: „Du solltest mal zum Arzt gehen.“
Sondern: „Ich mach mir ernsthaft Sorgen. Ich sehe, dass du das allein nicht mehr schaffst. Wenn du willst, ruf ich mit dir beim sozialpsychiatrischen Dienst an.“
Wenn er selbst schon von Klinik gesprochen hat, ist das ’ne Tür, die du nutzen kannst – aber ohne Druck. Menschen mit Depressionen brauchen oft konkrete Angebote, keine Appelle.

Aber der aller wichtigste Punkt:
4. Eigene Grenzen klarkriegen.
Du kannst helfen – aber du kannst ihn nicht retten. Und du bist nicht dafür verantwortlich, was passiert, wenn er keine Hilfe annimmt. Du kannst alles richtig machen und trotzdem keine Besserung sehen. Also tu, was in deiner Macht liegt – aber nicht auf Kosten deiner eigenen Gesundheit.

Wenn er nicht drauf eingeht, musst du dich abgrenzen. Du kannst alle Hilfe der Welt anbieten, aber sie miss angenommen werden. Du kannst niemanden ernsthaft zur Annahme zwingen.

Zitat von Jbucz:
Was kann ich tun, damit er endlich Hilfe bekommt.
Am liebsten würde ich ihn in die Psychiatrie einweisen lassen. Er hat selbst schon so etwas gesagt.
Was kann ich tun?
Ich freue mich auf jede Idee.

Was hast du denn schon versucht?

@Jbucz

Also, auf ihn einreden nützt gar nichts. War selber schon schwerst depressiv. Das hat in mir Panik ausgelöst.
Man kann gar nicht klar denken. Man will nur in Ruhe gelassen werden.

Du könntest ihn fragen, ob Du zu seinem Arzt gehen kannst. Dann schilderst Du das.

Bei mir hatten Antidepressiva geholfen, Dann wurde es immer besser

Frag ihn mal ob er das will, dass du zu seinem Arzt gehst. Sag ihm “wir machen nichts, was Du nicht möchtest”.

Zitat von Jbucz:
Hilfe suchen, Arzttermine wahrnehmn) fehlen Kraft und Antrieb.

Sag ihm, Du gehst mit ihm. Der erste Schritt ist der Schwerste. Aber dann bekommt ihr Hilfe.

Zitat von Jbucz:
Briefe werden nicht geöffnet, Rechnungen (meist die x. Mahnung̀) werden nicht bezahlt, Termine nicht wahrgenomme

Mir ist noch was eingefallen. Es nützt nichts, wenn jetzt noch Schulden dazu kommen.
Da könntest Du helfen:
Frag ihn, ob Du den Pspierkram übernehmen kannst/sollst.
Konzentration ist nämlich auch weg bei Depression.


Geh mit ihm die Bußgeldbescheide durch, ob er die verursacht hat und dann müssen die schnell bezahlt werden.

Er brauch ja nur den Überweisungsschein unterschreiben und Du bringst es zur Bank.

Und wenn er es zum Arzt schafft, dann biete an, mitzukommen.

Hoffe, ihr findet bald eine Lösung …

Ich habe schon oft angeboten zu helfen und manchmal hat es auch funktioniert. Aber oft verweigert er die Zusammenarbeit: zu müde, keine Kraft, jetzt nicht...mache ich alleine (fertig)
Andererseits, wenn er mal aus seinem Zimmer kommt, dann hilft er mir, kocht, räumt für mich den Tisch ab, räumt meinen Einkauf weg oder hängt meine Wäsche auf (durch meinen Parkinson bin ich auch nicht ganz fit) Macht Pläne für Hochbeet bauen... Und dann verschwindet er wieder wortlos, liegt auf seinem Bett und verschwindet in seine Welt der verschiedenen Foren

Es kann auch eine körperliche Krankheit schuld an den Symptomen sein.Deshalb gehört der Mann zunächst untersucht. Vielleicht macht der Hausarzt einen Hausbesuch. Er könnte zumindest Blut abnehmen ( Schilddrüse... ). Er könnte ihn auch ins Krankenhaus einweisen.
Wenn er sich wegen seiner Krankheit selbst gefährdet , kann er auch gegen seinen Willen ins Krankenhaus gebracht werden ( in Ö war das so , die Polizei schickt den Amtsarzt ) . In der Klinik darf er ohne gründliche Untersuchung nur kurze Zeit ( ca 24 Stunden ) festgehalten werden.
Anderer Weg : Hat er Verwandte ? Was sagen die ? Hatte er solche Symptome schon früher ?
Mehr fällt mir jetzt auch nicht ein.

Zitat von Elisabeth71:
Hat er Verwandte ? Was sagen die ?

Das kann nur er beantworten. Viele gehen aus Scham nicht offen mit Depressionen um. Die Verwandten wissen wahrscheinlich nichts

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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