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Ein nettes Hallo an alle erstmal,

seit Tagen fühle ich mich schwach und nun habe ich beschlossen mal meine Story aufzuschreiben in der Hoffnung, dass es mir etwas besser geht. Ist wohl wieder mal ein Depriphase. (wie so häufig im Winter). Mein Appetit schwindet mehr und mehr und ich muss mich zum Essen schon eher zwingen. Das morgentliche Tief mit Übelkeit ist echt schei. und zieht bis fast nachmittag rein. Trotzdem gehe ich weiter zur Arbeit. Eigentlich hat sich das Tief wieder etabliert nachdem ich beschlossen habe meine erste eigene Wohnung zu mieten. Dieses Gefühl, dass ich jetzt bald selbst ans Einkaufen/Kochen/die eigene Wohnung denken muss ist es wohl. Es fühlt sich so an als ob mir meine freie Zeit und das hart erarbeitete Geld während der miesen Phasen noch dafür geraubt wird. Zuerst habe ich mich gefreut über die Wohnung, aber jetzt… :/

Ich bin mir nicht sicher, ob es klug war zu entscheiden die erste eigene Wohnung zu nehmen, aber ich fühle mich mehr und mehr dem Druck der Gesellschaft, dem was eigentlich normal zu sein scheint und der Frau die ich getroffen habe, dass man mit 29 bald 30 Jahren schon eigentlich alleine Leben können muss, entgegengesetzt. Es stimmt ja auch. Irgendwann wird es meine Eltern nicht mehr geben und dann wäre es noch schlimmer. Ich habe bisher immer bei meinen Eltern gelebt. Ich zahle anteilig etwas Geld für Essen und so. Ab und an hat es geknallt, aber insgesamt verstehen wir uns sehr gut und das obwohl ich nie ein eigenes Zimmer hatte. Ich habe irgendwie so das Gefühl als wenn ich vieles verpasst hätte und es macht mich etwas traurig, dasss ich nie Freunde einladen konnte ins eigene Zimmer. Irgendwann gewöhnt man sich aber an diese Situation. Jetzt steht die neue Wohnung bereit, aber ich habe das Gefühl, als ob ich alles übersprungen und dabei viele Freunde verloren hätte und ich jetzt selbst alleine in der Wohnung sein werde mit den ganzen Haushaltssachen und Verantwortungen dazu. Also nix da mit eigenem sorgenlosen Zimmer. Natürlich habe ich im Haushalt geholfen und aufgeräumt. Das ist nicht das Problem. Ich baue sogar gerne Möbel zusammen oder war mal gerne in Hotels und habe dort Zeit verbracht. Aber nur wenn ich mich gerade stark und gut fühle. Meine Eltern helfen mir sehr mit der Wohnung und ich kann jederzeit zu ihnen. Wenn ich nicht klar komme kann ich sogar zurück, meinten sie. Das beruhigt einerseits, andererseits aber denke ich direkt was denken wieder andere dann über mich und was mache ich dann mit gekauften Möbeln in der neuen Wohnung. Wieder Lügen ausdenken damit das wahre Bild und die eigenen Probleme nicht zu Tage kommen. Ich habe monatelang gespart damit ich ein großen Puffer habe für Möbel und Ausgaben, da ich mir einst mal gesagt habe bis Ende 20 musst du ausziehen. Alles habe ich mir selbst erarbeitet. Führerschein, Auto und nun Geld für Möbel und Wohnung, nichts von Eltern bekommen können außer das wichtigste Liebe und die Möglichkeit immer bei Ihnen wohnen zu dürfen. Momentan ist in der neuen Wohnung nichts. Leider nicht mal ne Küche. Ich muss erst Möbel kaufen und bis diese geliefert werden wird es Wochen dauern. Solange zumindest keine Küche und ein Bett drin sind werde ich dort nicht wohnen. Zudem steht mir mein Verlangen nach guter Qualität und den damit verbundenen Kosten für Haushalt etwa im Konflikt. Die Kosten für Heizung und Warmwasser sind doppelt so hoch wie geplant. Naja, aber das wird ja nach 3 Monaten sich wohl senken, wenn die erste Anpassung an den reellen Verbrauch kommt.

Die Frau mit der ich aktuell über Monate Kontakt und mehrmals getroffen habe und mich etwas in sie verguckt habe fragt mich mitlerweile wiederholt wann ich einziehe in die Wohnung. Das macht noch mehr Druck. Wir haben uns bisher immer draußen getroffen oder ab und an mal ein Hotelzimmer genommen. Ich habe ihr gesagt, dass ich aktuell Zeit für mich brauche, um mich an diese neue Situation zu gewöhnen und ich möchte sie nicht mit meinen Problemen zusätzlich belasten, da sie auch eigene hat. Ich fände es schade, wenn sie das nicht verstehen würde, aber ich kann daran nichts ändern im Moment. Ich würde mir eher etwas Unterstützung von ihr wünschen. Das sie mich etwas ablenkt und mir sagt, dass sie mich liebt. Letzteres hat sie aber nie bisher gesagt. Nur, dass sie mich sehr mag aber sie nicht hören möchte aktuell, dass ich mich in sie verliebt habe. Ich habe zum Beispiel nicht einmal sie bei sich besuchen können, da sie unsere Treffen nicht offiziell machen wollte. Nun gut dachte ich, ich versuch verständnisvoll zu sein. Wir haben uns 3 Monate nachdem sie sich nach 7 Jahren von ihrem Freund getrennt hat kennengelernt. Am Anfang sah es sehr gut aus. Aber als wir uns nach 3 Monaten nur 3 mal getroffen haben und ich dann meinte ich möchte sie mehr sehen und ihr gesagt habe sie würde nicht dasselbe empfinden für mich wie ich für sie dann Emfand sie das als Druck, den sie nicht mag. Ich weiß, dass man in dieser Phase überbedürftig nach Zuneigung ist und man für andere wohl als Egoist da steht und ich habe auch aus meinen Fehlern der Vergangenheit gelernt und versucht ihr mehr Freiraum zu geben. Trotzdem meinte sie ich wäre egoistisch und hätte kein Verständnis für sie und ihre Probleme. Immer bin ich zu ihr gefahren, bis auf einmal, wo sie in meine Stadt gekommen ist. Ich wollte sie meinen Eltern vorstellen wollen, da sie mir wirklich wichtig war und ich sie einbinden wollte in die Familie. Wahrscheinlich war das zu früh. Da ich an ihrer Reaktion gesehen habe, dass dies ihr nicht so gefallen würden habe ich es gelassen. Sie meinte mal sie brauche nicht immer ihren Leuten/Familie alles so zu erzählen, wie ich. Wenn wir uns gesehen haben war es gut. Beidseitig. Ja ich habe sie lächeln gesehen und wie sie mich gerne angesehen hat die ganze Zeit. Ich habe trotzdem irgendwie das Gefühl, dass ich so ein Ersatz bin für sie, der da sein soll, wenns ihr schlecht geht. Ob sie selbst überhaupt bereit dazu ist aktuell etwas wie Liebe und Vertrauen für jemand zu fühlen weiß ich nicht. Sie meinte sie weiß nicht wie viel Zeit sie brauchen wird. Ich denke sie hat sich da etwas selbst belogen am Anfang als sie dachte das wird schon klappen mit mir nach der letzten Beziehung. Ich fände es schade, wenn ich sie verlieren würde, aber ich denke es bringt ihr nichts, wenn ich nicht selbst klarkommen kann und es bringt mir nichts, wenn sie nicht das fühlt was ich für sie fühle. Sie hat immer sehr selbstständig gelebt und erwartet sicher jetzt auch das von mir.

Beruflich sieht es so aus, dass seit dem ich einen neuen Job habe (mitlerweile 2,5Jahre) dort mehr und mehr klarkomme. Am Anfang wars schlimm. Auch da hatte ich das Gefühl es ist alles zu viel. Auch da hatte ich am Anfang Appetitprobleme und bei großem Stress auch mal krankschreiben lassen. Ich konnte bis auf die Sachen aus meiner Ausbildung nicht viel. Alles neu. Aber ich habe vieles selbst dazugelernt und mir selbst angeeignet. Es kommt mitlerweile wenig Neues dort. Ich bin erfahren und weiß schon häufig, wie ich bestimmte Dinge anpacken kann und bin etwas gelassener, wenn ich nicht ne Lösung immer präsentieren kann, da ich weiß, dass es sowieso keinen anderen gibt, der ne bessere Idee hat. Wenn neue Dinge kommen und nicht allzukompliziert sind macht es sogar etwas Spaß eine Lösung dazu zu finden. Verfalle also nicht mehr direkt in so eine Panik ala „Was tue ich bloß, wenn das passiert und ich nicht weiß was ich machen soll.“ Ich kann mir aktuell nicht vorstellen einen anderen Job anzunehmen und diesen Anfangsstress wieder zu ertragen.

Im Grunde denke ich, dass die ganze Deprisache, dadurch entstanden ist, dass ich schon immer recht zurückhaltend war und streng erzogen wurde. In der Schule wurde ich in der 8-10kl. gemobbt. Viele haben später Party gemacht, aber durch die Eltern war das schwer für mich. Aber ehrlich gesagt wollte ich nicht einfach nur saufen. Auf Diskos hatte ich nie wirklich Bock. Dadurch habe ich mich später die virtuelle Welt zurückgezogen, was mich von realen Freunden eher entfernt hat. Mit 17 Jahren hatte ich in einem Nebenjob den ersten Schreckerlebnis. Weil ich nen Fehler gemacht habe und überfordert war habe ich direkt den Appetit verloren. Mit 18 Jahren, habe ich die erste Freundin kennengelernt und bin mit ihr zusammengewesen. Obwohl sie im Ausland war haben wir uns sehr oft gesehen. Alle 3 Monate für viele Tage und sogar Wochen. Nach 3 Jahren war dies vorbei und ich habe sehr lange gebraucht darüber hinwegzukommen. Sie hatte ihr Studium fertig und ich nicht nicht. Da haben sich die Lebenswege einfach getrennt. Nach 10 Jahren haben wir uns mal wieder getroffen (sie mitlerweile geschieden und alleine mit Kind). Es war eine komplett andere Person und im Endeffekt war ich sogar froh, dass es so passiert ist. Einige Zeit später im Ausland beim Versuch eine Frau einer Bekannten mit der ich oft geschrieben habe näher zu kommen bin ich ziemlich stark an Grippe erkrankt und ich war quasi auf mich selbst gestellt, da sie arbeiten war. Da hat sich das ganze dann wohl verfestigt mit meiner Angst allein zu sein. Leider war sie nicht an mir interessiert und ich war dazu ziemlich fertig wegen der Krankheit und nur daran gedacht irgendwie diese Woche durchzustehen. Aber erst kurz vor Schluss des Studiums habe ich erste Signale bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung mit mir ist. Ich habe gemerkt, dass diese schöne Zeit des Studiums bald vorbei ist. Schlafstörungen, Erhöhter Puls, Zittern, Kälteempfindlich, Appetitverlust, Schwächegefühle, später Sinnlosigkeit an eigenen Interessen bemerkt, die Einsamkeit mehr und mehr gefühlt. Dann stand Jobssuche auf dem Plan und ich habe beim Lesen der Stellenanzeigen und Anforderungen gemerkt, dass ich eigentlich nichts wirklich perfekt kann und ich es schwer haben werde. Kurz vor meinem ersten Job ist meine Oma, die mit uns gelebt hatte verstorben. Der erste Job war anfangs ok, aber als ich dann alleine gelassen wurde gings total in die Hose. Ich habe mein bestes Getan und eigentlich waren sie auch zufrieden, aber dieser Stress war einfach zuviel. In dieser Zeit war ich mit einer Frau zusammen, die, wie ich im nachhineien feststellte, selbst krass depressiv war. Sie hat mich so mit ihren Problemen zugeschüttet, dass ich am Ende einfach nicht mehr konnte und mich von ihr getrennt habe. Sie hatte wohl sogar ihr Kind abtreiben lassen vorher, was ich erst im Nachhinein erfahren habe und das auch ihre Panikattacken und ihre merkwürdige Reaktion am Friedhof, als sie Kindergräber sah, erklärt hatte. Eigentlich war sie auch nicht so mein Typ, aber ich wollte jemand an meiner Seite haben. Nach der Trennung von ihr habe ich endlich aufatmen können. Kurz danach habe ich eine Frau kennengelernt und ich dachte „Bingo das ist die richtige“. Der zweite Job war dann auch vor dem Hintergrund dieser neuen Frau gewählt worden damit sie nicht denkt „Was ist denn das für einer, der nicht arbeiten gehen will“ und ging samt Beziehung in die Hose. Totale Überforderung und dazu habe ich den Fehler gemacht ihr keinen Frauraum gegeben zu haben, weil ich so in sie verschossen war und sie komplett für mich haben wollte. Da war ich wirklich wohl total in der Egoperspektive unterwegs, wenn ich das im Nachhinein betrachte.

Und so bin ich seit einiger Zeit in einem Job, der jetzt ok ist. Man wird nicht unbedingt reich von diesem Job, aber ich bin keinem massiven Stress ausgesetzt und kann meine Arbeit gewissenhaft durchziehen. Ich hatte in diesem Job sogar teilweise richtig fantastische Wochen, wo ich die Natur und Essen genießen konnte, ohne daran zu denken was morgen sein wird. Aber mir graut es immer wenn der Winter kommt, es dunkel wird, Weihnachten ohne Oma ansteht und ich an Sylvester merke wie einsam ich eigentlich bin und warum ich eigentlich bei meinen Eltern an Sylvester bin und nicht den Abend mit Freunden verbringe. Zumindest habe ich paar Kontakte und eine tolle Familie, aber auch das ist glaube ich nicht vergleichbar mit dem was andere haben. Dazu kurz davor in die erste eigene Wohnung ziehen zu können mit aktuell massiven Zweifeln und Problemen an meiner Person, ob das nicht alles Geld- und Energieverschwendung ist. Ich wünsche mir die sorgenfreie Zeit zurück, wo ich einfach glücklich war und ich das auf alten Fotos sehe.

Ich hoffe das ganze war nicht allzu schlimm von Selbstmitleid und Jammerei geprägt. :/

04.03.2016 12:10 • 04.03.2016 #1


2 Antworten ↓


Vergissmeinicht
Hey lalilu,

heiße Dich erstmal herzlich Willkommen hier bei uns und wünsche Dir einen hilfreichen Austausch.

Nun, im Job klappt es ja ganz gut und die ersten Erfahrungen mit Mädels laufen halt so ab und bist da sicher kein Einzelfall. Dein jetziges Mädel ist gerade erst aus einer 7-jährigen Beziehung raus und da will noch einiges verarbeitet werden; gib ihr Zeit und nutze sie für Dich.

Denke, mit 29 Jahen wird es mehr als Zeit eine eigene Wohnung zu beziehen, auch wenn Dir Deine Eltern die Option offen lassen wieder zurück zu kehren; mache es nicht.

Nutze die Chance und werde endloich Dein eigener Herr und Kontakte werden sich mit der Zeit sicher auch finden. Sieh mal nicht zu schwarz; denke, Du bist auf einem guten Weg. Nur Du alleine kannst und solltest ihn gehen.

04.03.2016 13:52 • #2


Icefalki
Hallo Lalilu, aus deiner ganzen Geschichte lese ich eigentlich nur heraus, dass du bei Veränderungen in die Knie gehst.

Das magst du nicht und damit bist du gestresst.

Hast du dich durchgebissen, ist alles soweit ok.

Es ist schön, eine gute Familie im Hintergrund zu haben, damit bist du doch schon mal aufgefangen, oder bist du dort gefangen?

Was mir aufgefallen ist, dass du von einem strengen Elternhaus schreibst. Das würde mich mal interessieren. Was war denn dort streng?

Interessant ist auch dein Zerissensein zwischen dem, was andere sagen, denken könnten, deiner Unselbstständigkeit und den Wunsch nach Freiheit. (Endlich eigenes Zimmer).

Und welche Krankheit ist bei dir diagnostiziert?

04.03.2016 16:26 • #3





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl