Danke für deine Frage, @Ferrum.
Ich antworte direkt, weil ich weiß, dass ich später anders antworten würde. Tatsächlich unterscheidet sich die Antwort auch von dem, was ich mir während meiner Fahrt hierher dazu überlegt hatte.
Ich kann nachvollziehen, dass du mein Problem nicht verstehst - ich verstehe es nicht einmal selbst...
Konkret zum von dir zitierten Punkt: ich stelle bei mir fest, dass ich oft einfache, aber wichtige Aufgaben monatelang schleifen lasse. Da sind Dinge dabei wie: Kleidung generell auf Vordermann bringen (mit zwei neuen Jeans klicken oder mal kurz zum HM zu fahren währe ich zufrieden), Unregelmäßigkeiten im persönlichen Finanzbereich prüfen, aber auch Sport, Musik, Reparaturen, Infrastrukturanschaffungen, etc... die mir das Leben einfacher machen. Die [Unstetigkeit meines Denkens(?)/ Depressive Phasen/Blockaden/Faulheit/Prokrastination/ Selbstsabotage/ ...?] sorgt nun dafür, dass ich heimfahre und richtig Bock darauf habe, Sport zu machen, oder auch die Dringlichkeit verspüre, die Finanzgeschichte zu prüfen. Ich weiss auch: Konto einloggen, Eingänge prüfen, Referenzdokumente durchlesen, vergleichen, Beschwerdemail schicken...
Aber ich mache es einfach nicht wenn ich 10 Minuten später daheim bin.
Dadurch türmen sich bei mir zunehmend Forderungen an mich selbst auf, die ich meistens dann in letzter Sekunde löse oder wenn es knapp zu spät ist. Derweil gammle ich eben manchmal auch einfach rum.
Und dann finde ich es eigentlich einen fairen Deal mit mir selbst, dass wenn ich alleine bin und meinen Kopf durch Shortvideos stimuliere die von mir angebotene Brücke(sortierte todo liste, auf wenige zumutbare Aufgaben eingeschränkt), meine Dinge zu tun, wenigstens kurz anschaue. Mehr fordere ich von mir aktuell nicht und das ist nicht zuviel verlangt. Von jedem Mitarbeiter in der Firma, von meinem Kindern und von Menschen mit denen ich verlässlich zusammenarbeiten möchte, fordere ich das selbe - und aus persönlichen Gründen habe ich auch vollstes Verständnis dafür, wenn es mal zu Unregelmäßigkeiten kommt.
Zitat von Ferrum: Hast du denn den Eindruck, dass spontane Eingebungen (vielleicht nennst du es Gedankenfetzen) unnütz sind?
Nein. Ich liebe spontaneität, ich denke gerne und ich freue mich ehrlich gesagt auch über manches Ergebnis meiner Gedanken. Ein Problem von mir sehe ich aber im Zusammenführen und Verbinden dieser Gedanken und Tätigkeiten um abgeschlossene Ergebnisse zu haben, auf die ich aufbauen kann (z.B. E-Mail abschicken, letzte mir bekannte Fehler aus einem Produkt herauszunehmen) Hier fordert es mich enorm viel Energie weitere Gedankenspiralen durchzugehen und bin oft auf Stimulation von aussen angewiesen, aktiv weiter zu kommen.
Zitat von Ferrum: Auch Gedankenlosigkeit und quirliges Gequatsche (in Maßen, nicht in Massen) macht das Leben lebenswert.
Definitiv. Dennoch bin ich nach wie vor oft ein stummer Zeitgenosse, benötige aber passenden Input in Gesellschaft. Ich habe aber soweit an mir gearbeitet
dass ich keine panische Angst mehr vor Menschen habe und erlebe mich selbst auch oft in angenehmen Unterhaltungen.