Hallo,
ich bin neu hier, männlich und 43 Jahre alt.
Seit ca. meinem 22 Lebensjahr bin ich durchgehend in Behandlung wegen Depressionen - allerdings bisher ohne Erfolg. Es wurden verschiedene Verhaltens-, Gesprächs-, Gruppen-, Gestalt-, EMDR, Bewegungstherapien etc. ausprobiert, jedoch zeigte keine eine Besserung oder einen Erfolg.
Zudem wurden alle verfügbaren Antidepressiva ausprobiert sowei Neuroleptika, Stimulanzien etc. probiert. Auch ohne Erfolg. Zuletzt Escitalopram in Kombination mit Diazepam. Zeitweise wurde Diazepam wegen Suchtpotenzial gegen Neuroleptika wie Promethazin oder Levomepromazin ausgetauscht.
Das einzige, was etwas hilft, ist Diazepam.
Zu meiner Biografie:
Ich bin Adoptivkind, wurde direkt als Baby adoptiert. Warum ich das direkt als erstes erwähne ? Weil es quasi mein Lebens-Thema werden sollte und auch geworden ist - nicht etwa durch mich selbst, sondern durch mein Umfeld. Es ist praktisch täglich Thema und Thema Nr.1 in meinem Leben überhaupt. Dabei hat es mich selbst nie interessiert, ich wollte auch nie meine Erzeuger kennen lernen, denn ich hatte ja Eltern, Adoptiv-Eltern, die ich über alles liebte und zu denen die Bindung aussergewöhnlich eng ist.
Aber dies scheint bei Adoptiv-Kindern nicht gewünscht zu sein, Adoptiv-Kindern haben irgendwie gesellschaftlich immer die Erwartungen zu erfüllen, ein Problem-Fall zu sein. Ich glaube, 99 % der Menschen ist der Sinn einer Adoption nicht klar - am wenigsten noch Lehrern oder Ärzten. Aber dazu später mehr.
Meine Entwicklung lief zunächst ohne Probleme - ziemlich unspektakulär, nahezu spießig und langweilig. Und ich glaube sogar, dass dies ein wesentliches Problem war oder zum Problem gemacht wurde. Dies stellte sich, z.B. in der Grundschule und im Kindergarten wie folgt dar:
Ich war in meinem Verhalten meist sehr sachlich, sozial interessiert und geordnet. Am liebsten verbrachte ich meine Zeit mit konkreten Tätigkeiten, zum Beispiel Verfolgung von bestimmten Interessen oder sozialem Engagement in Gruppen. Ich half gerne bei der Organisation und z.B. beim Aufbau bei Schulfesten etc. Mein liebstes Hobby war Natur, ich verbrachte die meiste Zeit draußen und interessierte mich sehr für Tiere, später auch für Naturfotografie.
Ich war sehr ordentlich, konservativ und hatte stets großen Respekt vor meinen Mitmenschen, versuchte stets Streit zu vermeiden und anderen zu gefallen oder zumindest zufrieden zu stellen. Daher hatte ich auch selten Unsinn getrieben oder Probleme oder Ärger verursacht. Andere Kinder empfanden mich oft als langweilig oder spießig.
Meine schulischen Leistungen waren gut, ich besuchte nachher das Gymnasium.
So, das war jetzt mein realer Beitrag zu der Problematik. Ich will natürlich nicht sagen, dass ich fehlerfrei war, aber meine Fehler, besonders die, über die sich andere hätten benachteiligt fühlen oder beschweren können, hielten sich sehr im Rahmen - nicht zuletzt dadurch, dass ich meine eigenen Sachen und Bedürfnisse oft zugunsten anderer zurücksetzte.
Und nun zur Sicht und dem Verhalten meines Umfeldes:
Täglich wurde ich von Lehrern, anderen Kindern, Eltern anderer Kinder getadelt und alles was ich tat, wurde als 'Abnormalität' oder als Folge meiner Adoption oder bei Adoption erwartungsgemäß auftretender genetischer Minderwertigkeit gedeutet.
Täglich wurde ich von Mitschülern oder anderen Leuten im Dorf auf das Thema Adoption und die dadurch vermeintlichen hervorgehenden Folgen und Probleme angesprochen und hingewiesen.
Offiziell wurde ich als dumm und zurückgeblieben tituliert, wobei ich stets, zum Teil auch von den selben Leuten, die mich so titulierten, dazu angehalten wurde, doch genau dafür Verständnis zu haben, darauf Rücksicht zu nehmen und ja zu verstehen, dass die anderen ja immerhin noch Kinder sind und eben nicht mit einem geistig zurückgebliebenen wie mir spielen wollen und man dies den Kindern doch nicht verübeln sollte und ich deshalb doch bitte darüber hinwegsehen sollte und verstehen sollte, dass sie eben noch nicht so weit wie Erwachsene seien .
Kurz gesagt: Ich musste immer eine Doppel-Rolle aus einem behinderten Adoptiv-Kind spielen, dass jedoch immer auf die anderen Rücksicht nehmen soll, für sie Verständnis haben soll, sie bei der Verfolgung ihrer Ziele unterstützen soll und am Ende auch immer die Verantwortung für alles übernehmen soll und damit auch immer an allem Schuld ist.
Ich würde es symbolisch so beschreiben: Ich bin im Krankenzimmer eingeschlossen und bin der Schwachsinnige, neben dem sich andere immer als Ärzte, Lehrer oder Bewährungshelfer wichtig tun und groß fühlen dürfen. Dabei soll ich jedoch dafür Verständnis haben, dass die anderen halt eben auch nur Menschen sind und über ihre Fehler hinwegsehen und sie ihnen verzeihen. Aber ich soll auch schauen, dass die anderen glücklich sind, stets Vorteile haben und sie bei der Verfolgung ihrer Ziele unterstützen. Wenn etwas schief läuft, trage ich als Schwachsinniger die Verantwortung, da ich ja auch gleichzeitig der Geschäftsführer der Pflege-Betreuungs-Einrichtung bin, der für seine Angestellten die Verantwortung übernimmt . .
Kurz: Ich darf z.B. nur immer der Sündenbock, gleichzeitig aber auch immer der selbtlose, unsichtbare Unterstützer und Helfer im Hintergrund sein.
Beim Thema Beziehungen passen nur Partnerinnen zu mir, die bereits Kinder haben, mehrmals geschieden sind, unterem Bildungsstand oder im negativen Sinne auffällig sind.
Dann soll ich die Kinder lieben und alles für sie tun, aber gleichzeitig natürlich auch volles Verständnis dafür haben, dass sie mich nicht als Vater sehen und mich natürlich nicht lieben können.
Um es abzukürzen: Mein Selbstbewusstsein ist im Laufe der Jahre völlig geschrumpft, da ich keinerlei positiven Erfahrungen gemacht habe oder Bestätigungen erhalten habe.
Hinzu kommt noch, dass mein Leben seit 20 Jahren nur noch aus Psycho-Therapie und dem, was ich oben geschrieben habe, besteht.
Ich breche hier mit meinem Text erstmal ab, denn ich glaube, es ist anstrengend genug, ihn zu lesen.
Habt ihr ein Bild beim Lesen des Textes oder kriegt ihr eine Idee, wo das Problem liegen könnte ?
Grüsse
Heute 10:46 • • 10.11.2025
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