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M
Hallo zusammen.
Ich erlebe gerade die schlimmste Phase meines Lebens. Bin 50 Jahre alt und leide seit längerem (ca. 3 Jahren) unter Depressionen und seit 1 ½ Jahren unter Angstattacken. Mir ist es erst gar nicht bewusst geworden was los ist. Erst als ich ständig so eine Missempfindung in den Füssen hatte und ich oft das Gefühl hatte, ich stehe so neben mir und Umgebung ist so unwirklich, machte ich mir ernsthaft Sorgen. Die gipfelte in richtigen Angstattacken, mit Schweißausbrüchen, inneres Zittern, das Gefühl verrückt zu werden und an einer schweren Krankheit zu leiden. Ich ließ dann alle erdenklichen neurologischen Untersuchungen über mich ergehen – alle ohne Befund. Vermutet wurde eine Mischung aus Belastungsstörung, generalisierte Angststörung und Depressionen. Über mehrere Monaten wurde ich mit Opipramol behandelt. Als sich mein Gesundheitszustand weiter verschlimmerte (häufige Suizid-Gedanken) und ich nicht mehr in der Lage war, meine (verantwortungsvolle) Arbeit auszuführen, suchte ich einen Psychiater auf. Jetzt bin ich seit fast drei Monaten zu Hause und bin mit den Nerven total am Ende. Ich nehme momentan 20mg Cipralex und 30 mg Mirtazapin. An machen Tagen bin ich richtig euphorisch und treibe viel Sport und gehe spazieren. Ich kann mich auch richtige entspannen und denke dann, dass ich die Krise überwunden habe. Dann jedoch, manchmal innerhalb einer Stunde, ziehen wieder „schwarze Wolken“ auf, und ich bin zu Tode betrübt. Hinzu kommt, dass ich in den schlechten Phasen enorme Angstzustände (alles um mich herum wird unwirklich, brennen im Nacken, extreme Unruhe) bekomme, die ich dann mit Tavor Tabletten versuche zu unterdrücken. Nach jedem „Tiefschlag“ habe ich wieder tagelang Suizid-Gedanken. Eine Therapie mache ich noch nicht. Mein Arzt meint, ich müsste erst ein bisschen stabiler werden. Er hält dann eine Richtlinientherapie für sinnvoll. Ich habe auch schon mal an eine Klinik vorgeschlagen, doch er meint, dass er das auch ohne hinkriegt. Ich dagegen bezweifle das so langsam, zumal ich gerade mal wieder ganz unten bin. Ich bin so am Ende und weiß nicht wie das weitergehen soll.
Ist eine ambulante Behandlung, so wie ich sie jetzt mache noch sinnvoll oder soll ich auf eine Einweisung in eine psychosomatische Klinik drängen? Wer hat erfahrungen mit ähnlichen Syntomen? Ich habe so das Gefühl, dass mir die Zeit davon läuft. Irgendwann wird mein Arbeitgeber auch nicht mehr mitspielen.

30.03.2012 19:25 • 03.05.2012 #1


6 Antworten ↓


P
Was ist den eine Richtlinientherapie? Kann ich mir nichts drunter vorstellen. Zu dem anderen was du geschrieben hast, mir scheint, dass du ziemlich viele Medikamente nimmst, kommt es da nicht zu Wechselwirkungen? Und dann noch Tavor im Notfall obendrauf, ich weiß nicht so recht. Rein vom Gefühl würde ich sagen, ein Klinikaufenthalt erscheint mir als Einstieg in die Therapie gut und geeignet, vor allem um etwas stabiler zu werden. Wo willst du den deine ambulante Therapie machen, bei deinem Psychater? Dr wäre ja nun nicht geeignet, dass sollte schon ein Therapeut sein. Ich weiß nicht, aber mir erscheinen die aussagen deines Arztes nicht so wirklich schlüssig, aber vielleicht gibst du hier auch nur Auszüge wieder so dass man kein Gesamtbild erhält. Rein vom Gefühl würde ich sagen, sofort in die Klinik, eine anständige Medikamenteneinstellung und im Anschluss dann eine ambulante Therapie weiter machen. Vielleicht bist du nach dem Klinikaufenthalt schon wieder arbeitsfähig. Sind denn Ursachen der Ängste für dich geklärt? Du schreibst von einer verantwortungsvollen Arbeit, kommt ein Burn Out in Frage?

30.03.2012 19:37 • #2


A


Angstattacken und Depressionen

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M
Bei der Richtlinientherapie musste ich auch googeln (http://www.schefer.de/6.html). Das Mirtazapin bekam ich zusätzlich zum Cipralex, damit ich wenigsten Nachts zu Ruhe komme. Das Tavor nehme ich wirklich nur kurz vom durchdrehen. Federführend wäre nach Angaben meines Arztes aber das Cipralex. Über Wechselwirkung kann ich nichts sagen, jedoch waren die Nebenwirkungen, gerade zu beginn ernorm. Die ambulante Therapie würde nicht mein Psychiater machen. Entsprechende Vorschläge über geeignete Therapeuten würde er mir zur gegebener Zeit unterbreiten. Die Ursachen für meine Ängste sind mir noch nicht ganz klar. Ich hatte in letzter Zeit einige sehr negative Erlebnisse in meinen Privatleben, die mir ganz schön zugesetzt haben. Dann habe ich generell Angst vor der Zukunft und dem alleinsein. An ein Burn Out denke ich eher nicht. Obwohl mir gerade der Gedanke an die Arbeit schwer zusetzt. Ich meine damit, dass ich nicht schon mit 50 in Rente gehen will.
Was mich noch von einem Klinikaufenthalt abhält ist der Gedanke, dass das so die letzte Zuflucht ist. Was wenn das auch nicht hilft? Wohin wende ich mich dann? Aber wahrscheinlich hast du recht. Hier allein zu hause zu sitzen bringt mich momentan keinen Schritt weiter - im Gegenteil.

lg

30.03.2012 20:17 • #3


P
Eine Klinik ist nicht die letzte Zuflucht, sondern der erste Schritt auf die beine zu kommen. In finde deinen Arzt echt bedenklich. Je schneller du eine Therapie beginnst um so besser. Warum gibt er dir keine Infos? Warum versucht er dich von einer Therapie fern zu halten, obwohl das allgemeine Meinung ist, je früher und schneller Therapie um so besser die Heilungschancen. Ich würde so schnell wie möglich einen zweiten Arzt aufsuchen und eine 2. Meinung einholen. Dein Arzt behandelt total unkonventionell und fast am Rande des Seriosität, jedenfalls nach dem was du hier schreibst.

30.03.2012 22:07 • #4


J
Hallo, Markus! Ich kann mit Dir fühlen, denn mir geht es ähnlich: Seit ein, zwei Jahren kam die Erkrankung bei mir schleichend. Ich hatte plötzlich den Kopf in den Wolken und fühlte mich wie ein Kind, das im Wald ausgesetzt wurde. Nachts träume ich schlecht und werde oft wach, morgens bin ich völlig platt.Inzwischen habe ich Angst, ins Bett zu gehen, weil beim Einschlafen Panik und Angst (Todesangst) kommen, obwohl ich mich mit positiven Gedanken abzulenken versuche. Ich habe 10 Kilo abgenommen, rauche 30 Zig. am Tag und esse oft nichts. Vor Müdigkeit schlafe ich schon auf dem Weg zur Arbeit fast ein. Da ich einen Job habe, der körperliche Fitness erfordert und einem 50-jährigen wie mir schon bei guter Gesundheit schwer fällt, bin ich zum Ende der Woche hin völlig fertig. Dazu kommt noch, daß ich völlig verkrampft und verspannt bin, zittere und bei Stressituationen dauernd zur Toilette rennen muß, weil mir das auf Magen und Darm schlägt. Meine Frau pocht darauf, daß die Ursache in meiner zugegeben schlimmen Kindheit liegt, die ich, ohne meine Mutter zu kennen, mit schlimmen Erlebnissen verbracht habe. Ich dagegen denke, daß einfach der Druck meiner aktuellen Lebenssituation unglaublich groß und ausweglos ist. Wir haben neben den normalen Sorgen, wie Schulprobleme der Kinder usw., seit 17 Jahren, als wir ohne jede Hilfe durch Eltern, Omas usw., wie oft üblich, gebaut haben, große finanzielle Sorgen. Durch die Geburt unseres jüngsten Kindes, einen Unfall meiner Frau, und 6-jähriger Selbständigkeit meiner Frau mit anschließender Pleite war ich jahrelang Alleinverdiener. Dadurch sind wir immer mehr in die Miesen geraten, obwohl wir bescheiden gelebt haben (letzter Urlaub war 1989). Unsere Bekannten haben sich zurückgezogen, weil wir nirgends mitmachen konnten. Wir haben keine Freunde. Trotz unseres starken Zusammenhalts fehlen Zärtlichkeit und Sex seit Jahren gänzlich, obwohl ich ohne nicht klar komme und langsam verrückt werde. Nun hat meine Frau vor einiger Zeit auch noch einen leichten Schlaganfall erlitten und hat 2 neue Halswirbel bekommen, dei ihr dauernd schmerzen bereiten und es fraglich ist, ob und wann sie wieder arbeiten kann. Mittlerweile hat sich die Situation auch auf die Kinder übertragen. Meine Tochter sagt schon, sie haßt ihr Leben, und läßt in der Schule immer mehr nach. Wie ich noch bis zur Rente durchhalten soll, weiß ich nicht. Die Geldsorgen und die Zukunftsangst machen mich fertig. Wir werden demnächst unser Haus verkaufen müssen. Ich bin für alle Verwandten ein Loser, wohl auch in den Augen meiner Familie. Bei der Arbeit muß ich den lustigen Kollegen spielen, obwohl ich mich hundeelend fühle. Beim Einkaufen oder anderen Gelegenheiten bekomme ich plötzlich kaum beherrschbare Heulattacken. Einen Suizidversuch, der in buchstäblich letzter Minute von meiner Frau entdeckt wurde, habe ich schon hinter mir.Oft habe ich solche Gedanken wieder im Kopf, weil ich mich fühle, als wäre ich nur aus Versehen auf dieser beschissenen Welt. Finanziell wäre es zumindest wegen der Lebensversicherung eine Lösung, damit sie das Haus behalten kann. Ich weiß nicht, ob ich sterben möchte, aber ich weiß , daß ich so nicht leben möchte. Ich kann einfach nicht mehr. Eine angefangene Therapie hat mir außer einem Rezept für Opipramol nichts gebracht. Ein Telefonseelsorger hätte mir genauso zugehört. Die Psychologin kann ja auch meine Situation nicht ändern. Sie war entsetzt, als ich ihr von meiner Kindheit erzählt habe und von den aktuellen Problemen, und sie hat gesagt, daß kein Mensch alle diese Dinge so lange ausgehalten hätte wie ich, ohne durchzudrehen. Liebe Grüße, Jojo

10.04.2012 22:59 • #5


M
Hallo Markus,da ich schon mehrmals in einer Klinik war U.a. wegen Depressionen und Panik,kann ich Dir nur raten schnellstmöglichst dorthin zu gehn.Da wirst Du medikamentös richtig eingestellt und in der Therapie lernst Du besser mit den Symptomen umzugehn,außerdem wird der Ursache auf den Grund gegangen.Kann allerdings zwischen 6-10Wo dauern,aber es hilft,und Du kannst Dich in dieser Zeit nach einem Therapeuten außerhalb umschaun.In der Klinik gibt es auch Sozialarbeiter die Dich unterstützen.

11.04.2012 07:41 • #6


M
Zitat von jojo046:
Hallo, Markus! Ich kann mit Dir fühlen, denn mir geht es ähnlich: Seit ein, zwei Jahren kam die Erkrankung bei mir schleichend. Ich hatte plötzlich den Kopf in den Wolken und fühlte mich wie ein Kind, das im Wald ausgesetzt wurde. Nachts träume ich schlecht und werde oft wach, morgens bin ich völlig platt.Inzwischen habe ich Angst, ins Bett zu gehen, weil beim Einschlafen Panik und Angst (Todesangst) kommen, obwohl ich mich mit positiven Gedanken abzulenken versuche. Ich habe 10 Kilo abgenommen, rauche 30 Zig. am Tag und esse oft nichts. Vor Müdigkeit schlafe ich schon auf dem Weg zur Arbeit fast ein. Da ich einen Job habe, der körperliche Fitness erfordert und einem 50-jährigen wie mir schon bei guter Gesundheit schwer fällt, bin ich zum Ende der Woche hin völlig fertig. Dazu kommt noch, daß ich völlig verkrampft und verspannt bin, zittere und bei Stressituationen dauernd zur Toilette rennen muß, weil mir das auf Magen und Darm schlägt. Meine Frau pocht darauf, daß die Ursache in meiner zugegeben schlimmen Kindheit liegt, die ich, ohne meine Mutter zu kennen, mit schlimmen Erlebnissen verbracht habe. Ich dagegen denke, daß einfach der Druck meiner aktuellen Lebenssituation unglaublich groß und ausweglos ist. Wir haben neben den normalen Sorgen, wie Schulprobleme der Kinder usw., seit 17 Jahren, als wir ohne jede Hilfe durch Eltern, Omas usw., wie oft üblich, gebaut haben, große finanzielle Sorgen. Durch die Geburt unseres jüngsten Kindes, einen Unfall meiner Frau, und 6-jähriger Selbständigkeit meiner Frau mit anschließender Pleite war ich jahrelang Alleinverdiener. Dadurch sind wir immer mehr in die Miesen geraten, obwohl wir bescheiden gelebt haben (letzter Urlaub war 1989). Unsere Bekannten haben sich zurückgezogen, weil wir nirgends mitmachen konnten. Wir haben keine Freunde. Trotz unseres starken Zusammenhalts fehlen Zärtlichkeit und Sex seit Jahren gänzlich, obwohl ich ohne nicht klar komme und langsam verrückt werde. Nun hat meine Frau vor einiger Zeit auch noch einen leichten Schlaganfall erlitten und hat 2 neue Halswirbel bekommen, dei ihr dauernd schmerzen bereiten und es fraglich ist, ob und wann sie wieder arbeiten kann. Mittlerweile hat sich die Situation auch auf die Kinder übertragen. Meine Tochter sagt schon, sie haßt ihr Leben, und läßt in der Schule immer mehr nach. Wie ich noch bis zur Rente durchhalten soll, weiß ich nicht. Die Geldsorgen und die Zukunftsangst machen mich fertig. Wir werden demnächst unser Haus verkaufen müssen. Ich bin für alle Verwandten ein Loser, wohl auch in den Augen meiner Familie. Bei der Arbeit muß ich den lustigen Kollegen spielen, obwohl ich mich hundeelend fühle. Beim Einkaufen oder anderen Gelegenheiten bekomme ich plötzlich kaum beherrschbare Heulattacken. Einen Suizidversuch, der in buchstäblich letzter Minute von meiner Frau entdeckt wurde, habe ich schon hinter mir.Oft habe ich solche Gedanken wieder im Kopf, weil ich mich fühle, als wäre ich nur aus Versehen auf dieser beschissenen Welt. Finanziell wäre es zumindest wegen der Lebensversicherung eine Lösung, damit sie das Haus behalten kann. Ich weiß nicht, ob ich sterben möchte, aber ich weiß , daß ich so nicht leben möchte. Ich kann einfach nicht mehr. Eine angefangene Therapie hat mir außer einem Rezept für Opipramol nichts gebracht. Ein Telefonseelsorger hätte mir genauso zugehört. Die Psychologin kann ja auch meine Situation nicht ändern. Sie war entsetzt, als ich ihr von meiner Kindheit erzählt habe und von den aktuellen Problemen, und sie hat gesagt, daß kein Mensch alle diese Dinge so lange ausgehalten hätte wie ich, ohne durchzudrehen. Liebe Grüße, Jojo



@Jojo046:

Deine Geschichte bewegt mich doch sehr. Erkenne ich gewisse Parallelen zu meinen Eltern, zumindest was die Geldsorgen, Urlaub und Haus angeht.

Meine Eltern haben letzten Endes Privatinsolvenz angemeldet und ihr Haus vorher verkauft. Seitdem ist der grösste Druck von Ihnen runter. Vielleicht wäre das für Euch auch ganz gut. In Vordergrund sollte immer die Gesundheit und die Familie stehen.
Zieh ein Strich unter dem Ganzen und entscheide Dich für deine Familie und gib alle auf, was Dir Stress bereitet.

LG
Masterp

03.05.2012 15:42 • #7





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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl