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D
Hallo Ihr Lieben,

ich bin inzwischen ziemlich verzweifelt und hoffe, dass mir hier jemand helfen kann.
Mein Problem begann dieses Jahr als ich plötzlich von einem Tag auf den anderen Angst bekam, meinen damaligen Freund nicht mehr zu lieben. Dieses Gefühl wurde so stark, dass es meinen ganzen Alltag beherrschte, ich konnte nicht mehr essen, nicht mehr schlafen, an nichts anderes mehr denken, war voll in meiner Depression drin. Als diesen Sommer die Beziehung in die Brüche ging, ging es mir zwar erst sehr schlecht, aber schon nach relativ kurzer Zeit lebte ich wieder voll auf, denn mein Problem war ja nun verschwunden. Das ganze hielt dann ungefähr einen Monat an, bis sich das Phänomen von neuem zeigte, nur etwas anders: mir kam plötzlich der Gedanke, meine Familie nicht mehr richtig zu lieben. Und zack, ging das ganze von vorne los.
Meine Familie war mir immer das wichtigste in meinem Leben. Ich war immer so stolz, eine so wunderbare Familie zu haben, sie waren mein Anker wenn es mir mal nicht gut ging. Und von einem Moment auf den anderen kann ich dieses Gefühl der Liebe nicht mehr für sie spüren. Jedes Mal, wenn meine Mutter oder ein anderes Mitglied der Familie sich bei mir meldet würde ich am liebsten weglaufen und anfangen zu weinen, weil dieses Gefühl der Freude darüber, das Gefühl Teil einer intakten und liebevollen Familie zu sein einfach nicht mehr da ist.
Ich hoffe so sehr, dass es zurückkommt, ich weiß aber nicht was ich tun soll und kann. Und ich hoffe sehr, dass mir vielleicht hier jemand helfen kann. Ich habe einfach so große Angst, dass ich sie emotional verliere! Das ich nie wieder dieses Gefühl der Liebe für sie spüren kann!

25.10.2015 13:13 • 29.10.2015 #1


6 Antworten ↓


Hotin
Hallo Dampfnudel92,
Zitat:
Und ich hoffe sehr, dass mir vielleicht hier jemand helfen kann. Ich habe einfach so große Angst,
dass ich sie emotional verliere!


Was ist denn in Deinem Leben in den letzten Jahren wesentliches passiert.
Gibt es irgendwelche Sorgen die Dich belasten? Wie sieht es aus mit Arbeit,
Geld, Wohnung und sonstigem? Hast Du den Eindruck, das Dein Leben so verläuft, wie Du Dir das
immer etwa vorgestellt hast?

Eine sehr vorsichtige Vermutung könnte sein, das Du einen starken Freiheitsdrang verspürst.
Warst Du früher ehern sehr unselbständig?

Kannst Du gut Nein sagen, wenn Du etwas nicht willst?

Eigentlich weißt Du so etwas immer selbst. Du musst es Dir nur auch zugeben und es nicht
wegen schlechtem Gewissen vor Dir selbst verstecken.

Viele Grüße

Hotin

25.10.2015 14:45 • x 1 #2


A


Angst vor Familie

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D
Hm in den letzten Jahren... 2012 haben wir die überraschende Diagnose vom Lungenkrebs meines Opas erhalten. Da das Verhältnis zu meinen Großeltern auch sehr eng ist bzw war hat mich das schon sehr getroffen. Knapp ein Jahr später ist er dann gestorben. Danach habe ich mich noch mehr in den Schoß meiner Familie verzogen und hatte auch jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich ärgerlich oder böse über einen meiner Liebsten gedacht habe, da der Tod meines Opas mir gezeigt hat, dass man jedes böse Wort im nachhinein bereut.
Im gleichen Jahr bin ich in eine andere Stadt zum studieren gezogen. Ich hab ich dort aber nie so ganz wohl gefühlt, wollte am Wochenende immer zurück nach Hause zu meinen Eltern. Ansonsten ist in den letzten Jahren nichts vorgefallen, was mir jetzt spontan einfallen würde.
Wirkliche Sorgen mit Geld, Wohnung etc habe ich eig nicht. Ich werde gut von meinen Eltern unterstützt und habe auch die Jahre vorher genügend zur Seite gelegt um sehr gut davon leben zu können.
Ob mein Leben so verläuft wie ich es mir immer vorgestellt hab... schwierige Frage... nein, ich glaub nicht. Es gibt zwar nichts was jetzt katastrophal schief läuft aber wirklich zufrieden bin ich auch nicht.. auch wenn es sich komisch anhört, ich weiß aber grad trotzdem nicht was genau ich ändern soll...
Ja ich denke man kann mich als relativ unselbstständig beschreiben... Als ich noch zu Hause gewohnt habe hatte ich aber auch gar keinen Grund dazu selbstständig zu werden. Meine Mutter war immer für mich da und hat mir sehr viel meiner Sorgen abgenommen. Manchmal fand ich das gut, es war ja auch bequem, manchmal war ich jedoch auch verärgert darüber, wollte jedoch nichts sagen um sie nicht zu kränken.

Nein sagen kann ich gar nicht... konnte ich auch noch nie... eben aus Angst, den anderen vor den Kopf zu stoßen.

25.10.2015 15:31 • x 1 #3


Hotin
Hallo Dampfnudel92,

Zitat:
Nein sagen kann ich gar nicht... konnte ich auch noch nie... eben aus Angst, den anderen vor den Kopf zu stoßen.


Danke für Deine aufschlussreiche Schilderung. Glaube da kannst Du gefühlsmäßig einiges anders machen.

Muss jetzt leider weg.
Melde mich in den nächsten Tagen noch mal dazu.

Viele Grüße

Hotin

25.10.2015 15:58 • #4


Hotin
Hallo Dampfnudel92,

Zitat:
Mein Problem begann dieses Jahr als ich plötzlich von einem Tag auf den anderen Angst bekam,
meinen damaligen Freund nicht mehr zu lieben.


Noch verstehe ich nicht so ganz, warum dies ein Problem für Dich wurde.
Wenn die Liebe zu Deinem Freund plötzlich verstummte, wird es einen oder sogar mehrere Gründe dafür
gegeben haben.
Das geschieht eigentlich nie, nur so.
Das Du die Gefahr siehst, Deine Eltern emotional zu verlieren, kann ich noch
nicht verstehen. Warum sollte dies passieren? Stellst Du jetzt alles in Frage?
Also Dich selbst und Dein Leben und Dein Denken und Dein Verhalten.
Verlierst Du den Boden unter den Füßen?
Zitat:
Danach habe ich mich noch mehr in den Schoß meiner Familie verzogen und hatte auch jedes Mal ein
schlechtes Gewissen, wenn ich ärgerlich oder böse über einen meiner Liebsten gedacht habe, da der
Tod meines Opas mir gezeigt hat, dass man jedes böse Wort im nachhinein bereut.


Wow, was ist das denn für eine Lebenseinstellung? Und wo gehst Du mit Deiner Wut hin? Was machst Du
mit Deinem Ärger und Deinem Frust? Frißt Du das alles in Dich rein?
Zitat:
ich weiß aber grad trotzdem nicht was genau ich ändern soll...


Dann warte mal, bis Du eine Vorstellung davon entwickelst, was Dir helfen könnte.
Wo willst Du denn hin? Hast Du schon ein bestimmtes Lebensziel?
Zitat:
Ja ich denke man kann mich als relativ unselbstständig beschreiben...


Deine Offenheit wird Dir helfen, Dein Problem zu erkennen. Du kommst da schon wieder raus.

Zitat:
manchmal war ich jedoch auch verärgert darüber, wollte jedoch nichts sagen um sie nicht zu kränken.


Und Deinen Ärger runter schlucken, das ist Liebe für Dich. Oder wie würdest Du
Liebe zu Deinen Eltern definieren?

Einen schönen Tag für Dich

Hotin

26.10.2015 10:24 • #5


D
Nein, ich definiere Liebe natürlich nicht darüber! Liebe ist für mich das ich mich freue, die Person zu sehen, einen sicheren Hafen zu haben, dieses Gefühl, zu jemandem dazuzugehören. So war es bisher immer bei meiner Familie. Ich stell bestimmt nicht alles in Frage und es gibt auch noch Momente in denen ich diese Gefühle wieder spüren kann. Aber generell fühle ich wenn ich jetzt an sie denke, egal an wen, meine Mutter meinen Vater meinen Bruder, egal, ein beklemmendes Gefühl im Magen. Normalerweise hat es mir auch immer Spaß gemacht Geschenke für Geburtstage und Weihnachten und so machen. Ich habe mich gefreut wenn ich ihnen was schenken konnte und mir vorgestellt wie sie sich drüber freuen. Jetzt empfinde ich einfach gar nichts mehr. Ich empfinde keine Freude mehr wenn sie mir sagen das sie mich lieb haben oder das ich toll bin.

Das mit meinem Freund war tatsächlich so, ob du mir es glaubst oder nicht. Von einem Moment auf den anderen kam mir der Gedanke, dass ich ihn nicht mehr lieben könnte und da hab ich mich dann so reingesteigert das es zu einer richtigen Depression geworden ist. Und das gleiche ist mir jetzt mit meiner Familie passiert.

Klar weiß ich, dass das dumm war, dass ich alles in mich reingefressen hab. Ich merke auch jetzt, dass ich bei der kleinsten Kleinigkeit einen Wutanfall kriegen könnte, aber ich kann doch jetzt nicht einfach aus heiterem Himmel ein Donnerwetter veranstalten?!

Mein Ziel ist es, dass ich diese Gefühle, dieses Zugehörigsein, was mir Sicherheit gegeben hat, diese Freude wenn ich meine Liebsten Menschen gesehen habe, wieder zu haben!
Und ich weiß grad nicht wie ich das anstellen soll, ich hab wirklich schon alles versucht!

29.10.2015 14:26 • #6


Icefalki
Ich habe die Angsterkrankung entwickelt, als mir eine Bekannte detailliert ihre Panikattacke geschildert hat.

Prompt bekam ich abends beim heimfahren meine erste PA und das war dann lange Zeit mein Leben. Erst konnte ich nicht mehr Autofahren, dann beinahe nicht mehr aus dem Haus, usw....

Was ich damit sagen will, dass plötzlich, aus heiterem Himmel ein Gedanke, ein Auslöser, was auch immer kommt, und dann fängt der Mist an.

Bei dir war es Angst, plötzlich keine Gefühle mehr zu haben. Und dieser Angstgedanke ist jetzt vorhanden. Und weil Angst so einnehmend ist, so überwältigend, rennst du ständig deinem fühlen hinterher, was aber nicht gelingt, denn du fühlst ja Angst.

Was dahinter stecken könnte wäre evtl. dein Wunsch nach Freiheit, lösgelöst von allem, und das wiederum darfst du dir nicht eingestehen.

Ist nur so ein Gedanke, denn unsere Ängste haben eine andere Ursache. Da unbewusst mehr dahinter steckt, man das aber nicht sehen kann oder will, äußert es sich dann in Panik.

Das Gute daran, wenn du mit viel Kopfarbeit das herausgefunden hast, bekommst du dafür eine Erklärung. Und dann kannst du deutlich besser damit umgehen..

Lernt man in einer Therapie.

Übrigens ist deine Überschrift sehr aussagekräftig. Angst vor Familie. Mir sagt das was anderes, als deine beschriebene Problematik.

Das nur zum nachdenken. Nachdenken kann und sollte man immer. Lösungen werden noch nicht erwartet. Nur denken ist angesagt und das darfst du ohne Angst tun.

29.10.2015 17:36 • #7





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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl