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MaKaZen
Ich erweitere die Serie an Beiträgen über Borderline mit diesem neuen Text. Meine Geschichte hatte immer was mit bestimmten Obsessionen zu tun. Meist galten diese meinen aktuellen Beziehungen, oft auch meinen Freizeitaktivitäten. Die Obsession hat diesen besitzergreifenden Touch und beinhaltete auch grosse Abhängigkeiten.

Ich schrieb z.B. meiner Partnerin auf WA und bekam nicht sofort eine Antwort. Mein Hirn spielte verrückt und ich musste unbedingt eine Antwort kriegen, koste was es wolle. Wenn Dinge nicht klappten, wurde ich sehr schnell ziemlich müde und ich war frustriert.

Wenn etwas nicht funzt in meinem Leben, nehme ich das sehr ernst und viel zu persönlich. Mir fällt es schwer, loszulassen. Andererseits tendiere ich dazu, bei mir selbst die Schuld zu suchen, wenn etwas schief läuft. Ich komme schon gar nicht auf die Idee, dass im Aussen etwas nicht stimmt oder schief läuft.

Da fehlt es mir an einem gesunden Selbstbewusstsein. Es schaut für mich auch so aus, dass ich mit einem 'Opferstempel' umherziehe und andere Leute mich entsprechend 'würdigen'. Ich bin doch kein Opfer, kann für meine Bedürfnisse kämpfen.

Mir wurden in der Kindheit durch meine Mutter massive Schuldgefühle eingeimpft, mehr als für mich gut war. Ich muss damit aufhören, Schuld zu übernehmen, wo es nicht angebracht ist.

Das ist die bescheidene Situation, nur wie komme ich da raus?

Ich widme mich dem Gegenteil, nämlich einem grossen Abstand zu den Dingen dieser Welt. Ich bin da mehr so der Beobachter und denke mir meine Sache zu den Dingen. Dieser Abstand tut richtig gut.

Abstand beschert mir auch eine nüchterne Betrachtung von Situation und ich reagiere rein für mich persönlich viel effizienter. Wenn etwas nicht geht, stoppe ich es sofort oder kläre es ab. Sachlichkeit tut gut, denn diese emotionale sch. tut mir einfach nicht gut. Lieber ein Ende ohne Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

25.07.2023 21:39 • 11.10.2023 x 5 #1


8 Antworten ↓


D
Hi.
Das, was Du beschreibst, kenne ich sehr gut.
Ich habe damals auch die Diagnose Borderline gehabt. Deshalb habe ich eine Therapie gemacht, die sich DBT (= Debehaviourale Therapy oder so ähnlich).
Der Sinn dieser Therapie war hauptsächlich über das eigene Verhalten, bestimmte Situationen für sich verbessern zu können.
Zum Beispiel: Wenn ich mich selbst verletzen wollte damals, sollte ich bewusst mich nicht verletzen. Das hat mir sehr geholfen.
Ich mag deine Ehrlichkeit. Danke dafür.
Ich verstehe Dich gut, denke ich. Und ich denke, dass Du schon auf einem guten Weg zur Heilung bist. Denn Du erkennst, was Dir fehlt,... usw.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag.
Bis bald,
Carina

28.07.2023 10:40 • x 1 #2


A


Borderline und Obsession

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melancholy2
Hallo Ihr Lieben,
das Thema Obsession spielt bei mir auch eine große Rolle. Es sind unerreichbare Menschen für die ich eine Obsession entwickelte.
Ich habe meine Einstellung dazu verändert, dass meine Gefühle eine Sache sind und mein Leben eine andere. Aber dass ich in meiner Gefühlswelt auftanken kann für mein Leben.
Es ist schwer zu beschreiben, im Moment traue ich dem Frieden noch nicht. Vielleicht habe ich auch Angst meine Gefühle, meine Träume zu verraten. Aber nur weil sich Gefühle und Träume verändern, verrät man sie ja noch nicht.
LG, Melancholy2

30.09.2023 19:43 • x 1 #3


MaKaZen
Zitat von melancholy2:
Vielleicht habe ich auch Angst meine Gefühle, meine Träume zu verraten. Aber nur weil sich Gefühle und Träume verändern, verrät man sie ja noch nicht.

Gefühle und Träume zurückhalten, ist bestimmt ein guter Selbstschutz. Die Gefahr besteht, dass sich dadurch so eine Art Vakuum bildet und sich Gefühle und Träume ins Unerträgliche steigern. Die Kluft zwischen der Fantasie und der Realität wird immer grösser.

Du hast zweimal das Verb 'verraten' benutzt. Spontan kommt mir in den Sinn, dass du möglicherweise einen Verrat an dir selbst begehst, wenn du nicht auf dein Herz hörst und deine Fantasien nicht umsetzen tust.

Selbst bin ich früher gerne meinen Impulsen nachgegangen und ich musste lernen, alles ruhiger und kritischer anzugehen. Meine Träume sind realistischer geworden und ich freue mich auch an kleinen Dingen. Ich suche nicht mehr die grosse Erfüllung und lebe mehr im Hier Jetzt.

01.10.2023 05:02 • x 1 #4


melancholy2
Hallo MaKaZen,

Du hast recht, seine Träume und Gefühle sollte man nicht verraten, sondern einen anderen Umgang damit finden und auch versuchen seine Träume zu erfüllen.
Ich z.B. verarbeite mein Thema Obsession in künstlerischer Form:







Ich habe zu Instrumental-Songs jeweils einen Text geschrieben und daraus Videos gemacht.

Das macht mir wirklich Spaß und ist befreiend.

LG, Melancholy2

09.10.2023 21:19 • x 1 #5


melancholy2
Zitat von MaKaZen:
Gefühle und Träume zurückhalten, ist bestimmt ein guter Selbstschutz. Die Gefahr besteht, dass sich dadurch so eine Art Vakuum bildet und sich Gefühle und Träume ins Unerträgliche steigern. Die Kluft zwischen der Fantasie und der Realität wird immer grösser. Du hast zweimal das Verb 'verraten' benutzt. Spontan ...

Dieser Traum ist inzwischen für mich eine Stütze, die mich schwere Zeiten durchstehen lässt. Das Gute ist, dass ich mich nicht mehr so stark darin verliere.

09.10.2023 21:28 • x 1 #6


MaKaZen
Zitat von melancholy2:
Dieser Traum ist inzwischen für mich eine Stütze, die mich schwere Zeiten durchstehen lässt. Das Gute ist, dass ich mich nicht mehr so stark darin verliere.

Respekt, schöne Arbeit deine Texte.

Obsession trifft es schon, der Ausweg aus all dem verzweifelten Ringen nach Glück.

Du weisst es und ich weiss es, dass das Du niemals die Lösung sein kann. Das Ich ist unsicher, fragend, verzweifelt, etc. Es ist gut, dass es so ist, denn es lohnt sich, alles zu hinterfragen.

Das Du ist niemals die Lösung, denn dabei gibt sich das Ich auf, verliert sich in einer Illusion, verliert den Boden unter Füssen, taumelt und fällt hin. Der Traum war schön und die Realität ist grausam. Die Illusion aufrecht zu halten kosten unendlich viel Kraft und schwächt das System. Das System sucht einen Ausweg aus der Einsamkeit, dem sinnlosen Alleinsein.

Das Du ist niemals die Lösung. Lass dich fallen, verliere dich in dir selbst, schau hin und fühle den Schmerz. Der Schmerz macht dich zu dem was du in Wirklichkeit bist, ein fühlender Mensch, ein Mensch, der lebt und auf der Suche ist nach sich selbst.

10.10.2023 00:40 • x 1 #7


Lingu
Zitat von MaKaZen:
Ich schrieb z.B. meiner Partnerin auf WA und bekam nicht sofort eine Antwort. Mein Hirn spielte verrückt und ich musste unbedingt eine Antwort kriegen, koste was es wolle. Wenn Dinge nicht klappten, wurde ich sehr schnell ziemlich müde und ich war frustriert.

Oh das kenne ich auch ganz gut, habe damals sehr oft so reagiert.
Irgendwann habe ich allerdings gemerkt, man schiebt andere Menschen mit so einem Verhalten noch weiter von sich weg.
Zitat von MaKaZen:
Wenn etwas nicht funzt in meinem Leben, nehme ich das sehr ernst und viel zu persönlich. Mir fällt es schwer, loszulassen. Andererseits tendiere ich dazu, bei mir selbst die Schuld zu suchen, wenn etwas schief läuft. Ich komme schon gar nicht auf die Idee, dass im Aussen etwas nicht stimmt oder schief läuft.

Auch das kenne ich sehr gut!
Man möchte vieles nicht wahr haben und da es schwer ist normal zu denken, muss doch der Fehler bei einem selbst sein?
Zitat von MaKaZen:
Da fehlt es mir an einem gesunden Selbstbewusstsein.

Es hat bei mir klick gemacht und ich habe einfach gemerkt, das viele Probleme allein nur durch mein niedriges Selbstbewusstsein kommen. Dieses Ewige schlecht machen und die ganzen idiotischen Reaktionen...
Zitat von MaKaZen:
Es schaut für mich auch so aus, dass ich mit einem 'Opferstempel' umherziehe und andere Leute mich entsprechend 'würdigen'. Ich bin doch kein Opfer, kann für meine Bedürfnisse kämpfen

Irgendwann glaubt man halt selbst dran.
Wie Du schon geschrieben hast; man hat kaum Selbstbewusstsein.


Dies ist mir auch aufgefallen bei vielen Menschen mit psychischen Problemen.
Es gibt so viele verschiedene Arten, so viele Schicksalsschläge und Individuen...
...trotzdem haben viele eines gemeinsam: Wenig Selbstbewusstsein!


Ich versuche mittlerweile mein Selbstbewusstsein aufzumotzen, auch wenn es mir sehr schwer fällt und man sich erst einmal dran gewöhnen muss. Immer wieder einreden, sich zwingen mit sich selbst zu beschäftigen.
Dann klappts auch irgendwann immer besser.

Ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo ich mich nicht mehr ständig selbst schlecht machen muss.
Mir ist das vorher auch nie aufgefallen, bis ich mal bewusst mit Steinchen gezählt habe, wie oft ich mich am Tag selbst schlecht mache. Nach rechts in die Tasche wenn man sich schlecht macht, nach links, für positive Gedanken.

Nach nicht einmal einen halben Tag waren die Steinchen rechts, schon so viele, dass ich nicht weiter zählen musste.
Links lang nicht einer...
Da habe ich erst realisiert wie normal es für mich geworden ist, mich selbst immer runter zu machen.
Es hat auch Wochen gedauert und ich musste mich regelrecht umtrainieren nicht direkt schlecht von mir zu denken.
Eine Kleinigkeit und schon dachte ich: boah du Idiot oder darin würdest du eh sch. aussehen.
War schon richtig Gewohnheit und ich total erstaunt, wie normal es für mich war schon so zu denken.
Irgendwann kam dann ein Nein! Bin ich nicht oder Warum mache ich das wieder?
Schaute mich im Spiegel an (wie eine Mutprobe) und hab mir absichtlich Dinge gesucht, die ich positiv an mir finde.
Ich musste heulen.

Ich habe mich knapp 10Jahre nicht mehr im Spigel angeschaut.


Ich glaube man versteht was ich sagen möchte oder?


Ps: Bei mir wurde auch Borderline diagnostiziert.
Wobei ich mir aber nicht sicher bin was ich alles habe und ob es zu 100% auch stimmt..
Mein letzter Therapeut wollte mich eigentlich nicht behandeln und los werden. Ich bräuchte mehr Stunden, die er mir nicht geben konnte und ich nicht in die Stadt. Wir haben kaum gesprochen und er war eigentlich nur für mich da, um mit Medis rumzuschmeißen, die ich irgendwann dann selbst abgesetzt habe und einer Krankschreibung, die ich für das Jobcenter brauchte.
Sonst hat er mich ans Fenster gesetzt und ich sollte rausgucken..

11.10.2023 19:28 • x 1 #8


MaKaZen
Zitat von Lingu:
Ich bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo ich mich nicht mehr ständig selbst schlecht machen muss.
Mir ist das vorher auch nie aufgefallen, bis ich mal bewusst mit Steinchen gezählt habe, wie oft ich mich am Tag selbst schlecht mache. Nach rechts in die Tasche wenn man sich schlecht macht, nach links, für positive Gedanken.

Hey Lingu, coole Idee
Zitat von Lingu:
Wobei ich mir aber nicht sicher bin was ich alles habe und ob es zu 100% auch stimmt..
Mein letzter Therapeut wollte mich eigentlich nicht behandeln und los werden. Ich bräuchte mehr Stunden, die er mir nicht geben konnte und ich nicht in die Stadt. Wir haben kaum gesprochen und er war eigentlich nur für mich da, um mit Medis rumzuschmeißen, die ich irgendwann dann selbst abgesetzt habe und einer Krankschreibung, die ich für das Jobcenter brauchte. Sonst hat er mich ans Fenster gesetzt und ich sollte rausgucken..

Finde das super traurig

Ich habe lange gebraucht, bis ich die Diagnose BPS annehmen konnte. Zuerst dachte ich, dass das völliger Blödsinn ist. Ich attestierte mir eine Anpassungsstörung aber nie im Leben Borderline. Erst mit der Zeit hab ich begriffen, was es bedeutet von der BPS betroffen zu sein. Es ist ein grosse Bürde und ein Ansporn, weiterhin an sich zu arbeiten, zu schauen, dass es einem gut geht, kritischer mit der Umwelt zu sein, Distanz herzustellen zwischen den Impulsen und dem Tun.

11.10.2023 19:56 • x 1 #9





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