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Rat erwünscht/Frage



Ich bin weiblich, 24 und beginne erst jetzt zu verstehen, dass meine Mutter emotional nie wirklich für mich da war – und es vielleicht bis heute nicht ist.
Sie ist Iranerin, sehr gebildet (studierte Wirtschaft BWL in Österreich, ihr vater schickte sie und ihrenBruder mit 19 nach Wien), und lebt jetzt seit ca 28 Jahren in Deutschland (ich bin hier geboren), wo sie im Büro einer Firma als Steuerberaterin arbeitet, aber sie hat hier keine Familie oder engen Freundeskreis, die sind in Europa und im Ausland verstreut. Ich weiß, dass sie viel durchgemacht hat, aber als Kind hatte ich oft das Gefühl, dass meine eigenen Gefühle sie überfordert oder genervt haben.


Versteht mich nicht falsch, ich merke schon dass sie mich liebt und alles für mich gibt, sei es finanziell oder körperlich. Sie sagt dass sie stolz auf mich ist und zeigt es mir auch. Sie ermutigt mich zu Erfolg und so weiter. Ich habe nie ihre Fürsorge und Liebe vermisst. Beispiel: ich wollte nach dem Abi mein Wunschfach , teilweise weit weg, studieren und sie und auch mein Vater haben wirklich alles dafür gegeben, dass ich diesen Traum erfüllen konnte. Ich hatte aufgrund des Studiums 4 Jahre auswärts gewohnt und bin nun wieder zurück.

Als Kind hatte sie auch viel z B mit mir gebastelt oder Zeit draußen verbracht. Wenn ich ein Musikinstrument lernen wollte gab sie mir die Möglichkeit. Auch heute noch: neulich Wünschte ich mir einen weinroten Poncho und sie beschloss mir diesen einfach selber zu stricken . Ich liebe sie und könnte nie ohne sie.
Doch da ist mehr. Auf der Emotionalen Seite.
Wenn sie schlecht gelaunt war, konnte ich irgendwie nichts richtig machen. Als Kind fing ich sofort an zu weinen, wenn sie den Raum verließ – selbst wenn sie nur kurz ins Bad ging. Sie hat mich auch sehr viel angeschrien oder manchmal geschlagen, wenn ich etwas falsch gemacht hatte. Ich glaube ein Problem ist auch, dass es in Ihrem Kulturkreis bis heute nicht unüblich ist seine Kinder körperlich zu verletzen, wenn diese nicht brav sind.
Und wenn ich traurig war oder weinte, wurde sie oft kalt oder wütend oder nur genervt. Ich erinnere mich wie ich als Kind manchmal weinend nachts im Bett lag da es mir unangenehm war, es nach ihren Schimpftiraden vor ihr zu tun.
Sie war generell immer unvorhersehbar; mal reagierte sie auf mein Unwohlsein mit Liebe / Fürsorge mal mit Kälte mal mit Überforderung. Ich hatte auch immer das Gefühl dass WENN sie kalt reagiert sie auch echt um jeden Preis will dass ich das zu spüren bekomme. Generell ist sie irgendwie ein nachtragender Mensch, so wirkte sie schon immer auf mich.

Ein Erlebnis, das mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist: Vor ein paar Jahren ist mir ein wirklich sehr unangenehmes Missgeschick passiert – ich hatte mich zu Hause bei meiner Tante in Italien eingekotet, weil es kurz nach meiner Periode war und es mir körperlich nicht gut ging (passiert mir echt selten). Meiner mutter fiel das auf da sie die Wäsche per Hand wusch. Statt dass meine Mutter mir half oder einfach ruhig blieb, ist sie total ausgerastet, hat mich angeschrien, geschlagen und danach tagelang ignoriert. Wir haben auch nie wieder darüber gesprochen. Ich habe mich so unglaublich beschämt und allein gefühlt. Dieses Gefühl, „zu viel“ zu sein oder „falsch“ zu reagieren, kenne ich seit meiner Kindheit.
Heute merke ich, wie sehr mich das geprägt hat. Ich klammere mich schnell an Menschen, habe Angst, sie zu verlieren, und reagiere stark, wenn jemand emotional auf Distanz geht. Ich habe einfach feine Antennen und hab irgendwie das Gefühl, mich auch auf Freunde nicht verlassen zu können.
Heute waren wir auf einem Flohmarkt. Ich habe mir einen kleinen Edelstein für 5 Euro gekauft (ich liebe generell Edelsteine und Schmuck), und sie wurde richtig wütend, weil sie meinte, das sei rausgeschmissenes Geld. Ich weiß, dass sie es gut meint – aber es tat weh. Der Verkäufer meinte dann zu mir, dass ich ja erwachsen sei und selbst entscheiden könne, was ich kaufe (zumal ich auch selber nebenbei etwas freelance arbeite jetzt nach meinem Abschluss). Irgendwie fühlte sich das in dem Moment liebevoller und unterstützender an, als das, was von meiner Mutter kam.
Ich frage mich, ob Ich einen ängstlich ambivalenten bindungsstil aufgebaut haben könnte als Folge alldessen. Wie kann man selber ein emotional sicheres Gerüst aufbauen?
Eure respektvolle Einschätzung ist erwünscht

27.10.2025 00:28 • 30.10.2025 #1


4 Antworten ↓


ich wuerde sagen, Du hast eher Verlustangst, denn Deine Mutter har Dir wohl keine Sicherheit gegeben,

Es besteht eine ständige Angst, nicht gut genug zu sein oder abgelehnt zu werden, was dazu führt, dass man sich der Person zuliebe verstellt. Eigene Wünsche und Meinungen werden dann leider oft zurückgestellt, um Harmonie zu wahren und Streit zu vermeiden.

A


Ich habe Bindungsprobleme - ist meine Mutter schuld?

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@zestyclosexx Hallo, ich kann Deine Gefühle voll verstehen und statt viel zu schreiben empfehle Dir ein Buch, bitte den Titel nicht falsch verstehen, mir hat das Buch viel erklärt und viele Antworten gegeben. Es geht um Weiblicher Narzissmus von Bärbel Wardetzki.
Viel Erfolg.... das Buch ist wirklich lesen wert.
Schöne Grüße

Ich fühle mit dir.
Meine Mama liebt mich, sagt mir das (mittlerweile) und versucht mich auch zu unterstützen.
Aber genau wie bei dir war da oft emotionale Kälte. Ich wurde für unerwünschtes Verhalten ignoriert oder weg geschickt.
Ich fühlte mich auch oft zu viel und habe mich emotional komplett angepasst aus Angst, wieder verlassen zu werden.
Und ich kämpfe mit den selben Nachwirkungen. Ich bin sehr angepasst, habe verdammt feine Antennen wenn es um die Emotionen meiner Mitmenschen geht.

Ich habe in einer Therapie gelernt, dass ich jetzt erwachsen bin. Und zu akzeptieren, dass mir meine Mama nie die emotionale Stütze war die ich bräuchte. Das ist alles ein Prozess.

Ich weiß nicht wie weit deine Mutter für Gespräche offen ist ?
Ich wünsche dir jedenfalls alles Liebe. Du bist genau richtig, so wie du bist

Wenn du dir die Frage beantwortest, hast du dann keine Bindungsängste mehr?
Wenn doch, warum sich mit diesen Nebensächlichkeiten beschäftigen anstatt das Problem zu therapieren?





Dr. Reinhard Pichler
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