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S
Hallo, ich bin bei hier und habe gleich eine Frage bzw bin über Meinungen gespannt. Ich hatte Anfang Januar eine akute Belastungsreaktion aus der in nicht alleine rauskam. Nach sämtlichen Arzt besuchen und Psychiater Treffen wurde von dem einen eine mittelschwere Depression festgestellt - von einer anderen Psychiaterin leichte Depression wo Angststörungen im Vordergrund stehen. Ich habe zwei verschiedene antidepressiva ausprobiert - bei beiden ging es mir mehr als schlecht, sodass ich beide schnell wieder abgesetzt habe und hoffe ich schaffe es ohne Medikamente.
Momentan bin ich krankgeschrieben und ich habe das Gefühl es tut mir nicht gut. Den ganzen Vormittag zuhause keine Aufgaben zu haben macht mich verrückt und bringt mich zum grübeln. Und dadurch komme ich in ein tiefes Loch wo ich denke ich werde nie wieder da raus kommen und wie ich so weiterleben soll. Ich habe starke Schlafprobleme und finde nicht in den Schlaf. Das belastet mich am meisten. Wenn ich wüsste ich würde die Nacht gut schlafen hätte ich einen positiveren Blick - ja ich würde sogar sagen ich würde glücklich werden. Deswegen bin ich mir nie sicher welche Diagnose richtig ist.
Nun zu meiner Frage - ich fange Ende September eine Therapie in einer Tagesklinik an - habe Glück, dass sie so schnell einen Platz für mich haben. Aber was mache ich die Tage bis dahin? Wieder arbeiten gehen obwohl ich kaum bis gar nicht geschlafen habe? Was mache ich wenn ich wieder ein tief habe wo ich denke ich kann nicht mehr und will nicht mehr? Und warum vor allem schwankt es so sehr von den Stimmungen?
Warum kann ich nicht einfach entspannt den ganzen Tag auf der Couch liegen? Das will ich nämlich nicht, da werde ich nervös und grüble

Vielleicht habt ihr ja ein paar Ideen

Liebe Grüße

01.09.2022 16:40 • 05.09.2022 #1


2 Antworten ↓


F
Ich war auch immer so.
Leider ist mein Zustand jedes Mal eskaliert, wenn ich wieder arbeiten gegangen bin. Nun bin ich seit 2 Jahren zuhause. Das mit dem keine Aufgabe haben, daran gewöhnt man sich. Such dir ein Hobby, was du zuhause machen kannst. Stricken, häkeln, lesen, malen. Es gibt so viel.
Ich finde es eher kontraproduktiv, vor der Klinik noch arbeiten zu gehen. Lass dir Zeit für deine Gesundheit. Am Ende wird sie es dir danken. Die paar Wochen schaffst du auch zuhause!

01.09.2022 17:14 • x 1 #2


silverleaf
Hallo Schietbüddel,

zunächst einmal wünsche ich Dir schonmal alles Gute für den Aufenthalt und freue mich, dass das mit dem Platz in der Tagesklinik so schnell geklappt hat!

Was die Frage Arbeit vor Klinik angeht, gibt es meiner Erfahrung nach keine pauschalen Antworten. Ich würde sagen, es hängt individuell von der Erkrankung, der Schwere der symptomatischen Belastung, dem Persönlichkeits-Stil und auch dem Arbeitsverhältnis ab.
Auch ein Punkt: Tagesklinik verläuft oft in zeitlich ähnlichen Strukturen wie Arbeit, was das Aufstehen, den Weg zur Klinik/Arbeit, die Arbeits-/Klinik-Zeit und den Heimweg angeht (ein Tagesklinik-Tag entspricht von der zeitlichen Struktur her im Wesentlichen einem Arbeitstag).

Ich kenne vollstationäre und teilstationäre Kliniken (also Tageskliniken), und ich kann sagen, dass ich in beiden Settings schon alle möglichen Varianten erlebt habe.

Es gibt ja verschiedene Faktoren zu berücksichtigen.
Die Frage stellt sich: Warum hast Du diese Unruhe und diesen Antrieb? Ist es, weil Du eigentlich grundsätzlich eine aktive Person bist, die gerne etwas um die Ohren hat, oder ist diese Unruhe Teil Deiner Depression? Es gibt ja auch agitierte Depressionen, wo der Erkrankte einfach nicht zur Ruhe kommt, aber eigentlich gerne zur Ruhe kommen würde oder sollte. Also: Ist das Bedürfnis, etwas tun zu wollen, ein gesunder Impuls oder ein Impuls, der aus der Krankheit heraus entsteht?

Auch eine Möglichkeit: Ist es ein Impuls, der vielleicht der Vermeidung dient? Oftmals beunruhigt es Leute, sich intensiv mit ihren psychischen Problemen auseinandersetzen zu müssen, und die flüchten sich dann in die Arbeit, um dieser oftmals schmerzlichen Begegnung und Auseinandersetzung mit sich selber entfliehen zu können. Das ist auf Dauer aber keine gute Idee.

Wenn Du schreibst, dass Du nicht (oder kaum) schläfst, wäre das für mich ein Hinweis auf eine eher krankhafte Unruhe. Und: So fast ohne Schlaf zur Arbeit zu gehen ist bestimmt keine gute Idee.
Das wäre dann ein Hinweis darauf, dass Du zu Hause vermutlich besser aufgehoben wärst und Dir, wie @Fatuu schon sagte, eine Beschäftigung/ ein Hobby suchen solltest, die/das Dich interessiert, beschäftigt und ablenkt.
Auch ein Gedanke: Vielleicht hast Du ja auch ein paar körperliche Probleme, an denen Du arbeiten könntest/möchtest, bevor es mit der Klinik losgeht. Das können verschiedenste Dinge sein: Yoga, Meditation, Laufen, Gymnastik, Rückentraining, Schwimmen, Pilates, Mass.agen, Walking, eine neue Ernährungsform, Kochen,....Das sind ja alles Dinge, die im Arbeitsalltag oft zu kurz kommen, obwohl wir sie eigentlich machen wollten, wenn wir nur die Zeit hätten...

Falls Du Deine Arbeit eigentlich magst, sie für Dich eine positive Ressource ist, dann ist es (theoretisch) auch denkbar, bis zur Klinik zu arbeiten, gerade auch, wenn Du ein positives Verhältnis zu Deinem Chef und Deinen Kollegen hast. Dann könnte man vielleicht überlegen, ob es Möglichkeiten gibt, für die paar Wochen in reduzierter Stundenzahl zu arbeiten.

Es kommt tatsächlich gar nicht so selten vor, dass Patienten bis zur (voll- oder teilstationären) Klinik arbeiten, aus unterschiedlichen Gründen heraus. Es gibt Patienten, die nicht so lange krankgeschrieben oder von der Firma weg sein wollen, gerade bei Selbstständigen ist das oft der Fall.
Und es gibt die, die nicht bemerken, dass sie in einer agitierten Depression stecken.

Meine Erfahrung in der Tagesklinik: Ungefähr die Hälfte der Patienten war vor der Tagesklinik nicht krankgeschrieben.
In der vollstationären Klinik war das anders, da haben eher wenig Patienten vorher noch gearbeitet. Aber es liegt ja auch im Wesen der Tagesklinik, dass die Patienten dort insgesamt ein höheres Funktionsniveau haben als die Patienten in vollstationären Kliniken.

Ich habe Leute kennengelernt, denen die Pause vor der Tagesklinik sehr gut getan hat, die sich erholen und wieder etwas Kraft tanken konnten.

Ich habe auch Leute kennengelernt, die vorher eine Zeitlang krankgeschrieben waren und in der Zeit der Krankschreibung in ein ziemliches Loch gefallen sind. Denen fiel dann der Start in die Tagesklinik schwer, weil sie dann ja wieder regelmäßig früh aufstehen mussten, pünktlich irgendwo sein mussten, ungefähr einen 8-Stunden-Tag hatten...

Was ich damit sagen möchte:
Hör' in Dich hinein und frage Dich, wie gesund der Impuls ist, arbeiten gehen zu wollen. Betreibe dabei eine möglichst ehrliche Innenschau. Besprich' die Sache mit Deinem Arzt, es kann ja auch sein, dass der Dich gar nicht arbeiten lässt.
In den meisten Fällen ist der Impuls, vorher noch zu arbeiten, eher ein dysfunktionaler Impuls, der entweder aus einer Erkrankung heraus entsteht, der Vermeidung der Auseinandersetzung mit inneren Problemen dient oder aus äußeren Umständen/ Zwängen/ Notwendigkeiten heraus entspringt.
Im Sinne Deines Arztes und Deiner Gesundheit wird es vermutlich eher sein, zu Hause zur Ruhe zu kommen, aber es kann ja auch sein, dass Du ein Spring-ins-Feld bist, der aus einem gesunden Impuls heraus einfach den Trubel und die Beschäftigung braucht/ von dieser profitiert, ohne dass es Dir schadet.

Das meine ich mit: Es gibt verschiedenste Faktoren zu berücksichtigen und keine pauschalen Antworten.

Es ist allerdings der Punkt mit dem Schlaf, der mir in Deinem Fall die größten Sorgen macht, das klingt von außen und aus der Entfernung spontan erstmal nicht so, als wäre Arbeit eine wirklich gesundheitsförderliche Idee. Aber wie gesagt: komplexe Frage.

Ich wünsche Dir alles Gute und einen hilfreichen Aufenthalt,

LG Silver

05.09.2022 03:45 • x 2 #3