Hallo zusammen,
ich bin Ness, ganz neu hier und würde gerne einmal meine Geschichte erzählen (Tut mir jetzt schon Leid für die Länge des Beitrags). vielleicht ein kurzer Hintergrund zu mir.
Ich war nie besonders ängstlich, gerade was Krankheiten betroffen hat. Klar hat es hin und wieder immer mal wieder irgendwo gezwickt, aber ich hab mir da nie große Sorgen gemacht. Hat ja immer recht schnell wieder aufgehört, oder ich konnte es genau zuordnen. Manchmal hatte ich dann doch etwas mehr Sorge, aber die ist normalerweise immer super schnell wieder verflogen (hatte bspw. Mal einen Knubbel in der Lippe - Google - Lippenkrebs. Natürlich nicht! Diese Sorge war nach 1 Tag wieder weg, der Knubbel nach knapp einer Woche.)
Ich gehe auch, abseits der ganz normalen Vorsorge, super selten zum Arzt. Meist um mich bei einer Erkältung krankschreiben zu lassen, da ich mich in Ruhe zu Hause auskurieren möchte. Medikamente brauche ich dazu nicht, ich kenne meinen Körper (dachte ich) und weiß, dass ich damit locker klar komme - bin ich all die Jahre ja auch.
Bis vor 2 Monaten. Ich bin immer noch am Überlegen, was genau der Auslöser war, weshalb es dieses so anders ist. Vllt, weil ich meine Symptome diesmal nicht zuordnen konnte. Oder weil mein Stresslevel eine Grenze überschritten hat, die ich davor nicht kannte - ich weiß es nicht. Leider.
Vor 2 Monaten fing alles damit an, dass mir beim Aufstehen, aber auch generell beim Sitzen immer etwas schwummrig war. Nicht schwindelig mit Übelkeit, ich hatte einfach eher das Gefühl, dass meine Augen Schwierigkeiten haben richtig zu fokussieren. Zugleich ist meinem Freund und danach (!) auch mir aufgefallen, dass mein Herz schnell schlägt, selbst beim faulenzen auf dem Sofa. Und damit fing alles an.
Ich habe zwei Herzrythmusstörungen in der Familie, selbst aber noch nie Probleme mit meinem Herz gehabt. Weil das schwummrige Gefühl nicht aufgehört hat und gerade bei Problemen mit dem Herzen (Abgesehen davon, dass ich mich damit null auskenne) nicht zu Spaßen ist, bin ich zum Hausarzt. Dort wurde ein EKG gemacht, aber alles normal. Herz schlägt halt wirklich etwas schneller, aber nicht krankhaft oder so etwas. Das Schwummrige Gefühl könnte von einem Infekt kommen, den ich einfach nur durch diese Symptomatik spüre durch sonst keine weiteren Symptome. Das hat mich schon etwas beruhigt, aber da das Schwummrige Gefühl auch noch einige Tage nach dem Arztbesuch aufgetreten ist, hatte ich einfach immer etwas Angst mich gefragt Warum geht das Gefühl nicht weg?! Das Googlen hat da natürlich auch schon angefangen. Mit einem Ergebnis.
MS!
Nun war ich in einer Spirale, als plötzlich meine Hände angefangen haben zu zittern. Aber nicht einfach so, sondern nur, wenn ich am Schreibtisch beim Arbeiten war und meinen Zeigefinger angehoben habe. Der hat dann wirklich auf und ab gewackelt. Ich Iditot natürlich sofort wieder gegoogled - MS.
Aber: Ich hatte sonst keinerlei Symptome. Gar nichts. Das Schwummrige Gefühl war dann auch weg (evtl. haben sich meine Augen auch nur verschlechtert das bessere Auge hat eben etwas Zeit gebraucht um sich anzupassen die Verschlechterung auszugleichen). Aber trotzdem ... ich hab mich darauf versteift, dass ich MS habe und jetzt damit klar kommen muss. Bzw. war da immer noch ein bisschen Hoffnung, da mein Zittern nicht dieser typische Intentionstremor war ... und damit wäre MS ja raus (Was auch Schwachsinn ist, aber hey ... )
Als das Zittern dann auch auf die andere Hand bzw. Finger übergegangen ist, habe ich mir immer mehr Sorgen gemacht. Ich hab angefangen die Hände aller Menschen, mit denen ich zu tun hatte zu beobachten und habe immer gehofft, dass sie eben auch Zittern. Dass das Zittern völlig normal ist ich mir das jetzt alles nur einbilde bzw. plötzlich verstärkt bemerke, da ich meinen Fokus so stark auf dieses Zittern gelegt habe
Und aus Händezittern wurde Muskelzittern und der Rest ist Geschichte - ALS.
Mit MS wäre ich sicherlich noch klar gekommen, die Lebenserwartung ist hier nicht viel geringer, gerade wenn es in jungen Jahren auftritt und gut behandelt werden kann. Aber ALS? 3-5 Jahre und Ciao Kakao.
Ich glaube, dass ich noch nie so viel Angst in meinem Leben hatte. Ich konnte mich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren, habe YouTube durchforstet, mir alles, was ich zu ALS finden konnte, durchgelesen. Ich war wie in einem Sog. Ich konnte nicht mehr schlafen, gar nichts. Ich habe Hand Atrophie gegoogled, war dann der Meinung, dass ich das habe, dass meine Daumenballen flach sind usw. Habe meine Hände mit alten Bildern auf meinem Handy verglichen (Natürlich kein Unterschied) und nach rund 1 1/2 Wochen in diesem Sog habe ich am Abend kurz vorm Schlafengehen eine kleine Panikattacke gehabt und das, was mir im Kopf rumgeht meinem Freund bzw. Verlobtem erzählt. Er hat mich dann beruhigen können mir auch immer wieder bestätigt, dass ich keinerlei Symptome habe, die zu ALS passen. Wichtig ist anzumerken: Bis dahin hatte ich keinerlei Muskelzuckungen. Gar nichts! Das hat erst einige Tage später angefangen (Natürlich). Meine Waden zucken, mein Rücken, meine Oberschenkel, manchmal auch die Arme. Das Kinn ebenfalls ab und zu. Und ich hatte auch öfter Mal ein inneres Vibrieren, insbesondere, wenn ich extrem gestresst war, z.B in der Arbeit.
Ich befand befinde mich sicherlich auch jetzt noch zum Teil in einem extreme Kreislauf aus Angst. Immer wenn es besser wird, dann zuckt die Wade und bähm! Ich bin zurück. Dabei haben meine Muskeln schon immer ab und zu gezuckt. Nur dass ichs früher fast schon cool fand. Allá Hey guck mal, mein Oberschenkel zuckt voll krass. Damals habe ich immerhin nicht gegoogled. Und das ist der feine Unterschied.
Was ich damit sagen will ... ich weiß, dass ich kein ALS habe. Da hätte ich ganz andere Symptome. Abgesehen davon - ich bin 28. Wieso sollte ich jetzt plötzlich ALS haben. NOPE!
Ich denke auch nicht, dass ich MS habe. Auch da ist Zittern selten das einzige Syptom. Es kann eines von vielen sein - muss aber nicht. Und diese Erkenntnis hat mich bereits etwas beruhigt, auch wenn ich noch lange nicht aus bin. Ich versuche das Zittern zu ignorieren, war aber trotzdem beim Arzt deshalb, weil ich irgendwie einfach eine kleine Sicherheit brauchte. Die Schilddrüse wurde angeschau, an irgendeine Nervenkrankheit wurde nichtmal gedacht, weils eben nur das ist. Mir wurde sozusagen diagnostiziert, dass das Zittern vom Stress kommt. Und ganz ehrlich? Wen wundert es denn. Ich habe meinem Körper in den letzten 2 Monaten Todesängste zugemutet. Zusätzlich ernähre ich mich nicht besonders gesund (obwohl ich schlank bin), mir fehlen sicherlich einen Haufen Nährstoffe, die gerade durch diese Stressphase noch mehr beansprucht worden sind. Natürlich reagiert er darauf. Dazu kommt der Stress aus 2 Jahren Corona, einem anspruchsvollen Job mit viel Verantwortung, der letzte erholsame Urlaub war in 2018, 2020 gab es gar keinen (außer zu Hause) 2021 gab es eine Radtour - auch nicht wirklich erholsam.
Zusätzlich plane ich / planen wir gerade unsere Hochzeit im September. Start der konkreten Planung übrigens Anfang Mai ...
Mein Körper befindet sich gerade in einem Ausnahmezustand ... und solange dieser weiterhin vorhält, wird sich an meinen Symptomen wahrscheinlich nicht viel ändern. Kann sich ja auch gar nicht. Ich gönne meiner Psyche immerhin keine Erholung, obwohl diese dringend notwendig wäre.
Was ich damit sagen möchte ... Die Psyche ist krass ... Die Psyche kann uns alles vorgaukeln. Und ich hoffe echt, dass ich aus diesem Strudel wieder rauskomme und wieder so unbeschwert mit meinem Körper umgehen kann, wie zuvor. So macht das wirklich keinen Spaß.
05.07.2022 19:11 •
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