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Hallo ihr lieben Alle!

Ich bin jemand, der seinen Körper und vor allem seine Symptome intensiv im Blick hat.
Gleichzeitig bin ich aber weniger in der Gefühlswelt unterwegs, sondern versuche eher mit dem Kopf mein Ding durchzuziehen.
Das war ungesund und so habe ich mich erschöpft und war dieses Jahr wegen Burnout in einer Klinik.
Nun geht es mir deutlich besser und ich bin mit der (psychotherapeutischen) Aufarbeitung beschäftigt.

Nun mein Anliegen - ich habe weiterhin das Gefühl, oft gegen meinen Körper zu leben und ihn auch nicht richtig zu verstehen.
Ich schreibe das Verstehen in Anführungszeichen, weil das ja eine Kopfsache ist und es vielleicht gar nichts zu verstehen gibt.
Mein Lebensstil ist intensiv, schnell, getacktet - das muss ich zugeben und ich habe bereits viel dazugelernt.
Ich gebe darauf acht, mich gut in der Balance zu halten und mir nicht zu viel zuzumuten.

Jedoch habe ich ein Problem damit, dass für mich oft meine Gefühle und Symptomatik total widersprüchlich und paradox erscheint. Es gibt Zeiten, da schlafe ich schlecht, arbeite viel, bin viel unterwegs - und es geht mir blendend.
Dann gibt es Zeiten, da ist wenig los, die Sonne scheint und ich bin entspannt - und es geht mir kac*e.

Manchmal bin ich da einfach frustriert und sage Körper - was willst du von mir? Warum fühlst du dich jetzt so schlecht?
Damit verbunden denke ich dann aber auch - wow, wie unliebevoll das ist. Meinen Körper immer einen Grund abzuverlangen, sich so zu fühlen, wie er sich fühlt.

Naja - zusammengefasst - ich habe den Eindruck, dass ich mich weiterhin nicht gut kenne/verstehe und darin sehe ich eben auf wieder Potential zur Selbstüberlastung.

Ich bin dankbar für eure Zeit, Tipps, Fragen, Meinungen

Schönen Tag euch allen!

12.09.2023 08:50 • 12.09.2023 x 1 #1


5 Antworten ↓


E
Hallo Niko,

ich hoffe, ich verstehe ungefähr, was Du meinst.

Zitat von NikoXP:
Ich bin jemand, der seinen Körper und vor allem seine Symptome intensiv im Blick hat.

Ich glaube, dass ist bei den meisten von uns hier so, dass wir in jeder Minute zu sehr in unseren Körper horchen . Das Gegenteil wäre natürlich besser.

Zitat von NikoXP:
ich habe weiterhin das Gefühl, oft gegen meinen Körper zu leben und ihn auch nicht richtig zu verstehen.
Ich schreibe das Verstehen in Anführungszeichen, weil das ja eine Kopfsache ist und es vielleicht gar nichts zu verstehen gibt.

Meinst Du damit, dass Du Deinen Körper nicht so behandelst, wie es sein sollte?


Zitat von NikoXP:
Mein Lebensstil ist intensiv, schnell, getacktet - das muss ich zugeben und ich habe bereits viel dazugelernt.
Ich gebe darauf acht, mich gut in der Balance zu halten und mir nicht zu viel zuzumuten.

Das ist ein wichtiger Schritt gewesen. Auch bei mir war es so, dass ich im Vergleich zu meinen jungen Jahren immer schneller, hektischer wurde. Dinge mussten immer schneller erledigt werden. Ich bin geistig immer weiter hin die Zukunft gesprungen (gedanklich also schon am Abend Listen für den nächsten Tag im Kopf erstellt usw). Das ist natürlich das Gegenteil von dem, was gut wäre. In der Gegenwart muss man bleiben und wahrnehmen. Zukunft und auch Vergangenheit sind nicht gut für den Geist.


Zitat von NikoXP:
Jedoch habe ich ein Problem damit, dass für mich oft meine Gefühle und Symptomatik total widersprüchlich und paradox erscheint. Es gibt Zeiten, da schlafe ich schlecht, arbeite viel, bin viel unterwegs - und es geht mir blendend.
Dann gibt es Zeiten, da ist wenig los, die Sonne scheint und ich bin entspannt - und es geht mir kac*e.

Vielleicht hilft es, zu verstehen, dass es für uns psychisch Erkrankte grundsätzlich nicht gut ist, wenn zu viel Leerlauf und Ruhe ist. Passivität ist auch meist absolutes Gift.
Für mich klingen Deine Zeilen daher nicht unlogisch. Wenn Du viel machst und das kann auch teils mit (positivem) Stress sein, dann kann Dein Kopf nicht so leicht grübeln oder in den Körper horchen, weil Du abgelenkt bist. Schlecht schlafen ist zwar nicht gut, aber auch dann ist das vielleicht deshalb, weil Deine Gedanken über die Arbeit etc kreisen. Sie kreisen aber wohl nicht um Dich und Deine Ängste und Probleme. Kann das sein?

Wenn ich meine Story seit ca. 10 Jahren so beobachte, dann kann ich insgesamt feststellen, dass es mir meist dann gut ging, wenn ich wenig Leerlauf hatte, sondern irgendwas zu tun hatte.
Daheim rumsitzen ohne Aufgabe war immer eher schlecht, weil ich dann immer eher die Aufmerksamkeit auf mich und meinen Körper / meine Symptome gelegt habe.
Im Urlaub ging und geht es mir z.B. zu 99,9% immer super, weil ich dort andere Reize bekomme.


Zitat von NikoXP:
Damit verbunden denke ich dann aber auch - wow, wie unliebevoll das ist. Meinen Körper immer einen Grund abzuverlangen, sich so zu fühlen, wie er sich fühlt.

Ich glaube, dass es trotzdem besser ist, wenn Du nicht dagegen ankämpfst. Versuche auch, es so zu akzeptieren. Er meldet sich halt hier und da, wenn ihm was nicht passt, so wie ein kleines, nerviges Kind.
Das ist ok so.

LG
Hicks

12.09.2023 09:27 • x 1 #2


A


Meinen Körper verstehen

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Icefalki
Zitat von NikoXP:
intensiv, schnell, getacktet


Ja, das kenne ich. Insofern hilft dir vielleicht die Frage : Warum?

Warum diese Extreme? Bei mir war es, dass ich Leistung mit Anerkennung, Liebe verwechselt habe. Kam aus einer lieblosen Kindheit. Bei Erfolg bekam ich aber positive Rückmeldung.

Kann dann natürlich dazu führen, dass man dieses Gut ist nie gut genug lebt, und sich dann dabei ständig überlastet.

Und wenn solche Leistungsjunkies dann in eine Krise stürzen, ist das doppelt schlimm, da jetzt gar nichts mehr funktioniert.

Das Gute bei uns ist trotz allem, dass wir unsere Leistungsbereitschaft auch für die Ängste nutzen können. Aufgeben ist nämlich nicht.

Wir müssen nur masshalten lernen.

12.09.2023 09:50 • x 2 #3


N
@Hicks Danke Dir für Deine ausführliche Antwort.
Ich kann mich jedoch nicht mit dem Gedanken anfreunden, Leerlauf zu vermeiden.
Meiner Meinung rühren die Probleme eher daher, dass man es nicht schafft, in Ruhe ohne Input Zeit zu verbringen.
Das was du beschreibst klingt für mich nach einer Verdrängungs- oder Ablenkungsstrategie.
Für mich würde es sich stimmig anfühlen, wenn ich aus der Ruhe heraus und nicht immer in Aktion lebe.
Wenn Ende ist, ist Ende - auch im Urlaub ging es mir grottig, weil einfach eben nichts mehr ging.
Ich glaube, man muss zwischen gesunder Musse und ungesunder Passivität unterscheiden. Aber der Grat ist da wie oft wohl recht schmal...

12.09.2023 20:18 • #4


N
@Icefalki Tja, dieses Warum treibt mich auch herum.
In meiner Kindheit gibts da keine Antwort. Ich glaube, wie ich in meinem vorherigen Post geantwortet habe, dass es sich eher um eine Strategie zum Vermeiden schlechter Gefühle handelt, die mich immer auf Zack hält.

12.09.2023 20:19 • x 1 #5


E
Zitat von NikoXP:
Aber der Grat ist da wie oft wohl recht schmal.

Genau.
Es war auch nur ein Hinweis mit einer Möglichkeit
Jede Erkrankung ist anders.
Zitat von NikoXP:
Das was du beschreibst klingt für mich nach einer Verdrängungs- oder Ablenkungsstrategie.

Ne.
Ich wollte damit nur sagen, dass es viel um das Wort Abwechslung geht. Unser Hirn braucht immer mal wieder neue Reize. Das kann auch ein ruhiger Waldspaziergang sein.
Mit Leerlauf meinte ich z.B. Rumsitzen daheim in der immer gleichen Umgebung/Wohnung. Da bringt Ruhe oft nix, weil die Umgebung zu langweilig ist und oft auch negative Reize setzt.

Letztendlich ist aber natürlich jeder Fall individuell. Man sollte aber durchtesten wie man sich wo fühlt.

12.09.2023 20:26 • x 1 #6





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