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Alex04113
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Vor gut 10 Jahren habe ich bei meiner Oma eine Zeitung gesehen, in der ein Artikel über Menschen, die Angst vorm krank sein haben, es aber nicht sind. Hypochonder sollen es sein, da habe ich zum ersten Mal dieses Wort gehört.
Nie hätte ich zu dem Zeitpunkt (war noch ein Kind) gedacht, dass ich selbst auch einer werde.
Angefangen hat es bei mir in etwa dann, als mein Großvater überraschend verstorben ist. Ich informierte mich im Internet zu seiner Todesursache (plötzliche Folge einer Herzerkrankung) und von da an ließen mich die Gedanken nicht mehr los. Das alles ist jetzt 7 Jahre her.
Zuerst hatte ich nur Angst, auch diese Erkrankung zu haben oder zu bekommen, da im Internet steht, dass insbesondere ältere Männer es bekommen und Vererbung eine große Rolle für die Wahrscheinlichkeit spielt, es selbst zu bekommen. Meine Oma hat es übrigens auch.
Schnell entwickelte sich daraus eine generalisierte Krankheitsangst, die mal mehr, mal weniger akut war. Häufig gab es Phasen von mehreren Wochen oder einigen Monaten, in denen ich mich intensiv mit einer bestimmten Krankheit beschäftigt habe. Ausgelöst wurde das i.d.R. durch Nachrichten im Netz, bei denen junge, fitte Menschen diese Krankheit bekamen, dazu ein oder mehrere passende Symptome oder einfach unerklärbare Körperveränderungen, die ich dann (weil es laut Internet keine andere sinnvolle Erklärung gab) auf eine ernste Erkrankung schob.
Am häufigsten sind bestimmte Krebsarten der Angstauslöser gewesen, manchmal aber auch Herzgeschichten, CFS oder auch unheilbare Zahnprobleme. Ich habe dann ständig versucht, mich selbst auf alles zu untersuchen, Arztbesuche gab es aufgrund dessen aber quasi keine. Dafür traute ich mich irgendwann nicht mehr ständig, es meinen Eltern zu erklären.
Seit ich ab dem 18. Geburtstag regelmäßige Routineuntersuchungen beim Hausarzt (Blut und Ultraschall, manchmal EKG) mache, da es in der Praxis so gehandhabt wird, sind die Ängste leider noch größer geworden. Die kleinsten Abweichungen im Blutbild oder kleine Veränderungen im Ultraschall, die der Arzt benennt aber gutartig einstuft, machen mir sehr viele Gedanken. Bislang konnte ich jedoch immer die Wahrscheinlichkeit für eine ernste Erkrankung als sehr gering einschätzen und habe nach Nachfrage beim Arzt auch erstmal Ruhe gefunden. Doch vor einigen Wochen nahm die Hypochondrie doch noch ein ganz anderes Ausmaß an: Ich war gerade mit meinem Vater auf einer mehrwöchigen Reise durch Amerika, als ich per Mail meine jährlichen Routine Blutergebnisse vom Arzt bekam. Alles war bestens, jedoch war ein Wert deutlich aus der Norm, die Leukozyten waren viel zu niedrig (2,4 G/L). Sofort holte ich mir das Internet zur Hilfe und dort stand viel von Leukämie, Lmphomen oder anderen Knochenmarkserkrankungen, die unheilbar sind. Da ich nicht akut erkältet war, konnte ich mir das kaum anders erklären. Im Laufe der nächsten Wochen achtete ich immer mehr auf den einen Knubbel am Nacken, den ich seit Jahren dort habe und der nie gewachsen ist. Sofort interpretierte ich diesen als Krebs. Laut Internet sind diese Lymphknoten ja scheinbar immer bösartig, sobald sie länger als 4 Wochen bestehen. Die Reise konnte ich von nun an nicht mehr genießen und wollte nur schnellstmöglich zum Arzt. Die letzten Tage im Urlaub waren der blanke Horror. Ich malte mir von morgens bis abends in jeder Situation gedanklich aus, wie mein Leben nun weiter geht, warum es mich erwischt hat und was ich jetzt noch tun kann. Im Flieger zurück war ich wie im Film, von Stresshormonen betäubt. Die 12 Stunden vergingen schnell, es war eh total egal, was ich in der Zeit mache. Ich wollte einfach nur zum Arzt.
Zuhause angekommen, bin ich direkt am nächsten Morgen in die Hausarztpraxis zur Blutabnahme. Dort wurden die Werte nochmal gecheckt und mir gesagt, dass alles ok sei. Den Knubbel hat sich der Hausarzt garnicht erst richtig angesehen.
Also bin ich zum HNO, der mich leider abgewiesen hat, da ich ohne Termin da war. Also am nächsten Montag sofort hin und nach 2 Stunden Wartezeit endlich drangekommen. Es wurde ein Ultraschall vom Hals und allem drum herum gemacht, mein Knubbel intensiv getastettet und mir versichert, dass ich mir keine Sorgen machen muss, da der Knubbel im Ultraschall absolut ungefährlich und normal aussieht und beim Abtasten auch nicht verdächtig wirkt. Fast zeitgleich trudelten per Mail auch wieder die Laborergebnisse ein: Leukozyten wieder völlig normal, nur ein paar kleine Abweichungen im großen Blutbild, was aber kein Ding sei. Alle anderen Werte auch normal.
Mein Verdacht (Hodgkin Lymphom) war somit so gut wie ausgeräumt. Dennoch ging ich zu einem weiteren HNO, der ebenfalls sehr kompetent war und von allein an diese Erkrankung dachte, als ich von länger geschwollenem Lymphknoten erzählte. Er konnte jedoch nicht auch ein Ultraschall machen und schickte mich daher zu einer anderen Praxis, die ihn bitte machen soll. Hab da natürlich nicht erzählt, dass ich nur zur Zweitmeinung da bin und bereits ein Ultraschall gemacht wurde bei dem alles ok ist. Paar Tage später ist der Knubbel übrigens wie von selbst deutlich kleiner geworden und lässt sich sehr gut verschieben, wodurch ich selbst merkte, dass es nix schlimmes sein kann. Dies ist also meine Geschichte mit der Hypochondrie und wie diese psychische Krankheit meinen Urlaub komplett verdorben hat. Ich kann JEDEN von euch verstehen, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat, so lächerlich es nach außen klingen mag.
Ich hoffe, ich konnte euch damit bereichern und Ihr eure Sorgen teilen.
Nie hätte ich zu dem Zeitpunkt (war noch ein Kind) gedacht, dass ich selbst auch einer werde.
Angefangen hat es bei mir in etwa dann, als mein Großvater überraschend verstorben ist. Ich informierte mich im Internet zu seiner Todesursache (plötzliche Folge einer Herzerkrankung) und von da an ließen mich die Gedanken nicht mehr los. Das alles ist jetzt 7 Jahre her.
Zuerst hatte ich nur Angst, auch diese Erkrankung zu haben oder zu bekommen, da im Internet steht, dass insbesondere ältere Männer es bekommen und Vererbung eine große Rolle für die Wahrscheinlichkeit spielt, es selbst zu bekommen. Meine Oma hat es übrigens auch.
Schnell entwickelte sich daraus eine generalisierte Krankheitsangst, die mal mehr, mal weniger akut war. Häufig gab es Phasen von mehreren Wochen oder einigen Monaten, in denen ich mich intensiv mit einer bestimmten Krankheit beschäftigt habe. Ausgelöst wurde das i.d.R. durch Nachrichten im Netz, bei denen junge, fitte Menschen diese Krankheit bekamen, dazu ein oder mehrere passende Symptome oder einfach unerklärbare Körperveränderungen, die ich dann (weil es laut Internet keine andere sinnvolle Erklärung gab) auf eine ernste Erkrankung schob.
Am häufigsten sind bestimmte Krebsarten der Angstauslöser gewesen, manchmal aber auch Herzgeschichten, CFS oder auch unheilbare Zahnprobleme. Ich habe dann ständig versucht, mich selbst auf alles zu untersuchen, Arztbesuche gab es aufgrund dessen aber quasi keine. Dafür traute ich mich irgendwann nicht mehr ständig, es meinen Eltern zu erklären.
Seit ich ab dem 18. Geburtstag regelmäßige Routineuntersuchungen beim Hausarzt (Blut und Ultraschall, manchmal EKG) mache, da es in der Praxis so gehandhabt wird, sind die Ängste leider noch größer geworden. Die kleinsten Abweichungen im Blutbild oder kleine Veränderungen im Ultraschall, die der Arzt benennt aber gutartig einstuft, machen mir sehr viele Gedanken. Bislang konnte ich jedoch immer die Wahrscheinlichkeit für eine ernste Erkrankung als sehr gering einschätzen und habe nach Nachfrage beim Arzt auch erstmal Ruhe gefunden. Doch vor einigen Wochen nahm die Hypochondrie doch noch ein ganz anderes Ausmaß an: Ich war gerade mit meinem Vater auf einer mehrwöchigen Reise durch Amerika, als ich per Mail meine jährlichen Routine Blutergebnisse vom Arzt bekam. Alles war bestens, jedoch war ein Wert deutlich aus der Norm, die Leukozyten waren viel zu niedrig (2,4 G/L). Sofort holte ich mir das Internet zur Hilfe und dort stand viel von Leukämie, Lmphomen oder anderen Knochenmarkserkrankungen, die unheilbar sind. Da ich nicht akut erkältet war, konnte ich mir das kaum anders erklären. Im Laufe der nächsten Wochen achtete ich immer mehr auf den einen Knubbel am Nacken, den ich seit Jahren dort habe und der nie gewachsen ist. Sofort interpretierte ich diesen als Krebs. Laut Internet sind diese Lymphknoten ja scheinbar immer bösartig, sobald sie länger als 4 Wochen bestehen. Die Reise konnte ich von nun an nicht mehr genießen und wollte nur schnellstmöglich zum Arzt. Die letzten Tage im Urlaub waren der blanke Horror. Ich malte mir von morgens bis abends in jeder Situation gedanklich aus, wie mein Leben nun weiter geht, warum es mich erwischt hat und was ich jetzt noch tun kann. Im Flieger zurück war ich wie im Film, von Stresshormonen betäubt. Die 12 Stunden vergingen schnell, es war eh total egal, was ich in der Zeit mache. Ich wollte einfach nur zum Arzt.
Zuhause angekommen, bin ich direkt am nächsten Morgen in die Hausarztpraxis zur Blutabnahme. Dort wurden die Werte nochmal gecheckt und mir gesagt, dass alles ok sei. Den Knubbel hat sich der Hausarzt garnicht erst richtig angesehen.
Also bin ich zum HNO, der mich leider abgewiesen hat, da ich ohne Termin da war. Also am nächsten Montag sofort hin und nach 2 Stunden Wartezeit endlich drangekommen. Es wurde ein Ultraschall vom Hals und allem drum herum gemacht, mein Knubbel intensiv getastettet und mir versichert, dass ich mir keine Sorgen machen muss, da der Knubbel im Ultraschall absolut ungefährlich und normal aussieht und beim Abtasten auch nicht verdächtig wirkt. Fast zeitgleich trudelten per Mail auch wieder die Laborergebnisse ein: Leukozyten wieder völlig normal, nur ein paar kleine Abweichungen im großen Blutbild, was aber kein Ding sei. Alle anderen Werte auch normal.
Mein Verdacht (Hodgkin Lymphom) war somit so gut wie ausgeräumt. Dennoch ging ich zu einem weiteren HNO, der ebenfalls sehr kompetent war und von allein an diese Erkrankung dachte, als ich von länger geschwollenem Lymphknoten erzählte. Er konnte jedoch nicht auch ein Ultraschall machen und schickte mich daher zu einer anderen Praxis, die ihn bitte machen soll. Hab da natürlich nicht erzählt, dass ich nur zur Zweitmeinung da bin und bereits ein Ultraschall gemacht wurde bei dem alles ok ist. Paar Tage später ist der Knubbel übrigens wie von selbst deutlich kleiner geworden und lässt sich sehr gut verschieben, wodurch ich selbst merkte, dass es nix schlimmes sein kann. Dies ist also meine Geschichte mit der Hypochondrie und wie diese psychische Krankheit meinen Urlaub komplett verdorben hat. Ich kann JEDEN von euch verstehen, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat, so lächerlich es nach außen klingen mag.
Ich hoffe, ich konnte euch damit bereichern und Ihr eure Sorgen teilen.
Gestern 23:27 • • 19.10.2025 x 1 #1
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