@Basti89
Wenn du ernsthaft denkst, dein Körper hätte sich einfach mal so spontan kollektiv entschlossen, „alle Rezeptoren zu blockieren“ und auf Testosteronurlaub zu gehen – obwohl alle Werte im Normbereich sind und du eigentlich genau weißt, dass du in ner krassen Hypo-Schleife steckst – dann hast du, bei allem Respekt, das Prinzip von Angststörung und somatischer Fixierung nicht verstanden. Und das sag ich dir nicht, um dich anzupampen – sondern weil’s dich sonst ewig an der Nase rumführt.
Dein Körper ist nicht kaputt. Der ist in Alarmbereitschaft. Dauerfeuer. Und das sorgt halt genau für dieses dumpfe, entkoppelte, antriebslose Gefühl, was du da beschreibst. Aber du suchst verzweifelt nach der einen biologischen Macke, die du beweisen kannst. Weil’s sich sicherer anfühlt als dieses ganze „nur psychisch“-Gedöns, das einen so entwertet. Kenn ich. Aber sorry – da musst du durch. Wenn du wirklich verstanden hättest, wie Angststörung funktioniert, dann wüsstest du auch, dass dieser Mist völlig unabhängig davon läuft, ob du „gerade dran denkst“ oder nicht. Der läuft unterschwellig. Immer. Auch beim Lachen. Auch beim Autofahren. Auch beim Netflixgucken. Das macht’s ja so fies.
Und was bringt’s dir, dich weiter in Hormonrezeptoren und Andocktheorien reinzudenken? Nichts. Gar nichts. Du fütterst nur weiter die Illusion, es gäbe da draußen doch noch irgendwas, was du übersehen hast. Einen versteckten biologischen Joker, der dir endlich das Gefühl gibt: „Aha! Ich bin nicht irre, ich bin krank!“ Aber guess what: Genau dieser Gedanke ist das eigentliche Symptom.
Also: Hör auf, nach dem Beweis zu suchen, dass du Recht hast mit deiner Angst. Fang lieber an, deinem Körper zu zeigen, dass du ihn wieder führen kannst – nicht durch Googeln, sondern durch Verhalten. Bewegung, Struktur, Reizreduktion, radikale Reizdurchflutung. Und ja, das fühlt sich anfangs beschissen an. Aber nicht, weil du was kaputt hast. Sondern weil dein System dich austesten will.
Und falls du das wirklich annehmen kannst: Dann hast du was verstanden.
Exakt das, was du da beschreibst – dieses „es kann doch nicht sein, dass das nur psychisch ist“ – ist Hypochondrie in Reinform. Dieses verzweifelte Nicht-Wahrhaben-Wollen, dieses ewige „aber vielleicht ist es doch was Körperliches, was noch keiner gefunden hat“, dieses Durchackern von Blutwerten, Rezeptoren, Organsystemen – Hauptsache du hast was zum Anfassen, einen Hebel, an dem du schrauben kannst. Alles, nur nicht das Eingeständnis: Mein Kopf macht das.
Und ich sag’s dir ganz ehrlich: Genau das Denken ist der Dreh- und Angelpunkt. Hypochondrie läuft nicht nur über Angst vor Krankheiten, sondern über genau diese Logikschleifen. Dieses „ich hab ja umgedacht, aber trotzdem ist da was“ – ja natürlich, weil dein Denken noch im selben Kreisel hängt. Das System will immer irgendwas, an dem es sich festhalten kann. Und du fütterst es brav weiter mit Theorien, die einfach nur gepflegter Selbstbetrug mit Pseudowissenschaft sind.
Spoiler: Locker 50 % der Leute hier im Forum – inklusive mir – hatten genau so ein schönes Leben wie du. Freude, Nähe, Energie – alles da. Bis plötzlich nix mehr ging.
Du bist hier nicht so exotisch, wie du gerade vielleicht glaubst weil du denkst nur menschen mit einem sch. leben bekommen solche Probleme.
Und was machen fast alle? Genau deinen Film. Hormone, Testosteron, Andockprobleme, Mangel hier, Rezeptoren da. Und das Krasse: Du hast ja sogar gute Werte! Aber dein Hirn will das nicht glauben, weil’s unbedingt will, dass was kaputt ist. Irgendwas, das endlich eine saubere Erklärung liefert. Nur: Die Erklärung liegt nicht im Körper. Die liegt in deinem Nervensystem, in deiner Geschichte, in dem Druck, unter dem du innerlich schon viel länger gestanden hast, bevor’s gekippt ist.
Und genau deshalb bringt dir diese ganze Suche nichts. Du hast längst alles gecheckt, mehrfach. Das Problem ist nicht dein Körper. Das Problem ist, dass du die Realität nicht annehmen willst – dass du psychisch völlig aus dem Takt bist. Und dass du lieber weiter suchst, als dir das wirklich einzugestehen. Aber solange du da nicht hinschaust, wird’s nicht besser. Sondern nur anders schlimm.
02.07.2025 04:53 •
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