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Das ist schonmal extrem wichtig zu wissen finde ich! Dass die Angst einen was vorspielt, was gar nicht so ist. Dass die Leute, die diese Art angststörung (oder wie auch immer man es nennen mag) haben, sich eher einbilden, nonstop darauf zu achten. Obwohl das nie der Fall ist und weil diese „zwanghaften“ Gedanken eben als absolut wichtig empfunden werden, hat man diese halt in Erinnerung und die Makronen nicht. Ich glaube immer, ich bin in Gefahr oder die Atmung kann mir aussetzen, dabei funktioniert die einwandfrei auch den ganzen Tag. Ich denke, mein Fokus auf die Atmung wird in Wahrheit weniger sein als ich es mir einrede.

Es ist nur an Tagen wie heute sehr zermürbend, wenn man genau weiß, man kann nicht dauernd auf die Atmung schauen und doch ist man so verängstigt und überzeugt davon, dass man es nonstop ununterbrochen ohne Pause tut. Es ist echt schwierig und die Unruhe dabei ist auch mies.
Jedoch denke ich bzw. Weiß ich, dass das unmöglich ist, ununterbrochen daran zu denken schätze ich.

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Angst vor Hyperbewusstseins Zwangsstörung

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Hat mir jemand ein Tipp gerade bitte…
Ich habe echt schon einiges in der Therapie gelernt aber muss mich da echt mit vielen auseinandersetzen was Probleme und Alltag etc. betrifft.
Bei mir ist es brutal schwankend zur Zeit: zb Samstag war gut bis abends, Sonntag geht so, Montag gut, Dienstag ok, Mittwoch schlecht, Donnerstag ok und abends schlecht, heute ist es wieder wirklich übel, weil mein Kopf mir mit der Angst vorspielt, ich würde nonstop ununterbrochen an meine Atmung denken, was natürlich nicht geht aber diese Angst und Unruhe sind momentan wieder sehr quälend. Abends gestern konnte ich wieder gut entspannen aber jetzt ist es echt heftig wieder. Keine Panik aber so 2 stufen davor. Ich muss mir wohl vor Augen halten, dass das, was ich hier meine,nicht der Realität entspricht.

Ich könnte echt ne Hilfe gebrauchen jetzt. Ich weiß, es ist unmöglich dass man nonstop daran denkt aber diese Angst quält mich und vor allem dass ich diesen Fokus nicht mehr weg bekomme gerade. Ich weiß nicht mal, was es ist, was mich gerade so fertig macht aber ich habe wieder nasse Hände, bin unruhig und habe den ganzen Tag über Angst wie ab. Ist das einfach dann die Angst, die mir das alles vorspielt? Vorspielt, dass ich angeblich ständig daran denken würde ohne Pause?

Lieber Genevilliers,
du brauchst ein passendes Medikament (das auch bei Zwangsgedanken hilft).
Das ist zumindest meine Meinung.

Meine Psychotherapeutin hat mir das so erklärt:
Ein Zwangsgedanke (bei dir der an die Atmung) automatisiert sich. Er bildet Bahnen im Gehirn aus, der am Anfang noch ein schmaler Weg ist, später eine Autobahn. Den musst mittels eines passenden Medikaments kappen.
Wie das neuronal genau abläuft, weiss ich nicht...
Dein Hirn ist ein plastisches Organ, das sich anpassen kann und auch wieder andere, gesündere Bahnen ausbauen kann.

Dein Leidensdruck scheint echt hoch zu sein.
Manchmal ist man erst so richtig gesprächstherapiefähig, wenn man mit dem richtigen Medikament dafür den Weg geebnet hat. Dafür braucht es einen Psychiater, der dich auf dem medikamentösen Weg begleitet. (Hast du einen?)

Im besten Fall kannst du das Medikament irgendwann wieder absetzen, weil du durch die Gesprächstherapie und evtl. anderen hilfreichen Tools deine Krankheit überwunden hast.
Du schleichst dich raus und schaust, was passiert.
Falls du nicht zu den Glücklichen gehörst, nimmst du das Medikament halt solange du es brauchst, vielleicht dein Leben lang.
Das findet man nicht toll. Wer nimmt schon gerne dauerhaft ein Medikament ein?
(Wer Diabetes hat, ist auch sein Leben lang auf Insulin angewiesen...)

Da sind wir wieder beim Thema A K Z E P T A N Z.
Benenne (mit Hilfe eines guten Arztes) und akzeptiere deine Krankheit.

Wenn man das richtige Medikament gefunden hat (wenn der Leidensdruck echt groß ist), und das einem wieder Ruhe im Kopf beschert und einem nicht Tag für Tag die Energie, die man eigentlich zum Leben braucht, raubt, ist das wie Weihnachten und Ostern und Geburtstag zusammen .

Schöne Pfingsten und gute Besserung!
Haferflocke

Hallo @Haferflocke
Danke für deine Nachricht. Ja, mittlerweile bin ich glaube auch an einem Punkt angelangt, da ist der Leidensdruck wirklich verdammt hoch. Gerade an so Tagen wie gestern.
Ich hab laut Therapeutin zwar eine Angststörung und ich merke ja, die Ängste sind halt das, was mich belastet. Aber das geht ja alles in die gleiche Richtung. Ob man nun von Angst oder zwangsgedanke spricht, Medikamente wirken ja im Besten Fall gegen beides bzw. Ist ja auch dasselbe. Du hast ja auch eine angstTörung gehabt und weniger eine Zwangsstörung oder?
Mittlerweile wäre mir echt egal, ob ich wieder Medikamente nehme, ich will nur, dass es endlich aufhört.

Wünsche dir auch schöne Pfingsten und danke!

@Gennevilliers Du argumentierst schon auf der Metaebene. aus deinem Subtext geht ganz klar hervor, dass in deinem Erleben nicht nur die angst vor der atmung eine Rolle spielt, sondern auch die angst davor, überhaupt daran zu denken. Das ist ein metakognitives Zwangsmuster und ist sehr gut erforscht im Bezug auf Hyperbewusstseins Zwangsstörungen. Dein Innenleben ist ein direkter Spiegel deiner Lebensumstände. Wenn viel Unsicherheit und fehlende Orientierung das Leben dominieren, dann wird der Zwang aktiv und als quälend empfunden. In weniger stressigen Phasen kann der Zwang zwar auch ab und an mal persistieren, doch wird er vermutlich bei weitem nicht als so existentiell und vernichtend wahrgenommen werden. Meiner Meinung nach hängt ein Zwang auch immer mit den inneren Werten zusammen und wie verbunden man sich fühlt, mit seiner Umwelt. Es ist nicht der Zwang, der dich von deiner Umgebung trennt, es ist genau andersherum. Deine Umgebung oder Umfeld verstärken deine Selbstwahrnehmung. Deshalb, auch wenn es schwer, fällt, würde ich dir raten, wenn es besonders schlimm wird, eine psychologische ambulanz aufzusuchen, um therapeutische Interventionen, notfalls auch durch Medikamente zu gewährleisten, um zumindest die körperlichen Symptome und die Panik, die den Zwang zusätzlich noch schlimmer werden lassen, in den Griff zu bekommen. Ich leide seit fast zwanzig Jahren an OCD und kann aus Erfahrung berichten, dass ein stärkeres Identitätserleben oder Gefühl entlastend auf die Psyche wirken kann und der Resilienz förderlich ist. Und noch etwas wichtiges: Man kann damit leben und es ist NICHT die schlimmste psychische Störung die man haben kann und man kann auch keinen Realitätsverlust erleiden.




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Dr. Matthias Nagel
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