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Hermine89
Liebes Forum. Ich habe mich hier angemeldet weil ich völlig verzweifelt bin.

Ich bin 34 Jahre alt und Mama von vier wunderbaren Kindern.

2016 erkrankte ich an einem Lungenkarzinoid der erfolgreich operiert werden konnte.
Ich habe keine körperlichen Beeinträchtigungen.
Doch seitdem habe ich eine unglaubliche Angst vor tödlichen Krankheiten entwickelt.

Ich habe nach meiner OP mich um einen Therapieplatz bemüht, aber auf die Schnelle nichts bekommen. Die erste Zeit überbrückte ich mit Tavor. Zurück blieb ein Reizdarm. Zwei Jahre lang, lebte ich in der Gewissheit nun auch Darmkrebs zu haben. Ich bin deswegen nie zum Arzt. In solchen Situationen vermeide ich Arztbesuche und versuche eine rationale Erklärung zu finden. Nach zwei Jahren auf und abs zwecks meiner Verdauung war ich mal wieder ziemlich am Boden und bin zum Arzt. Der verordnete eine Darmspiegelung, bei der natürlich nichts rauskam.
Nach und nach fand ich wieder Stabilität und fasste ein vorsichtiges Vertrauen in meinen Körper.

Doch hin und wieder holt es mich ein und ich untersuche panisch meinen Körper nach Auffälligkeiten. Ich versichere mich dann bei meinem Mann und nerve ihn, sich das Muttermal oder oder genau anzusehen. Meist reicht mir diese Rückmeldung.

Im Juni 2023 kam unser viertes Wunschkind auf die Welt. Leider hatte er eine Neugeboreneninfektion und musste erst auf Intensiv. Da erlitt ich den ersten Zusammenbruch. In der Schwangerschaft kämpfte ich mit einem großen Nabelbruch, als sich mein Bauch nach der OP blau verfärbte, war ich der festen Überzeugung nun wieder operiert werden zu müssen und erlitt den nächsten Zusammenbruch.
Mein Mann ist mir eine unglaubliche Stütze. Ohne ihn hätte ich vieles nicht geschafft.
Im Krankenhaus entwickelte ich Wasser in den Beinen und hatte wieder panische Angst vor einer Thrombose.
Nach und nach schaffte ich es Stabilität zu erlangen und wir führten ein quirliges Leben zu sechst. Unserem Jüngsten ging es nämlich nach 5 Tagen Antibiotika perfekt.

Vor drei Wochen nun erlitt ich nach einem sehr anstrengenden Tag, wie sich später herausstellen sollte, eine Augenmigräne. Diese warf mich komplett aus der Bahn. Ich google bis Tief in die Nacht. Da ich tagsüber für die Kinder da bin.
Und mit jedem mal googeln werde ich mir sicherer, dass es doch was schlimmes war bzw ist.
Es ist wie eine Sucht und wie ein Strudel.
Vier Tage später erlitt ich wieder eine Panikattacke mit kompletten Zusammenbruch. Ich habe mich in diesen vier Tagen gedanklich hundertmal von meinen Kindern verabschiedet. Meinem Mann habe ich nochmal ausdrücklich gesagt was für Werte er ihnen bitte weitergeben soll.

Ich lebte in der Überzeugung zu sterben.
Mein Mann schleppte mich zum Arzt. Dort erlitt ich die nächste Attacke.
Bei der Schilderung meines Mannes vom dieser Augenmigräne, zögerte mein Arzt kein Augenblick. Ihm war sofort klar, dass es sich hierbei um eine augenmigräne handelt.
Er gab mir Tavor

03.02.2024 12:32 • 03.02.2024 x 4 #1


35 Antworten ↓


Hermine89
Doch seitdem wurde es nur noch schlimmer. Ich spürte Krämpfe in meinen Beinen und Schwindel sowie Kopfschmerzen. Ich kann an nichts anders denken und habe Angst in eine Depression zu rutschen. Oft bin ich geistig abwesend und habe wie Watte im kopf. Normalerweise bin ich ein sehr tatkräftiger und fröhlicher Mensch. Im Moment fühle ich mich wie auf dem Grund eines Brunnen. Ich kann den Himmel oben sehen, habe aber keine Möglichkeit hoch zu kommen. Meine vordergründige Angst besteht, dass ich ein Gehirntumor habe und bald sterben muss.
Ich weiß nicht wie da raus kommen soll.

Entschuldigt für diesen unfassbare langen Text.
Vielleicht schafft es einer diesen zu lesen.

Liebe Grüße
Hermine

03.02.2024 12:37 • x 3 #2


A


Angst die Überhand nimmt

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S
Zitat von Hermine89:
Ich habe nach meiner OP mich um einen Therapieplatz bemüht, aber auf die Schnelle nichts bekommen. Die erste Zeit überbrückte ich mit Tavor.

Ich denke, du hast von der ersten Diagnose und Behandlung (Lungenkarzinom) noch einiges aufzuarbeiten. Hast du denn inzwischen einen Therapieplatz?

03.02.2024 12:41 • x 1 #3


Hermine89
Ja. Ich war letzte Woche das erste Mal dort. Entspannungs bzw Atemübungen mache ich schon zuhause.
Doch manchmal überkommt es mich und ich weine und stelle mir bildlich meine Beerdigung usw vor.
Diese Gedanken habe ich teilweise 20 mal in der Minute.

03.02.2024 12:43 • x 1 #4


N
Hallo!
Das klingt ziemlich heftig und ich kann verstehen, dass du überfordert bist.
Warst du schon mal beim Psychiater? Tavor ist zwar für Akutsituationen hilfreich, macht aber bei täglicher Einnahme recht schnell abhängig.
Kannst du dir vorstellen ein Antidepressivum zu nehmen, da gibt es einige, die gegen Ängste helfen.
Ich hoffe, die Therapie hilft dir bsld ein bisschen!
Liebe Grüße

03.02.2024 13:20 • x 1 #5


Hermine89
@nektarine Bei einem Psychiater war ich noch nicht. Bekomme ich vom Hausarzt eine Überweisung oder von der Psychotherapeuten?

Ich merke, dass Tavor eine beängstigend gute Wirkung hat und ich immer öfter diesen vermeintlich einfachen Weg wählen möchte. Da in meiner Familie ein gewisses Abhängigkeitspotenzial besteht, hab ich natürlich Angst in eine Sucht zu rutschen.
Doch ich weiß mir in letzter Zeit nicht zu helfen und möchte doch nur funktionieren.

03.02.2024 13:26 • x 1 #6


S
Die Überweisung zum Psychiater bekommst du vom Hausarzt. Ich verstehe ohnehin nicht, warum das nicht längst passiert ist und Tavor einfach so gegeben wird.
Schau, dass du so schnell wie möglich die ÜW bekommst, es ist dann ohnehin noch Wartezeit auf den Termin.

03.02.2024 13:42 • #7


Volli
Vorall3m lass das googeln

03.02.2024 13:45 • x 3 #8


F
@Hermine89
Hallo Hermine!

Ich erkenne mich in deinen Worten wieder.
Ich bin Mitte 30, Mama von zwei Kindern und gehe regelmäßig durch die gleiche Hölle wie du.
Wie oft verabschiede ich mich gedanklich von meinen Kindern? Es ist so furchtbar!
Ich werde mich nun um einen Therapieplatz bemühen, denn so KANN es nicht mehr weiter gehen.
Du bist also nicht alleine. Mir tut es gut, das zu wissen. Denn ich schäme mich unfassbar dafür

03.02.2024 13:56 • x 4 #9


A
Da hast Du ja jede Menge zu verarbeiten und vermutlich bist Du bisher wegen der Kinder kaum dazu gekommen, Dich einfach mal richtig zu erholen. So eine lebensbedrohliche Situation macht extreme Angst. Die ist total normal. So eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) muss man erstmal behandeln und verarbeiten. Tavor kann Dir nur Übergangsweise helfen, eben weil es abhängig macht. Klar, dass man gerne alles ausblenden mag. Dafür ist Tavor gut geeignet. Macht aber leider vergesslich (Watte im Kopf) Besser wäre es aber, wenn Du ohne klarkommst. Möglicherweise würde Dir ein leichteres Anxiolytikum besser helfen. Ich habe seinerzeit Insidon bekommen (heute Opipramol). Das Abhängikeitspotential ist da wesentlich geringer. Ich konnte es ohne Probleme absetzen.
Ich hoffe, dass Du bei der Therapie einiges mit auf den Weg bekommst, um im Falle so einer Panikattacke wieder den Boden unter der Füßen zu finden und aus der Angstspirale rauskommst.

Vielleicht würde Dir auch eine Reha gut bekommen. Einfach mal nur für Dich etwas gutes tun.
Ich war in so einer Mutter-Kind-Kur. Bei 4 Kindern weiß ich nicht, ob sowas auch möglich ist. Vielleicht auch nur das / die jüngsten mitnehmen. Sie wohnen zusammen mit Dir in einem Zimmer und werden tagsüber betreut, während Du diverse Therapien und Sport machen kannst.

Ich kenne diese Angst leider nur zu gut. Auch die Gedanken, nicht mehr fürs Kind da zu sein oder bei jeder Kleinigkeit sofort Todesangst zu haben.

03.02.2024 13:59 • #10


M
Hey.... Ich kenn das so gut. Bin genau gleich alt wie du und Mama... Wenn du magst darfst du mir gerne schreiben.
Liebe Grüße

03.02.2024 14:37 • x 2 #11


Hermine89
@Saki1983 mein Arzt meint immer mit zwei drei Tagen habe ich das Schlimmste überstanden und die Therapie richtet den Rest.. Allerdings weiß ich noch nicht wie genau mir das weiterhilft bzw wie ich die Zeit bis dahin überbrücken soll wenn ich doch reale Todesangst habe. Und diese auch durchlebe..

03.02.2024 18:06 • #12


Hermine89
@1fachnurich du hast Recht. So kann und darf es nicht weitergehen. Ich bin teils so erschöpft und teilnahmslos, dass sich einfach so eine Leere in mir breit macht.. Daraufhin habe ich wieder Gewissensbisse meinen Kindern gegenüber. Denn mein Alltag ist ja ihre Kindheit. Es tut gut, verstanden zu werden. Bitte schäme dich nicht

03.02.2024 18:08 • #13


Hermine89
@Allessch Dankeschön für deine Worte. Es tut gut zu wissen, dass man verstanden wird. Du hast es ziemlich auf den Punkt gebracht. Ich denke auch, dass ich einiges noch nicht verarbeitet habe. Das Medikament von dem du sprichst bekomme ich auch vom Psychiater?
Ich sehe ein, dass ich nicht mehr ohne Hilfe rausfinde. Diese Spirale zieht mich immer weiter rein.

Über eine Reha habe ich auch schon nachgedacht. Doch ich befürchte mein Hausarzt sieht das anders.

03.02.2024 18:13 • x 1 #14


S
@Hermine89
Zitat von Hermine89:
mein Arzt meint immer mit zwei drei Tagen habe ich das Schlimmste überstanden und die Therapie richtet den Rest..


Dein Hausarzt ist nicht der Experte für solche psychischen Beschwerden, das kann er so gar nicht einschätzen. Meiner Meinung nach spielt er das zu sehr herunter und die Gefahr, dass du von Tavor abhängig wirst,ist auch nicht zu unterschätzen.
Du siehst ja, dass er nicht recht hat und dass es eben nicht mit 2, 3 Tagen gut ist und es dir nachwievor schlecht geht. Das letzte, was du jetzt brauchen kannst, ist eine Abhängigkeit von Tavor! Deshalb musst du mit einem Fachmann in diesem Bereich, einem Psychiater, sprechen und auf eine Überweisung dahin bestehen. Am besten, du suchst dir schon mal selbst einen in deiner Umgebung und sagst dann deinem Hausarzt, dass du eine ÜW dahin brauchst.
Wenn dein Hausarzt weiterhin so uneinsichtig ist, würde ich über einen Hausarzt-Wechsel nachdenken.
Du kannst ausserdem deinen Psychotherapeuten nach seiner Meinung dazu fragen. Er darf dir zwar keine Medikamente verschreiben, wenn er kein Arzt ist, aber er wird auch sagen, dass es erst mal wichtig ist, dass du die richtigen Medikamente für dich bekommst und nicht mit Tavor herumexperimentierst. Es gibt wesentlich ungefährlichere Medikamente, die auch sehr gut helfen können, dich erst mal stabilisieren, um dann mit einer Therapie richtig beginnen zu können.

03.02.2024 18:37 • x 2 #15


A
@Hermine89 da solltest Du eher zum Psychiater gehen. Möglicherweise kann er Dir auch bei dem Rehaantrag und weiterem behilflich sein. Wenn Dein Hausarzt quer schlägt, würde ich mir einen anderen suchen. Eigentlich sollte er Verständnis für Dich haben.

03.02.2024 18:49 • #16


A
@Saki1983 ich gehe immer ohne Ü-Schein zu allen Ärzten. Bisher hat niemand etwas gesagt. Karte durchgezogen, fertig.

03.02.2024 18:52 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

S
@Allessch Hast du dann auch einen schriftlichen Befund bekommen? Den braucht man ja für alle möglichen Dinge zb für Reha etc.

03.02.2024 19:01 • #18


Reconquista
Zitat von Saki1983:
Ich denke, du hast von der ersten Diagnose und Behandlung (Lungenkarzinom) noch einiges aufzuarbeiten. Hast du denn inzwischen einen Therapieplatz?

Was soll man denn da „aufarbeiten“? Hattest du schon einmal solch eine Diagnose und Behandlung? Ich schon. Da ist man schlicht froh, es überlebt zu haben und möchte es nicht noch einmal durchleben müssen. Wie stellst du dir die „Aufarbeitung“ vor? Ich verstehe Hermine89 voll und ganz und sie kann nur an ihrer allgemein vorhandenen Ängstlichkeit insofern arbeiten, als sie eine Therapie macht (die die grundsätzliche Angst meiner Erfahrung nach nicht beseitigen kann), um etwas stabiler zu werden, sich mit anderem beschäftigt, von den Themen Krankheit und Tod ablenkt und ggfs. Medikamente nimmt.

03.02.2024 19:05 • #19


A
@Saki1983 den kann sie sich ja auch vom Psychiater geben lassen, bzw den Arzt im Antrag benennen. Ich bin sicher es gibt noch mehr Ärzte oder Befunde, Kranknehausbericht etc. auch von der Vorerkrankung. Bei der Vorgeschichte lässt sich bestimmt etwas machen. Selbst wenn zuerst (wie meistens) eine Ablehnung kommen sollte, läuft es dann über den Widerspruch.

03.02.2024 19:06 • x 1 #20


A


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