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Emils_Mami
Hallo ihr Lieben,
ich bin neu hier und möchte mich erstmal kurz vorstellen:
Ich bin 25 Jahre alt. Vor 10 Jahren hatte ich zwei Lungenembolien aufgrund einer Blutgerinnungsstörung, die leider aber erst hinterher festgestellt worden ist. Seitdem litt ich immer wieder unter Panikattacken mit Atemnot. Weitere vorliegende Erkrankungen sind Herzrhythmusstörungen (AV-reentry-Tachykardie) und eine (momentan ruhende) Colitis ulcerosa.
Die Panikattacken (mit Notarztruf) habe ich zum Glück nur noch sehr selten. Seit der Geburt meines Sohnes im Oktober 2013 hat sich bei mir nun aber leider ein dauerhafter Angstzustand eingespielt. Ich leide seitdem unter ständigem Schwindel...so wie ihn hier auch viele Mitstreiterinnen beschreiben. Eine Psychotherapie habe ich gerade hinter mir. Leider kann ich diese aber vorerst nicht weiterführen, da ich umziehen werde. Ich bin aber auf einem sehr guten Weg und merke auch selbst eine deutliche Besserung im Umgang mit meinen Ängsten.

Mein Anliegen ist nun folgendes:
Ich habe das Gefühl, dass man als Angstpatient von Ärzten sofort abgestempelt wird und sämtliche Symptome als Angstsymptome deklariert werden.
Seit über einer Woche bin ich total erkältet (Abgeschlagenheit, Halsschmerzen, Reizhusten und Hitzewallungen). Am Montag war ich aufgrund dessen bei meinem Hausarzt. Dieser verschrieb mir auch ein Antibiotikum, welches allerdings keinerlei Wirkung zeigte. Im Gegenteil. Mir ging es von Tag zu Tag schlechter und ich fühlte mich immer schlapper - hinzu kam auch noch, dass ich mich seit 2 Tagen mehrmals übergeben musste.
Freitag habe ich mich dann nochmal mit Müh und Not zum Hausarzt geschleppt - EKG, Blutdruck unauffällig. Weiter wurde nichts untersucht. Er wies mich dann ins Krankenhaus ein, mit der Aussage, dass ich mich dort durchchecken lassen soll und über einen Wechsel des Antibiotikums nachgedacht werden sollte. So weit, so gut. Ein Check-up kann ja nie schaden, dachte ich mir.
Im Krankenhaus dann angekommen wartete ich dann 2 Stunden bis mich ein (sehr inkompetenter) Arzt ins Sprechzimmer holte. Ich erklärte ihm meine Situation und dann kam der Schock: auf der Einweisung stand gar nicht die Grippe als Symptom, sondern eine Angststörung mit der Bitte um psychiatrische Behandlung!
Ich wollte dem Arzt dann verständlich machen, dass ich sehr wohl an einer Angststörung leide, ich aber lediglich wegen meinen Erkältungssymptomen da bin. Keine Chance ... Er bestand darauf, dass ich mit einem Psychiater spreche oder mich selbst in einer psychischen Klinik vorstelle - ansonsten solle ich wieder gehen.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Zu der Zeit hatte ich keinerlei mir bekannte Angstsymptome oder war aufgelöst, was diese Diagnose hätte begründen können. Auf die Frage was mit meinem Antibiotikum ist, ob ich es absetzen soll oder ein neues bekomme, bekam ich immer wieder die Antwort: Reden Sie erstmal mit dem Psychiater. Es war aber schon 13 Uhr und um 14 Uhr hätte ich meine nächste Tablette nehmen müssen und bis dahin wäre der Psychiater nicht da gewesen. Ich habe dann abgelehnt, weil der Arzt auch kein Stück mit sich verhandeln ließ, und bin gegangen... Ich weiß immer noch nicht was ich davon halten soll.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen machen müssen? Ich meine als Angstpatient sind Krankheiten an sich ja schon schlimm, aber wenn man dann weiß, dass man überhaupt nicht mehr für voll genommen wird, wo führt das hin?
Ich könnte doch jetzt auch allergisch reagiert haben auf das Antibiotikum oder sonstiges... Warum wird man denn immer gleich so abgestempelt? Einmal psychisch krank, immer psychisch krank? Ich versteh die Welt nicht mehr...

21.02.2015 03:19 • 06.03.2020 #1


15 Antworten ↓


F
Hallo und willkommen im Club

Ich war vor 2 Jahren bei einer HNO Ärztin und anstatt meine Mandeln zu untersuchen bekam ich von ihr die Diagnose Verdacht auf somatoforme Erkrankung
Was du erlebt hast passiert leider recht häufig.
Es gibt aber auch immer wieder Ausnahmen. Letztens war ich bei einem Kadiologen und der hat mich trotz einer schweren Depression sehr ernst genommen und 10 min lang das Herz angeschaut.
Natürlich hat er mir dann auch den Tipp gegeben etwas gegen meine Depression zu unternehmen und das nehme ich ihm auch nicht übel.
Mir gings zwar nur 4 Wochen so bescheiden aber das konnte selbst ein blinder sehen
Was dir passiert ist geht natürlich gar nicht und in so einem Fall würde ich gleich die Tür zuknallen und in ein anderes Krankenhaus gehen.
Dieser Arzt hatte wohl das Einfühlungsvermögen eines Rindviehs
Was dein Hausarzt gemacht hat ist natürlich auch nicht die feine Art,passiert aber leider auch recht oft In so einem Fall kann man sich dann leider auch nur einen anderen Hausarzt suchen denn ernst genommen wirst du von deinem wohl in Zukunft nicht mehr.
Du warst ja auch sehr schwer krank und da brauchst du schon einen Hausarzt dem du 100% vertrauen kannst.

LG

21.02.2015 09:48 • x 1 #2


A


Ärzte nehmen körperliche Erkrankungen nicht mehr ernst!

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Emils_Mami
Vielen Dank für deine Antwort. Wir werden in 2 Wochen in meine alte Heimat zurück ziehen und meine dortige Hausärztin ist einfach spitze. Da weiß ich, dass sie mich immer ernst nimmt. Das beruhigt unheimlich... So einen Arzt wie es dein Kardiologe ist wünscht man sich doch. Man wird gründlich untersucht und trotzdem werden die psychischen Probleme nicht unter den Tisch gekehrt. So soll es doch sein und so hilft es uns am besten.

LG

21.02.2015 10:16 • #3


A
Hallo Emils_Mama,

jah leider ist das oft Alltag, so blöd sich das anhört. Ich musste das auch schon auf die harte Tour lernen, obwohl meine Umstände komplett anders waren. Sollte von einem KH ins andere überwiesen werden (wurde von einem Auto angefahren) und wurde dann im KH2 einen ganzen Tag lang im Schockraum gelagert, ohne Essen und Trinken und abends dann mit zwei immobilen Beinen vor die Tür gesetzt. Und das ist jetzt nur die drastisch abgespeckte Version. Ich weiß, die Umstände sind komplett anders zu deinen, aber ich möchte dir damit zeigen, dass es keinesfalls an dir liegt (man fängt ja dann auch irgendwo an an sich zu zweifeln), sondern es einfach Deppen im Ärzte-Verein gibt. Lass dich auf keinen Fall unterkriegen, wenn die da so einen Blödsinnn machen. Den Hausarzt würde ich auch nochmal ansprechen, was das sollte. Es ist ja wohl bekannt, dass momentan diese ganzen Infektions-Wellen rumgehen. Kann ja wohl nicht sein!

21.02.2015 10:32 • x 1 #4


Emils_Mami
Danke Adama für deine Antwort!
Ja, ich habe das wirklich komplett auf mich bezogen und habe echt gedacht, ich wäre schon so verrückt, dass ich es selbst nicht mehr mitbekomme. Natürlich totaler Quatsch...
Es ist nur für die Angststörung keineswegs förderlich. Man traut sich doch gar nicht mehr zum Arzt...

Ich weiß auch gar nicht, ob man psychische Erkrankungen bei neuen Ärzten angeben sollte... Ist es vielleicht besser, diese erstmal nicht zu erwähnen? Heutzutage gibt es ja bei jeder neuen Aufnahme einen extra langen Patientenfragebogen...

21.02.2015 20:03 • #5


A
Zitat von Emils_Mami:
Ja, ich habe das wirklich komplett auf mich bezogen und habe echt gedacht, ich wäre schon so verrückt, dass ich es selbst nicht mehr mitbekomme.

Genau so ging es mir damals auch. Ich war völlig überrumpelt und geschockt. Jetzt im Nachhinein denk ich mir dann immer, Ach hät ich doch so und so reagiert. Aber das bringt in der Situation eben nichts, weil man da erstmal völlig fassungslos ist. Mir wird heute immer noch gesagt, ich hätte eine Kopfblockade und werde von meinem Arzt belächelt, wenn ich sage, ich habe Schmerzen, wenn ich mein Bein mehr als 90° nach der Op beugen muss. Ist immer nur Kopfsache. Ist schwer aus der Schublade wieder herauszukommen.

24.02.2015 13:42 • #6


angsthäschen 1986
Kenn dein Problem nur allzu gut,geht mir auch so und ich bin bereits auf der Suche nach einen neuen Hausarzt,hasse es,wenn ich krank bin und der Arzt nimmt mich nicht ernst,da bekomm ich Panik und das so schlimm,das ich zu hyperventiliert beginne

26.12.2018 23:23 • #7


Libelle 33
Das geht mir genauso.Ich fühle mich bei meinem Hausarzt überhaupt nicht gut aufgehoben.Dort wird auch nur alles auf die Psyche geschoben

28.12.2018 03:35 • #8


Sonja77
Also meine Hausärztin Nimmt mich und meine Ängste sehr ernst,aber sie übertreibt einfach nicht mit der Diagnostik....ich finde es einfach nicht in Ordnung wenn man wegen jedem Symptom gleich alles komplett durchchecken lässt...alles in einem gesunden Rahmen...

28.12.2018 19:26 • #9


KV1947
Hallo Emils_Mami

Ich habe auf verschiedene Art eine ganz ähnliche Erfahrung gemacht. Ich bin mit Herzrasen und hohem Blutdruck zu meinem Hausarzt gegangen. Als er den Blutdruck und Puls gemessen hat war dort merkwürdigerweise alles in Ordnung und er hat meine Situation mit der Psyche verbunden. Antidepressiva bekam ich auch verschrieben, aber auf die habe ich mit heftigen Panikattacken reagiert. Weil ich mich dort überhaupt nicht angenommen gefühlt habe, habe ich den Hausarzt gewechselt. Er hat ein EKG gemacht und soweit keine Herzrhytmusstörung hinter meinen Symptomen festgestellt. Bisher fühle ich mich von diesem neuen Hausarzt angenommen. Aber sollte man gängig sich anmerken lassen wie gestresst man ist, wird immer jegliche Symptomatik auf die Angst geschoben. Die Erfahrung habe ich gemacht, als ich aufgrund meines hohen Blutdrucks immer wieder ins Krankenhaus gefahren bin und auch den Notarzt herbestellt habe. Die Verdachtsdiagnose war immer gleich: Angsstörungen. Dieser Stempel ist echt unerträglich. Und meines Erachtens schlimmer als die Angst selbst. Ich hoffe du kommst zu einem Arzt, der dir nicht diesen Stempel aufdrückt

25.02.2020 13:57 • #10


Schlaflose
Zitat von KV1947:
Die Erfahrung habe ich gemacht, als ich aufgrund meines hohen Blutdrucks immer wieder ins Krankenhaus gefahren bin und auch den Notarzt herbestellt habe. Die Verdachtsdiagnose war immer gleich: Angsstörungen.


Aber es hat sich ja doch auch bewahrheitet, oder nicht?

25.02.2020 14:19 • #11


KV1947
Zitat von Schlaflose:
Aber es hat sich ja doch auch bewahrheitet, oder nicht?


Also so eine wirklich schlüssige Diagnose habe ich nicht bekommen. Der erste Verdacht war halt direkt die Angststörung und danach wurde nur noch auf mein Drängen hin was gemacht. Ich habe im Grunde nicht gegen die Diagnose Angststörung. Was mich an der Sache gestört hat und immer noch stört ist, dass man mit seinen eingebildeten (psychosomatischen) Symptomen nicht mehr ernstgenommen wird. Rational steigt man im Grunde auch selber hinter die Dinge, die einem angeraten werden. Du hast zu viel Stress, Lerne dich zu entspannen, Nimm dir nicht Allles zu Herzen etc. pp. sind da z.B. so Ratschläge, die man sich auch selbst geben kann. Lange Rede kurzer Sinn: Die Art und Weise wie man als Angstpatient behandelt wird, finde ich größtenteils Stiefmütterlich. Wäre schön, wenn sich daran was ändern könnte. Man redet sich die Symptome ja nicht aus eigenem Willen ein.

25.02.2020 14:29 • #12


Andrea0815
Ich habe bei meiner Therapie eine Dame kennengelernt, die auch eine Angststörung diagnostiziert bekommen hatte. Die Diagnose ging sie ja auch mittels Therapie an.
Circa ein Jahr später hatte sie ein total beklemmendes Gefühl in der Brust, ganz anders als sonst und ging zu ihrem Hausarzt, der sagte, dass es eine Panikattacke ist ohne auch nur eine Untersuchung zu machen.
Zu Hause zurück bekam sie so schwer Luft, dass sie den Notarzt rief. Diagnose : Herzinfarkt.
Ich finde es auch schwach, dass manche Ärzte sich auf eine Diagnose ausruhen

26.02.2020 16:49 • x 2 #13


Schlaflose
Das ist halt wie bei dem Schaf, das mehrmals grundlos Hilfe, der Wolf, der Wolf, schrie und die anderen Schafe umsonst zu Hilfe eilten. Als dann einmal tatsächlich der Wolf kam, und das Schaf schrie, kam niemand mehr zu Hilfe.
Aber wenn man hier um Forum liest, wieviele Untersuchungen die meisten hatten, wo jedes Mal nichts Körperliches gefunden wurde, kann man eigentlich nicht sagen, dass sie nicht ernst genommen werden.

26.02.2020 17:47 • x 2 #14


L
Die heutigen Ärzte sind nurmehr ein Witz wurde heute bei meinem Hausarzt so begrüßt Hallo Herr Mustermann, schon wieder hier. Welche Wehwehchen hast du denn schon wieder?.

Nette Begrüßung nachdem man sich nach langer Zeit (Jahre) aufgerafft hat ihm zu beichten was mich alles seit Jahren bedrückt und welche körperlichen Probleme ich habe.

Er hat mir die Überweisungen trotz HANDFESTEN Beweisen die mit freiem Auge ersichtlich sind nur gegeben weil ich darauf bestanden habe. Lachhaft sowas. Falsche Jobwahl! Unglaublich einfach.

26.02.2020 18:08 • x 2 #15


KV1947
Zitat von Schlaflose:
Das ist halt wie bei dem Schaf, das mehrmals grundlos Hilfe, der Wolf, der Wolf, schrie und die anderen Schafe umsonst zu Hilfe eilten. Als dann einmal tatsächlich der Wolf kam, und das Schaf schrie, kam niemand mehr zu Hilfe.Aber wenn man hier um Forum liest, wieviele Untersuchungen die meisten hatten, wo jedes Mal nichts Körperliches gefunden wurde, kann man eigentlich nicht sagen, dass sie nicht ernst genommen werden.

Wenn man etwas mehrmals sieht oder erlebt neigt man dazu nach einem bestimmten Raster zu urteilen. Das ist nicht nur bei den Aerzten so. Generell ist das sehr menschlich. Aber: Nur weil man 7mal die Erfahrung gemacht hat das sich etwas auf die Art oder Weise verhaelt sollte man nicht glauben beim 8ten Mal sei es wieder Dasselbe. ch habe heute einen sehr interessanten Artikel zu dem Phaenomen nicht ernstgenommen werden gelesen. Da ist jemand mit Oberbauchschmerzen zum Arzt gegangen, hatte die Geschichte schon vor Monaten gehabt, wurde mit dem Verdacht Gastris untersucht und behandelt. Tatsaechlich hatte er aber Krebs. Natürlich gibt es Faelle die wirklich psychosomatisch sind. Aber der Umgang mit Angstpatienten ist wie ich finde viel zu starr und vorgefasst mit Mustern. Wenn ich z.B. mehr Vertrauen vermittelt bekommen haette (von den Aerzten) haette ich auch mehr in die Diagnose und meinen Körper vertrauen können

06.03.2020 12:28 • x 2 #16


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Dr. Matthias Nagel