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S
Hallo liebe Foris,

ich habe zur Zeit eine schwere Entscheidung zu treffen. Ich möchte einen Freund in Wien besuchen, das ist ca. 700 km entfernt. Ich leide unter Agoraphobie und Panikattacken.

Es fällt mir jetzt so schwer zu entscheiden, welches Reisemittel ich nehmen könnte, denn alle sind irgendwie schlimm für mich.

Ich leide ja schon seit Jahren unter Schwindel, zeitweise bin ich überzeugt davon, dass es vom Gleichgewichtsorgan kommen muss oder sonst körperlicher Natur ist. Dann ist meine Angst besonders groß. Aber auch wenn ich daran glauben kann, dass mein Schwindel durch meine Angst verursacht wird, ist es zeitweise sehr, sehr schwer für mich.

Ich habe mehrere Fragen:

1. Kennt jemand das, das von den Bewegungen des Zuges oder des Flugzeuges Schwindel ausgelöst wird? Bei mir ist das so... wenn das Flugzeug steigt oder sinkt oder wenn der Zug sich arg in die Kurve legt, löst das bei mir einen Schwindel und dann gleich extreme Angst aus weil ich dann wieder davon überzeugt bin, dass das jetzt körperlich sein muss. Ich war schon zweimal bei der Gleichgewichtsuntersuchung beim HNO und es ist nichts Nennenswertes dabei herausgekommen. Einmal ganz ohne Befund, einmal hatte ich bei einer Übung einen leichten Nystagmus, die Ärztin konnte sich aber nicht erklären woher das kommt, mein Gleichgewichtsorgan sei gesund. Ich hab aber auch schon beobachtet, dass, je stärker mein Angstzustand ist, desto schlimmer empfinde ich auch die Bewegungen, bzw. je mehr ich mich darauf einlassen kann, desto weniger schlimm sind sie..

Aber deshalb hab ich eben furchtbare Angst vor Zug und Flugzeug... Ich hatte mir schon überlegt mit dem Nachtzug zu fahren, weil da nicht so viele Leute unterwegs sind... Aber ich hab Angst, dass mich die Bewegungen wahnsinnig machen, wo sich nachts das Auge ja auch nicht nach draußen orientieren kann.

2. Was haltet ihr von Benzodiazepinen? Mein Problem ist, dass ich auch davor wahnsinnige Angst habe. Vor den Nebenwirkungen, ich hab noch nie eins genommen. Ich hab zwar immer eines dabei, für den absoluten Notfall, aber die Angst davor war bisher immer größer. Nur das Problem: Ich bin einmal aus Wien nicht mehr heimgekommen. Das darf nicht mehr passieren bzw. das macht mein Freund auch nicht mehr mit. Meine Eltern mussten mich mit dem Auto abholen. Mein Freund würde mich dieses Mal rausschmeißen ohne Erbarmen. Deshalb ist eben eine Idee von meinem Psychiater mal bei meinen Eltern zb. eine geringe Dosis auszuprobieren, um zu sehen wie es wirkt und die Angst zu verlieren und das dann eben als Notfallmedikament dabeizuhaben.

3. Ich denke auch darüber nach allein mit dem Auto zu fahren. Mit einem Freund in Begleitung bin ich die ganze Strecke neulich mit dem Auto gefahren. Findet ihr das gefährlich oder unverantwortlich allein mit einer Agoraphobie? Immerhin gefährdet man sich und andere wenn man das Auto nicht mehr unter Kontrolle hat.

Am liebsten würde ich ja gar nicht fahren. Aber wenn ich mir vorstelle die Angst wäre weg, würde ich sofort fahren! Es geht darum meinen 30. Geburtstag bei einem Menschen zu feiern, den ich liebe...
Das kann es doch irgendwie nicht sein, dass mich die Angst bzw. der Schwindel so im Griff hat.
Mein Schwindel ist meist ein Schwankschwindel. Herzrasen, schnelles Atmen, Zittern.. Manchmal, wenn es besonders schlimm ist, dann hab ich aber auch das Gefühl, mich zieht es auf eine Seite, ich kann jetzt nicht mehr stehen, nicht mehr sitzen und müsse mich hinlegen! Alles ist jetzt zu spät! Ich habe aber so einen Schwindel auch schon im Stehen ausgehalten...

Vielleicht fällt Euch ja ein bisschen was ein zu meiner Situation. Ich würd mich freuen, von anderen Erfahrungen zu hören..

Lg Sara

10.06.2012 16:29 • 11.06.2012 #1


4 Antworten ↓


P
Das können wohl die meisten Angstler gut nachempfinden. Der Schwindel ist ein Symptom der Angst. Du schreibst leider nicht, was du als Behandlung der Angst machst, nur von deinen körperlichen Bemühungen, die dich ja hier nicht weiter bringen, da du nicht körperlich krank bist. Und ich denke das jeder auch nicht Angstler beim fliegen und Bahn fahren ein gewissen Schwindel erlebt. Aran ist nichts besonders und auch nichts schlimm. Alleine Auto fahren würde ich nicht empfehlen, ist immer besser wenn Menschen in der Nähe sind und Medikamente zu nehmen für eine Zugfahrt oder Flug ist auch so eine Sache. Du solltest auf alle Fälle fahren aber ob fliegen oder Bahn fahren, dass würde ich danach entscheiden was schneller geht und praktischer ist. Genauso als hättest du eben keine Ängste

10.06.2012 16:40 • #2


A


Zug, Auto, Fliegen? ANGST!

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L
Du schreibst, dein Freund würde dich dann rausschmeissen. Da frag ich mich echt: Was ist denn das für ein verständnisloser Freund? Falls du wirklich fahren möchtest, würde ich dir auch den Zug empfehlen. Den Vorschlag deines Psychiaters mit Notfallmedikament finde ich in Ordnung. Und das mit dem Schwindel und der aufsteigenden Angst kenn ich nur zu gut. LG Lena

10.06.2012 17:19 • #3


S
Ich habe 2008 schon mal eine Verhaltenstherapie gemacht und bin jetzt wieder bei einer, die Therapeutin macht allerdings keine Expositionen und deshalb habe ich mich jetzt woanders angemeldet. Ich versuche immer wieder Expositionen zu machen, lasse es aber auch wieder schleifen. Zur Zeit ist es wieder relativ schlimm mit meinen Ängsten.

Ja ich denke auch vom Prinzip her müsste ich fahren, so als hätte ich keine Ängste.
Ich wollte das Beruhigungsmittel schon vorher mal ausprobieren dass ich weiß wie es sich anfühlt, hab mich aber gestern wieder nicht getraut! Dann werd ich es vermutlich auch im Zug nicht nehmen.

Und da gab es eben schon die Situation, dass ich nicht mehr heimgekommen bin und das hat meinen Freund sehr belastet. Er dachte, ich gehe jetzt nie mehr, es ging mir sehr schlecht, er wusste nicht, was mit mir anfangen. Deshalb wäre er diesmal so hart, dass ich gar nicht erst auf die Idee komme, dableiben zu wollen.

Da spielt aber auch eine Beziehungsgeschichte mit rein..

Habt ihr Tipps wie überstehen? Habt ihr schonmal anderen Menschen gesagt, wenn gar nichts mehr ging? Davor hab ich nämlich auch große Angst.
Ich hab vor so vielem Angst :/

LG Sara

P.S.:
Und kennt ihr das, dass der Schwindel echt so stark ist, dass man denkt, jetzt kann ich nich mehr stehen?

11.06.2012 10:50 • #4


M
Hallo Sara,

kann deine Ängste bzgl. Reisen sehr gut nachvollziehen, Autobahnfahrten (allein) und Flüge sind für mich auch die Hölle und zeitweise nicht zu bewältigen. Allerdings komme ich ganz gut mit dem Zugfahren zurecht: Um nicht noch mehr Angst zu schüren, vorweg der Hinweis, dass es sich nur um eine starke Unterzuckerung handelte, die wegen unbeabsichtigter 0-Diät bei Magen-Darm-Infekt ergeben hatte. Jedenfalls bin ich als jüngeres Mädchen tatsächlich mal im Zug umgefallen - und es war gar nicht schlimm. Bin unmittelbar nach dem Umkippen wieder erwacht und fand mich in den Armen eines älteren Herren wieder, der mir auf die Wangen klopfte. Zudem haben sich mehrer Leute versammelt und mir Getränke und Traubenzucker angeboten. Der Notarzt wurde zum nächsten Bahnhof bestellt. Als der eintraf ging es mir schon wieder richtig gut, nur zum Check wurde ich dennoch ins KKH gebracht, wo sich rausstellte, dass alles in Ordnung ist.
Weiterhin ist meine Mutter auch schon einmal am Bahnhof umgekippt (Synkopen liegen in der Familie, auch meien Oma ist regelmäßig aus den Latschen gekippt, die ist heute 86) und auch ihr wurde sofort geholfen, auch sie ist gesund und war nur unterzuckert und dehydriert.
Was ich damit sagen will: Gerade im und am Zug ist eien ganz schnelle Hilfestellung möglich, es sind immer Leute zugegen und man kann auch nirgendwo gegen fahren, wenn man schlapp macht. Halten kann der Zug auch jederzeit bzw. der nächste planmäßige Halt ist in der BRD ja nie allzulange hin:)
Auserdem siehst du, dass ich auch noch lebe, obwohl ich bestimmt damals 5x umgekippt bin, ohne Befund, und jedesmal hatte ich liebe Hilfe, teilweise auch von Fremden. Peinlich war es gar nicht, man ist eh nur noch müde.
Mir hilft der Gedanke zur Beruhigung leider auch nicht immer, gerade wenn ich mich in meinem gedanklichen Katastrophenmodus befinde, aber vielleicht ist es ja für einige ganz tröstlich zu hören, wie es ist, wenn das Schreckensszenario Ohnmacht tatsächlich eintritt. Also, vielleicht ist Zugfahren zunächst die leichteste Übung, du brauchst nichts zu leisten und ein Stopp ist jederzeit drin. Und im Notfall helfen dir die Leute, ganz sicher!

LG Maikäfer

11.06.2012 16:18 • #5





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