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Hallo zusammen

Ich möcht hier ein Thema eröffnen weil ich weiss dass es hier viele User gibt die auch eine generalisierte Angststörung haben.

Im Grunde ist sie bei mir 2011 ausgebrochen und ich habe sie erst in diesem Jahr akzeptieren können. Trotzdem bin ich manchmal frustriert da ich jahrelang gedacht habe, wenn ich nur genug an mir arbeite werde ich wieder der Alte und ich bin geheilt.

Wie ist das bei euch mit der Akzeptanz?

Ich nehme ADs und irgendwie habe ich das Gefühl es geht nie mehr ohne. Beim Reduzieren kommt der Daueralarm den hier viele kennen. Das ist doch kein Leben? Ist es schlimm auf eine Dauermedikation angewiesen zu sein? Manchmal denke ich sch. drauf, zum Glück gibts das und manchmal denke ich, ich habe versagt.

Ich weiss nicht ob das jemand nachvollziehen kann.

Wie geht Ihr mit der GAS um und welche Schwierigkeiten habt Ihr im Alltag? Wie hat sich die Störung bei euch über die Jahre entwickelt und wie steht Ihr zum Thema Medikamente?

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

25.07.2025 19:51 • 29.07.2025 x 3 #1


31 Antworten ↓


@CortisolDriver meine Erfahrung ist, dass nix so bleibt wie es grad ist. Positiv wie negativ. Ich habe die Diagnose mittlerweile über 20 Jahre. Damals mit Medikamenten, heute ganz ohne. Bis auf L-Thyroxin für die Schilddrüse. Ich habe viele Therapien gemacht und lebe grad ganz gut damit. Phasenweise mal besser und Phasenweise mal schlechter. Aber definitiv nicht mehr so, wie am Anfang. Ich sehe die Angststörung als einen Teil meiner Persönlichkeit und glaube nicht, dass diese ganz verschwindet. Muss es aber auch nicht. Für mich ist es so ok erstmal. Man entwickelt sich ja auch stetig weiter und so schlecht ist Angst eigentlich auch gar nicht. Sie kann auch nützlich sein. Ich denke schon, dass ich mit der Zeit gelernt habe, es zu akzeptieren.

A


Treffpunkt generalisierte Angststörung GAS

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Ich komme glücklicherweise ohne Medikamente aus. Habe trotzdem Ein Medikament für den Bedarf.

Mit der Zeit hab ich’s geschafft, den Angst Gefühlen weniger Raum zu geben beziehungsweise diese nicht weg Zu schieben und zu verdrängen,
Sondern mich Ihnen bewusst auszusetzen, Sie bewusst zu fühlen, zu erleben und auch zu erleben, wie sie abklingen, Und damit hab ich Ihnen das Futter genommen, weil der Alarm nicht bestätigt wurde, und so wurden sie immer kleiner und unbedeutender.

ich glaube, eine Heilung von Angst gibt es nicht, da Angst eigentlich etwas Gutes ist, um Uns am Leben zu halten, Aber der Umgang damit, Die Angst Reaktion Aus nichtigen Gründen zu starten, Das macht meiner Meinung nach die Angststörung aus. Auch gesunde Menschen haben Angst, sie gehen nur anderst damit. Um diesen Umgang müssen wir erst wieder erlernen,

Ich habe meine Angststörung sobald ich in einer nahen Beziehung bin. Meine Gedanken kreisen dann oft um die Beziehungsdynamik. Ich merke auch dass ich mir ein Leben auch in einem stressigen Job aufgebaut habe was mit einem Daueralarm nicht zu vereinbaren wäre. Ich habe 2 Kinder und bin verheiratet.
Was ich mir vorstellen könnte, wenn ich mal in Pension komme und mein Leben dann ruhiger wird dass ich dann vielleicht ohne auskomme, oder zumindest weniger.

Ich habe natürlich auch oft Ängste auch mit Medikamente aber ich falle nicht mehr in eine Depression

Angst ist was gutes ja, nur wenn ich Ängste habe und es geht um so etwas unwichtiges ist es mühsam. Manchmal weiss ich echt nicht warum die Angst jetzt da ist..

Ist einfach manchmal schwierig.. weil es nie aufhört.

Ich leide an einer starken Angststörung + Hypochondrie und Panikattacken. Ich habe noch nie Medikament genommen, da ich immer Angst habe, das diese mein Bewusstsein beeinflussen. Kontrollverlust ist meine größte Angst.

Finde es daher total interessant, die andere Seite und eure Gedanken dazu zu lesen.

Ich bin fest der Meinung, das eine angelernte Erkrankung auch wieder verlernt werden kann. Die Muster die sich bei uns im Kopf angesammelt haben, können wir genau so wieder umprogrammieren. Nur wir werden immer der teil sein, der leichter wieder aufs alte Programm zugreifen kann, daher manchmal die Rückfälle. Ich glaube dennoch, man kann sich davon frei machen

Zitat von Missyyy:
Die Muster die sich bei uns im Kopf angesammelt haben, können wir genau so wieder umprogrammieren.

Genau das war mein Ansatz. Ich habe die aufkeimen der Angst nicht verdrängt oder verflucht, sondern eben akzeptiert, dass sie da ist. Hab versucht sie zu fühlen dadurch gemerkt, dass es gerade gar kein Grund für Angst gibt und damit ist sie wieder verflogen. Ich habe den Alarm quasi nicht bestätigt. Und damit sind die Attacken immer weniger geworden. Immer schwächer geworden,
Klar gibt’s heute auch noch Situation, die mich Stressen und dann kam die Panik auf, aber dann atme zweimal durch, akzeptiere die Panik/Angst und dann ist ja auch schon wieder weg. Natürlich, dass nicht von jetzt auf nachher machen, sondern in kleinen Schritten, aber es wird besser

Ich glaube eben wenn die Angst chronisch ist, kommt sie vom Körper her und nicht mehr nur von Gedanken. Da ist die Amygdala am Stress machen.

Ich habe so viel durch Therapien gemacht und gelöst aber ich wurde nie mehr der Alte…

Manchmal frustriert mich das extrem. Also meine Attacken und die Phasen wo ich Derealisation hatte sind fast weg, so weit habe ich das geschafft. Früher war ich teils 10 Tage ausser gefecht, das ist heute nicht mehr der Fall. Von dem her schon ein Fortschritt.

Medikamente sind für mich eine Form der Unterstützung und haben mir in der Vergangenheit auch geholfen mich wieder zu stabilisieren, aber sie sind nur ein Baustein und ich habe auch negative Erfahrungen machen müssen.
Solange sich aber das Verhältnis von spürbarer Wirkung und möglichst wenigen (aus haltbaren) Nebenwirkungen die Waage hält, ist es für mich die bessere Lösung, als auf Teufel komm raus ohne klar kommen zu wollen.
Kann aber auch jeden verstehen, der für sich entscheidet seinen Weg ohne Medikamente gehen zu wollen.
Es ist immer ein Hadern und Abwägen von Nutzen und Risiko.

Akzeptanz fällt mir sehr schwer. Ich hatte eine Zeit lang regelmäßig Panik an der Arbeit und hatte noch mehr Druck, weil ich versucht habe, so zu tun, als sei alles in Ordnung, damit die Kolleg*innen nichts merken. Ich wollte nicht erklären müssen, in welchem Zustand ich mich befinde wegen alltäglicher Situationen, die andere als völlig normal und harmlos empfinden und damit auch meine Panik nicht nachvollziehen können (ich verstand es ja selbst nicht).

Zitat von CortisolDriver:
Ich glaube eben wenn die Angst chronisch ist, kommt sie vom Körper her und nicht mehr nur von Gedanken. Da ist die Amygdala am Stress machen.

Sehe ich ähnlich, dass Körper und Psyche da sehr eng zusammen hängen. Die ganzen Hormonkreisläufe im Körper kann man sich wie ein empfindliches Uhrwerk vorstellen. Wird an einer Stelle fehl reguliert (klassisches Bsp. Schilddrüse) bringt das alle anderen Zahnrädchen auch ins Stocken.
Auf biochemischer Ebene ist die Angstreaktion nichts anderes als ein Überfluten des Körpers mit Hormonen, die uns in diesem Moment Flucht oder kampfbereit machen sollen.
Wenn der Körper nicht mehr richtig reguliert und schon bei kleinen Hürden Alarm schlägt, als stünde das Leben auf den Spiel, kann man davon ausgehen, dass da einiges durcheinander geraten ist und man zulange über seine Grenzen hinaus gegangen ist. Das Krankheitsbild Burnout zeigt das auch ziemlich bildlich, erst alles auf Alarm und dann, wenn alles völlig ausgebrannt ist, geht gar nichts mehr.

Auch viele wichtige Nährstoffe haben großen Einfluss auf unsere Psyche.
Vitamin D, die ganzen B Vitamine, Eisen, Magnesium sind bspw. alles Nährstoffe die im Falle eines Mangels psychische Symptome auslösen können.
Da es aber so viele Ursachen für die GAS gibt und so viel zusammenwirkt, ist auch eine gute Versorgung mit diesen Nährstoffen keine Garantie für eine Besserung - aber eben dennoch ein wichtiger Baustein, wo es nicht schaden kann, wenn man das im Blick behält.
Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass die klassische Schulmedizin nicht offen ist für ganzheitliche Ansätze ist, die kennen nur die Kassenleistungen AD Medi und Therapie. Auf Hormonebene wird seltenst untersucht und vieles muss man selbst bezahlen...

Ich sehe meine GAS eher nicht als Fehler oder Problem, sondern als hilfreiche Eigenschaft.
Ich bin Meister darin, Dinge zu verdrängen oder nicht so genau hinzusehen, aber jedes mal wenn irgendwas anfängt falsch zu laufen, kommt die Angst. Ganz sicher.

Irgendwas verdrängt? Eine Entscheidung aufgeschoben oder entgegen meiner tatsächlichen Überzeugung getroffen? Irgendwelche Sorgen die ich erstmal nach hinten geschoben habe? Irgendwas einschneidendes was ich erlebt habe, das ich aber nicht verarbeiten will?

Die Angst tritt mir schon in den Hintern, darauf kann ich mich verlassen. Es fängt meist mit innerer Unruhe an, dann kommen plötzlich komische Sorgen wegen irgendwelcher körperlicher Symptome (die völlig harmlos sind) dazu und wenn ich dann nicht aufpasse, knallt es und es kommt zu einer PA.

Manchmal ahne ich schon, um was ich mich dann kümmern muss, manchmal aber muss ich auch erstmal nachforschen, was ich denn vernachlässigt habe oder falsch mache.

Daher habe ich auch keinerlei Probleme, wenn ich mich um die Dinge die mich – auch unterbewusst – beschäftigen kümmere. Ich muss das aber eben auch machen. Also regelmäßig in mich gehen und mich ganz ehrlich fragen ob alles so läuft wie ich mir das vorstelle und wünsche oder ob da irgendwas ist, was ich falsch mache und dabei nicht so genau hinsehe.

Natürlich können dabei auch Sachen zutage kommen, die mir tatsächlich Angst machen. Das ist dann aber richtige, normale Angst und die lässt mir immer auch eine Möglichkeit, eine Lösung zu finden. Denn normale Ängste sind der Sache ja angemessen und lähmen einen nicht so, dass man völlig handlungsunfähig ist.

Es muss auch nicht immer für alles eine Lösung her, aber mir die Probleme und Sorgen bewusst zu machen und – wenn ich nichts dran ändern kann – zu akzeptieren, reicht in der Regel schon.

Zitat von sandracookie:
Akzeptanz fällt mir sehr schwer

Es ist auch nicht leicht, aber meiner Meinung nach die einzige, langfristige Möglichkeit die Situation zu normalisieren, da die Alarme in ihrer „Gefährlichkeit“ nicht bestätigt werden, sondern eben als „Fehlalarm“ abgetan werden.
Angst ist ein erlerntes Muster. Und diese Muster kann man auch wieder verändern.

Jedes Mal, wenn du beispielsweise an der Kasse stehst und eine Attacke bekommst, diese als Bedrohung einstufst oder sogar die Situation vermeidest, trainierst du die psyche darauf, dass die Schlange an der Kasse eine Gefahr darstellt.
Wenn du aber aus der Schlange austrittst, dir z.B. eine Bank oder Sitzmöglichkeit (wenn vorhanden) suchst, dich hinsetzt, das Gefühl erfasst, in Frage stellst und auf Plausibilität prüfst, dann wird die Angst abflachen und zeigst der Psyche auf, dass es keinen Grund für einen Alarm gibt.

Das ist unangenehm, das dauert vielleicht 100 Male, aber nach jedem Mal, wird die Angst geringer, bis du irgendwann einfach nur noch tief durchatmen musst.

Das in der Öffentlichkeit zu machen ist natürlich noch schwerer. Aber ist jetzt nur ein Beispiel.
Ggf. bekommst du beim Gedanken an die Kassen Situation bereits eine Attacke und kannst die Angst so auch daheim provozieren, durch das Gedankenspiel. Und kannst die Übungen dadurch dann daheim machen und nicht erst in der Öffentlichkeit.

Die Situation einer Attacke soll jetzt nur beispielhaft sein und kann auf viele Ängste angewendet werden.

@DrSeltsam ich geselle mich zu dir als auch ein Meister der Verdrängung. Das ging Jahrelang gut bis alles wie ein Eitergeschwür hochgekommen ist.

Wenn ich mein Prozess anschaue ist es ein langsames Verarbeiten all jener Situationen die ich auf die Seite geschoben habe. Das ist aber nicht mein Hauptthema sondern hier heile ich langsam. Ich freue mich immer wenn ich so ein Gefühlspäckchen wieder durchfühlen kann weil die sind mal richtig alt. Ob die meine GAS am Leben halten oder nicht weiss ich nicht. Ich bin auch gar nicht so sicher wie lange ich die Angststörung schon habe da ich mich mit 13 entschieden habe nicht mehr zu fühlen. Irgendwann wann war der Druck dann so starck und es ist hochgekommen, 15 Jahre später.

Ich war schon immer hochsensibel und gewisse Themen haben mir wohl nachhaltig geschadet.

Ich hatte immer die Hoffnung wenn ich all die verdrängten Themen emotional aufarbeite geht die Angst weg aber das war ein Trugschluss leider.

Was ich einfach kein Bock habe ist mit einem Daueralarm zu leben. Das Leben ist sehr kurz warum soll ich mich für ne falsche Hoffnung quälen.

@SilentRoG
Ja das stimmt, an der Akzeptanz führt kein Weg vorbei. Egal welche Möglichkeiten ich nach sehe, welche Informationen und Hilfestellungen ich finde, es hat immer alles mit Akzeptanz zu tun.
Die kommt jedoch nicht von allein, sondern erfordert viel Aufwand, Übung und bewusstes Denken. Man muss sich die Zeit nehmen in sich hineinzuhören und die Situationen zu reflektieren. Da gibt es zum Glück viele Möglichkeiten und es rächt sich, wenn man nicht regelmäßig dran bleibt. Die größte Herausforderung ist für mich in dem Zusammenhang das Hamsterrad des Alltags und die schnelllebige Gesellschaft heutzutage. Da auszusteigen und nicht nur auf Leistung und Mithalten getrimmt zu sein, ist für mich ein lebenslanger Prozess.

@DrSeltsam
Das finde ich eine sehr interessante Sichtweise und zeigt, dass man aus allem positives und Vorteile ziehen kann.

@CortisolDriver
Dieser Daueralarm ist auch einfach ein extremer Energieräuber und solche Zeiten sind mega anstrengend.
Wenn ich reflektiere denke ich auch, dass meine Angststörung und die Depressionen schon viel länger Teil meines Lebens sind. Damals als Kind/Teenie hat man es nur einfach nicht als krankhaft erkannt. Im Nachhinein hat sich da manches nicht von den Episoden unterschieden, die ich seit der offiziellen Diagnose erhalten habe.
Hochsensibilität ist bei mir und auf jeden Fall noch zwei anderen Familienmitgliedern (meiner Schwester und ihrem Sohn) auch ein Thema. Aber hier kann ich mittlerweile ganz gut mit umgehen durch das Wissen, dass ich darüber habe.

Zitat von Missyyy:
Ich leide an einer starken Angststörung + Hypochondrie und Panikattacken. Ich habe noch nie Medikament genommen, da ich immer Angst habe, das diese mein Bewusstsein beeinflussen. Kontrollverlust ist meine größte Angst.

Finde es daher total interessant, die andere Seite und eure Gedanken dazu zu lesen.

Ich bin fest der Meinung, das eine angelernte Erkrankung auch wieder verlernt werden kann.

Aus der Ecke komme ich auch.
Ich hatte mit Anfang 20 eine GAS mit Panikattacken, ebenfalls Hypochodrie, besonders Herzangst. Das blieb lange untherapiert, weil niemandem so richtig klar war, was los war, ich selbst dachte ja immer an ein Herzproblem, dann erkannte ich selbst (durch Buchlektüre), dass es eine Herzphobie ist, nur ist das Wissen noch keine Loswerden.

Medikamente dagegen habe ich nie genommen.
Mir habe Psychotherapien geholfen, sowie Meditation (geführte und leere/absichtslose) . Entgegen dem Drehbuch, hat mir eine Verhaltenstherapie nicht geholfen, andere, tendenziell aufdeckende Therapien schon.
Dann konnte ich erste Schritte ins Leben (zuück) machen, hatte eine Beziehung (während der Angststörung konnte ich allleine das Haus nicht verlassen), konnte einer Ausbildung und Arbeit nachgehen.
Das alles zog sich, ich machte mehrere Therapien, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die Ansgtstörung wurde nach und nach zur Randerscheinung und ich steckte mein Terrain ab, in dem ich angstfrei leben konnte.

Ich bin den Weg der Entwicklung, psychologisch und spirituell langsam weiter gegangen, die Angstsymptome begleiteten mich weiter, aber ich hatte keine Panikattacken mehr und aus der unspezifischen Angst der GAS wurden eher spezifische Phobien oder Furcht, das ist ein Fortschritt.

Wenn es irgendwo nicht weiter ging, habe ich einfach eine Alternative gesucht und bin dann irgendwo anders weiter gegangen, meine - theoretisch begründbare - Idee ist, dass Fortschritte auf anderen Gebiete, auch auf Nebenbereiche ausstrahlen man fühlt sich insgesamt besser und wird stabiler.

Mit Anfang 40 hatte ich das Gefühl, dass sich mein Leben gelohnt hat, trotz der grauenvollen Jahre mit der GAS, besonders die Panikattacken aus heiterem Himmel habem mich fertig gemacht, aber, wie gesagt, die hatte ich irgendwann nicht mehr.

Mit Anfang 50 stellte sich noch mal eine eigene Dynamik ein. Ich wechselte meinen Job, nach über 10 Jahren Krankenpflege - auch die hat mir sehr geholfen, weil ich viel Anerkennung bekam und erkannte, dass man den Tod nicht entrinnen kann, das ist ein zweischneidiges Schwert, aber mir hat die Erkenntnis geholfen - wechselte ich auf einen Biobauernhof. Erfüllend und wunderschön gelegen, völlig unerwartet hatte ich dort mehrere extrem intensive Begegnungen mit anderen Menschen, was mein Leben noch einmal radikal veränderte. Eine langjährige Beziehung ging zu Ende, auch da dachte ich eigentlich, das würde ich nie überleben und irgendwie hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass ich selbst mein Leben lebe, sondern irgendwie so mitgeschleppt werde.

Das passte aber gut zu meinem spirituellen Weg, ich ergab mich dem also, dachte, dass es irgendwie schon das sein wird, was ich brauche. Mehrere soziale Phobien verschwanden in der Folge oder wurden deutlich besser und es ist gut möglich, dass ich das Gesamtthema Angst irgendwann zu den Akten legen kann.

Ich werde mich nicht hetzen oder unter Druck setzen, aber mein Weg ist der einer kontinuierlichen Besserung. Ich kenne natürlich auch Einbrücke und Rüclschläge, mein Blick aufs Thema ist ingesamt positiv, eine GAS selbst ist, nicht nur meiner Meinung nach, so ziemlich das Grauenhafteste, was man erleben kann.

Zitat von CortisolDriver:
Ich glaube eben wenn die Angst chronisch ist, kommt sie vom Körper her und nicht mehr nur von Gedanken. Da ist die Amygdala am Stress machen.

Ich glaube, dass der Einfluss des Glaubens, dem man folgt, kaum zu überschätzen ist.
Wenn wir mal - um der Vernunft und dem Diskurs zu genügen - gewisse biologische Grenzen anerkennen, so finde ich dass der moderne Neurodeterminismus nur die Fortsetzungsgeschichte eines eher negativen Schicksalsglaubens ist. Früher waren es Gott und 'das Blut', später machte der Biologismus daraus die Gene, die dann immer 80% bestimmten, wo es lang geht, heute ist es das Gehirn.

Wenn man erkennt, dass biologische Theorien nicht etwas beschreiben, was ganz einfach so ist, dies aber gerne suggerieren und im besten Fall auch noch versteht, wo und warum biologische Theorien ihre Grenzen haben, kann man an den (Neuro)Biologismus entspannter und kritischer herangehen.

Man kann sich das alles anschauen, es ist nicht falsch, sondern gut, wenn man auch das versteht. es bringt m.E. nur nichts sich da ideologisch zu beschränken, weil man einer Theorie dann den Status einer dogmatischen Verkündung zuschreibt.

Wenn man wirklich versteht, dass man das selbst tut, natürlich aus Gewohnheit, dann kann man diese Zuschreibung auch langsam ändern. Es bringt dabei nichts, so zu tun, als ob, es geht darum, dass man bis an die Wurzeln und tiefen Überzeugungen geht.

Wenn man sein Weltbild - mit dem stets auch ein Selbstbild eingehergeht - ändern kann, ist man einen Schirtt weiter.

Zitat von DrSeltsam:
Ich sehe meine GAS eher nicht als Fehler oder Problem, sondern als hilfreiche Eigenschaft.
Ich bin Meister darin, Dinge zu verdrängen oder nicht so genau hinzusehen, aber jedes mal wenn irgendwas anfängt falsch zu laufen, kommt die Angst. Ganz sicher.

Das ist in weiten Teilen auch mein Ansatz.
Symptome sind psychosoamtiche Hinweisgeber, sieht man es so, sind sie nicht nur Feind, sondern auch Hinweisgeber. Mir waren GAS und Panikattacken allerdings zu wuchtig, ich habe vielleicht gelernt, auch auf die leiseren psychosomatischen Symptome zu hören. Das ist bis heute Teil meines Lebens.
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Zitat von CortisolDriver:
Ich hatte immer die Hoffnung wenn ich all die verdrängten Themen emotional aufarbeite geht die Angst weg aber das war ein Trugschluss leider.

Das dachte ich auch mal, hat aber auch nicht funktioniert. Hatte sogar oft das Gefühl die Angststörung wird dadurch eher noch zementiert bzw. es zog mich runter, mich dauernd mit der Vergangenheit und altem Leid zu beschäftigen.

Zitat von CortisolDriver:
Ist es schlimm auf eine Dauermedikation angewiesen zu sein?

Ich finde das nicht schlimm, warum auch? Bei anderen chronischen Erkrankungen ist man doch auch oft auf Dauermedikation angewiesen.
Dennoch kann man natürlich viel selbst dafür tun den Stress in Körper/Kopf zu reduzieren.
Meine Bausteine sind z.B, viel Bewegung möglichst in der Natur, regelmäßige Meditation, gutes Stressmanagement, kreativ beschäftigen, gutes soziales Netzwert etc.

Zitat von silberauge:
Das dachte ich auch mal, hat aber auch nicht funktioniert. Hatte sogar oft das Gefühl die Angststörung wird dadurch eher noch zementiert bzw. es zog mich runter, mich dauernd mit der Vergangenheit und altem Leid zu beschäftigen.

Es gibt heute Ansätze, in denen man sich von der Angst einfach (also 'einfach') ablenkt und gerade nicht tiefer damit beschäftigt. Eine alte Idee, sich einem Thema nicht zu widmen.
Auch in der Angst kann an sich ablenken, die 54321 Übung ist bekannt, Rückwärtsgehen oder andere Dinge machen, die das Gehirn von der Angst ablenken.

Mir hat ein Verständnis der Hintergründe allerdings geholfen, ich glaube, dass es nicht eine Quelle der Angst gibt. Angst, Schmerz, Depression, das sind biopsychosoziale Phänomene. Und bei diesen geht es stets um individuelle Therapien, das hat man heute sogar schon beim Krebs erkannt.

Bei Angst will man uns einreden, es sei alles ganz simpel, da schießt ein Hirntreil, irgendwann hört er dann auf, das trainiert man, bis man es aushält oder man hat Pech und der Hirnteil ist verrückt, das ist dann hinzunehmendes Schicksal.

Zitat von Cbrastreifen:
Mir hat ein Verständnis der Hintergründe allerdings geholfen, ich glaube, dass es nicht eine Quelle der Angst gibt.

Mir hat das Verständnis der Hintergründe insofern geholfen, dass die Angststörung für mich zumindest nachvollziehbar wurde und ich nicht mehr dachte, dass ich einfach nur verrückt werde.
Bin auch der Meinung das es überwiegend mehrere auslösende Quellen gibt. Am hartnäckigsten sind wohl komplexe Traumata, da gibt es auch keine einfache Lösung da im Kopf alles mit allem verzahnt ist.

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Dr. Christina Wiesemann
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