Zitat von Missyyy: Ich leide an einer starken Angststörung + Hypochondrie und Panikattacken. Ich habe noch nie Medikament genommen, da ich immer Angst habe, das diese mein Bewusstsein beeinflussen. Kontrollverlust ist meine größte Angst.
Finde es daher total interessant, die andere Seite und eure Gedanken dazu zu lesen.
Ich bin fest der Meinung, das eine angelernte Erkrankung auch wieder verlernt werden kann.
Aus der Ecke komme ich auch.
Ich hatte mit Anfang 20 eine GAS mit Panikattacken, ebenfalls Hypochodrie, besonders Herzangst. Das blieb lange untherapiert, weil niemandem so richtig klar war, was los war, ich selbst dachte ja immer an ein Herzproblem, dann erkannte ich selbst (durch Buchlektüre), dass es eine Herzphobie ist, nur ist das Wissen noch keine Loswerden.
Medikamente dagegen habe ich nie genommen.
Mir habe Psychotherapien geholfen, sowie Meditation (geführte und leere/absichtslose) . Entgegen dem Drehbuch, hat mir eine Verhaltenstherapie nicht geholfen, andere, tendenziell aufdeckende Therapien schon.
Dann konnte ich erste Schritte ins Leben (zuück) machen, hatte eine Beziehung (während der Angststörung konnte ich allleine das Haus nicht verlassen), konnte einer Ausbildung und Arbeit nachgehen.
Das alles zog sich, ich machte mehrere Therapien, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die Ansgtstörung wurde nach und nach zur Randerscheinung und ich steckte mein Terrain ab, in dem ich angstfrei leben konnte.
Ich bin den Weg der Entwicklung, psychologisch und spirituell langsam weiter gegangen, die Angstsymptome begleiteten mich weiter, aber ich hatte keine Panikattacken mehr und aus der unspezifischen Angst der GAS wurden eher spezifische Phobien oder Furcht, das ist ein Fortschritt.
Wenn es irgendwo nicht weiter ging, habe ich einfach eine Alternative gesucht und bin dann irgendwo anders weiter gegangen, meine - theoretisch begründbare - Idee ist, dass Fortschritte auf anderen Gebiete, auch auf Nebenbereiche ausstrahlen man fühlt sich insgesamt besser und wird stabiler.
Mit Anfang 40 hatte ich das Gefühl, dass sich mein Leben gelohnt hat, trotz der grauenvollen Jahre mit der GAS, besonders die Panikattacken aus heiterem Himmel habem mich fertig gemacht, aber, wie gesagt, die hatte ich irgendwann nicht mehr.
Mit Anfang 50 stellte sich noch mal eine eigene Dynamik ein. Ich wechselte meinen Job, nach über 10 Jahren Krankenpflege - auch die hat mir sehr geholfen, weil ich viel Anerkennung bekam und erkannte, dass man den Tod nicht entrinnen kann, das ist ein zweischneidiges Schwert, aber mir hat die Erkenntnis geholfen - wechselte ich auf einen Biobauernhof. Erfüllend und wunderschön gelegen, völlig unerwartet hatte ich dort mehrere extrem intensive Begegnungen mit anderen Menschen, was mein Leben noch einmal radikal veränderte. Eine langjährige Beziehung ging zu Ende, auch da dachte ich eigentlich, das würde ich nie überleben und irgendwie hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass ich selbst mein Leben lebe, sondern irgendwie so mitgeschleppt werde.
Das passte aber gut zu meinem spirituellen Weg, ich ergab mich dem also, dachte, dass es irgendwie schon das sein wird, was ich brauche. Mehrere soziale Phobien verschwanden in der Folge oder wurden deutlich besser und es ist gut möglich, dass ich das Gesamtthema Angst irgendwann zu den Akten legen kann.
Ich werde mich nicht hetzen oder unter Druck setzen, aber mein Weg ist der einer kontinuierlichen Besserung. Ich kenne natürlich auch Einbrücke und Rüclschläge, mein Blick aufs Thema ist ingesamt positiv, eine GAS selbst ist, nicht nur meiner Meinung nach, so ziemlich das Grauenhafteste, was man erleben kann.