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Zitat von silberauge:
Mir hat das Verständnis der Hintergründe insofern geholfen, dass die Angststörung für mich zumindest nachvollziehbar wurde und ich nicht mehr dachte, dass ich einfach nur verrückt werde.

Ja, kann ich nachvollziehen.

Zitat von silberauge:
Bin auch der Meinung das es überwiegend mehrere auslösende Quellen gibt. Am hartnäckigsten sind wohl komplexe Traumata, da gibt es auch keine einfache Lösung da im Kopf alles mit allem verzahnt ist.

Schwieriges Gebiet, ich lese da gerade drüber, es gibt da gute Ansätze. Schwierig auch, weil man früher einen Unterschied zwischen einem Trauma macht, was in der Regel eine einmalige, völlig überwältigende Situation darstellt, die nicht integriert werden kann und chronischer Aggression, also physischer, sex.ueller Missbrauch oder eines oder beides immer wieder bezeugen zu müssen, auch Mischungen von all dem.

Für beides gibt es unterschiedliche therapeutische Ansätze und beide zeigen eine unterschiedliche Symptomatik.

Aber bei allen Unterschieden gibt es auch Ansätze, die generell gut und hilfreich sind, viele kommen auch aus dem außertherapeutischen Bereich, sie können Ich-Stärke und Urvertrauen vergrößern, müssen aber auch auf das entsprechende Individuum zugeschnitten sein.

Angesicht eines ganzen Lebens lohnt es sich aber sehr, sich hier Mühe zu geben.

@Cbrastreifen bei Angst will man uns einreden - da werde ich hellhörig. An was glaubst du konkret?

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Treffpunkt generalisierte Angststörung GAS

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Zitat von CortisolDriver:
@Cbrastreifen bei Angst will man uns einreden - da werde ich hellhörig. An was glaubst du konkret?

Dass man sie überwinden kann.
Vielleicht besser langsam und allmählich, außer, wenn man ganz aktuell etwas Blödes erlebt hat, dann schnell wieder drauf aufs Pferd, aber sonst ... ein kluger, multimodaler Ansatz, der auf die einzelne Person zugeschnitten ist, das sollte auf lange Sicht Erfolg haben.

Zitat von Cbrastreifen:
Mir waren GAS und Panikattacken allerdings zu wuchtig, ich habe vielleicht gelernt, auch auf die leiseren psychosomatischen Symptome zu hören.

Ja, wenn man sich gut genug kennt (und über die GAS kann man eine ganze Menge neues über sich lernen), kann man schon sehr früh die kleinen Zeichen erkennen und vorsorgen.

Oder einfach die Folgen in Kauf nehmen, was ich auch nicht weiter schlimm finde: es gibt Sachen, die ich einfach manchmal gerne mache bei denen ich aber genau weiss, dass sie mir nicht gut tun weil sie dafür sorgen dass ich wieder instabil / empfindlich für Angst und Unruhe werde.

Wenn man seinen Mechanismus und vielleicht auch den Ursprung seiner Ängste einigermassen kennt, dann kann man auch miese Tage ganz gut aushalten und solche Zeiten verkürzen.

Ich weiss nicht wie es euch geht, aber letztlich zu VERSTEHEN hat zwar lange gedauert (und es dauert auch noch an), hat aber eben auch dafür gesorgt stabil zu werden.

1. Verstehen, warum grade ICH (vor allem im Gegensatz zu meinen Geschwistern) so empfänglich für Angst und Depressionen bin (- Kindheit / Familiengeschichte)
2. Verstehen, warum die GAS bei mir grade in der Lebensphase Mitte / Ende 30 ausgebrochen ist (- eigene Geschichte / Vergangenheit)
3. Verstehen, welche Folgen das für mein weiteres Leben hat und wie ich idealerweise damit umgehe (- eigene Wünsche, Zukunftsplanung, Fähigkeiten, Schwächen)

Für mich waren diese drei Punkte entscheidend, wobei ganz am Anfang natürlich erstmal das Stabilisieren auch mit Medikamenten und Skills (die ich seinerzeit aber nicht als solche erkannt habe) stand.

Wenn ich heute Angst bekomme – was durchaus immer wieder mal vorkommt – reicht es mir schon zu wissen dass der bekannte Mechanismus dahinter steckt um ihr den Schrecken zu nehmen. Sie lähmt mich nicht mehr und bringt mich allenfalls zum Nachdenken, aber nicht mehr zum verzweifeln.

Zitat von DrSeltsam:
Ich weiss nicht wie es euch geht, aber letztlich zu VERSTEHEN hat zwar lange gedauert (und es dauert auch noch an), hat aber eben auch dafür gesorgt stabil zu werden.

Ähnlich, da es in aufdeckenden Therapien ja im Grundeauch darum geht, dass man versteht.

Mit der Zeit kennt man sich beser, auch das, was man aushalten kann.

Wie zufrieden bist Du im Moment, mit Deinem Leben?

@Cbrastreifen ja das glaube ich auch dass das weggehen kann wenn man gleich anfängt zu arbeiten.

Oft sind es aber Dinge die in der Kindheit passiert sind und bis es endlich diagnostiziert wird vergehen manchmal Dekaden.

Bei mir ist das leider auch so und es war nicht nur ein Ereignis sondern ganz viele. Beim letzten Trigger vor einer Woche sind Gefühle hochgekommen von vor 30 Jahren während diesem Fiasko. Im nachhinhein „schnell wieder aufs Pferd steigen“ ist nicht

Radikale Akzeptanz, sich mehr und mehr kennenlernen, viel Sport und Wissen UND eine liebende Familie - das sind meine Waffen.

Ist bei mir auch ähnlich, wie ihr das beschreibt.
Sich selbst über die eigenen Muster bewusst werden und Ursachen aus der Vergangenheit aufarbeiten, ist goldwert.
Finde es auch ganz wichtig, dass man in dem Zusammenhang rücksichts- und liebevoll mit sich selbst umgeht und sich wirklich zu erlauben, dass man in manchen Situationen eben mehr Ruhe und Erholung braucht als andere Menschen, die nicht von einer Angststörung betroffen sind.
Da stehe ich mir zB mit Perfektionismus und Vergleichen mit anderen oft selbst im Weg - das zu wissen ist aber auch wiederum Teil der Lösung.
Zitat von DrSeltsam:
Oder einfach die Folgen in Kauf nehmen, was ich auch nicht weiter schlimm finde: es gibt Sachen, die ich einfach manchmal gerne mache bei denen ich aber genau weiss, dass sie mir nicht gut tun weil sie dafür sorgen dass ich wieder instabil / empfindlich für Angst und Unruhe werde.

Sowas kommt bei mir auch immer wieder vor. Geburtstage, Feste und Feiern fallen da bei mir in so eine Kategorie. Ich mache es mal gerne, aber dann reicht es auch wieder für lange Zeit. Wenn dann mal mehrere Sachen hintereinander an stehen, weiß ich schon, dass das hinterher hart für mich wird.
Da hilft entweder nur priorisieren und auch mal eine Feier absagen oder die darauffolgenden Tage bewusst einen Gang zurückschalten, um die verlorene Energie wieder aufzutanken.

Zitat von Cbrastreifen:
Wie zufrieden bist Du im Moment, mit Deinem Leben?

Interessante Frage über die ich dann auch erstmal nachdenken musste ...

Eigentlich bin ich schon sehr zufrieden: wir wohnen sehr schön, habe eine wunderbare Partnerin, die Angst sitzt mir nicht mehr so im Nacken, ich habe viele Freiheiten und kann mich durch die Selbstständigkeit auch beruflich so entwickeln wie ich das möchte.

Aber: wie ich schon erwähnte bin ich ein Meister im Verdrängen und leider auch Prokrastinieren, und das trübt mir mitunter die Lebensfreude. @Azure hat seit längerem ein interessantes Thema Komme erst in die Gänge wenn [es] zu spät ist und der Titel trifft es schon ziemlich gut. Aber auch inhaltlich finde ich mich da an vielen Stellen wieder.

Das würde ich gerne noch in den Griff kriegen ...

Hallo Driver,

Zitat von CortisolDriver:
Im Grunde ist sie bei mir 2011 ausgebrochen und ich habe sie erst in diesem Jahr akzeptieren können.

wenn Du nun Deine Angststörung beginnst zu akzeptieren, dann finde ich, hast Du einen
ersten ganz wichtigen Schritt gemacht.

Zitat von CortisolDriver:
Trotzdem bin ich manchmal frustriert da ich jahrelang gedacht habe, wenn ich nur genug an mir arbeite werde ich wieder der Alte und ich bin geheilt.

Wie Du das hier meinst, weiß ich nicht. Ich denke man darf nicht an sich arbeiten, wenn man
eine Angststörung abschwächen will.
An Dir arbeiten könnte ja bedeuten. Du versuchst Dich als Mensch zu verändern. Das kann meiner
Meinung nach aber nicht funktionieren.
Als Mensch solltest Du so bleiben, wie Du bist. So bist Du in Ordnung. So bist Du gut.
Verändern solltest Du vermutlich ein paar Deiner Denkweisen. Denn Deine Denkweisen und
die Art, wie Du auf vieles reagierst, das sind vermutlich die entscheidenden Punkte, die Deine
Ängste immer wach halten.

Zitat von CortisolDriver:
Ich nehme ADs und irgendwie habe ich das Gefühl es geht nie mehr ohne. Beim Reduzieren kommt der Daueralarm den hier viele kennen.

Somit könnte das auch erklären, warum der Daueralarm bleibt, wenn Du Dein Medikament
reduzierst.

Zitat von CortisolDriver:
manchmal denke ich, ich habe versagt.

Warum solltest Du versagt haben? Das sehe ich nicht so.
Möglicherweise hast Du den für Dich passenden Weg aber noch nicht gefunden.

Viele Grüße

Bernhard

Hallo Hotin

Nun ich dachte lange eine Angststörung kommt von nicht verarbeiten Gefühlen. Ich lebte mit der Einstellung dass wenn ich alles durchgefühlt habe geht alles weg. Nicht gelebte Gefühle, verdrängte Erinnerungen wüten so lange im Unterbewusstsein bis sie erlöst werden.

Das stimmt ja auch aber heilt die körperliche Komponente meiner GAS nicht und das war mein Irrglaube. Das hat mich wahnsinnig frustriert aber jetzt wo ich in der Akzeptanz bin, sehe ich was ich doch schon geschafft habe. Das ist auch sehr viel wert.

Ich habe natürlich nicht versagt, das dachte und fühlte ich nach meiner Reduktion der ADs. Das war die erste Reaktion. Ich war ENTTÄUSCHT.

Aktuell geht es nicht ohne Unterstützung und das darf sein ich denke dann immer, vor 300 Jahren wäre ich auf ner Insel der Verrückten oder in einem geschlossenen Sanatorium gelandet.

@DrSeltsam @Cbrastreifen
Wie zufrieden bist du im Moment mit deinem Leben?

Ganz ehrlich? Nicht besonders. Viele Rahmenbedingungen stimmen zwar, aber der Alltag und das Thema Geld engen mich zu sehr ein.
Ich arbeite zwar Teilzeit, habe aber zum 6 Stunden Tag noch insgesamt 2 Stunden Fahrtzeit, weil mein Arbeitsort weiter weg ist und ich in unserer ländlichen Gegend wenig Möglichkeiten habe in meinem Beruf einen näheren Arbeitsort zu finden.
Das Pendeln ist anstrengend und frisst viel vom Gehalt durch die Benzinkosten.
Daheim angekommen wartet Kinderbetreuung und Haushalt/Garten (zum Glück übernimmt mein Mann meistens das Kochen).
Es bleibt dann am Ende des Tages schlichtweg wenig Energie und Freiraum, um mich zB Hobbies zu widmen, was mir auf Dauer aber sehr als Ausgleich fehlt.
Gleichzeitig gibt es aber auch Phasen, wo ich meine Zeit verschwende, in dem ich zB zu sehr am Handy hänge und stattdessen lieber ein gutes Buch hätte lesen können oder eine kurze Sporteinheit machen.
Ich beobachte diese Sachen schon lange, aber es fällt schwer aus den Gewohnheiten auszubrechen und wirklich dauerhaft was zu ändern.
Im Aufschieben bin ich auch großartig, bei mir ist das mit Perfektionismus und Versagensängsten verknüpft: Lieber gar nicht erst anfangen, wenn ein gutes Ergebnis nicht garantiert ist‍️

Zitat von CortisolDriver:
Ich glaube eben wenn die Angst chronisch ist, kommt sie vom Körper her und nicht mehr nur von Gedanken.

Angst wird fast nie chronisch?, also nur vom Körper ausgelöst. Und von bewussten Gedanken scheint sie
eher auch nur selten ausgelöst zu werden.
Garantiert wird Angst aber von unseren Gefühlen und unseren unterbewussten Gedanken erzeugt.

In unserem Gehirn gibt es zwei Regelkreise, die wir kennen und nutzen sollten.
Möglichst gut sollten wir entscheiden lernen, was passiert gerade.

1. Wann steuert mein Gehirn das, was ich fühle und denke?
2. Wann beeinflusse und steuere ich dass, was mein Gehirn denkt und fühlt?

Wenn wir das fair und ausgeglichen beobachten können und auch teilweise beeinflussen lernen,
dann lassen Ängste meistens deutlich nach.

Dies hört sich vermutlich ganz schwierig an. Aber es ist gar nicht so schwierig.

Zitat von CortisolDriver:
Manchmal weiss ich echt nicht warum die Angst jetzt da ist..

Nun, das bedeutet vermutlich. Du hast dann gerade Dein Gehirn nicht selbst und auch
nicht absichtlich in die Angst hineingesteuert.
Dann wird es eher so sein, dass Dein Gehirn denkt. Für das, was jetzt passiert, habe ich keine
Gefühle und keine unterbewusst gespeicherten Handlungsweisen.
Das macht mir Angst.

Damit will ich sagen. Wenn es Dir gelingt, jeweils herauszufinden, warum Dein Gehirn in
bestimmten Situationen gerade mit Angst reagiert, könntest Du ein weiteres Stück vorankommen.

Zitat von CortisolDriver:
jetzt wo ich in der Akzeptanz bin, sehe ich was ich doch schon geschafft habe.


Das ist wunderbar. Mit dem akzeptieren, ist es Dir gelungen das zu tun, was ich als 2tes
geschrieben habe.
Du beginnst immer mehr Deinem Gehirn zu lernen, dass es schon mal Angst fühlen darf.
Das Angst für Dich nicht mehr grundsätzlich immer gefählich ist.

Und Du beginnst Deinem Gehirn auch etwas besonders Wichtiges zu lernen.
Du lernst Deinem Gehirn, dass Du auch noch da bist. Und das Du Deinem Gehirn immer
dann helfen wirst, Lösungen zu finden, wenn es gerade allein nicht weiter weiß und sich
deshalb furchtbar erschreckt und vor Angst anfängt zu zittern.

Weniger hast Du selbst ein Problem, wenn Du Angst fühlst.
Wenn Du Angst fühlst, sieht Dein Gehirn gerade vorübergehend ein Problem.
Und dieses Problem sendet es Dir mir der Angst. Damit Du das Problem klar erkennst.
Es also nicht übersiehst.
Und das Gehirn reagiert verständlicherweise immer ungeduldig. Ich brauche sofort eine Lösung.
Das Gehirn will nie warten. Das Unterbewusste Denken kennt den Faktor Zeit nicht.
Das solltest Du aber besser wissen. Fast immer hast Du ausreichend Zeit, Dir in
Ruhe ein
e Lösung für bestimmte Dinge auszudenken.

Deswegen finde ich es sehr hilfreich, wenn Du herausfindest, warum Dein Gehirn bei einer
bestimmten Situation Angst hat, also keine brauchbare Lösung erkennen kann.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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