Nervensystem beruhigen – manchmal reicht ein Stellschräubchen
Es muss nicht immer der große Knall sein.
Manchmal ist’s nicht der neue Job, die Auszeit im Kloster, die Instagram-Glamour-Morgenroutine für extra glow und flow oder das radikale Detox-Retreat, das was verändert.
Manchmal ist es einfach… der Moment, in dem man beschließt, den Wecker nicht mehr um 6:00 zu stellen.
Oder vielleicht doch wieder früher zu stellen, wenn es bis jetzt immer etwas spät war.
Schau mal wirklich, was dein System gerade braucht.
Ich hab zum Beispiel gemerkt:
Nur weil ich früher mal ein Frühaufsteher war, heißt das nicht, dass das heute noch passt.
Die Realität sieht für mich aktuell anders aus, gerade wenn das Nervensystem seit Jahren auf Anschlag läuft.
Und plötzlich wird aus dem Versuch, „diszipliniert“ zu bleiben, nur noch mehr Druck.
Also hab ich angefangen, rumzuprobieren und mir den Wecker jetzt bedeutend später gestellt.
Ich nutze meinen flexiblen Arbeitszeitrahmen jetzt mal. nicht als Ausrede, sondern als Möglichkeit was zu verändern was mir möglicherweise hilft.
Und siehe da: ausgeschlafener, weniger Hetze am Morgen, weniger Stresssymptome, mehr Stabilität – obwohl ich weniger kontrolliere.
Oder Andere Stellschrauben?
Alles Super unspektakulär. Und gerade deshalb vielleicht so wirkungsvoll. Weil es eben nicht die Tine Wittler des Nervensystemsystem-Umbaus und damit der große Rundumschlag ist, sondern kleine Feinheiten ohne riesen Aufwand, die sich leicht umsetzen lassen.
Nicht die fette morgen Routine die influencer neidisch werden lässt...Sondern Kleinigkeiten die zu einem passen und das Leben leichter machen.
Zum Beispiel:
Erst ein Glas Wasser. Dann Kaffee.
Hört sich lächerlich an.
Aber der Körper bekommt ein ganz anderes Startsignal. Kein sofortiger Koffeinpeitsche-ins-System-Knall, sondern erstmal was neutrales.
Klar, am besten den Kaffee ganz weg lassen und auf schonendere Dinge wechseln...aber da sind wir dann wieder bei der Rundumschlag Morgenroutine, die noch lange nicht zu jedem passt.
Ich möchte auf Kaffee und Kippe am Morgen auffm Balkon nicht verzichten (aber ihr verzichtet hier bitte auf Belehrungen zum Thema rauchen danke )
Oder:
Nicht sofort aufs Handy starren nach dem Aufwachten
Du bist ned Jesus ohne den nix läuft. Lass das Teil morgens mal liegen. Mutti und Karen sterben ned davon, wenn sie ne Stunde später antwortet auf ihr guten morgen glitzerbildchen bekommen und die welt dreht sich auch genauso weiter wenn du nicht morgens als erstes guckst was du so verpasst hast.
Du willst Nachrichten?
Machs Radio an und hör sie dir gemütlich im bett an.
Nicht, weil es „besser“ ist – sondern weil das Nervensystem morgens noch völlig *beep* ist.
Jede Nachricht, jeder Reiz, jeder Push bringt sofort wieder Spannung rein.
Also lieber erstmal Körper wahrnehmen. Möglichst auch Stille lassen. Vielleicht kurz am Fenster stehen. Sich selbst wahrnehmen, nur atmen und da sein.
Noch so eine Sache:
Abläufe umdrehen.
Duschen nicht direkt nach dem Aufstehen, sondern erst nach dem ersten Kaffee.
Zähneputzen mal mit der anderen Hand.
Kleidung abends rauslegen statt morgens suchen und dabei 10 Minuten lang gedankenlos in den offenen Kleiderschrank starren.
Nicht für die To-do-Liste. Sondern um das Autopilot-Gefühl zu durchbrechen.
Weil genau das oft die Daueranspannung füttert: dieses Gefühl, von einer Handlung in die nächste zu fallen, ohne je bei sich anzukommen.
Es geht nicht darum, die perfekte Routine zu finden.
Sondern ehrlich zu spüren: Was hilft MIR gerade wirklich?
Und was tut so, als würde es helfen, macht aber eigentlich alles nur schlimmer? Was ist ein selbst auferlegt Zwang weil es so muss oder weil es schon immer so funktioniert hat?
Manchmal ist weniger Struktur mehr.
Manchmal ist mehr Struktur der einzige Halt.
Manchmal ist der Körper früher bereit für den Tag, manchmal erst drei Stunden später.
Und das darf sich ändern. Immer wieder.
Das Nervensystem interessiert sich nicht für deinen Lebenslauf.
Es will wissen: Bist du sicher? Bist du echt bei dir? Oder funktionierst du nur?
Und genau deshalb kann ein einzelner Mini-Shift im Alltag mehr bewirken als das zehnte Buch über Achtsamkeit.
06.05.2025 15:07 • x 10 #61