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E
Hallo zusammen,

habe schon paarmal eine Panikstörung meiner Mutter mitbekommen, in meinen Augen wegen nichts und wieder nichts.

Würde diese Panikstörung bei einem Menschen auftreten, der mir sehr am Herzen liegt, dann hätte ich vollstes Verständnis, würde diese Angst auf gar keinen Fall herunterspielen und auch verstehen, dass dieser Zustand, den ich ja nun nicht selbst kenne, sehr schlimm sein muss.

Nein, ich glaube, ich habe mich falsch ausgedrückt, ich hatte sehr oft Angst vor dieser Frau, weil sie in meiner Kindheit sehr dominant war, mich mit dem Kochlöffel *beep* verprügelt hat, mich eingesperrt hatte, gedemütigt, verhöhnt, emotional erpresst, usw...
Ein eeewiges Auf und Ab ist das mein Leben lang. Einmal so und dann wieder lieb. Ich habe das als Kind schon nicht einordnen können, diese verschiedenen Zustände. Meist war ich nur in Lauerstellung und Deckung, bis sie wieder ausrastete und mir danach Geschenke machte.

HEUTE ist sie alt, ein in meinen Augen bemitleidenswertes Würmchen, hintenherum von anderen schon belächelt. Meine Gefühle möchte ich ehrlich beschreiben: es schwankt zwischen Mitleid und du gehst mir nur noch auf die Nerven, ich ertrage dich nicht mehr!

HEUTE erwartet sie, dass ich SOFORT springe, wenn sie in einem Anflug von Panik bei mir anruft, aber ich kann einfach nicht mehr.

Habe das ganze Internet schon durchgeforstet, da steht immer das Gleiche. Man solle Verständnis und Geduld aufbringen, nicht sagen, dass sich der Angehörige mit Panikstörung beruhigen solle, das würde alles nur verschlimmern...

Was ich aber NIRGENDS lesen kann:
Wie kann ich mich als Angehörige schützen? Wie kann ich das noch ertragen? Wo soll ich diese Geduld noch herbringen, wenn es bei mir doch auch egal war?
Die Panikstörung ist das eine, für das sie nach mir schreit und mich anbettelt, das andere ist die Tatsache, dass gerade SIE für mich nicht dieses Verständnis aufgebracht hatte als ich klein war, da hieß es, wenn ich Angst hatte:
Kann ich nicht gibt es nicht dann lernst du es gefälligst!

Wenn ich ihr rate, sie solle sich in einer Therapie helfen lassen, dann heißt es nur heulend:Ich KANN mich nicht mehr ändern!
(Doch, KANNST du! Du willst nur nicht, warum soll ich deine Ausbrüche ertragen? Und vor allen Dingen wie lange noch? Wenn ich das anspreche heißt es:Meine Güte, ist das zuviel verlangt, in ein paar Jahren sterbe ich eh!?
(Seit wann weiß man, wann man stirbt?)

Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Es geht nicht darum, dass sie sterben soll.
Allein diese schwachsinnige Argumentation macht mich kirre...

Warum soll ICH heute Verständnis aufbringen und ihr den Hintern sprichwörtlich pudern, wenn für mich die Lösung eine Tracht Prügel war ...?

Ich weiß, ein wenig durcheinander, aber ich musste das mal aussprechen.

Danke für eure Aufmerksamkeit.
Gruß,

Evitana

12.08.2016 19:26 • 13.08.2016 #1


9 Antworten ↓


Icefalki
Welche Schiene wollen wir jetzt fahren? Die verständnisvolle, die hämische, die alles ist Krankheit, oder die oh weh, deine Arme Mutter?

Trifft nämlich alles zu.

Viel viel wichtiger ist es, was sind deine Beweggründe, wieviel kannst du verzeihen, wieviel mit ihr reden, wieviel geht, wieviel nicht?

Welche Seite in dir kommt zum klingen? Die wutentbrannte, die bin leider die Tochter und komm nicht raus, die Böse, die Liebe, die Nachtragende, die Verzeihende?

Du hast gerade sehr viel Zorn. Ist ok. Aber, wenn du tief in dich reinhörst, was kommt dann zum tragen?

Was fühlst du wirklich? Und wenn sie tot ist, was wäre dann?

Übrigens darfst du dir ruhig hier deinen Kropf leeren. Find ich voll ok so..

12.08.2016 19:39 • x 2 #2


A


Mutter mit Panikstörung

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E
Vielen lieben Dank, Icefalki!

Deine Fragen finde ich sehr, sehr gut, denn ich habe momentan das Gefühl nur noch in einem Brummkreisel zu sein, in dem ich momentan nicht weiß, wohin die Fahrt gehen soll.

Werde mal genau über deine Fragen nachdenken, spontan würde ich sagen:Ich bin stocksauer und ich glaube, ich würde bei ihrem Tod gar nichts fühlen, weder Freude noch Trauer, noch Erleichterung, gar nichts.

Es gab auch schöne Momente, die wurden aber immer und immer wieder durch ihre herrschsüchtige Art im Nachhinein kaputt gemacht.


Zitat:
Ich bin leider die Tochter und komm nicht raus trifft es hier am meisten!


LG Evitana

12.08.2016 19:50 • #3


Hotin
Hallo Evitana,

Zitat:
Was ich aber NIRGENDS lesen kann:
Wie kann ich mich als Angehörige schützen? Wie kann ich das noch ertragen? Wo soll ich diese Geduld
noch herbringen, wenn es bei mir doch auch egal war?


So etwas kannst Du auch kaum irgendwo lesen.
Es kommt ja genau auf Deine Einstellung an. Wie ist denn Deine Denkweise?
Wenn ich Dir das gleiche geschrieben hätte. Was würdest Du mir dann empfehlen.
Aber rate mir nur das, wo Du auch hinter stehst und was nicht gegen Dein inneres Weltbild und
Deine religiöse Überzeugung verstößt.

Zitat:
Wenn ich ihr rate, sie solle sich in einer Therapie helfen lassen, dann heißt es nur heulend:
Ich KANN mich nicht mehr ändern!


Natürlich könnte sie das ändern. Niemand ist zu alt dafür. Sie geht den Weg der einfacher für sie ist.
Es ist leichter für Deine Mutter Dich um Verständnis anzubetteln, als sich über Monate und Jahre anzuschauen,
was sie alles hätte besser machen sollen.

Zitat:
Allein diese schwachsinnige Argumentation macht mich kirre...


Schwachsinnig ist da nichts dran. Sie hat es in ihrem Leben vermutlich immer geschafft, die Schuld bei
anderen zu suchen.

Zitat:
Warum soll ICH heute Verständnis aufbringen und ihr den Hintern sprichwörtlich pudern, wenn für mich
die Lösung eine Tracht Prügel war ...?


Du hast Recht. Das bedeutet, wie ist denn nun Deine Antwort?


Zitat:
Allein diese schwachsinnige Argumentation macht mich kirre...


Zitat:
Ich bin leider die Tochter und komm nicht raus trifft es hier am meisten!

Diese Aussage findest Du selbst aber klug, wie?

Zitat:
Ich weiß, ein wenig durcheinander, aber ich musste das mal aussprechen.


Da ist nichts durcheinander. Alles passt 100 %ig zusammen.

Viele Grüße

Bernhard

12.08.2016 20:02 • x 1 #4


M
Hallo...
Ich war in der selben Situation wie du..
Mittlerweile habe ich nur sporadischen Kontakt zu meiner mutter..
Aber für meine Psyche war es das beste..
Sie wollte sich nicht helfen lassen,hatte jeden tag ein anderes problem..
Nur meine Probleme hat sie nicht interessiert..

Das bedeutet nicht,dass du den Kontakt abbrechen musst aber ich habe mir irgendwann gesagt, sie hat sich für mich nie interssiert, sie möchte meine Hilfe auch nicht und ich lass mich nicht kaputt machen..
Meine Mutter brauch strikte ansagen oder wenn und aber..

Kurz gesagt, mach dich nicht dafür verantwortlich und achte auf deine gesundheit!

12.08.2016 20:26 • x 1 #5


Icefalki
@evitana, hab jetzt herzlich gelacht. , genau das ist es. Bist und bleibst die Tochter. Um keine Tochter mehr zu sein, wirst du einen knallharten Weg gehen müssen und der ist alles andere als leicht.

Den geht man nur, wenn man selbst durch langes, langes, intensives Nachdenken und in der Regel durch extreme psychische Verletzungen keinen anderen Ausweg sieht, als sich zu schützen.

Dich nervt sie nur, macht dich wütend, aber sie klammert sich an dich. Das heißt, du bist ihr wichtig.

Wenn's dir hilft, bei Panikattacken macht sie eh die Hölle durch, glaub mir das.

Und auch einem Angsterkrankten kann man durchaus ein deutliches Halt signalisieren. Bis hierhin und nicht weiter. Und wenn sie keine professionelle Hilfe will, muss sie eben alleine durch.

Kannst ihr das klipp und klar sagen. Es gibt auch Medikamente, Möglichkeiten gibt es allemal. Es liegt ganz allein an ihr..

Und ja, aus diesem Grund wär ich lieber gestorben, als meinem Umfeld dermaßen auf den Wecker zu gehen.

12.08.2016 22:02 • x 1 #6


E
Hallo an alle,

erstmal vielen lieben Dank für die Antworten, habe mich so gefreut!

Fühle mich richtig verstanden von euch, das tut erstmal richtig gut, ich dachte, ich spinne und das kann niemand nachvollziehen, aber dem ist nicht so!
DANKE!


@ Hotin Zitat:
Diese Aussage findest Du selbst aber klug, wie?

Nö, ich bin auch nicht intelligenter!

@ Mila:
Hm, ja genau SO ist es bei mir auch! Mein bester Freund sagt immer, ich solle gedanklich bei mir selbst bleiben und mich so schützen, aber tagesformabhängig ist das meistens schwerer gesagt als getan..., aber ich bleibe am Ball!

@ Icefalki:
Ja, momentan fühle ich mich wirklich in der ausweglosen Situation ihre Tochter zu sein, weil sich der ganze Mist wie ein roter Faden durch mein komplettes Leben zieht, seit ich denken kann... Erst durch mein Umfeld habe ich gemerkt, dass es auch anders gehen kann. Dass irgendwas nicht stimmt, hab ich mir schon als Kind gedacht, ich wusste nur nicht, was es ist.
Habe auch schon mal wochenlang den Kontakt komplett zu ihr abgebrochen, in der Zeit ging es mir richtig gut, ich lernte mich selbst kennen, konnte durchatmen, aber das nützt mir nichts, denn der Staat steht dann doch wieder bei mir vor der Tür, weil ich die Angehörige bin, bzw. gehen Hausärzte davon aus, dass die Angehörigen das schon wuppen, wenn der Betroffene keine Hilfe annimmt...
Nein, ICH wuppe gar nichts mehr, das musste ich (gut konditioniert) jahrelang machen... Ich kann einfach nicht mehr, denn manchmal sehe ich mein Fehlverhalten auch, das ist, als wenn ich einem Alk. durch meine vermeintliche Hilfe immer und immer wieder die Flasche reiche, für den Moment ist es geholfen, aber nicht langfristig. Erst wenn ich sie fallen lasse und evtl. andere sie einweisen lassen, dann hätte sie eine Chance.
Ja, sie klammert sich an mich, aber ich bin ihr nur wichtig, wenn sie meine Kraft aussaugen kann, wenn ich ihr NÜTZLICH bin, ansonsten kam es auch schon vor, dass ich sie in der Stadt getroffen habe, sie im kurzen Gespräch jemand anderen getroffen hat und mich dann nach dessen Verabschiedung völlig im Laden VERGESSEN hatte..., daran sieht man, dass ich ihr grundsätzlich nicht wichtig bin, gibt noch etliche andere Situationen. Wenn für SIE wieder alles geregelt ist, dann bin ich Luft...

Momentan rufe ich nicht an, ziehe mich komplett zurück, spüre, dass es mir körperlich nicht mehr gut geht, muss mich erstmal selber wieder berappeln...

LG Evitana

13.08.2016 12:16 • x 1 #7


Icefalki
@evitana, weißt du was ich mit meiner ganzen Angstgeschichte habe lernen müssen, wirklich ehrlich wissen, was ich ertragen, was ich ab kann und was nicht geht.

Und jetzt kommt das absolut Wichtigste: Bewusst eine Entscheidung zu treffen. Kein Larifari, kein vielleicht, kein Wischiwaschi. Eine durch und durch überlegte, durchdachte Entscheidung.

Und dann mit allen Konsequenzen, die meine Entscheidung bedeutet. Nix mit jammern oder oh je, nein, ich sage und ich tue und ich treffe meine Entscheidung für mich, meine Familie, mein Leben.

Das ist leichter gesagt, als getan, den klare Aussagen, klare Entscheidungen kannst du wirklich nur dann machen, wenn du auch deine eigenen Fehler dabei anschauen kannst.

Und auch die Konsequenzen dabei sind nicht immer schön.

Angenommen, du brichst jetzt mit deiner Mutter. Dann wirst du dir im Klaren sein müssen, dass das in dir nicht unbedingt Freude auslöst. Das schlechte Gewissen begleitet dich. Man hat eine, ich sag mal, genetische Verbindung in sich, die ständig ein ungutes Gefühl auslösen könnte.

Menschen drumrum verstehen das nicht. Wirst öfters darauf angesprochen werden. Was sagst du dann?

Ich hab das auch durchmachen müssen, und ich hab mir sehr, sehr genau überlegt, was für mich gut oder nicht gut ist. Und das war wirklich keine einfache Entscheidung.

Darum werde ich meinen Weg anderen NIE als Lösung anpreisen, denn diese Lösung ist die ultimative, heftigste und im Endeffekt die traurigste Lösung. Für alle Beteiligten.

Ich hab, bevor ich diesen Weg gegangen bin, sehr deutlich meine Haltung, meine Meinung, meine Gefühle dargelegt. Ich wollte eine Entschuldigung, eine Möglichkeit spüren, dass ich trotz allem geliebt werde.

Leider vergebens.

Wenn in deinem Fall, außer Wut, Enttäuschung, Ärger, Zorn, trotzdem ein bisschen gefühlte Liebe vorhanden ist, tu es nicht. Zieh dich zurück, Grenze dich ab, aber brich nicht mit ihr.

Ist ganz deine eigene Entscheidung,aber überdenke auch die Konsequenzen dabei.

Wir sind gerne für dich da. Und wenn's dir guttut, dann läster ich auch gerne mal mit dir.

Hört ja niemand.. .

13.08.2016 13:44 • x 2 #8


E
Liebe Icefalki,

in deinen Worten steckt sehr viel Weisheit und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du sie mir mitteilst und ich gebe dir auch in allen Punkten Recht!
Die Zeiten, wo mich die Leute für mein nichtliebtöchterliches Verhalten gemieden und geschnitten haben, habe ich hinter mir. Mittlerweile sind es gerade DIE Menschen, die sich von meiner Mutter zurückgezogen haben und sich auch die Mühe gemacht haben, mal hinter die Fassade der anderen Seite zu blicken. Da meidet mich niemand mehr, im Gegenteil, sie haben sie und ihre noch ganz anderen Charakterzüge am eigenen Leib erlebt...
Die Leute, die das nicht verstehen und mich immer noch meiden, kann ich so stehen lassen. Wenn sie mit meiner Mutter gut klar kommen, dann freut mich das sogar. Jeder ist glücklich!
Ein schlechtes Gewissen habe ich die längste Zeit meines Lebens gehabt, denn mittlerweile habe ich erkannt, dass ein schlechtes Gewissen nur da ist, weil es uns jemand mit emotionalem Missbrauch bzw. emotionaler Erpressung eingepflanzt hat.
Das sind die Moralvorstellungen der Gesellschaft, die nicht immer richtig sein müssen.
Man konditioniert Kinder, um sie zu Gehorsam zu erziehen, um sie - wie in meinem Fall - gefügig für später zu machen.
Mittlerweile fühle ich mich wie eine Marionette, die nicht mehr tanzen will, wenn SIE schnippt.
Das hat was mit ACHTUNG zu tun. Wer MIR keine Achtung entgegenbringt und sei es die eigene Mutter, dann hat diese Person auch keine Achtung von mir zu erwarten.
Mit der Dummheit schwanger geworden... Ja, ich stell das jetzt mal provokant in den Raum!
DAFÜR kann ich NICHTS, aber es ist mir jahrelang eingetrichtert worden:Wegen dir musste ich auf so Vieles verzichten!
Ja, denke ich mir, dann sind die Zeiten jetzt vorbei, du musst auf nichts mehr verzichten, leb dein eigenes Leben, auch wenn es Probleme gibt, und schrei nicht nach mir, wenn es mal eng wird.
Ich verleugne mich selber nicht mehr.
Sie ist mir nicht mehr übergeordnet, auch lasse ich mich nicht mehr mit religiösen Phrasen einschüchtern oder willig machen...
... ich sehe schon, der Zorn steigt auf, ich muss aufhören..., sorry.

Lieben Dank für deine Zeilen, werde mir das Wochenende diesen kompletten Thread immer und immer wieder zu Gemüte führen, vielleicht kann ich durch eure Tipps lernen, meine Denk- und Sichtweise etwas in die positivere Seite zu lenken... Ich geb mir Mühe!

LG Evitana

13.08.2016 14:30 • x 1 #9


Icefalki
Liest sich sehr schön, dein Innehalten und Überlegen. Um mehr geht es nicht. Und wenn sich das eigene Handeln, die eigenen Gedanken gut anfühlen, sicher anfühlen, tragbar sind, dann kommt die Entscheidung

Ich denk, wir hören uns noch.

13.08.2016 15:07 • x 1 #10


A


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