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Ihr Lieben, mich hat es ganz schön erwischt…

Vor 4 od. 5 Wochen erlebte ich eine Panikattacke wie noch nie so heftig (und ich hab sie schon 22 Jahre). Es begann mit einem seltsamen Drehschwindel im Restaurant (Schwindel ist mein persönlicher Endgegener), panisch und ohne die Tropfen zu zählen kippte ich mir Promethazin in den Mund aber ich musste das Restaurant trotzdem fluchtartig verlassen. Ich setzte mich ins Auto und das Drehen kam immer und immer wieder. Ich kippte Promethazin nach und fuhr nach Hause (10km). Zuhaue stieg ich aus dem Auto aus und ging sofort ins Schlafzimmer und legte mich hin. Das Herz raste wie verrückt und die Attacken kamen noch immer. Das erste Mal in meinem Leben rief ich den Rettungswagen. 10 Min später waren die zu dritt da, die 2 Damen mussten mich auf Toilette begleiten weil sich immer noch alles drehte. Sie fuhren mich in die Neuro, dort wurden Tests gemacht die alle unauffällig waren, der Transport brachte mich dann zur HNO (Uniklinik) und dort wurden solche Lagerungsmanöver durchgeführt. Danach war der Schwindel besser. Ob es daran lag, dass er wirklich vom Innenohr kam oder aber die Promethazin endlich wirkten weiss der Geier.
Am Folgetag war alles wieder in bester Ordnung.
Sie 6 Tagen bin ich nun in Spanien im Urlaub und gestern wars vorbei mit der guten Laune. Wie aus dem Nichts drehte sich die Welt für wenige Sekunden. Das Herzrasen setzte ein, die Hände wurden wässrig, die Knie weich und der Magen flau. Ich nahm 15 Tr. Promethazin. Das war um 14Uhr. Um 14.30 legte ich mich, wachte um 18.00 kurz auf, traute mich nicht zu bewegen aus Angst ich spüre den Schwindel nochmal und schlief wieder bis um 7 Uhr heute morgen. Scheinbar hat mein Körper das gebraucht.
Heute habe ich noch nichts gespürt, aber es wäre gelogen wenn ich sage dass ich nicht in „Hab-acht-Stellung“ lauere. Ich bewege mich nur zaghaft, bewege meinen Kopf als hätte ich ein Stiff Neck um den Hals vor lauter Angst ich könnte wieder was spüren. Promethazin habe ich heute nicht mehr genommen, nur ganz normal meine Paroxetin. Die Frage ob wir heute Abend in die Stadt gehen wollen habe ich verneint. Am liebsten würde ich regungslos im Bett liegen bleiben um bloß nicht irgendwas zu provozieren.
Aber das kann doch nicht der Urlaub sein! Ich kann doch jetzt nicht unaufhörlich diesem Duell „Verstand vs. Angst“ im Kopf Raum und Zeit geben. Das macht mürbe, müde und ist einfach sch.. Ich möcht mit meiner Tochter in den Pool springen, in den Wellen im Meer hüpfen und ihr diesen schönen Ort hier zeigen.

Fühle mich richtig mies. Ich würde mich freuen, wenn ich lese, dass es auch anderen so geht bzw. dass ich nicht allein bin mit sowas und vielleicht hat ja jemand noch den ein oder anderen Tip auf Lager wie ich hier nochmal rausfinde.

Danke fürs Lesen ihr lieben Seelen

Heute 14:00 • 11.07.2025 #1


4 Antworten ↓


@oOMiriOo
Hallo liebe Miri,
dein Beitrag hat mich wirklich tief berührt , es fühlte sich an wie ein Déjà-vu. Deine Erfahrungen erinnern mich stark an den Beginn meiner eigenen Panik- und Angststörung.

Bei mir fing alles mit 19 im Urlaub in Spanien an. Schon auf der Hinfahrt musste ich mich mehrfach übergeben, weil ich mich so unsicher in meinem eigenen Körper gefühlt habe. Als wir angekommen waren, ging dann plötzlich gar nichts mehr, ich lag nur noch im Hotelzimmer, weil mir so extrem schwindelig war. Selbst auf die Terrasse konnte ich nicht, sie war leicht abschüssig, und das hat mein Gefühl von Instabilität noch verstärkt.

Der Wendepunkt kam bei einem Abendessen, als ich meine erste richtige Panikattacke hatte: plötzlich Schwindel, Unwirklichkeitsgefühle, eine riesige Angstwelle, ich musste sofort vom Tisch aufstehen und mich bewegen. Ab da war der Rest des Urlaubs gelaufen, ich habe das Zimmer kaum mehr verlassen.

Zurück in Deutschland wurde ich komplett durchgecheckt: Blutwerte, Hirn-CT, HNO, alles ohne Befund. Ich bekam sogar eine Woche lang Cortison-Infusionen, weil ein Problem mit dem Gleichgewichtsorgan vermutet wurde. Auch das half nicht. Erst als jemand die Idee äußerte, ob vielleicht psychischer Stress dahinterstecken könnte, wurde mir klar: Ich muss mich mit meiner Psyche auseinandersetzen.

Das war der Anfang meiner Reise, erste Therapie, erste Medikation. Und von da an wurde es Stück für Stück besser. Nicht sofort, aber die Erkenntnis, warum mein Körper so reagiert, hat mir unglaublich geholfen.

Ich kann dir leider kein Patentrezept geben, du nimmst ja schon Bedarf, und ich sehe, wie sehr du leidest. Aber ich wollte dir einfach sagen: Du bist nicht allein. Ich fühle mit dir, wirklich. Und auch wenn es sich gerade unendlich schwer anfühlt, es gibt Wege da raus.

Ich wünsche dir von Herzen nur das Beste und ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

A


Mit Angst -/ Schwindel im Urlaub

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Hallo liebe @Coco9
Von Herzen danke für deine liebe und empathische Antwort.
Das hört sich nach einem Horrortrip vom Feinsten an. Einfach grauenhaft, fies und eklig. Ich kann es zu gut nachempfinden. Bei mir begann es mit 18 auf dem Weg in die Disco. Und heute bin 40 und „sie“ begleitet mich noch immer. Mal mehr und mal weniger. Zig Sorten Medikamente und Therapien habe ich hinter mir.
Aktuell nehme ich Paroxetin ein nachdem ich jahrelang Pregabalin und Escitalopram einnahm. Ich habe 3 Verhaltenstherapien gemacht, 1 Gesprächstherapie, eine tiefenpsychologische PT und eine analytische PT. Im Dezember starte ich nochmal eine verhaltenstherapeutische PT. Mir hängt die Zunge mittlerweile auf dem Boden weil mir nicht in den Kopf geht was ich verkehrt mache dass „sie“ mich immer wieder aufs Neue heimsucht.

Wie geht es dir denn? Wie gingst du nach den Anfängen vor?

@oOMiriOo

Oje, das klingt wirklich nach einer langen und kräftezehrenden Odyssee, ich kann das so gut nachvollziehen. Irgendwann stellt sich einfach diese Hoffnungslosigkeit ein, dieses „Ich weiß einfach nicht mehr weiter“, weil man das Gefühl hat, schon alles ausprobiert zu haben.

Ich selbst habe auch schon verschiedenste Therapieformen hinter mir: Verhaltenstherapie, analytisch, tiefenpsychologisch. Ich war in der Tagesklinik und auch stationär. Kurzzeitig war es dann oft ein bisschen besser, aber langfristig haben leider immer wieder die schlechten Phasen überwogen. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich in den letzten elf Jahren vielleicht an drei wirklich gute, stabilere Zeiten erinnern und die waren leider nie von Dauer. Die Ängste, die Attacken, das Gedankenkreisen, das alles kommt immer wieder und ist einfach zermürbend.

Man sehnt sich einfach nur danach, sich mal normal zu fühlen, so wie scheinbar alle um einen herum. Und irgendwann glaubt man dann, man sei „zu viel“ oder würde die Menschen in seinem Umfeld mit den eigenen Ängsten nur belasten.

Gerade bin ich selbst in einer sehr dunklen depressiven Phase. Aber ich probiere jetzt etwas Neues: Ich versuche, mich nicht wie früher komplett vom Außen abhängig zu machen, also nicht sofort wieder Klinik, nicht sofort wieder Rückzug. Sondern ich versuche mich gerade bewusst von innen heraus zu stärken. Ich habe Escitalopram abgesetzt und bin auf Venlafaxin gewechselt, meditiere täglich, baue mir Schritt für Schritt eine Tagesstruktur auf und versuche, auch unangenehme Dinge nicht mehr zu vermeiden.

Und auch wenn ich mich aktuell noch nicht wirklich besser fühle, ich tue zumindest wieder etwas. Ich zwinge mich raus, ich funktioniere im Alltag , auch wenn nichts davon Spaß macht. Aber ich hoffe, dass genau dieses Dranbleiben irgendwann eine nachhaltige Besserung bringt. Sollte es gar nicht anders gehen, schließe ich eine stationäre Aufnahme auch nicht aus. Aber ich möchte erstmal schauen, wie weit ich aus eigener Kraft komme.

Ich hoffe die neue Therapie hilft dir

@oOMiriOo Hallo - ich fühle auch ganz doll mit Dir. Habe eigentlich ganz ähnlich wie du nach 20 Jahren Angsterfahrung vor 5 Wochen bei der Arbeit eine so schlimme Panikattacke gehabt ( Schwindel, Instabilität in den Beinen, Herzrasen) dass ich einen Krankenwagen geholt habe. Das hat mich und mein Nervensystem in dem Moment und für die ersten zwei Wochen danach völlig aus dem Alltag geschossen. Promethazin ist seitdem mein ständiger Begleiter. Ich habe vor ca drei Wochen deshalb mal hier im Forum geschrieben, und fand die Antworten ganz toll und hilfreich - vielleicht magst du mal gucken? Ich finde es insgesamt aber ganz toll dass du in den Urlaub gefahren bist, und versuchst dein Leben weiter gehen zu lassen. Ich weiß, wie beängstigend nach so einer Panik jeder Schritt sein kann - und ich freue mich gerade schon, wenn ich ganz normal mit dem Hund raus gehen kann …. Ich glaube, du kannst in diesem Moment nur gut auf dich achten und in dich hineinspüren. Wenn du merkst, dass Dinge nicht gehen, dann gib dir Ruhe und versuche dich zu entspannen. Wenn du einen guten Tag hast, sei mutig ( das bist du ja eh und geh raus. Ich merke einfach, dass gerade nicht alles geht - und ich versuche das anzunehmen und mir dafür Raum zu geben. Du bist nicht alleine!




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Dr. Christina Wiesemann
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