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F
Aye!

Ich hab mich zwar gerade erst registriert aber ich möchte trotzdem versuchen einmal meine Geschichte zu erzählen. Obwohl ich mich seid Jahren im Netz bewege habe ich komischerweise nie nach Hilfe bei Panikatacken im Internet gesucht (Ist mir gerade aufgefallen und bin selber etwas geschockt). Kurz zur Geschichte: Ich war lange arbeitslos, hab gek. , war allein, depressiv und hab vor 6 Jahren mein erste Panikattacke bekommen, ohne zu wissen, dass es eine ist. Endergebnis war 2 Stunden Hyperventilieren in der Notaufnahme und die ganze Zeit gedacht, dass ich nun sterbe. Erst NACH der Party kam dann eine Psychologin an mein Bett um mir zu sagen Sie wissen schon, dass Sie gerade eine Panikattacke hatten?. In einem kurzem Gespräch erzählte ich ihr meine Situation und sie bat mir an mich selbst einzuweisen oder mir selbst psychologische Hilfe zu suchen. Ganz der *beep* wählte ich Antwort Nr.2 weil einfach. Zu dem Zeitpunkt war mir alles egal und das einzige was mich vom Suizid abgehalten hat war eigentlich nur die Passivität, sprich ich war eigentlich gefühlsmässig schon über den Punkt und ich war nicht mehr in der Lage überhaupt etwas zu empfinden.

Ich kam also dem Krankenhaus, völlig konsterniert aufgrund des Schocks der Panikattacke und warf mein Gras in den Abfall, verkaufte meine Konsole und kaufte erstmal richtig gesund ein, in dem Glauben es das wäre nur eine Konsequenz meines ungesunden Lebensstils. Ein paar Tage lief alles super, bis mein Dad dann auf einmal, aus Sorge da ich mich wochenlang nicht gemeldet hatte, vor meiner Tür stand.
Ich denke Leute mit Depressionen wissen wie es bei einem daheim aussieht. Jedenfalls stand er da mit sorgenvollen Blick und in dem Moment ist in mir irgendwie alles zusammengebrochen. All die Lügen, dass es einem gut geht, man müsse sich keine Sorgen machen etc. Ich habe instant angefangen zu heulen und er hat die Wohnung betreten. Ich konnte ihn weder ansehen noch mit ihm reden, aufgrund der Scham die ich empfand. Die Wohnung war halt eben versifft hoch 10 und ich nicht minder. Widererwarten hat er eigentlich ganz cool reagiert und mich mit zu ihm genommen. Ich hab denn ca. 2 Wochen bei gewohnt ,nebenbei meine Bude wieder fit gemacht und mir nen Job gesucht.

Ja, ich weiß klingt jetzt nach Happy End aber eigentlich fing da erst alles an. Ich hatte endlich nen Job, war son bisschen die Trägheit los und hatte mal wieder etwas Lebenswillen. Doch dann kamen die *beep* Panikattacken. Während der Arbeit, beim Schlafen, beim Einkaufen..einfach überall. Ich wurde von der Arbeit mit dem Krankenwagen abgeholt weil ich dachte, dass ich sterbe. Ich konnte beim Essen in der Kantine plötzlich nicht mehr schlucken, dachte beim Arbeiten mein Körpter weiß nicht mehr wie man atmet, beim Spazierengehen plötzlich die Kontrolle über die Gedanken verloren und gedacht ich werde jetzt verrückt, Nachts nicht einschlafen können und immer in dem Moment des Abdriftens hochschrecken, mitten in der Nacht mit Herzrasen aufwachen, die ganze Palette. Ich war bei sämtlichen Ärzten, da ich immernoch dachte ich hab wirklich irgendwas körperliches. Mein Hausarzt hat mich dann irgendwann aufn Pott gesetzt und mir klar gemacht, dass ich ein psychologisches Problem habe.
Aufgrund der eigenen Trägheit und dem Umstand, dass ich niemanden habe, dem ich irgendwie wichtig bin (Kein Selbstmitleid, aber hab halt über die Jahre alle verstoßen. Dürfte vllt. auch einigen bekannt sein) habe ich nie professionelle Hilfe gesucht. Ich hatte auch ein bisschen den Ehrgeiz es so zu schaffen.

Ich habe also fortan meinen eigenen Weg versucht. Wenn ich eine Panikattacke hatte, hab ich je nach Situation entweder meine Schwester angerufen (Die einzige Person mit der ich darüber reden kann nach dem Motto Moin, ich hab gerade ne Panikattacke und muss mich ablenken) oder, wenn ich daheim war mich aufs Bett gelegt und versucht runter zu kommen. In jedem Fall hat mir geholfen mir selbst zu sagen Ok, du hast gerade eine Panikattacke. Solltest du jetzt wirklich sterben ist das halt so und du kannst eh nichts dagegen tun.
Mit der Zeit sind die Attacken weniger geworden und ich kann sagen, dass ich seit 1.5 Jahren keine wirkliche Panikattacken mehr hatte. Ich hab immernoch ab und zu den Anflug aber kann das mittlerweile ganz gut abblocken. Es hat allerdings auch gut 5 Jahre gedauert.

Geht es mir jetzt gut? Naja, zumindest besser als vorher. Ich bin irgendwie grad auf nem Level wo ich sagen kann Alles ok soweit, und ich versuche mein Leben wieder halbwegs in den Griff zu bekommen. Hab Anfang des Jahres wieder mit Sport angefangen, was eine unglaubliche Überwindung war, da ich unglaubliche Angst hatte wieder eine Panikattacke zu bekommen.
Ich hoffe, dass ich auch bald soweit bin den Mut zu haben eine psychologische Behandlung anzugehen. Klingt jetzt vllt komisch, aber ich weiß, dass bei mir so viel im argen liegt, dass, auch wenn ich mittlerweile zumindest mit dem Alltag klar komm, noch sehr viel Arbeit nötig ist um mein Leben wirklich frei gestalten zu können.

Kein Plan, war irgendwie gut das einmal aufzuschreiben. An alle die mit Panikattacken kämpfen, macht genau das, KÄMPFT! Es ist nur in Eurem Kopf, lasst es Euch nicht kontrollieren und versucht es in den Griff zu bekommen! Wenn Ihr es nicht allein schafft sucht euch Hilfe.

Cheesy ending is cheesy

10.09.2015 11:05 • 10.09.2015 #1


2 Antworten ↓


Vergissmeinicht
Hey Fraggy,

begrüße Dich hier herzlich bei uns.

Wirklich gut und schön geschrieben und ja, manchmal müssen wir erst am Boden liegen, um unser Leben wieder in die Hand zu nehmen.

10.09.2015 11:12 • #2


F
Danke!

Sitze grad hier und heule. Leben ist seltsam! Für mich ist das Kapitel Selfdistruction eine Lehre in Vergänglichkeit. So viele Probleme und Hindernisse einem auch entgegen geworfen werden, es ist immer noch besser als die nicht Existenz. Das war und ist original meine Erkenntnis, ich hab immernoch Bock auf dies und jenes bevor ich abtrete. Und ich kann jeden verstehen, der dass nicht sieht aber ey, wartet doch bis es auf natürlichem Weg zu Ende geht, es gibt immer die Chance, dass es sich zum Besseren wendet.

10.09.2015 11:37 • #3





Dr. Reinhard Pichler