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Argonia
Hallo zusammen,

vorab: Achtung, mein Post könnte triggern!

Gerade habe ich keine gute Phase. Schon länger habe ich mit der Angst zu tun. Momentan befinde ich mich in Therapie, setze mich viel mit den Themen auseinander und gehe die Panik offensiv an. Leider kamen mir dabei meine Herzrhythmusstörungen ( HRST) in die Quere.

Hatte die HRST schon früher. Das war ein kleiner Herzstolperer innerhalb eines Jahres. Wenn überhaupt. Also nie dramatisch oder angsteinflößend - nicht mal wirklich wahrnehmbar. Ich habe das vor einigen Monaten in Verbindung mit der Angststörung, bzw. nach Corona Infektion beim Hausarzt überprüfen lassen. Eine umfassende Diagnostik erfolgte.

Die Hausärztin deklarierte dies als nicht schlimm. Schickte mich noch der Form halber zum Kardiologen. Der Termin war nicht wirklich hilfreich. Ich fand ihn eher traumatisierend. Alleine schon das Betreten der Praxis, brachte mich richtig in Wallung. Das Drumherum, das Arztgespräch war irgendwie überhaupt nicht zielführend, eher chaotisch. Ich besprach mich zwischen EKG, Ultraschall und der Anmeldung mit dem Arzt. On top die extremen Emotionen, die quasi mein Denken und meine Kognition gelähmt haben.
Lange Rede, kurzer Sinn: es wurden HRST (Extrasystolen) und ein vergrößerter Ventrikel diagnostiziert. Total ratlos mit einem Rezept und einem neuen Termin in 3 Monaten, verließ ich die Praxis.

Ich, als Angstpatientin bin davon ausgegangen, dass ich mit einem alles nicht so schlimm nach Hause geschickt werde. Da saß ich nun, mit dem Gedanken, dass ich vielleicht eine schlimme Herzerkrankung habe. Hatte natürlich alles nochmal mit meinen Hausärzten besprochen, die das Ganze weiterhin als nicht schlimm deklarierten. Dann, vor etwa 8 Wochen, mein erster Krankenhausaufenthalt, bedingt durch die HRST. Ich wusste, dass Panikattacken auch solche Dinge verursachen (enormer Drang in die Notaufnahme zu müssen).

Mein Auslöser dafür waren ungewöhnliche HRST. Ich lag in Ruhe im Bett und sie fühlten sich so komplett neu und andersartig an. Selbst die Dauer, war mehr als ich gewohnt war. Sie hörten nicht mehr auf. Dies bewegte mich dazu, meinen Freund zu bitten, in die Notaufnahme zu fahren. Unterwegs war alles nur noch Horror. Das Ganze spitzte sich zu, bis hin zu einem extremen Schmerz in der Brust. Im Krankenhaus angekommen wurde es zwar besser, aber die Unruhe und die HRST hörten nicht auf. Die nächsten Tage im Krankenhaus blieben die Störungen beständig. Einmal noch mit einem weiteren Anfall der mit Blutwerten und EKG überprüft wurde.

Insgesamt blieb ich 3 Tage und wurde mit der Empfehlung einer Ablation entlassen. Man entdeckte auf den EKG's Vorhofflattern. Das war neu und beunruhigte mich sehr. Ich sprach das bei den Ärzten offen an, dass ich Panikattacken habe. Es legte sich aber keiner fest, dass die HRST von den Panikattacken kommen könnten. Ich fand es trotzdem sehr positiv, dass ich mit den HRST ernst genommen wurde. Sonst wird es ja gerne als Psychoschiene abgetan.

Nach der Worst-Case-Entlassung mit Ablation, ging es weiter mit MRT und weiteren Kardiologenterminen. Beim MRT wurde nichts festgestellt bis auf den vergrößerten Ventrikel. Auch mein Kardiologe riet vorerst von der Ablation ab. Dies gab mir erst mal Entspannung. Denn vor einer Ablation graute es mir erst recht. Der Kardiologe wolle mich in drei Monaten wieder sehen. Eine Entwarnung gab es nicht, er wisse immer noch nicht wo die HRST her kommen. Auf meine konkrete Nachfrage, ob der Stress ursächlich sein könnte, verneinte er dies. Ach ja, im Krankenhaus wurde noch zusätzlich eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt.

Mein letzter Kardiologentermin ist nun 3 Wochen her. Ich war zwar nicht mehr beunruhigt als sonst, sogar vielmehr gefasst, aber eine Entwarnung hätte ich mir trotzdem irgendwie gewünscht. Insgesamt fand ich die Diagnostik in den letzten Wochen sehr unglücklich. Ich komme übrigens selbst aus dem medizinischen Bereich. Ich wusste, dass das Gesundheitssystem enorme Lücken aufweist. Aber so extrem habe ich mir das doch nicht vorgestellt. Jedenfalls kam keine ganzheitliche Behandlung zu Stande. Da ich viele Bücher zu diesen Themen lese, weiß ich dass die Schilddrüse Einfluss auf den Herzrhythmus haben kann, aber auch die Schilddrüsen Werte durch die Depression bedingt sein können. Das wurde nie zusammen berücksichtigt. Seit Wochen habe ich erhöhte Schilddrüsenwerte, die natürlich viele verschiedene Symptome verursachen können. Am Donnerstag habe ich deswegen nochmal ein Gespräch beim Arzt. Der ganze Leidensweg die letzten Wochen, könnte vielleicht gemildert werden, wenn die Schilddrüse eingestellt wäre. Mir würde ein wenig mehr Gewissheit mit Sicherheit helfen. Aber irgendwie schieben die Ärzte ihre Zuständigkeiten nur hin und her.

Was mir positiv aufgefallen ist, dass viele Menschen in meinem Umfeld von den HRST erfahren und mir positive Rückmeldungen geben. Viele haben selbst solche HRST, scheint also nicht so unüblich zu sein.

Letzte Woche hatte ich dann nochmal eine heftige Panikattacke, auf dem Weg in die Notaufnahme. Sogar meine Hände wurden taub. So schlimm war es bei mir noch nie. Auch da, die Auslöser waren die HRST. Meine Fitnessuhr meldete dazu noch Vorhofflattern, was die Situation so richtig befeuerte. Dieses mal in der Notaufnahme angekommen, ging es mir direkt wieder besser. Das war für mich ein deutliches Zeichen für eine Panikattacke. Bin dann wieder nach Hause und habe am nächsten Tag direkt Bisoprolol eingenommen. Seitdem sind die HRST weg. Ab und zu merke ich noch so etwas in der Art, ob es tatsächlich Extrasystolen waren, kann ich nicht genau sagen. Diese sind nur ganz kurz und kaum spürbar.

Den Betablocker (vom Kardiologen verordnet) wollte ich die ganze Zeit nicht nehmen, weil ich Angst vor den Nebenwirkungen hatte. Ich habe mich einfach nicht getraut, ich habe mich vor dem Absetzen gefürchtet, ich habe mich vor den Nebenwirkungen gefürchtet, vor dem niedrigen Puls den ich bekommen werde . usw. und vor allem war ich davon überzeugt, dass das Medikament sowieso nicht hilft. Ich wollte auch nie regelmäßig Medikamente einnehmen. Ich fühle mich als sei ich krank. Was ich eigentlich ja nicht wirklich bin.

Ich merke, wie sehr mich die Herzsache in meiner Angsterkrankung zurück wirft. Ich habe das Gefühl, dass ich in den letzten Wochen mit meiner Angst und deren Bewältigung voran gekommen bin. Aber diese dauerhaften Herzattacken, werfen mich so sehr zurück. Ich weiß auch, dass die Sache mit dem Herzen irgendwie ein Teil davon ist. Und ich dies mit bewältigen muss. Warum nur tue ich mir damit so schwer? Oft erwisch ich mich bei dem Gedanken, dass die Angst doch total easy wäre, wenn nicht diese blöden HRST wären.

Bitte entschuldigt meinen langen Text. Aber irgendwie hatte ich gerade das Bedürfnis, mal alles niederzuschreiben.

26.09.2023 16:39 • 26.09.2023 x 2 #1


3 Antworten ↓


Icefalki
Schau mal hier

tagebuecher-f97/vorhofflimmern-tagebuch-fuer-persoenlich-betroffene-t121381-80.html?hilit=Mondkatze

Da gibt es noch mehr Betroffene

Und wir alle haben unsere liebe Mühe, damit klarzukommen.

26.09.2023 17:25 • x 2 #2


A


Herzrhythmusstörungen behindern die Angsttherapie

x 3


Q
@Argonia Willkommen im Club. Lies mal in unserem Thread über Vorhofflimmern. Ich wünsche dir schonmal vorab das Allerbeste und vor allem, dass es sich nicht wiederholt.
Ich schreibe demnächst ausführlicher, hab heut für längere Texte gerade zu dem Thema keine Energie.

26.09.2023 18:57 • x 3 #3


Q
@Argonia Vorhofflattern kann man übrigens sehr gut durch eine Ablation heilen. Nur, falls es häufiger passiert.

26.09.2023 18:59 • #4




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Dr. Christina Wiesemann