Zitat von Chris777: nur bei mir merke ich ja das mein Herz beim in die Hocke gehen zb manchmal anfängt extrem rumzuzicken.. Stolpern ..klopfen etc. … das hat dann in dem Fall ja nichts mit Psyche zu tun . Ich merke dann ja das was nicht stimmt .
Danke für deine Schilderung. Das ist deshalb interessant, weil ich ein ähnliches Phänomen habe. Bei mir ist es die Gewichtsverlagerung nach vorne, also z.B. das Aufheben eines Balles am Boden, das Ausziehen der Schuhe oder einfach das nach vorne Beugen im Alltag - genau dann ist bei mir die Chance groß, dass ich Stolperer bekomme.
Und jetzt wird es interessant, weil ich da damals mit meinem Therapeuten wirklich eine komplette Stunde über diese Thematik gesprochen habe.
Ich schildere jetzt sinngemäß das, was wichtig und total interessant ist (und vielleicht auch für dich hilfreich sein könnte):
Menschen allgemein haben ständig ES und das sehr oft bei verschiedenen Verlagerungen des Körpers (drehen im Bett, Bücken, in die Hocke gehen, auch natürlich beim Sport etc). Im Gegensatz zu uns hier merken die meisten Menschen diese ES aber nicht.
Wenn man sie aber merkt und gleichzeitig eine Angststörung hat, dann speichert das Gehirn leider diese Verknüpfung ab. Das ist ein bisschen wie beim Pawlowschen Hund-Effekt.
Wir nehmen unsere ES/Herz-Rhythmusstörungen bei bestimmten Dingen irgendwann wahr und das reicht oft aus, dass unser Hirn durch das Verknüpfen (insbesondere durch Angst) in der Folge bei diesen Dingen eher wieder diese ES auslöst.
Diese Dinge können sein:
- Bewegungen (wie bei dir mit der Hocke oder bei mir mit dem nach vorne beugen)
- Gedanken an etwas (es ist wirklich so, aber bei mir reicht manchmal ein einziger, kurzer Gedanke aus an etwas, damit ich einen heftigen Stolperer bekomme)
- Orte (ist wohl am ehesten verständlich, wenn Orte, bei denen man schon einmal ein blödes Gefühl oder Angst hatte, ES oder andere Symptome auslösen)
- unterbewusste Erinnerungen (das ist dann, wenn einem nicht richtig klar ist, warum der Körper nun so verrückt spielt, weil man nicht bewusst erkennt, was der Auslöser ist, aber DAS UNTERBEWUSSTSEIN kennt es und das reicht locker aus)
Ich habe einen Tipp für dich:
Vielleicht ist es bei dir, wie bei mir. Hast du mittlerweile eine gewisse Angst davor, in die Hocke zu gehen, weil du dann eben fast schon erwartest/davor Angst hast, dass du ES bekommst? Bei mir ist das so mit dem nach vorne beugen. Immer, wenn ich das mache, halte ich fast ein wenig die Luft an oder atme anders, weil ich damit sozusagen verhindern will, dass da was kommt an ES etc. Das ist ein EINDEUTIGES (!) Zeichen, dass unser Hirn leider volle Kanne konditioniert ist auf diese Verknüpfung ES = nach vorne beugen oder Hocke oder Gedanke an.... und und und....
Als ich meinen Therapeuten damals nach einer Lösung für das Problem fragte, meinte er:
Am ehesten klappt es, diese Konditionierung wieder aufzulösen, indem man versucht (ist halt nicht einfach), voll loszulassen und trotz Angst alles ganz normal zu tun. Ich meinen Fall müsste ich also absolut null dagegen ankämpfen beim nach vorne beugen und volle Kanne akzeptieren (und jetzt wirds heftig, aber exakt so hat es mein Therapeut wirklich gesagt!), dass ich im blödesten Fall krasse Herzstörungen bekomme, ohnmächtig werde, umfalle und sterbe. Das wird natürlich zu 99,99999% niemals passieren, aber er meinte, dass diese AKZEPTANZ des absolut schlimmsten Szenarios so sein muss im Kopf, um komplett loszulassen und diese Verknüpfung zu trennen.
Vermutlich muss es nicht mal so extrem sein von den Gedanken.
Ich glaube, dass es wohl auch reicht, wenn man einfach ohne Angst bestimmte Bewegungen schafft und dann immer mehr merkt, dass nicht bei jeder dieser Aktionen (oder auch Gedanken etc) etwas passiert in Sachen ES. Nach und nach checkt das Hirn dann sozusagen, dass es eben Zufall ist - wie eben bei normalen Menschen, bei denen von 10x Bücken z.B. 3x ne ES kommt und 7x nicht. Es ist einfach egal, weil es nicht gefährlich ist.
Und damit sind wir dann beim wichtigsten Punkt, Chris:
Egal, ob deine ES durch die gerade erklärte Verknüpfung auftreten oder wirklich rein durch eine körperliche Lageveränderung etc - die ES sind nicht gefährlich und bringen dich nicht um. DAS ist das wichtigste und das ist doch auch das einzige, was zählt.
Aber ich weiß, dass es schwer ist, sich das einzugestehen, dass es einfach egal ist. Ich weiß auch, dass meine ES mich nicht umhauen und dass mein Herz gesund ist, aber trotzdem schaffe ich es meistens nicht, beim nach vorne bücken, einfach nicht darüber nachzudenken und mich sozusagen darauf vorzubereiten. Drama.... .
Diese Konditionierung/Verknüpfung im Hirn ist eines der Hauptprobleme bei unseren Angststörungen - je länger das Hirn dieses negative Training abbekommen hat über zig Jahre, umso schwerer wird es leider auch, diese Verknüpfung wieder zu trennen (ist logisch, denn wie schwer ist es wohl, einem Hund, der konditioniert wurde, diese Konditionierung wieder abzulernen? - wir sind halt auch nur Tiere). Aber es geht. Es ist oft ein langer Weg, aber in guten Verhaltenstherapien lernt man es wirklich so, dass es klappen kann. Leider weiß ich aus eigener Erfahrung, dass nicht alle Therapeuten da wirklich so tief reingehen und es einem gut erklären. Ich hatte da auch schon totale Pflaumen an Therapeuten. Der eine, der mir das oben so erklärt hat, war ein Glücksfall finde ich.