Ich bin ebenfalls aktuell von ES betroffen und auch Angst-Patient seit nun ca. zehn Jahren.
Bitte meinen Post nicht falsch verstehen (ich will nur helfen und Tipps geben).
Es macht mich traurig, zu sehen, wie viele hier ständig ihr Herz mittels Equipment überwachen (Apple Watch, Pulsuhren usw).
Ich weiß nicht, welche Therapeuten ihr habt und ob ihr das Thema dort schon einmal angesprochen habt.
Meine Erfahrung mit mehreren Therapeuten zu dem Thema ist, dass Angstpatienten und besonders Hypochonder mit Herzneurose niemals aus ihrer Angstschleife und Erkrankung herauskommen können, sofern sie es nicht schaffen, diese ständige Überwachung des Herzes sein zu lassen. Dazu ist unbedingt nötig, entsprechende Geräte abzulegen und nicht mehr zu benutzen. Das ist die absolute Basis - wer das nicht schafft, hat wirklich absolut keine Chance. Diese Vorgehensweise kennen viele vielleicht auch vom Symptome-Googeln - dort ist das Internet samt Gerät das, was bei Herzneurose-Patienten die Pulsuhren sind. Denkt doch mal logisch nach. Es ist wie eine Sucht, die ständig aufrecht erhalten wird und damit unmöglich zu einer Besserung der Erkrankung führen kann.
Ein Therapeut von mir beschrieb es einmal so:
Wenn ein Alk. trocken werden will, es aber nicht schafft, aus seinem Haushalt alles an Alk. etc zu entfernen - glauben Sie dann, dass er das schaffen kann, trocken zu werden? Ihre Pulsuhr, ihr Blutdruckmessgerät etc sind ihre Alk..
Ich spreche auch aus eigener Erfahrung. Ich wiederhole mich, weil es wirklich so wichtig ist: Ihr habt absolut keine (!) Chance auf Besserung eurer Herz-Ängste, sofern ihr nicht die Kontrolle loslasst und eure Geräte weglegt. Ich weiß, wie schwer das ist, aber es ist möglich. Man muss es nur machen. Ja, es ist ein bisschen wie ein kleiner, kalter Entzug, aber es ist nach einiger Zeit ok und geht,
Man kann tiefenpsychologisch unendlich analysieren und aufarbeiten, warum man diese Ängste entwickelt hat usw....alles schön und gut, aber es bringt wirklich nichts, wenn man nicht sein Verhalten ändert und das macht, was nötig ist.
Wer sich (ich war auch so) ständig einen Kopf macht, warum der Puls im Alltag immer mal wieder über 100 geht, sollte sich wirklich verinnerlichen, dass der Körper eben so funktioniert.
Wenn ein trainierter Sportler einen Marathon läuft, dann wird sein Puls auch nicht bei 60 oder 70 bleiben - selbst dort muss der Puls hochgehen und das schon nach einigen Metern laufen.
Eure Atmung reguliert sich doch auch je nach Anstrengung und Bewegung. Das ist der Kreislauf und das System. Jede Bewegung des Körpers (und sei es nur ein Aufstehen von der Couch oder gar wenden im Bett nachts!) bringt den Puls zu einer Veränderung/Erhöhung. Das MUSS so sein - wäre es nicht so, dann wäre etwas nicht in Ordnung und nicht anders herum. Ein gesundes Herz ist eines, das eine hohe Spreizung der Pulsfrequenzen hat und erlaubt (also z.B. von 60 bis 200) und nicht ein Herz, das immer möglichst nur zwischen 70-90 bleibt.
Macht euch das bewusst und verinnerlicht es. Das hat mir super geholfen, loszulassen.
Und noch ein Tipp (den vermutlich auch einige nicht gerne hören).
Je mehr ihr hier in solchen Threads lest und euch austauscht, umso mehr trainiert ihr wirklich euer Hirn auf diese Herzneurose. Es gibt dann kein anderes Thema mehr im Kopf.
Das ist auch nicht gut. Auch hier ist weniger mehr. Also auch hier versuchen, das Thema an sich etwas loszulassen. Es ist ja schön, dass man sich austauschen kann, aber das kann auch ins Negative ausarten.
Ich wünsche euch wirklich, dass ihr aus diesem Teufelskreis ausbrechen könnt.
10.01.2025 08:43 •
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