Als ich mit einer akuten Attacke - mein Puls war schlagartig auf 180 und ging für 2 Stunden nicht mehr runter - mal wieder im Krankenhaus aufschlug, ordnete der Oberarzt nach eingehender Untersuchung ein Belastung-EKG an. Der Puls fiel übrigens bereits kurz nach dem Betreten des Krankenhauses und war nach der Eingangsuntersuchung völlig normal.
Ein andere Ärztin übernahm das. Es war nicht mein erstes Belastungs-EKG, deswegen kannte ich das Procedere. Diese Ärztin schaffte es, ein derartiges Brimborium zu veranstalten, dass mein Puls wieder bei 140 war, bevor ich auf den Ergometer kletterte. Sie wieselte wie ein angeschossenes Huhn hin und her und erklärte einer Praktikantin (Schulpraktikum, 16 Jahre alt, erster Tag im KH) hektisch und aufgeregt, was bei diesem Belastungs-EKG alles passieren könnte. Das Mädel wurde blasser und blasser.
Die Schwester, welche die Elektroden anbrachte - was sie ruhig und versiert tat - ermahnte sie mehrmals, nur ja die richtigen Stellen zu erwischen, damit nicht etwa eine Überlastung übersehen und ich tot vom Rad fallen würde. Die Schwester und ich zwinkerten uns zu, was postwendend zu meiner Beruhigung führte.
Dann sollte ich anfangen zu treten. Es ging mir gut, ich trat gerade zum vierten oder fünften Mal in die Pedale, als die Ärztin mit einem SOFORT AUFHÖREN! das EKG abbrach. Sie erklärte mir, dass es da einen ganz gefährlichen Ausschlag gegeben hätte, und sie nicht verantworten könne, das EKG weiterlaufen zu lassen. In diesem Moment sah ich, dass die Praktikantin schwankte. Ich hopste vom Rad, riss mir dabei ein paar Elektroden ab und schaffte es gerade noch, das arme Mädel aufzufangen, das gerade ohnmächtig wurde. Mit Hilfe der Schwester legten wir sie auf den Boden und hoben die Beine an. Die Ärztin stand in Schockstarre daneben.
Ich bat sie, den Oberarzt zu holen, was sie nach kurzem Zögern auch tat. Die Schülerin kam derweil wieder zu sich und konnte sich auf einen Stuhl setzen. Der Oberarzt guckte erst nach ihr - sie kriegte wieder Farbe - dann auf das EKG und meinte, dass der Ausschlag so noch überhaupt keine Aussagekraft besäße. Dann fragte er die Kollegin, wie sie sich denn die Diagnostik vorstellen würde, wenn das EKG nicht stattfinden solle.
Ich wurde wieder angestöpselt unf trampelte erneut los, ohne Unterbrechung diesmal. Der Oberarzt stand ruhig neben mir, was mir einigermaßen die Angst nahm, während die Ärztin immer wieder nervös zwischen ihm, dem EKG und mir hin und her schaute. Als ich schließlich fertig und aus der Puste war, meinte der Arzt, dass meine Kondition überdurchschnittlich gut und alles in Ordnung sei.
Ich fragte nach dem Grund für die Aufregung der Kollegin, worauf er meinte, dass ein solcher Ausschlag ein bedenkliches Ereignis ankündigen könne, aber nicht müsse und dass gleichzeitig andere Parameter auffällig sein müssten, was bei mir nicht der Fall war.
Moral von der Geschichte: Viele Köche verderben das Küchenmädchen. Nicht immer sind Zweit-, Dritt- und Viertmeinungen auch dienlich .