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Soppl
Hallo ihr Lieben,

ich bin sehr dankbar, dieses Forum gefunden zu haben. Habe mich die letzten Tage schon durch einige Beiträge geklickt und festgestellt, dass ich tatsächlich mit meinen Problemen nicht alleine bin. Das fühlt sich gut an und ich würde mich sehr über Austausch freuen.
Es folgt mein Seelen-Striptease:
Ich bin 28 und seit ca. 5 Jahren leide ich unter Panikattacken. Der Auslöser liegt meiner Ansicht nach in Stress und einer für mich traumatischen Erfahrung ich glaube 2016 wo ich damals noch bei meinen Eltern wohnend auf dem Klo einen Kreislaufzusammenbruch bekommen habe, kalter Schweiß am ganzen Körper und halb ohnmächtig hing ich dort ziemlich lange und keiner war zuhause um mir zu helfen. Ich weiß nicht wie lange ich dort so war aber es war so schlimm und ich dachte echt, gleich ist es vorbei. Seit dem habe ich Probleme 1. alleine zu sein (falls etwas passiert und mich sonst keiner retten kann, ja ich weiß, dass sind Angstgedanken) und 2. ohne Handy ins Bad zu gehen bzw. egal wohin. Den Auslöser für diesen Vorfall kenne ich auch nicht. Dieser Vorfall hat sich zwar nie wieder widerholt aber seit dem war mir oft schwindelig, hatte Herzrasen und schwitzige Hände. Nicht nur im Bad sondern bald egal wo ich war.
Mit diesen Symptomen war ich auch beim Arzt. Der erste sagte mir sogar direkt, es klänge nach einer Angststörung. Das konnte ich mir aber bei bestem Willen nicht vorstellen weil ich nicht glaubte sonderlich viel Stress zu haben. War sogar so sauer auf diesen Arzt, dass ich nach Blutbild und Langzeit EKG, wo alles in Ordnung war, nie wieder zu ihm gegangen bin.
Richtung Ende meines Studiums wurde es immer schlimmer. Im Zug, in der Uni, beim Einkaufen und auch Zuhause wurde mir ohne Grund schwindelig bzw. schummerig, Herz raste (besonders morgens und abends), ich musste zum Klo rennen und hatte Durchfall, schwitzige Hände. Dann ist auch noch mein Kater gestorben, was mich dann endgültig aus der Bahn geworfen hat. Ich habe einfach nur noch versucht zu funktionieren und die Tage irgendwie zu überstehen. Da meine Panikattacken Nachts besonders schlimm waren und ich mit Herzrasen aufgewacht bin, habe ich irgendwann angst gehabt überhaupt einzuschlafen. Habe mehrere Monate maximal 4 Stunden geschlafen Nachts und auch nicht am Stück. Meine Hausärztin wollte, dass ich eine Psychologin suche aber ich war so labil, dass ich nach der ersten Absage das Handtuch geworfen und nicht weiter versucht habe einen Platz zu bekommen.
Dazu kamen Sorgen um die Zukunft nach dem Studium, was ich machen will etc. Da es schwer war als Berufseinsteiger etwas zu finden, hab ich mich dann entschlossen noch eine Ausbildung dranzuhängen. Ich habe gehofft, dass mir ein geregelter Alltag und wieder mehr Sozialkontakte helfen. Im ersten Jahr hat das auch echt gut geklappt. Ich hatte so gut wie keine Panikattacke in 2019 und war immer gut beschäftigt und abgelenkt. Dann kam Corona 2020 und da ich die Ausbildung verkürzt habe wurde es dann sehr stressig so ohne richtigen Unterricht alles zu lernen. Ende Juli bin ich von Zuhause ausgezogen. Dann ging es auf die Prüfung zu und schwupps, ich wachte wieder öfter Nachts von Herzrasen auf. Morgens wurde mir plötzlich schwindelig, Schweiß, Durchfall, panische angst in Ohnmacht zu fallen, alleine zu sein und nicht gerettet werden zu können. Das ist auch die eigentlich größte Angst, umzukippen irgendwo und keiner ist da um zu helfen.
Die Ausbildung hab ich geschafft und bin festangestellt aber auf der Arbeit habe ich die Symptome auch. Besonders wenn ich ganz alleine auf dem Flur bin oder zu Terminen fahren muss. Situationen die neu sind, ich die Leute nicht kenne etc. fürchterlich.

Ich fühle mich so unfrei und ich bin einfach nur noch genervt und verzweifelt warum es nicht von alleine einfach wieder aufhört.
Seit Oktober habe ich jetzt also fast täglich Panikattacken wo ich das Gefühl habe das jeden Moment mein Kreislauf weggehen könnte, bin dauerhaft in Alarmbereitschaft. Die gehen bei mir auch nicht nur 30 Minuten sondern halten mehrere Stunden an. Ich will nochmal versuchen mich wenigstens auf eine Warteliste setzen zu lassen bei einer Psychologin aber das kann ja aktuell dauern. Ich nehme keine Schulmedizinischen Medikamente. Wurden mir von meiner Ärztin auch nicht angeboten und ich würde die auch nicht nehmen wollen.
Seit mein Freund bei mir wohnt kann ich wieder ohne Probleme schlafen aber tagsüber, sobald ich alleine bin fühle ich mich einfach unwohl und immer angespannt, habe oft das Gefühl nicht genügend Luft zu bekommen. Scanne meinen Körper nach jeder noch so kleinen Kleinigkeit.
Im Januar vor meiner mündlichen Prüfung habe ich mal CBD Öl genommen, das hat auch gut geholfen damit ich es überhaupt schaffe zu lernen.
Ansonsten habe ich schon versucht:
Calmvalera
D3, Folsäure, B-Vitamine
L-Tryptophan (leider nicht lange genug)
Rescue Tropfen (Bachblüten)
Meditation
verschiedene Techniken gegen die Attacken
also ich glaube an all diese Dinge aber nehme sie auch nicht immer so regelmäßig.

Ich weiß, dass ich zu viel Stress habe und hatte in den letzten Monaten. Aber ich glaube auch nicht, dass eine Auszeit es besser macht. Weil wenn ich Zuhause bleibe bin ich ja alleine und dann sind die Symptome da. grrrr. Ich möchte endlich wieder glücklich und frei sein, mich am Tag erfreuen und alles einfach so machen können ohne Angst.

So, jetzt habe ich mir das alles von der Seele geschrieben. Was will ich damit jetzt bezwecken? Vielleicht begegne ich hier Menschen, die ähnliche Angelegenheiten hatten, Symptome oder was auch immer und ich fühle mich nicht mehr so alleine damit. Wenn ich hier Leute kennenlernen würde, die mir bestätigen, dass es wirklich nur die Angst ist, über die wir uns austauschen können, glaube ich, dass das schon etwas helfen würde. Mag jemand über seine Erfolge berichten? Das würde mir auch Mut machen.


Danke fürs Lesen 3

29.06.2021 12:02 • 29.06.2021 #1


2 Antworten ↓


Ela_33
Hallo Soppl,

Danke dass du das mit uns teilst. Mir geht es ähnlich, vor ca 1,5 Jahren gab es eine körperliche Reaktion (inkl. Notaufnahme) auf was auch immer und seit dem hab ich Panikattacken. Bei mir ist es tatsächlich aktuell auch vor allem das alleine Dinge tun. Ich kann nicht Mal allein spazieren gehen - es könnte ja was passieren .... Was auch immer passieren könnte weiß ich nicht. Es sind einfach Angstgedanken. Von daher bist du sicher nicht allein! Auch ich versuche eine Therapie zu beginnen und auch hier heißt es, wenn überhaupt, Warteliste (ca. 22 Wochen). Was mir aktuell ein wenig hilft, ist passionsblume. Damit bin ich zumindest etwas ruhiger - ob Einbildung oder echt ist mir dabei völlig egal :

Liebe Grüße
Ela

29.06.2021 12:40 • #2


4_0_4
Zitat von Soppl:
Wenn ich hier Leute kennenlernen würde, die mir bestätigen, dass es wirklich nur die Angst ist, über die wir uns austauschen können, glaube ich, dass das schon etwas helfen würde.

Hallo und Willkommen,

das kann dir nur ein Arzt bestätigen.
Jedoch klingt das Richtung Angstsymptomatik. Eine Psychotherapie klingt für mich sinnvoll.
Wie man das überwinden kann ist für jeden individuell, da jeder seine eigene Biografie und Lebensumstände hat.

Es ist auch unmöglich in 5 Minuten zu vermitteln was es an Möglichkeiten gibt.
Gibt hier mehrere Blogs im Forum in über verschiedenen Diagnosen.

Wäre gut wenn Du dich mal mit dem Thema innerer Stresspegel und Angstschwelle beschäftigst. Dann würde dir vllt. so manches klar werden.

29.06.2021 12:53 • #3





Dr. Christina Wiesemann