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Hallo liebes Forum!

Zur Abwechslung lest ihr mal von einer Nicht-Gleichgesinnten! Ich habe dieses Forum durch die Google Funktion gefunden, mich hier nun auch ein bisschen durchgelesen und erhoffe mir nun einfach ein paar hilfreiche Tipps, Ratschläge Denkanstöße .....

Meine beste Freundin, mit der ich nun seit 7 Jahren sehr eng befreundet bin, leidet seit vielen Jahren an Angststörungen. Dies macht sich bemerkbar durch ihre Angst allein zu sein (räumlich physisch), ständige Unruhe gefolgt von am-Handy-kleben, Unwohlsein und Beklommenheit an öffentlichen Orten und vor allem in öffentlichen Gebäuden (Arzt, Lebensmittelmarkt etc.) Alles fing vor einigen Jahren klein an, mittlerweile kann sie keinen Spaziergang oder Schaufensterbummel mehr mit mir machen aus Angst, ihr Auto parkt zu weit weg und sie kann im Fall der Fälle nicht schnell genug flüchten. Auch das Autofahren auf unbekannten / weiten Strecken macht ihr große Probleme, bzw. ist gar nicht möglich. Wir wohnen mittlerweile ca 30km voneinander entfernt, leider hat sie es noch nie geschafft mich zu besuchen da sie, sobald sie mehr als 5-10km aus ihrem Heimatort herausfährt, die Angst einholt. Sie beschreibt es als ein extrem beklemmendes Gefühl, das ihr die Kehle hinaufsteigt und ihr die Luft abschnürt, ausgelöst durch plötzlich auftauchende was-wäre-wenn Gedanken ... gefolgt von Herzrasen und Hitzewallungen, die Angst die Kontrolle zu verlieren, in Ohnmacht zu fallen und niemand ist da, der ihr dann noch helfen kann, sie ist ja weit entfernt von ihrem Heimatort. Auch nachts eilen sie diese Angstgedanken ein. Seitdem sie einmal nachts mit klopfendem Herzen aufgewacht ist, hat sie jeden Abend panische Angst allein einschlafen zu müssen, in dem Gedanke es passiert in der Nacht etwas so schlimmes, dass sie es nicht mehr rechtzeitig schafft Hilfe zu holen. Meist telefonieren wir dann über Stunden und so lang bis ich bemerke, dass sie am anderen Ende eingeschlafen ist. Auch vor der Einnahme bestimmter Medikamente hat sie Angst, aus Angst vor schlimmen Nebenwirkungen. Mittlerweile sind es sogar schon verschiedene Lebensmittel, die sie meidet, aus Angst vor plötzlich auftretenden, möglichen Allergien.
Auf ihrer Arbeitsstelle war sie in den vergangenen Monaten regelmäßig krankgeschrieben. Bauchschmerzen, Grippe-Infektionen, die Blase .... Ich sage ihr immer, sie ist ein gesunder, fitter, junger Mensch aber der Kopf macht sie mittlerweile auch körperlich krank, sie grübelt im Geiste so lange über die Dinge nach, bis sie es auch tatsächlich körperlich fühlt.

Im Laufe der Jahre wurden ihre Angstattacken immer mal besser, dann wieder schlechter. Anhängig war dies auch oft von ihrem gegenwärtigen Beziehungsstatus. War ein Partner an ihrer Seite besserte sich ihr Zustand meist ein wenig, da ein Mann an ihrer Seite ihr ein Gefühl von Sicherheit gab und ihr die Angst nahm allein zu sein (nachts). War sie wieder Single, habe ich immer wieder miterlebt wie akribisch und extrem sie auf Männersuche ging, einfach dass jemand da ist. Ihre Beziehung Männern gegenüber und vor allem die Art und Weise wie sie mit sich umgehen ließ führte meist bis hin zur völligen Selbstaufgabe, dem Verlust ihrer Selbstachtung und Überschreitung der Schmerzgrenze. So auch vor kurzem wieder, weshalb ich nun völlig macht- und ratlos hier zu später Stunde vor meinem Laptop sitze und diese Zeilen tippe ....

Wir beide sind nun 25, sie hat bereits einen kleinen 6-jährigen Sohn, den sie alleine aufzieht. Der Kontakt zum Vater besteht nicht, was aber aus für das Thema irrelevanten Gründen das beste für den Kleinen ist. Was mir nun aber vermehrt auffällt, ist die starke Anhänglichkeit des Kleinen zu meiner Freundin und die auch schon teilweise wachsende Angst allein zu sein. So wollte meine Freundin bei meinem letzten Besuch einfach kurz in den Keller an die Waschmaschine, woraufhin er mit Panik in den Augen und verzweifelter Stimme oben in der Wohnung nicht allein gelassen werden wollte. Sie erzählte mir später, er hätte ihr vor kurzem gesagt, dass er Angst hat ihr passiere irgendwann etwas schlimmes und er hätte dann niemanden, der dann für ihn da ist denn er habe ja niemanden außer ihr.
Nun weiß ich nicht ob das bei Kleinkindern in diesem Alter vielleicht ab und an mal vorkommt (bin noch keine Mami) aber irgendwie schrillten meine Alarmglocken!

Auf Ursachenforschung für die ganze Problematik vertraute sie mir vor einigen Jahren die Erlebnisse aus ihrer Kindheit/Jugend an. Vom Kindheitsalter an hat meine Freundin miterlebt, wie ihre Mutter dem Alk. verfallen ist, die Eltern trennten sich, die Mutter unternahm einen Selbstmordversuch und kam seitdem nie mehr vom Alk. los. Wenn meine Freundin sich damals nicht mütterlich um ihren kleinen Bruder kümmern musste, saß sie abends neben dem Bett der Alk. Mutter und rief auch des öfteren den Krankenwagen aus Angst, die Mutter könne sich wieder das Leben neben.

Meine Freundin hat nun viele (angefangenen) Psychologenversuche hinter sich, aber nichts half ihr bisher aus ihrer Angst. Ich weiß, es ist ein weiter Weg und 2-3 Besuche beim Psychologen sagen noch nichts über die Entwicklung der Therapie aber teilweise möchte ich ihr auch glauben, dass es einfach noch nicht der/die richtige für sie war. Auch besteht wie gesagt die Problematik, dass sie keine großen Strecken mit dem Auto zurücklegen kann und das schränkt sie und die Wahl der demnach zur Verfügung stehenden Psychologen sehr ein. Und wie oben bereits erwähnt: verschreibungspflichtige Hämmer will sie nicht einnehmen, aus Angst vor den Nebenwirkungen. Es ist ein Teufelskreis

Sie liegt mir wahnsinnig doll am Herzen und sie sagt und zeigt mir immer, was für ein wichtiger Mensch ich für sie bin ... doch je mehr ich das alles in letzter Zeit mitbekomme, desto ratloser werde ich. Ich würde ihr so gerne helfen, doch ich weiß nicht wie. Ich glaube wenn man nicht selbst in der Problematik drinsteckt ist es sehr sehr schwer, dies alles nachvollziehen zu können und ich glaube, das weiß auch sie. Wir wissen alles voneinander, sie spricht sich bei mir aus und fragt mich was kann ich tun, doch ich mache jedes Mal wieder die Erfahrung, dass sie sich dann rumdreht und das alles nicht umsetzt. Aus welchem Grund auch immer, ihrer Mum vertraut sie, mit ihr setzt sie sich ins Auto und versucht zu fahren ...... mit mir kann sie das nicht. Das macht manchmal einfach wahnsinnig frustrierend und erforderd verdammt viel Gelduld, die ich manchmal nicht habe. Aber vor allem macht es mich traurig. Ich wünsche mir einfach so sehr ihr auf ihrem Weg helfen zu können und ich wünsche mir eine Freundin, mit der ich lachen und unbeschwert Spaß haben kann. Ich würde ihr so gerne zeigen dass es da draußen auch ein schönes, unbeschwertes Leben gibt ..... ganz ohne Angst und Zwänge .....dass man Glück empfinden kann auch ganz alleine ohne jemanden an seiner Seite, einfach nur mit sich selbst und über sich selbst. Aber ich weiß nicht wie![size=100]

Deshalb wende ich mich an euch!


Falls es also jetzt jemand geschafft hat diesen endlosen Roman bis zum Schluss zu lesen .... bitte helft mir: was kann ich als Freundin tun? Wie kann ich sie wissen lassen, dass ich sie verstehe in ihren Ängsten? Wie kann ich ihr das Gefühl geben, dass sie mir vertrauen kann und mit meiner Hilfe gegen ihre Probleme angehen kann? Vielleicht ist sogar der ein oder andere unter euch, der die beschriebenen Symptome ihrer Ängste kennt und mir sagen kann, wie ich ihr in den einzelnen Situationen zur Seite stehen kann!? Ich möchte ihr so gerne helfen können! Über alle eure Antworten bin ich sehr dankbar

Eure Ratlose!

22.02.2014 02:51 • 22.02.2014 #1


3 Antworten ↓


L
Du kannst nichts tun um ihr das Gefühl zu geben das du sie verstehst :'( Sie weis ganz genau das, dass nur jemand kann der sowas auch hat. Das merken wir mit der zeit einfach. Ich schreibe wir weil ich auch jeden Tag mit Ängsten und panick Attacken zu Kämpfen habe und das fast schon 8 jahre lang.

22.02.2014 15:51 • #2


A


Freundin mit Panik- & Angstattacken - Was kann ich tun?

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L
Das was du aber versuchen kannst ist ihr das Gefühl der Sicherheit in gewissen Situationen zu geben.

22.02.2014 16:00 • #3


W
Sag deiner Freundin sie sollte unbedingt in Therapie sowie Medikamente ( damit sie stabiler wird )kann Insidon empfehlen, macht nicht abhängig. Deseiteren sollte sie ein Kur machen ( geht auch mit Kind) um aus ihrem Umfeld rauszukommen und an sich zu arbeiten. Es wird sicher eine zeitlang dauern , doch sie muss diesen Weg gehen auch für ihr Kind . Um wieder ein lebenswertes Leben zu führen.

Alles Gute .......

22.02.2014 16:13 • #4





Dr. Reinhard Pichler