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A
Hallo ich möchte von meinen Symptomen erzählen und frage mich, wie diese Krankheit heißen könnte bzw was ich dagegen tun kann. Hausarzt hat mich zum Psychiater geschickt, der wusste nicht so recht, wie man das nennen soll, er würde es nicht kennen aber wenn ich will, kann er mir eine Liste von Psychotherapeuten geben, hmm sehr unbefriedigend, sorry, ist so.

Habe den Drang (Zwang?) mich an unmöglichen Stellen anfassen zu wollen. Natürlich kenne ich die Definition von Berührungszwang, finde aber, es trifft nicht so richtig zu.

Was möchte ich gerne berühren:
- oben am Rücken zwischen den Schulterblättern, dort komme ich nicht ran
- den Hinterkopf kratzen wenn ich einen Helm aufhabe
- die Fußsohle, wenn ich Winterschuhe anhabe
- die Unterseite der Fingernägel, zumindest Druck auf den Fingerkuppen spüren
- neuerdings drehe ich durch, wenn ich Schleim im Hals habe, das ist so ausweglos, weil man nicht innen rankommt
- wenn ich einen trockenen Hals habe, am liebsten was reinstecken zum kratzen
- wenn ich im Auto sitze, komme ich nicht an die Pobacken/Oberschenkel ean, macht mich wild

Man merkt also es ist immer dann, wenn ich nicht rankomme, wenn die Situation beklemmend ist oder es gerade nicht so geht, wie ich das will. Ich denke nicht, dass es was schlimmes im Hals ist, auch der Rücken hat keine Hautkrankheit, auch unter den Fingernägeln ist kein Krebs, ich möchte einfach nur JEDERZEIT an ALLE Körperstellen kommen, wenn das nicht geht, WEINE ich oder bekomme ATEMNOT. Also gebe ich nach und nehme was zur Beruhigung ein, oder renne rum, oder spiele PC, hauptsache ich spüre dann den Hals, Rücken, Nagel nicht mehr so.

Was sagt ihr dazu?
PS: Ich habe keinen Zwang 10x das Wasser abzudrehen, oder 5x die Türklinke zu nutzen , oder sowas.

25.01.2024 20:41 • 09.03.2024 x 1 #1


15 Antworten ↓


T
Zitat von astra:
Was sagt ihr dazu?


Nennt sich Zwangsstörung und meiner Meinung nach ist da der Psychiater nicht der richtige Ansprechpartner dafür.
Geh zu einem Psychologen, am besten zu einem der eine kognitive Verhaltenstherapie anbietet.
Einen freien Platz zu finden wird wahrscheinlich dauern aber am Ende wird es sich lohnen für dich.
Noch besser wäre es du gehst zu deinem Hausarzt und lässt dir eine Überweisung geben mit einem Vermittlungscode und lässt dich schnell vermitteln über die 116-117.

25.01.2024 22:07 • x 2 #2


A


Drang sich selbst an Körperstellen anfasse zu müssen

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A
Hallo, danke für die Antwort, leider wird das immer schlimmer und ich brauche akute Hilfe, weil ich sonst denke im Kopf durchzudrehen, wenn so eine Kribbel oder Kratzattacke kommt oder ich jetzt am Wochenende da sitze und mir ausspinne, wo ich mich anfassen muss. Der Hausarzt wird sich doch nicht besser als der Psychiater auskennen, oder? Wieso kann man denn bei der angegebenen Nummer schneller vermittelt werden? Ist das für Notfälle? Und sollte ich auch Medikamente ansprechen oder meint ihr, ich muss nichts zur Beruhigung nehmen, oder generell um den Zwang zu dämmen?
Gibts hier eigentlich noch andere Leute denen es ähnlich geht? Hätte Interesse an Erfahrungsaustausch.

27.01.2024 22:56 • #3


Deme
Hab das auch ab und zu, aber kann ich noch recht gut Ignorieren. Aber mir kommt es dann auxg so vor als müsste ich jetzt am Zeh kratzen und habe aber Stiefel an… denke nicht dass es zumindest bei mir um eine Zwangsstörung geht. Kann es sein dass du ausserdem deinem Körper viel Aufmerksamkeit schenkst ?

27.01.2024 23:16 • x 1 #4


laluna74
Das kenne ich in der Form jetzt eigentlich nicht, aber manchmal habe ich beim Autofahren den Gedanken was nun wäre, wenn ich mal für einen Moment auf die Gegenfahrbahn wechsle in dem Moment wenn mir gerade jemand entgegen kommt.

Bisher habe ich es nicht getan, aber immer wieder kommt mal so ein Gedanke.

Kennt das noch jemand?

Ich bin nicht lebensmüde, aber ich kenne diesen Gedanken.

27.01.2024 23:29 • x 1 #5


Deme
@laluna74 dass sind doch passive Todesgedanken…hatte ich auch in einer Schweren Lebensphase. Was belastet dich so sehr ?

27.01.2024 23:34 • #6


laluna74
Nein das sind keine passiven Todesgedanken. Ich lebe gerne.

Vielleicht eher so ein Gefühl, wenn ich wollte..ich könnte.

Niemals würde ich es tun..aber den Gedanken hatte ich halt doch schon oft.

27.01.2024 23:37 • x 1 #7


Deme
@laluna74 wenn man es tut sind es aktife todesgedanken oder eben suizid…also dass hatte mir meine Therapeutin gesagt.
Sie fragte mich ob ich mir Schaden würde , och antwortete nein, nur manchmal denk ich mir wie es wohl wäre gegen ein Baum zu fahren.

Schön, ich hoffe dass es immer so anhält die Lebensfreude

27.01.2024 23:43 • x 1 #8


Angstmaschine
Zitat von laluna74:
Kennt das noch jemand?

Ja, kenne ich gut und hat mich am Anfang ziemlich erschrocken, weil ich es nicht einordnen konnte.
Das hat wohl mit der Angst vor Kontrollverlust zu tun: was wäre, wenn ich es wirklich tun würde (obwohl ich es gar nicht will). Und was wäre, wenn ich auf einmal nicht mehr leben will, obwohl ich das Leben jetzt doch so liebe und gerne lebe.

Der Gedanke daran jetzt NICHT in den Gegenverkehr zu fahren kann dann so stark sein, dass man ihn nicht mehr aus dem Kopf bekommt aus Angst die Kontrolle zu verlieren.

Man kann den Gedanken ruhig zulassen: man würde es ohnehin nicht tun, meint aber die ganze Zeit das auch kontrollieren zu müssen. Das führt dann zu den absurden und beängstigenden Situation, dass man sich mit was beschäftigt, was man gar nicht will und so kann sogar das Gefühl entstehen, man würde verrückt („warum denke ich das jetzt?“)

28.01.2024 02:10 • #9


Schlaflose
Zitat von astra:
Der Hausarzt wird sich doch nicht besser als der Psychiater auskennen, oder?

Der Psychiater ist schon die richtige erste Anlaufstelle, um eine Diagnose und eventuell ein Medikament zu bekommen. Für eine Therapie muss man aber in den meisten Fällen zu einem psychologischen Psychothetapeuten gehen. Da diese total überlaufen sind, muss man mit Wartezeiten von bis zu zwei Jahren rechnen. Diese Wartezeit kann man bei einem Psychiater überbrücken, wobei man da auch oft lange auf einen Termin warten muss.

28.01.2024 07:53 • x 1 #10


moo
Willkommen @astra,

Zitat von astra:
PS: Ich habe keinen Zwang 10x das Wasser abzudrehen, oder 5x die Türklinke zu nutzen , oder sowas.

Zwangshandlungen (Wasser abdrehen) und Zwangsgedanken (Deine o. g. Situation) sind nicht weit voneinander entfernt. Einer (Zwangs)Handlung geht idR stets ein (Zwangs)Gedanke voraus - das ist alles. Jeder Zwang erhält sich selbst durch ein Konfliktverhältnis (wenn - dann - wenn - dann usw.).
Bei Zwangshandlungen stellt die Handlung quasi die sichtbare Spitze des Eisberges dar. Doch der dominante, wechselwirkende Pol ist der darunterliegende Zwangsgedanke. Meistens wird die Zwangshandlung vom Zwängler etabliert, um (vermeintlich) verlässlich den Zwangsgedanken zu beruhigen. Allerdings verselbständigt sich dieses Wechselspiel oft in einer Art und Weise, dass es irgendwann das Leben des Zwänglers übermäßig stark beeinflusst, ja, letztendlich manipuliert. Das deswegen, weil die Beruhigung durch die Zwangshandlung idR nur kurz anhält. Man kann das durchaus mit einer sehr schweren Sucht vergleichen.

Das kurz vorab. Nun konkret auf den von Dir geschilderten Fall bezogen:
Zitat von astra:
Was möchte ich gerne berühren:

Hier hast Du bereits etwas Wichtiges erkannt bzw. formuliert: Du möchtest!

Zitat von astra:
Man merkt also es ist immer dann, wenn ich nicht rankomme, wenn die Situation beklemmend ist oder es gerade nicht so geht, wie ich das will.

Hier schaffst Du bereits die o. g. Konfliktsituation, indem Du eine praktisch unmögliche Sache möglich haben willst (=Wunsch-Theorie). Es wird also bereits präventiv dafür gesorgt, dass der Wunsch praktisch nicht erfüllbar ist!
Dies ist ein wesentlicher Faktor jeglicher Zwangsstruktur.

Zitat von astra:
...ich möchte einfach nur JEDERZEIT an ALLE Körperstellen kommen, wenn das nicht geht, WEINE ich oder bekomme ATEMNOT.

Wenn Du so willst, kannst Du die Atemnot oder das Weinen bereits als handelndes Ergebnis ansehen. Der o. g. Eisberg ist also bereits ein wenig erkennbar... .

Zitat von astra:
Gibts hier eigentlich noch andere Leute denen es ähnlich geht?

Ja. Zwänge werden hier regelmäßig in jeglicher Couleur besprochen. Musst Du einfach a bisserl in den Beiträgen stöbern. Ist auch eins meiner Lieblingsthemen, weil ich selber davon betroffen war (Handlungen) und z. T. immer noch bin (in der milden Form: grüblerische Gedanken).

Entgegen der leider weit verbreiteten Meinung, Zwänge seien quasi nicht zu heilen, sehe ich die kreative Beschäftigung mit Zwängen und Süchten als ein äußerst fruchtbares Feld zur Selbsterkenntnis an. Kein Mensch kommt zwanghaft zur Welt, also kann er selber auch irgendwie damit umgehen. Natürlich sollte man sich Hilfe holen aber aus meiner Erfahrung findet der tatsächlich heilende Akt durch persönliches Verständnis darüber statt, wie die Zwänge funktionieren und wie bzw. warum man sie ausgebildet hat.

28.01.2024 08:32 • x 2 #11


A
Zitat von moo:
Hier schaffst Du bereits die o. g. Konfliktsituation, indem Du eine praktisch unmögliche Sache möglich haben willst (=Wunsch-Theorie). Es wird also bereits präventiv dafür gesorgt, dass der Wunsch praktisch nicht erfüllbar ist!
Dies ist ein wesentlicher Faktor jeglicher Zwangsstruktur.

Toll, das trifft die Situation sehr gut. Mir fällt ja selbst auf, dass es immer unmögliche Vorhaben sind. Heute z.B. ein Kratzen im Hals, was mich wahnsinnig macht, ich würde am liebsten mit einem Strohhalm den Hals von innen beruhigen, massiere dauernd den Kehlkopf. Wieder ist es unmöglich, wieder ist das aber mein Reiz, also quasi das Unmögliche zu schaffen. Heute juckt mein Auge, dort ist wirklich ein kleiner Riss in der Haut, das sehe ich. Natürlich wird das in 3 Tagen weg sein, ich creme ein. Dennoch kam der Gedanke was ist wenn es nie wieder weg geht, wenn es mir den Schlaf raubt. Ich will es jetzt sofort weg haben. Das geht nicht. Ich werde unzufrieden.
Meinst du (oder andere) denn, ich habe ja reale Chancen, das in der kogn. V-Therapie wegzubekommen? Also kenne die das? Kann man das nur durch gespräche wirklich behandeln, damit es zumindest besser wird? Oder sollte ich mich dringender um Tabletten kümmern, auch wegen der Wartezeit? Was nimmt man da? Werde morgen paar Therapeuten anrufen, Liste habe ich mir rausgesucht im Umkreis.
Danke für diese Aufklärung bisher. Angst vor dem Kontrollverlust, wahnsinnig, das hört sich plausibel an.

28.01.2024 22:06 • x 1 #12


moo
Servus und guten Morgen @astra,

merci für Deine Rückmeldung (ist hier leider nicht immer selbstverständlich;-)).

Und ja, Du hast Recht - bisher wurde lediglich die aktuelle Lage näher betrachtet. Ein guter (!) Verhaltenstherapeut wird versuchen, mit Dir gemeinsam herauszufinden, wie sich der Zwang entwickelt hat und wie Du ihm künftig begegnest.

Das liest sich sehr einfach und leider (!) wird dieses Procedere von einigen Therapeuten auch exakt so pauschal runtergespult (teilweise sogar mit vorgedruckten Tabellen, Anweisungen etc.). Das kann dazu führen, dass Du im Gespräch mit ihm das Gefühl bekommst, Du würdest einem Webinar oder YouTube-Vortrag beiwohnen. Dieses Risiko ist leider stets vorhanden.

Andererseits gilt die KVT als eine idR ziemlich effektive (weil schnelle) Behandlungsmethode - was natürlich auch die GKK freut... Über die Nachhaltigkeit der Verhaltentherapie gibt es jedoch von Patienten zahlreiche eher enttäuschende Berichte. Auch dieses Forum hier beheimatet viele Betroffene, die über kurz oder lang nach ihrem (vermeintlichen) VT-Erfolg sozusagen rückfällig wurden. Der Grund hierfür liegt aus meiner Sicht darin, dass man in der VT idR eher oberflächlich eine zügige Lösung sucht. Man will den Zwang loswerden, sieht in ihm also eher den Feind als den Hinweis (der er m. E. nach eigentlich ist). Zudem bringt es der Zeitgeist mit sich, dass Tempo immer mehr vor Tiefgang geht - leider auch bei der Behandlung psychischer Probleme.

Die Frage nach Tabletten ist, zumindest zu Beginn und bei sehr schweren Fällen, sicher berechtigt. Zwar bin ich ein Verfechter der stofffreien Therapievariante aber da gibt es sehr unterschiedliche Ansichten und es kommt letztlich auch stark auf den jeweiligen Patienten an.

Was schon mal ganz wesentlich ist: Du wirst aktiv und versuchst nicht, die Angelegenheit vor Dir und Anderen zu geheim zu halten. Die Suche nach einem Therapeuten kann zwar bisweilen entmutigen, aber dieser Vorgang selber bringt Dich bereits gewissermaßen in einen therapeutisch relavanten Modus.

Denn die Suche (und Annahme) von externer Hilfe ist für Zwängler einerseits neu, andererseits aber auch verlockend - nämlich insofern, dass sich bei der Fixierung auf einen Helfer der Zwang lediglich verlagert. Das neue Hilfsobjekt wäre dann nicht mehr der Zwangsgedanke bzw. die -handlung sondern eben der Therapeutenbesuch (= Rückversicherung).

Das solltest Du im Hinterkopf behalten aber es sollte Dich keinesfalls daran hindern, Dir einen Berater zu suchen. Ich rate in diesem Kontext überhaupt dazu, für Deinen Therapeuten einen eher distanzierteren Begriff zu wählen. Patient und Therapeut sind idR weder Geschäftspartner noch echte Freunde sondern man greift - idealerweise - tief ins Seelenleben seines Patienten/Klienten ein und das bedarf einer doch ziemlich ungewohnten Vertrauensbasis zu einem letztendlich Fremden.

Sollte sich im Zuge der Gesprächstherapie eine stationäre Behandlung empfehlen (z. B. in einer Klinik für psychosomtische Erkrankungen), rate ich dazu, dies ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Nicht weil ich das Gefühl habe, Deine Zwänge wären sehr schlimm sondern eher aus allgemeinen Gründen (die persönlichen Ursachen der Zwänge). Es gibt ein paar Kliniken, die sich insbesondere mit Zwängen gut auskennen und entsprechend vielfältige Behandlungsweisen miteinander kombinieren, von denen auch ich z. B. sehr provitiert habe.

In der Zwischenzeit kannst Du, wenn Du magst, selber ein wenig üben. Man kann sich für fast alle Zwänge spezielle Kontemplationstechniken aneignen, die bisweilen immens helfen und bereits für einen wesentlichen Perspektivenwechsel sorgen können. Hierzu würde mir schon was einfallen, falls Du das mal probieren magst.

29.01.2024 08:57 • x 2 #13


A
Deine Antwort geht nicht unter, aber ich setze aktuell Tabletten ab. Werde nochmal drauf eingehen, bis ich wieder klar bin. Sorry für die Verspätung.

27.02.2024 14:11 • #14


A
Ich hinterfrage jetzt mehr. Wieso will ich mich am Rücken kratzen. Wenn ich beim Zahnarzt bin und es sollte wirklich jucken, dann muss ich eben kurz Stopp sagen. Niemand kann mir verbieten, dass es so ist. Ich kann aktiv sein ich kann Dinge ändern.

Trotzdem quält mich aktuell wieder der Drang, ständig auf die Mautaste zu klicken. Wenn ich es nicht mache, kribbelt es. Hat da noch jemand Akut Tipps?

06.03.2024 19:18 • #15


A
Habe schon Hornhaut am Finger weil ich so oft klicke. Unnötig viel. Was soll ich nur tun? Der Psychiater meint wenn es mir besser geht, geht dfas weg, aber es geht mir nach 20 Jahren nicht besser. Und jetzt? Zähneknirschen auch so ein Thema.

09.03.2024 13:56 • #16


A


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