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Flatterherz
Hallo,
ich bin Mira und hier noch neu und außer ner kurzen Begrüßung habe ich noch nichts geschrieben. Es hat ja jeder eine lange Geschichte der Angst und irgendwie hat es mich bisher überfordert mit meiner anzufangen. Weil ich gar nicht richtig wusste, wo ich anfangen soll. Aber inzwischen hab ich gesehen, dass viele hier so eine Art ersten Auslöser hatten. Jetzt kann ich nur noch daran denken, wann es bei mir angefangen hat mit meiner Agoraphobie und ich glaube, das war als ich 16 war und meine Oma gestorben ist. Da hab ich das zwar noch nicht so stark gemerkt, aber da hat es vielleicht leicht angefangen. Und dann als ich mit 20 ausgezogen bin und mich eigentlich nur einsam in meiner Wohnung gefühlt hab. Irgendwann mochte ich nicht mehr rausgehen. Ich brauchte immer jemanden, der mich begleitet hat.
Jetzt bin ich 20 Jahre weiter und denke zum ersten Mal darüber nach, ob das mit meiner Oma der Auslöser war. Sie war wie eine Mutter für mich und irgendwie haben sich immer alle gewundert, wir gut ich ihren Tod verkraftet hab. Dabei habe ich das vielleicht gar nicht und seit ich das denke, hab ich wieder mehr Angst. Ich kann kaum schlafen ohne darüber nachzudenken. Kann mir jemand sagen, ob ich eventuell richtig liege? Muss das immer so eine große Sache sein, damit die Angst ausbricht?
Ich fühl mich ein bisschen, als würde meine Welt ins schwanken geraten. Ich weiß, das mag albern wirken, aber meine Oma hat bei uns gelebt und sie war mir so nah. Ich vermisse sie jeden Tag...

Mira

08.03.2015 18:05 • 10.03.2015 #1


11 Antworten ↓


Sonnenblume216
Hi Flatterherz und Willkommen im Forum!

Also ich denke schon das das mit deiner Oma ein Auslöser für deine Angst sein könnte. Könnte eine Art nicht verarbeitete Trauer sein. Hast du dir denn damals richtig Zeit zum trauern genommen oder die Trauer immer wieder unterdrückt? Wenn man einen geliebten Menschen verliert ist das ja sowieso nie leicht und kann sich bei jedem anders äußern. Manche bekommen eine Depression oder gehen nicht mehr vor die Tür (so wie du ja auch). Und daraus könnte sich schon eine Angst entwickeln.
Jetzt müsstest du nur rausfinden wovor du Angst hast? Hast du denn schon mit Freunden oder jemand anderem darüber gesprochen wie es dir geht? Vielleicht hilft das ein bisschen der Sache auf den Grund zu kommen wovor du genau Angst hast (ich weiß selbst das das manchmal gar nicht so leicht ist zu sagen wovor man eigentlich Angst hat).

08.03.2015 18:14 • #2


A


Die Suche nach dem Auslöser macht wieder neue Angst!

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Flatterherz
Danke für die Antwort, Sonnenblume!

Das ist alles so lange her. Ich weiß nur dass ich zwei Tage vor ihrer Beerdigung auf nen Schüleraustausch gefahren bin. Meine Mutter meinte damals, es sei gut, weil es mich auf andere Gedanken bringen würde. Ich hab das glaube ich auch gedacht, weil ich so eine Angst vor der Beerdigung und vor dem Schmerz zu Hause hatte. In Wahrheit war es aber gar nicht schön auf dem Austausch-natürlich nicht. Ich war sehr allein, weil ich allein in einer Familie untergebracht war und dort kein Wort verstanden hab. Die haben den ganzen Tag geredet und mich oft angesehen und dann gelacht, weil ich nichts kapierte. Ich wurde dann krank und musst mit Fieber im Bett liegen und wollte nur nach Hause. Wahrscheinlich war das alles zu viel.
Tja, und du hast recht, es ist schwierig der Angst einen Namen zu geben. Ich fürchte mich vor Schutzlosigkeit. Ich hab zugleich Angst gesehen zu werden und nicht gesehen zu werden. Das klingt ziemlich widersprüchlich, oder? Ich weiß gar nicht, wann das angefangen hat, aber ich bin niemals irgendwo allein in ein Café gegangen oder so. Wenn ich mal muss, traue ich mich auch nirgends rein. Vielleicht hab ich Angst vor der Einsamkeit. Dann wiederum suche ich mir anscheinend immer Partner, die viel weg sind. Mein Mann muss pendeln, weil er hier keinen Job kriegt. Ich bin meist allein mit den Kindern, auch wenn wir viel telefonieren und uns wirklich lieben und vermissen. Es ist wie ein Fluch. Auch meine Freundinnen brauchen viel Zeit für sich, wir werden alle zu Eremiten, haben wir gerade gescherzt. Dabei ist das gar nicht witzig.
Mein Mann und meine 2 Freundinnen wissen von meiner Angst, aber ich versuche sie nicht so sehr zu zeigen, weil ich Angst hab sie damit abzuschrecken. Meinen Kindern sage ich nichts davon. Sie brauchen das bitte nicht von mir übernehmen!
Meiner Mutter habe ich es auch schon erzählt, aber ich glaub, die hat Probleme sich das vorzustellen. Sie ist wirklich ganz anders veranlagt.

08.03.2015 18:25 • #3


Sonnenblume216
Hm das ist ja zielmlich unschön was du damals durchmachen musstest. Darf ich fragen wohin der Austausch ging? Und dann krank mit Fieber, haben sich deine Gasteltern damals wenigstens gut um dich gekümmert? Deshalb hast du vielleicht die Angst vor Schutzlosigkeit entwickelt. Du warst ja schließlich dort ganz allein, keine anderen Austauschkinder und wenn die Gasteltern wirklich so über dich geredet haben und du nichts verstehen konntest, könnte ich mir schon vorstellen das die Angst vielleicht daher kommt.

Gleichzeitig Angst davor gesehen und nicht gesehen zu werden, hmm schwierig. Da bin ich jetzt auch grad überfragt. Aber wenn ich eine Idee hab werde ich sie dir schreiben.

08.03.2015 18:48 • #4


Icefalki
Mira, im Prinzip hast du ein Trauma durchlebt. Geliebter Mensch verloren, Schuldgefühle (vielleicht), weil du nicht bei der Beerdigung dabei warst. In der Fremde krank und allein.

Man schleppt solche sachen mit im Leben.

Dieses Gefühl, der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins, kontrollverlust, sind evtl. Die Gefühle, die dich heimsuchen, jetzt in Form von Angst, die nicht rational begründet ist.

Aber du kannst, wenn du es erstmals akzeptierst, daran arbeiten. Denn die Ursachen sind in uns begraben.

Gehst du in Therapie?

08.03.2015 20:21 • #5


Flatterherz
Vielen Dank erstmal Sonnenblume und Icefalki. Es tut gut darüber reden zu dürfen.

Sonnenblume, der Austausch ging nach St. Petersburg. Die Stadt habe ich als schön und imposant in Erinnerung, ansonsten ( da mein Magen eh in keiner guten Verfassung war) wurde mir von dem ungewohnten Essen immer schlecht und das Wasser war damals, das war 1990 nicht besonders lecker. Ich weiß noch als ich so doll krank wurde, mussten wir mit dem Zug nach Moskau fahren und da haben wir drei Tage in einem Hochhaushotel gewohnt. Dort lag ich krank und manche Mitschüler haben behauptet ich würde nur simulieren. Das hat mich ganz schön niedergeschmettert. Ich kann mich nicht erinnern, ob jemand von den Lehrkräften bei mir geblieben ist. Aber wenn ja, dann war der oder die bestimmt ganz schön genervt, dass er wegen mir nicht die Stadt ansehen konnte.

Icefalki, ich hab da wie gesagt nie wirklich drüber nachgedacht, ob das alles noch was mit mir macht, abgesehen davon dass ich meine Oma immer noch vermisse. Besonders seit ich Kinder hab würde ich ihr so gern so viel zeigen, mit ihr lachen und sie um Rat fragen. Verrückt, dass ich dem Austausch so wenig Beachtung geschenkt hab. Ihr habt bestimmt beide recht damit, dass vieles dadurch losgetreten sein könnte.
Nein, ich bin nicht in Therapie. Bisher habe ich mich auch noch nicht getraut. Es wird ja so viel aufgerollt, wovor ich ganz schön angst hab. Und bisher konnte ich immer irgendwie mit meiner Angst leben. Seit ich Kids habe musste ich sowieso vieles machen, was ich sonst nicht getan hätte. Das muss man wohl
Es kommt halt immer mal wieder. Mal stärker, mal schwächer. Und dass ich jetzt anfange, mal auf den Ursprung zu schauen, macht mir wie gesagt Angst, obwohl es gleichzeitig auch gut tut und fast irgendwie befreiend wirkt.

Darf ich mal fragen, warum ihr so hier seid? Es ist so schön, nicht allein zu sein. Klingt egoistisch, ist aber nicht so gemeint

09.03.2015 13:20 • #6


Icefalki
Ich hatte generalisierte angsterkrankung und depressionen. Aber ich bin drüber.

Mit medis und therapie. Darum finde ich es wichtig, es zu tun..

Aber das entschiedest du ganz allein. Wenn man halt mehr weiß, geht es einem besser.
Und ich finde es wichtiger, einen Grund zu kennen, als immer nur mit dieser blöden Angst, ohne Grund , umgehen zu müssen. Du kannst dann besser auf dich achten, du lernst dich besser kennen und durch akzeptieren des warum und weshalb, ist alles einfacher.

Man wird gelassener, wenn man sich kennt. Ist nicht mehr so super hunderprozentig und gestresst. Man weiß, dass Druck einem schadet. Man weiß, dass bestimmte Situationen nicht gut für einem sind. Und und und....

09.03.2015 21:01 • #7


Sonnenblume216
Was mich betrifft ich bin gerade in einer richtig drpressiven Phase und hab vor fast allem Angst. Am schlimmsten ist meine Angst vor Krankheiten und das ich ständig auf jedes kleinste Detail meines Körpers achte. Z.B. Musste ich gestern Abend das erste Mal eine Tablette gegen Magensäure nehmen und hab voll die Panik geschoben und 3 Stunden später als ich ins Bett ging Herzrasen, Herzstolpern und Atemprobleme bekommen. Ich weiß nicht ob das Nebenwirkungen waren oder nur meine Angst die jetzt raus kam als ich zur Ruhe kam. Hab schon wieder ein bisschen Angst davor die nachher wieder zu nehmen. Zumal das Herzstoplern heute früh immernoch da war.

09.03.2015 21:16 • #8


Icefalki
Sonnenblume, das Herzstolpern haben viele. Das gehört zu der Angst. Überlege doch mal.
Dein Adrenalin powert alles hoch. Dadurch merkst du jeden pieps. Und diese herzstolperer bemerkt man im ausgeglichene Zustand nicht.

Die sind aber nicht schlimm.. Habe die jahrelang gehabt. Man gewöhnt sich dran. Sind nicht schlimmes. Das sagst du dir immer wieder. Dann erschreckst du auch nicht so sehr, wenn du es wieder merkst. Durch das erschrecken, geht wieder adrenalin in dich rein, und der Kreislauf fängt von vorne an.

10.03.2015 00:04 • #9


Sonnenblume216
Ja das habe ich schon gemerkt. Wenn ich abgelenkt bin merke ich davongar nichts. Erst wenn ich zur Ruhe komme oder auf dem Bett liege geht es wieder los. Hab grad sicherheitshalber mal Blutdruck gemessen. War bei 124:79 und Puls bei 84. Normalerweise ist er zwar bei 110, aber das schwankt ja immer mal ein bisschen.

Ich hatte heute aber auch einen nervigen Tag. Ich musste zum Arbeitsamt weil die vor ein paar Wochen den Medizinischen Dienst (MD) beauftragt hatten meine Arbeitsfähigkeit zu beurteilen. Der MD hat nicht einmal persönlich mit mir gesprochen sondern einfach anhand der Ärztemeinungen beurteilt das ich im Moment nicht mehr als 3 Stunden pro Tag arbeiten dürfte. Das heißt für das Amt bin ich nicht vermittelbar und falle demnächst aus dem Leistungsbezug. Ich soll doch für das halbe Jahr die der Bescheid gilt eine Erwerbsminderungsrente beantragen. Ich meine ich bin 24. Ich habe nich nicht mal die Vorraussetzungen um so eine Rente zu beantragen.
Das einig gute ist das ich so Zeit hab wieder gesund zu werden und ich darf auch zu einer Reha. Muss ich alles noch beantragen. Vor einer Reha hab ich zwar insofern Angst das ich dann ein paar Wochen von meinen lieben weg wäre aber unterbewusst sehe ich es als Chance und denke das ich so wirklich eine Chance hab das alles wieder in den Griff zu bekommen.
Ich möchte nur keine Psychopharmaka nehmen müssen. Muss man denn sowas bei so einer Therapie nehmen? Ich werde übermorgen mal mit meinem Psychologen darüber reden.

So jetzt wünsche ich euch allen erstmal eine Gute Nacht und bis morgen

10.03.2015 00:22 • #10


Icefalki
Sonnenblume, ein muss gibt es nicht. Aber kalkuliere es mal in deine Überlegungen, ob dir die nicht helfen könnten. Muss man nicht ewig nehmen. Aber bespricht das ruhig. Ich habe mich 17 Jahre lang gewehrt. Am Schluss ging es nicht mehr. Aber das war dann Segen und kein Fluch.

10.03.2015 00:46 • #11


Flatterherz
Icefalki, das ist ja toll! Schön zu hören, dass es auch Fälle gibt, in denen es ganz vorüber geht.
Ich weiß, was du meinst. Es ist gut, sich zu kennen. Das geht mir mit einigen Dingen auch so. Zum Beispiel mit dem Körper.

Liebe Sonnenblume, erst einmal kann ich dir ebenfalls sagen, dass die Herzstolzerer (Extra-Systolen) völlig harmlos sind. Ich hab meine auch mit Mitte zwanzig entdeckt und solche Angst bekommen, dass ich anfing zu hyperventilieren. Du kannst das ja nochmal beim Kardiologen abklären. Auch wenn du es vermutlich nicht müsstest, denn wie Icefalki schon sagt, hat das fast jeder zweite Mensch. Es fühlt sich an, als würde ein Schlag ausbleiben, in Wahrheit aber kommt einer zu viel. Mir hat das geholfen, weil ich nicht mehr dachte, dass Herz setzt aus und ich werde unterversorgt Mir haben die Kardiologen gesagt, wenn es in der Ruhe stärker wird ist es harmlos, wenn es bei Belastung stärker wird, könnte es organisch sein, und dass man ganz entspannt sein darf, weil das Herz das meist erforschte Organ ist und man alles Mögliche machen kann.
Ich würde dir ein Abklären raten, weil du danach super gechillt bist, wenn es wieder kommt. So wie ich inzwischen auch

Mit der Säure hatte ich 2013 zu kämpfen. 5 Monate lang konnte ich fast nichts essen ohne den fiesen ständig sauren Geschmack im Mund. Erst die Säureblocker haben geholfen. Da wurde mir auch gesagt, dass viele die Jahrzehnte lang nehmen. Die sind nicht so schlimm. Aber sie haben mir letztlich geholfen.
Ich habe eine Freundin, die eine ganz aggressive Form von Brustkrebs hatte. Sie war so positiv auch als sie die höchst dosierte Chemo durchgemacht hat. Sie sagt mir immer: Denk daran, was ich ein Jahr lang genommen hab. Es hat mir nicht geschadet, weil ich mit jedem Medikament gesagt hab: Das ist gut und es wird mir helfen. Ich nehme es an und bin dankbar dafür. Hart, aber ich habe daraus gelernt. Ich selbst bin Migränepatientin und sein ich die Migräne und vor allem die Tabletten annehme, habe ich keine Magenschmerzen mehr davon.

Das mit der Reha klingt gut und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einen zwingen, Medikamente zu nehmen, wenn man nicht will.
Vielleicht ändert sich dein Status beim Arbeitsamt ja nach der Reha noch mal. Ich drück die Daumen

10.03.2015 09:36 • #12


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