ich besuche das Forum schon längere Zeit und bin ganz begeistert von so vielen mitfühlenden, interessierten und helfenden Menschen. Ich habe mich bisher immer gescheut davor, selbst eine Frage zu stellen. Da entweder der Leidensdruck noch nicht hoch genug war, oder ich nicht genau wusste, wie ich meine eigenen Empfindungen formulieren soll. Heute möchte ich aber einen Versuch wagen und euch fragen, ob ihr mir eventuell weiterhelfen könnt...
Ich will hier auch gar nicht groß ausholen, sondern nur kurz einen kleinen Einblick über meine Situation schildern:
Ich bin 31 Jahre, weiblich, und arbeite seit etwa 3 Jahren in einem wirklich stressigen Job. Der Stress auf Arbeit wurde von Monat zu Monat immer schlimmer. Ich war aber versucht, alles zu schaffen und immer weiterzumachen. Mit der Zeit bildeten sich typische Erschöpfungssymptome heraus, wie Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Verspannungen, Bluthochdruck etc. Ich habe die Symptome zwar wahrgenommen, aber immer gehofft, dass es mit bisschen Urlaub hier und ein wenig Entspannung da besser wird. Nun denn, dem war nicht so: Vor 4 Wochen brach ich dann zusammen und wurde erst einmal für 4 Wochen krankgeschieben. Ich sollte mich erholen und eine Verhaltenstherapie beginnen, da sich meine Panikattacken, die Agoraphobie und der phobische Schwankschwindel unter denen ich schon seit etwa 5 Jahren litt, durch den Stress stark verschlimmerten. Die erste Woche, in der ich krankgeschieben war, habe ich eine regelrechte Panik davor bekommen, überhaupt das Haus zu verlassen. Glücklicherweise konnte ich das schnell verbessern und habe es dann in den letzten Wochen wieder geschafft allein aus dem Haus zu gehen, um einzukaufen etc.
Nun denn, heute war mein erster Arbeitstag und ich habe mich anfänglich wirklich gut gefühlt. Leider begannen danach die typischen Angst vor der Angst-Symptome: Ich wurde immer hibbeliger und angespannter und hatte mich schon auf das Abhauen vorbereitet. Nichtsdestotrotz bin ich geblieben, um endlich wieder bisschen Normalität zu erfahren. Ich wusste, dass keiner meiner Kollegen irgendetwas von mir verlangt, außer das ich ankommen soll. Dementsprechend war ich auch ganz entspannt, was die Tonnen von unbeantwortete Emails betraf. Was mich dann sehr getroffen hatte, war, dass ich die E-mails nicht mal ansehen konnte. Schon der Versuch eine E-Mail zu beantworten, machte mir regelrecht Panik - es fühlte sich an, wie eine furchtbare Form der Prokrastination. Ich begann nicht etwa wie wild das Fenster zu putzen oder dergleichen, ich konnte einfach nicht schreiben. Es war schon wieder zu viel für mich...
Ähnliche Gefühle hatte ich einige Wochen vor dem Zusammenbruch. Ich frage mich nun einfach, ob es immer noch starke Überforderung (eventuell Burnout) ist, oder ob ich heute schon wieder so angespannt war durch die Angst eventuell eine Panikattacke zu erleiden, dass mein Körper/Kopf einfach nicht konnte, da er gerade mit Fluchtplänen schmieden, beschäftigt war. Mir ist bewusst, dass man nicht alle Erkrankungen total voneinander trennen kann. Klar, ich war und bin sehr gestresst gewesen und brauche sicherlich Zeit, um aus diesen Teufelskreis auszubrechen. Auch sind dazu meine Ängste schon immer sehr stressabhängig gewesen. Nichtsdestotrotz würde ich gern wissen, ob allein die Kraftanstrengung (überhaupt auf Arbeit zu gehen; Anspannung durch Angst vor Panikattacke) der Auslöser für meine Unfähigkeit zu arbeiten sein könnte. Jetzt, ganz ohne Panik, kann ich ja auch diesen Text formulieren oder ewig WhatsApp Nachrichten verfassen. Dies fiel mir im übrigen auf Arbeit auch schwer. - Ich wollte meiner sis eine Nachricht schicken, dass ich wieder auf Arbeit bin, doch das war auch schon zu viel des Guten. (Vielleicht habe ich mir damit die Antwort auch schon selbst gegeben...)
Was sagt ihr? Über alle Antworten und Ideen bin ich sehr dankbar
Liebe Grüße,
Sonja
03.12.2015 22:55 • • 11.06.2019 #1