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Hallo zusammen,

ich möchte hier einfach mal meine Situation teilen und würde mich freuen, wenn jemand Ähnliches erlebt hat oder seine Gedanken dazu teilen mag.

Ich bin 31 Jahre alt, sitze im Rollstuhl und stehe unter gesetzlicher Betreuung – aktuell ausgeführt durch meine Eltern. Seit meinem 19. oder 20. Lebensjahr habe ich mit Panikattacken zu kämpfen. Interessanterweise treten sie nur selten auf, wenn ich bei Freunden, unterwegs oder bei der Arbeit bin – aber zu Hause im familiären Umfeld sehr stark.

Ich habe das Gefühl, dass mein System unter Anspannung steht, wenn ich in der Nähe meiner Eltern bin. Meine Mutter ist zwar grundsätzlich liebevoll, aber auch sehr kontrollierend. Mein Vater hingegen ist emotional distanziert, manchmal sehr kühl, und sein Verhalten wirkt oft unberechenbar. Ich merke sofort, wenn sich bei ihm etwas verändert, was mich stark verunsichert.

Letztes Jahr wollte ich ausziehen, aber meine Eltern haben es mir untersagt oder an Bedingungen geknüpft (z. B. nur betreut oder nur wenn bestimmte Leute zustimmen). Sie haben sogar von einem Wohnheim gesprochen, was sich für mich wie „wegsperren“ angefühlt hat. Ich möchte aber ein selbstständiges Leben mit ambulanter Assistenz, keine stufenweise betreute Wohnform.

Ich kann viele Dinge selbstständig:

Einkäufe online erledigen

Kochen, organisieren, Termine machen

Mit Ämtern kommunizieren (E-Mails schreiben, telefonieren)

Meine gesundheitliche Versorgung organisieren

Entscheidungen treffen – auch wenn ich manchmal Unterstützung brauche


Ich bin gerade dabei, einen Antrag auf Aufhebung der Betreuung beim Amtsgericht zu stellen und ziehe auch einen Anwalt hinzu. Gleichzeitig fühle ich mich mit meinen Schuldgefühlen und der familiären Kontrolle oft allein und würde mich über Erfahrungen, Tipps oder einfach nur Austausch freuen. Besonders interessiert mich:

Hat jemand Panikattacken durch das familiäre Umfeld erlebt?

Wurde es besser nach einem Auszug oder nach Beendigung der Betreuung?

Wie seid ihr emotional mit Schuldgefühlen umgegangen?

Hat jemand Erfahrungen mit einer erfolgreichen Aufhebung gemacht?


Vielen Dank fürs Lesen.
Ich freue mich über jede Rückmeldung.

Heute 13:24 • 22.06.2025 x 1 #1


44 Antworten ↓


Hallo und erst einmal herzlich willkommen,

ich kenne zwar keine Panikattacken aber Bauchschmerzen, wenn es um die Eltern geht.

Deine Eltern sind noch sehr co-Abhängigkeit von Dir, wahrscheinlich durch die Betreuung und können nicht los lassen.

Ich bin sehr weit weggezogen, kenne auch emotionale Erpressung. Man kapiert das erst viel später, man hat ja nichts anderes kennengelernt.

Das mit den Schuldgefühlen kenn ich auch (“sind doch meine Eltern, wie kann ich nur so denken”).

Bei mir wurde es (teilweise) besser.

Ich kann Dich nur ermutigen, das durchzuziehen. Du wirst Fich hinterher besser fühlen, weil Du viel selbstständiger Denken wirst und Du auch Fehler machen darfst, ohne dass Dir jemand rein quatscht oder Dich belehrt

A


Betreuung loswerden Erfahrungen mit familiärem Druck

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Zitat von jan2:
Ich habe das Gefühl, dass mein System unter Anspannung steht, wenn ich in der Nähe meiner Eltern bin

Das zB ist mir eben erst klar geworden. Ich konnte es gar nicht in Worte fassen. Dank Dir!

Es ist besser geworden mit dem Wegziehen.

Hallo @jan2 und willkommen im Forum

Ich denke, Deine Panikattacken kommen im häuslichen Umfeld vermehrt vor, weil Du Dich eingeengt, unfrei und kontrolliert fühlst. Das weißt Du aber ja auch.

Es ist vollkommen normal, dass Du mit 31 Jahren nicht mehr bei den Eltern leben möchtest. Deine Eltern machen es Dir leider sehr schwer, an Dich zu glauben und Dich zu stärken. Du hast aber die Stärke und den Willen in Dir.

Das Kontrollverhalten Deiner Eltern hat etwas mit deren eigener Angst zu tun, dafür kannst Du aber nichts. Dein Schuldgefühl kann ich verstehen, es gibt aber keinen Grund dafür. Im Prinzip bräuchten Deine Eltern psychologische Unterstützung beim Loslassprozess.

Hast Du Deinen Eltern mal in ruhigen Worten erklärt, was in Dir vor sich geht, welche Wünsche und Vorstellungen Du von Deinem Leben hast?

LG Perle

Ja das habe ich gemacht letztes Jahr wollte ich ja schon mal ausziehen habe gesagt ich möchte und was nicht daraufhin wurde nur gesagt dass das nicht geht einerseits weil ich im Rollstuhl sitze und andererseits weil ich unter Panikattacken leide daher wäre das Beste naja wäre das Beste das ich in eine WG muss eine oder zuhause eine andere Wahl habe ich nicht bekommen

@Luce1 freut mich sehr das ich dir helfen konnte ja du hast natürlich recht wenn ich selbstständig und das mache was ich möchte das ich mich auch besser fühle

Sind Deine Eltern denn auf Deinen Wunsch nach Unabhängigkeit eingegangen - können sie Dich verstehen?

Deine Eltern werden nicht ewig da sein, eigentlich müssten sie Dich darin unterstützen, so selbständig wie möglich leben zu können.

Nur für mein eigenes Interesse: Was spräche gegen eine WG in Deinen Augen?

@jan2 Du könntest auch auf die Betreuung zugehen, ein Gespräch mit deinen Wünschen äussern und die ganze Geschichte ggf neu bewerten lassen (da brauchst du den MDK und in Idealfall Diagnosen von Ärzten/Psychiater). Dann kanns tdu entweder sagen dass dus garnicht mehr willst oder dir zumindestens mehr Freiraum schaffen indem du einige Aufgaben wieder (weitestgehends) selbstständig übernehmen kannst bzw nur dann um Hilfe fragst wenn du wirklich welche brauchst.
Be Ämtern zB ist das dann teilweise wirklich nicht unpraktisch, auch bei Krankenkassen kann ein gesetzlicher Betreuer teilweis emehr reissen als du am letztes Gl. in der Kette. Das ha nicht nur Nachteile ...

Meinen Wunsch nach Unabhängigkeit und und so weiter versehen sie aber es soll halt alles unter ihren Bedingungen passen

@jan2 Dann hol dir einen Psychiater oder Psychologen (oder zumindestens eine neutrale Beratungsstelle) als Vermittler ins Boot und setz dich mit denen zu einem klärendem Gespräch hin

Wenn ich richtig gelesen habe verdienst du dein eigenes Geld, kannst du auch alleine darüber verfügen? Dann lass ein Psychologisches Gutachten über deine Geschäftsfähigkeit machen. Wie kommt es überhaupt dazu das sie die Vormuntschaft haben? Hast du sie Freiwillig an sie abgetreten, dann solltest du es auch von dir aus beenden können.

Manchmal ist aber auch ein kleiner Finger der Anfang um die ganze Hand zu bekommen...
Tausch doch die Vormundschaft gegen dein O.K für die Wohngemeinschaft ein. Wenn du keinen Vormund mehr hast und es dir gut gegangen ist machst du den nächsten Schritt. Eine eigene Wohnung. Vielleicht geht es so ganz gut das deine Eltern lernen dich los zu lassen.

Ich kann mich nur noch dran erinnern dass ich mit 18 mit meinen Eltern zusammen beim Richter saß und das vorher natürlich ein Gutachter gemacht worden ist vom Amtsarzt in der Begründung steht drin dass ich halt im Rollstuhl sitze und früher hatte einen Sprachfehler und auf dieser Diagnose von 2012 ist halt die Betreuung angeordnet worden und ich habe nur den Wunsch ausgesprochen dass ich halt bei meinen Eltern bleiben möchte und diesem Wunsch wurde auch entsprochen

@jan2 du könntest auch zu Deinem Hausarzt, der kann Dir auch erklären, was Du als nächstes machen musst.

Ich finde das toll, dass es Dir jetzt soviel besser geht und Du Du auch so viel machen kannst

@Luce1 vielen Dank ja klar das mit dem Hausarzt könnte ich hinbekommen Problem ist nur ich bin fahrtechnisch momentan halt von meinen Eltern abhängig na klar ich möchte Ihnen wann den Führerschein machen muss dazu aber wiederum zur Führerscheinstelle die müssen mich dann zu einem Arzt weiterleiten und der überprüft und ob ich überhaupt dafür geeignet bin

@jan2 Taxi mieten?

@Luce1 das wäre eine Idee aber da meine Mutter ständig zu Hause ist und ich auch arbeiten gehe weiß ich nicht wie ich das hinbekomme ohne dass sie was mitkriegt weil leider habe ich das ja letztes Jahr schon mal probiert ohne den Hausarzt und nicht dass meine Mutter davon etwas mitgekomme weil die ist ja gar nicht von meiner Idee angetan sie weiß davon ja noch nichts also wie ich sie vom letzten Jahr her einschätze würde sie auch mit mir vor Gericht gehen

Zitat von jan2:
also wie ich sie vom letzten Jahr her einschätze würde sie auch mit mir vor Gericht gehen

Du meinst DICH vor Gericht bringen?
Kannst Du es genauer erklären?
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Die Frage ist vor allem: Warum hast du eine Betreuung? Die kriegt man ja nicht, weil man im Rollstuhl sitzt.

Wenn der Grund bekannt ist, muß geprüft werden, ob dieser Grund immer noch vorliegt. Die Entscheidung ist ja nun 13 Jahre alt, da kann sich viel ändern.

Zitat von Marc_Sky:
Be Ämtern zB ist das dann teilweise wirklich nicht unpraktisch, auch bei Krankenkassen kann ein gesetzlicher Betreuer teilweis emehr reissen als du am letztes Gl. in der Kette.

Das ist natürlich völliger Blödsinn. Ein Betreuer vertritt die Interessen des Betreuten. Und wieviel er erreicht, hängt von seinen Fähigkeiten und davon, wie sehr er sich reinkniet ab. Es gibt gute und fitte Betreuer, aber auch das Gegenteil. Ein Berufsbetreuer, der was aufm Kasten hat und will, kann einiges erreichen.
Die Eltern sind aber keine Berufsbetreuer, daher ist fraglich, ob und warum sie merh erreichen sollen.

@Luce1 Wenn das Amtsgericht meinen Antrag bearbeitet bekomme ich ja eine Vorladung inklusive meiner Eltern alle drei vom Richter angehört werden sie möchte ihren betreuungsstatus scheinbar nicht kampflos aufgeben

Du solltest dir mal die Unterlagen zum damaligen betreuungsantrag angucken, wenn möglich. So eine Entscheidung wird nicht ohne ärztliche Unterlagen oder Gutachten getroffen.

Dann solltest du eine Stellungnahme deines Arztes einholen, der dir idealerweise bescheinigt, dass die Betreuung nicht mehr erforderlich ist.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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