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Ich möchte gerne Mal meine Geschichte hier loswerden, weil es mir gerade nicht gut geht und ich mir es einfach Mal von der Seele schreiben möchte. Ich würde aber auch gerne Tipps und Ratschläge von jedem annehmen.

Letztes Jahr war nicht gerade ein tolles Jahr für mich. Nachdem ich monatelange Kopfschschmerzen, ausgelöst durch einen festen obersten Halswirbel, in den Griff bekommen hatte, kam im Sommer dann eine Gastritis hinzu.
Um abzuklären, ob es wirklich nur eine Gastritis war, sollte ich Ende August 2021 zur Magenspiegelung gehen. Im Nachhinein weiß ich jetzt, dass ich kurz davor eine Panikattacke bekommen habe, die meinen Leidensweg offiziell eröffnet hatte.

Nach der Magenspiegelung fing es nun an: ich war total nervös und unruhig.
Bis Anfang Dezember war es so schlimm geworden, dass ich nur noch ganz selten das Haus verlassen habe und wenn auch nur ganz kurz. Ich hatte eine Angst vor mir selber entwickelt. Ich hatte täglich Herzrasen und daraus entwickelte sich eine Angst, dass ich sterben würde. Das mein Herz einfach stehen bleibt. Ich hatte eine Herzangst entwickelt. Und deswegen verließ ich auch kaum noch mein Bett. Jeden Morgen dachte ich, dass ich meine Eltern heute nicht wieder sehen werde. Jeden Abend dachte ich, dass ich morgen früh nicht wieder aufwachen werde. Auch dazwischen: immer vollkommene Panik. In meiner Panik konnte ich mich nur durch zwei Dinge ablenken: Videospiele und das googeln meiner Symptome. Ich dachte, es kommt alles nur von den Tabletten, die ich gegen die Gastritis nehmen musste und das nach dem Absetzen wieder alles besser werden würde. Wurde es aber nur bedingt.

Anfang Dezember dann schrie mich meine Mama an. Und das verstärkte den Wunsch in mir, wieder so zu werden, wie vorher.
Ich begann mich diesmal zu belesen und fand dadurch heraus, dass ich unter Panikattacken litt und daraus meine Herzangst resultierte. Ich fing an, Atemtechniken zu erlenen, Meditationen und ATTs zu hören, um mich von dem Hören in mich hinein endlich zu befreien. Ich fing wieder mit Yoga an und entschied mich, Sport zu machen. Der Anfang war richtig hart, aber ich merkte, dass es half.
Und ich begann, mit mir zu reden und mich anders zu erkunden, als ich es je zuvor gemacht habe. Ich wollte die Ursache meiner Angst finden. Und dadurch merkte ich auch, dass ich die einzige Person bin, die mir effektiv selber helfen kann und die mich dort herausbringen kann. Denn was nützt es mir, wenn mir ein Arzt sagt, ich sei komplett gesund und ich fühle mich aber überhaupt nicht so.

Momentan geht es mir immer besser. Ich merke, wie mein Geist sich langsam erholt und die negativen Gedanken mich immer weniger beherrschen. Das einzige, was ich noch nicht überwunden habe, ist das Rausgehen. Mein Körper reagiert darauf so heftig. Mir wird nach kurzer Zeit einfach nur schwindelig. Aber ich glaube, dass es sich beruhigen wird, wenn ich endlich geistig alles überwunden habe. Und dafür brauche ich einfach noch mehr Zeit.

Und das führt mich zu meinem eigentlichen Problem: meine Familie.
Sie können überhaupt nicht verstehen, dass ich jetzt nach 2 Monaten immer noch mehr Zeit brauche. Ich soll doch einfach raus gehen. Sie begleiten mich auch immer nach draußen (das ist zwar sehr nett gemeint, aber helfen tut mir das jetzt nicht gerade).
Dann noch diese Vorwürfe: Warum ignorierst du nicht einfach die Stimme, die dir Angst machst und gehst einfach raus? Warum holst du dir keine professionelle Hilfe? Warum dauert das so lange? Es ist doch schon so viel Zeit vergangen!
Ich wurde gestern wieder angeschrien und das hat mich echt runtergezogen. Mir geht es heute dadurch echt schlecht.

Ich weiß, dass mir professionelle Hilfe ganz gut bekommen wird, aber ich habe bis jetzt so gute Fortschritte alleine gemacht. Und es fällt mir auch momentan ehrlich gesagt schwer, anderen Menschen wieder voll und ganz zu vertrauen. Es kränkt mich sehr, dass zuzugeben, aber ich habe mich von meiner Familie in den schwersten Monaten im Stich gelassen gefühlt. Meine Hausärztin hat mich überhaupt nicht ernst genommen. Die Notfallsanitäter, die meine Eltern das eine Mal während einer Panikattacke von mir gerufen hatten, meinten nur, ich solle mich das nächste Mal vom Krankenwagen in die Psychiatrie fahren lassen oder gleich mich demnächst dort selber dort vorstellen.
Einen Termin bei einem Psychiater habe ich auch erst für März bekommen.

Ich bin für jeden guten Tipp/ Ratschlag hier dankbar und ich danke Ihnen sehr, dass sie meine Geschichte bis hierhin gelesen haben. Vielen Dank für Ihre Zeit

26.01.2022 10:41 • 26.01.2022 x 2 #1


2 Antworten ↓


-IchBins-
Respekt! Du bist auf dem richtigen Weg und die Stimme im Kopf wird auch irgendwann leiser, wenn du am Ball bleibst. Ich habe es auch allein geschafft. Mehrere Klinikaufenthalte und Therapien haben mich nicht weiter gebracht, nur für den Moment, aber nicht langfristig. Warum, weiß ich heute auch. Es war die Sicherheit, ich war in einem sicheren Rahmen aufgehoben quasi, aber sobald ich wieder zu Hause war, ging es mir schlecht. Jetzt ist es anders.
Schade, dass dich deine Familie da nicht unterstützt, aber vielleicht wissen sie einfach nicht, wie sie damit umgehen sollen. Es gibt auch Hilfe für Angehörige, zum besseren Verständnis usw.
Ich denke, du bist wirklich auf einen guten Weg. Manchmal hilft es vielleicht auch zu äußern, dass sie froh sein können, das nicht zu haben. Auch, wenn sie zunächst beleidigt sind, aber vielleicht denkt der eine oder andere mal darüber nach...

26.01.2022 11:21 • x 1 #2


M
Vielen lieben Dank . Das hat mir gerade echt weiter geholfen.

26.01.2022 11:37 • #3





Dr. Christina Wiesemann