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Hallo,

hiermit möchte ich mal meine Geschichte mit euch teilen. Ich möchte damit in erster Linie Leute ansprechen die ähnliche Probleme haben und zum handeln ermuntern. Zum anderen möchte ich auch die Meinung von Leuten die Ähnliches erlebt haben einholen.

Beginnen wir im Jahr 2007. Da war ich 15 Jahre alt. Durch Probleme in der Schule (Gymnasium) bekam ich erste Probleme mit Depressionen...damals noch eher harmlos. Dennoch bestanden meine Eltern darauf dass ich ein paar Tage in der Jugendpsychiatrie ging. Dort stellte man nichts besonderes fest und ich ging wieder nach Hause.

2008 schließlich traten dann erste Panikattacken auf und meine Prüfungsangst wurde unerträglich. Ich kam darauf hin in die Hände eines Psychologen/Neurologen der mich mit Venlafaxin behandelte. Das Ergebnis war ein voller Erfolg...ich produzierte 1er am laufenden Band und schloss die Matura (Abitur) mit einem Notenschnitt von 1,2 ab. Nur eine leichte sexuelle Dysfunktion konnte ich beobachten...störte mich aber nicht.

2010 begann ich dann mein Studium in Deutschland, weiter unter Venlafab und später Sertralin 35mg. Alles lief normal ab und ich konnte das Studium 2014 erfolgreich beenden.

Zum Jahreswechsel 2014/15 begann ich meine erste Arbeitsstelle noch voller Vorfreude und Tatendrang. Diese wurden allerdings durch einige Mitarbeiter innerhalb von 5 Monaten vollständig zerstört und ich bekam im Mai 2015 nach 7 Jahren wieder die erste Panikattacke. Darauf ging ich dann 3 Tage in Krankenstand und wurde auf 100mg Sertralin umgestellt. Da sich im Beruf keine Besserung abzeichnete und ich immer wieder morgens schweißgebadet aufwachte beschloss ich zu kündigen.

Im Dezember darauf begann ich den zweiten Job und hatte zu Beginn eine Art Belastungsstörung entwickelt...diese könnte ich aber überwinden und blieb. Leider wurde meine Abteilung nachdem ich 4 Monate dort war aufgelöst und ich war wieder arbeitslos.

Im Sommer 2016 schließlich wollte ich von meinem Arzt ein Medikament das die Nebenwirkungen auf der sexuellen Ebene nicht so ausgeprägt aufweist und ich wurde auf Brintellix 10mg umgestellt. Da ich in dieser Zeit keiner besonderen Belastung ausgesetzt war spürte ich keinen Unterschied, nur die Nebenwirkungen waren weg.

Zum Jahreswechsel 2016/17 begann ich meine neue Arbeit in einer eigenen Wohnung weiter weg von Zuhause. Und es lief alles schief was nur möglich war...Probleme beim Einzug, Arbeit sehr fordernd, das volle Programm also. Und ich schaffte es nicht...ich musste diese Arbeit nun schon wieder aufgeben.

Meine derzeitige Situation sieht so aus:
Ich bin noch dabei alles rückgängig zu machen mit Wohnung usw. aber ich bin kaum fähig dazu.

Ich wache morgens gegen 6 Uhr auf und in meinem Kopf spielen sich die wildesten Horrorszenarien ab. Ich zittere teilweise und schwitze wieder. Meist lege ich mich dann ins Wohnzimmer, nehme meine Medikamente ein und versuche irgendwie an etwas anderes zu denken. Irgendwann muss ich dann meist heftig weinen und fühle mich grausam. Über den Tag geht es dann meist auf und ab mit der Stimmung...ich kann dann mal 2 Stunden etwas arbeiten...dann muss ich wieder weinen. Unter Leute gehen ich schwer...macht mir oft Panik. Ich esse kaum noch und habe seit Anfang Januar fast 10kg abgenommen. Oft erbreche ich auch. Am Abend geht es mir dann meist wieder so gut dass ich alles machen kann...bis auf die Angst vor dem nächsten Morgen.

Anfang April habe ich einen Termin für ein Vorgespräch zur stationären Aufnahme in einer Psychotherapie Station. Ich habe den Termin bewusst so spät gewählt, da ich zuvor alles notwendige wegen alter Wohnung, Versicherung usw. geregelt haben will, um mich voll und ganz auf die Therapie konzentrieren zu können.

Heute bin ich dann bei der Recherche im Internet auf interessante Informationen zu meinem Medikament gestoßen. Ich habe in Rücksprache mit meinem Arzt die Dosis von 10mg Brintellix auf 20mg erhöht (eine Tablette morgens und eine am Abend). Seit dem so kommt mir vor sind die Symptome schlimmer geworden. Also versuche ich jetzt mal die Dosis zu reduzieren.

Etwas noch zu den möglichen Ursachen meiner Krankheit: Meiner Mutter litt ebenfalls unter Panikattacken und war auch stationär in Behandlung. Außerdem hatte ich, noch als ungeborener um Mutterleib, einen Schlaganfall.

Das ist jetzt meine Krankheitsgeschichte. Es hat schon mal gut getan es niederzuschreiben...hoffentlich liest es jemand und gibt mir Rückmeldung.

Gruß,

Mister K.

21.02.2017 01:03 • 16.06.2019 #1


24 Antworten ↓


Hallo!
Danke für Deine Geschichte.
Das mit den Chaosgedanken ist wirklich der Horror. Mir geht es ähnlich. Von morgens bis abends. Ein einziges auf und ab.
Aber Du schaffst jeden Tag und hast den Termin vor Augen. Das ist doch schon ein Ziel.
Weinen gehört dazu. Ich hatte auch schon richtige Weinkrämpfe. Egal wo. Bei der Freundin, beim Arzt...usw..Ich denke wenn es einem nicht gut geht darf man auch weinen..

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Lebenskrise durch Depression/Angststörung

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Da hast du aber früh schon Medikamente bekommen. Wurde denn vorher eine Gesprächstherapie versucht?

Ich bin seit 17 Jahren bei einer Psychologin. Es gibt Zeiten da geht es besser. Manchmal sogar Jahre...und dann kommt die Angst wieder. Man fällt in einen Alltag und beginnt wieder einiges in sich rein zu fressen. Man sagt zu allem ja und macht Sachen die man eigentlich nicht machen will..Und irgendwann reicht es und die Angst sagt STOP!
Ich denke wie Du auch dass ich das von meiner Mutter geerbt habe.

Hallo,
Danke für eure Rückmeldungen.

@Sascha1972 : Ja das interessante ist ich konnte vorher nur höchst selten weinen. Nur in wirklich extremen Ausnahmesituationen. Und nun tue ich es ständig. Heute z.B. kam Seasons in the Sun von Terry Jacks im Radio und schon war ich wieder eine halbe Stunde am flennen...

@Brandungsburg : Als ich 14 war hat man das zuerst mit der Schulpsychologin probiert. Das half etwas. Dann ein Jahr später hatte ich regelmäßig Sitzungen mit einer Diplompsychologin; das half mir so gut wie gar nicht...war nur schade ums Geld. Das erste das wirklich geholfen hat waren die Antidepressiva.

Also denkt ihr nicht dass das Nebenwirkungen vom Brintellix sind?

Ich habe jetzt das mit den 5mg seit vorgestern durchgezogen und es gibt keine Veränderung.
Und naja wenn doch mach ich mir eben wieder Vorwürfe ob es notwendig war zu kündigen aber ihr wisst ja wieder das ist...wenn man in der Probezeit länger als einen Monat krankgeschrieben ist bedeutet das sowieso fast automatisch dass man nach der Probezeit nicht übernommen wird...ging meinem Vorgänger ähnlich...
Man hat mir dadurch sogar Möglichkeit eingeräumt, nach der Reha wieder eingestellt zu werden. Meine Vermutung ist allerdings im Moment, dass ich eine so fordernde und verantwortungsvolle Arbeit nicht auf Dauer ausüben kann, da meine Psyche es einfach nicht zulässt.

Ich habe auch immernoch die Wort eines Arztes im Kopf bei dem ich das erste Vorgespräch hatte:
Wenn mein Körper mir sagt es ist zu viel dann ist es einfach zu viel...da kann niemand was daran ändern...

Gruß,
Mister K.

Hallo,
hier mal ein Update:
Ich bin jetzt seit 2.3. in einer Psychotherapiestation. Schon von Beginn an wurde meine gesamte bisherige Behandlung in Frage gestellt. Es handle sich nicht um eine Depression und auch die Behandlung mit Sertralin und Brintellix war falsch. Laut meinem behandelnden Arzt hier leide ich unter einer Persönlichkeitsstörung narzisstischer Natur.
In den letzten zwei Wochen ging es mir richtig gut. Dann war ich übers Wochenende das erste mal daheim und jetzt geht es mir mies. Ich hab außerdem heute zum ersten Mal nach 2 Wochen wieder ein Medikament bekommen nämlich 5mg Abilify.
Ich bin mir nicht sicher ob diese Verschlechterung meines Zustands von dem neuen Medikament oder vom Heimaturlaub kommt...ich hoffe jedenfalls dass es bald wieder besser wird und ich irgendwann wieder ohne Angst daheim sein kann.

Gruß,
Mister K.

Zitat von Mister K:
Am Abend geht es mir dann meist wieder so gut dass ich alles machen kann...bis auf die Angst vor dem nächsten Morgen.


Das geht hier vielen so. Man ist zufrieden den Tag geschafft zu haben. Das Problem sind daher die morgendlichen Angstgedanken. Ich fange dann meist an tierisch zu schwitzen. Zur Zeit nehme ich dann erst mal 0,5 mg Tavor. Dann geht es einigermaßen.

@petru57: Nimmst du die 0,5 Tavor morgens oder abends vor dem Schlafen?
Nimmst Du die regelmäßig oder nur bei Bedarf? Mir wurden die auch aufgeschrieben, aber
ehrlich gesagt, habe ich großen Respekt vor Tavor, da sie ja anscheinend sehr schnell abhängig machen.

Nehme die immer morgens gleich nach dem Wachwerden. Abends habe ich ja Mirtazapin. Nehme die Regelmäßig. Baue aber immer Zeiten ein wo ich die nicht nehme. Ich habe bisher aber auch sehr selten mehr als 0,5 mg genommen.

Vielleicht sollte ich das auch mal probieren, mit der Tavor. Allerdings hat sie mir nur 10 Stck. aufgeschrieben. Also nur für Notfälle.
Komme eben vom Arzt. Sagte ihr, dass es wieder kommt und täglich leider wieder schlimmer wird, trotz der 100mg Opipramol. Soll jetzt abends 100mg nehmen und morgens 50mg, da mich das Opipramol müde macht. BIn gespannt, ob das jetzt wieder besser wird.

Hallo!

Also auf Tavor kann man sich echt gut verlassen. Wirkt gut. Aber mein Arzt will sie mir nicht mehr verschreiben da sie ja abhängig machen. Um ehrlich zu sein ist mir das in einer heftigen Angst oder Panikattacke egal. Ich denk dann immer ich muss ja auch mein Leben lang Blutdruck und Schmerztabletten nehmen (die auch abhängig machen).

So ich seh das dann in akuten Situationen auch. Dann geht es leider nicht ohne Tavor. Wobei es mir dann besser geht, aber GUT ist auch nochmal was anderes. Ich kann dieses unsichere Gefühl kaum beschreiben. Mittlerweile habe ich das von morgens bis abends. Aber ich kann wenigestens soweit ganz gut schlafen und meine wichtigen Dinge erledigen.
Dazu kommt wohl auch eine Erschöpfung. Kennt das jemand von Euch? Dinge, die man zB. genau durchlesen muss, viel kleingedrucktes, Dinge in die man sich reinknien muss und sich konzentrieren muss, dass macht mir auch seit längere Zeit sehr zu schaffen. Am liebsten würde ich es weglegen, anfangen zu weinen oder gar einfach mal aggressiv zu werden, obwohl diese Emotion weniger zu mir gehört.
Ich habe für solche Dinge einfach keine Kraft und Geduld mehr. Wie soll das nur werden, wenn ich meinen neuen Job beginne? Kann mir hier jemand einen Rat geben?

Zum schlafen nehm ich das Mirtazapin. Und das ich über Tag fit bin nehm ich Sertralin. Und ausserdem noch Lyrica und Metohexal. Das soll mich munter machen. Aber das ist nur Theorie. Mir geht es ähnlich wie Dir. Ich muss mir die einfachsten Sachen mehrfach durchlesen um es zu kapieren. Ausserdem hab ich das Gefühl dass überall die Angst lauert. Hinter jeder Bewegung...schwer zu beschreiben. Ich hab viel viel geweint. Warum quäl ich mich im Prinzip mit den Ängsten so? Warum macht mein Verstand das mit mir? Warum kann ich nicht morgens auf die Arbeit und Abends nach Hause und am Wochenende mit Freunden abhängen? Ok, das letzte lässt sich erklären- Ich hab keine Freunde. Aber mit diesen Ängsten kann ich nicht arbeiten. Und nicht ausgehen. Rente mit 40? Hätte ich mit 30 nie gedacht. Sorry fürs ausheulen....

@sascha1972: Na dafür sind wir alle hier, also kein Sorry angebracht, alles gut.
Du gehst also gar nicht arbeiten? Das ist natürlich schlecht für Dein Selbstwertgefühl. Du lebst also von Krankengeld?
Was die Freunde betrifft, klar, da verliert man einige. Hat keiner Lust auf rumjammern und Probleme der anderen. Hast Du denn Familie?
Ich z.b. habe sogenannte Freunde verloren, aber durch meine Situation wunderbare neue Freunde dazugewonnen. Ich habe einen Couch, den ich leider selbst bezahlen muss und mache eine Angst-Therapie, die die Kasse bezahlt. Es ist sehr wichtig, dass du reden kannst.... Reden über Deine Probleme, das was Dich bedrückt und sehr wichtig, was Deine Psyche und Dein Körper gerade mit macht. Nur Medikamente sind keine Lösung. FÜr was nimmst Du lyrica? Das nimmt man bei Nervenschmerzen, soweit ich weiß. Bekam ich mal, als ich mit meiner Halswirblesäule schlimme Probleme hatte.
Machst Du denn ähnliches (Therapie, Klinikaufenthalt ..)

Hallo,
also ich bin mir echt nicht sicher ob diese Abilify die richtigen Tabletten für mich sind. Nach drei Tagen Einnahme kann ich nun nicht mehr durchschlafen. Ich wache im Stundentakt auf und der Morgen ist immernoch der blanke Horror. Erst ca. 1 Stunde nachdem ich sie eingenommen habe geht es mir besser. Zudem habe ich praktisch keinen Appetit mehr.

Hat jemand von euch Erfahrungen mit dem Medikament und weiß, ob das vorübergehende Symptome sind oder ob die bleiben?

Gruß,
Mister K.

Hallo Butzi!

Nein ich kann nicht arbeiten. Ich beziehe EU-Rente. Ich würde lieber arbeiten gehen. Aber die Ängste sind manchmal zu stark. Ich konnte nicht mal zum Gutachter 20 Km weit weg von zu Hause.
Lyrica nehm ich wegen Nervenschmerzen. Ich hab eine Intercostalneuralgie und muss 2 mal 200mg davon nehmen.
Ich hab Familie aber wie gesagt, keine Freunde. Das macht es schwierig. Ich weiß dass Medikamente keine Lösung sind, da das Problem ja irgendwie von mir selbst produziert wird, aber manchmal geht es nicht anders. Irgendwann muss ich versuchen ohne Krücken auszukommen.

Zitat von Sascha1972:
Ich konnte nicht mal zum Gutachter 20 Km weit weg von zu Hause.


Haben die dann die Begutachtung per Aktenlage gemacht?
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Hallo Petrus57!

Ja es wurde nach Aktenlage gemacht. Mein Hausarzt stellte zudem noch ein Attest aus. Aber ich hätte das lieber selbst erledigt.
Ist genehmigt bis Ende 2019. Vielleicht kann ich dann ja selbst zum Gutachter.

Ich hatte mich mit Tavor und Krückstock hingeschleppt.

Hallo Petrus57!

Dann bist Du besser als ich! Ich hatte es nicht geschafft.....

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Mira Weyer
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