Verwandtes Thema
Angststörung und Depression - kein Ende in Sicht?
Hallo zusammen, ich bin neu hier und habe mich nach etlicher Zeit des Mitlesens nun auch dazu entschlossen etwas zu schreiben, da ich mich gerade an einem Punkt in meinem Leben befinde, wo ich nicht mehr so recht weiter weiß.
In meinem Leben sind schon viele traurige Dinge geschehen aber ich versuche den Text trotzdem so kurz und strukturiert zu schreiben, wie es mir möglich ist. Zumal man an der Vergangenheit und den möglichen Ursachen ja ohnehin nichts mehr ändern kann.
Kurz zu meiner Person, ich bin männlich 27 Jahre alt und noch für 2 Monate Student. Derzeit schreibe ich an meiner Masterarbeit, gehe nebenbei arbeiten und habe Vorstellungsgespräche. Ich befinde mich derzeit in meiner zweiten kognitiven Verhaltenstherapie.
Meinem Problem einen prägnanten Ausdruck zu geben fällt mir gar nicht so leicht, da es sich meines Erachtens um ein multiples Krankheitsbild handelt.
Rückblickend würde ich heute sagen es hat mit ca. 17 Jahren durch eine Angststörung mit Panikattacken begonnen, ich bildete mir damals ein schwer krank zu sein und rannte von Arzt zu Arzt - ohne Befund. Der wirkliche Auslöser ist mir heute bekannt.
Die Symptome verschwanden als mein Leben wieder halbwegs in geordneten Bahnen verlief, bis zu dem Zeitpunkt der Abiturprüfungen. Aus ein durch mich selbst verschuldeten Grund rutschte ich wieder in die scheinbar überwunde Krankheit, nur diesmal war es noch schlimmer. Ich konnte zeitweise nicht mehr das Haus verlassen oder Auto fahren.
Dieser Zustand spitzte sich dann während des Grundwehrdienstes und zum Beginn des Studiums immer weiter zu und ich musste einsehen, dass ich da nicht mehr ohne Hilfe rauskomme. Gerade der Studienbeginn war für mich leider nicht, wie für viele andere, die schönste Zeit im Leben, sondern die schlimmste. Jeder Tag war eine Überwindung, mit dem Bus zur Uni, in den vollen Vorlesungssaal und die Mensa. Ständige Angst und Unwohlsein - es war eine einzige Qual für mich.
Nach langer Wartezeit bekam ich damals einen Therapieplatz und ich bekam die Krankheit zu einem großen Teil gebändigt, auch wenn sie nie vollkommen verschwand.
Was mich über die Jahre zusätzlich sehr belastet hat, war die Tatsache, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine richtige Beziehung mit einer Frau hatte, auf Grund meiner Probleme. Klar es gab ab hin und wieder die Gelegenheit dazu aber mit solchen Problemen hat man es gerade als Mann nicht einfach.
Mit 25 hatte sich dies dann glücklicherweise geändert. Ich hatte eine nette Frau kennengelernt die nach einigen hin und her eine Beziehung mit mir eingegangen ist. Leider beschloss ich damals für mich meine Probleme und meine Vergangenheit für mich zu behalten. Ich merkte allerdings schnell, dass die Probleme wiederkamen. Unwohlsein in der Disco, im Kino oder einfach nur in der Innenstadt aber ich wollte es nicht wahrhaben. Es dauerte nur 4 Monate und sie machte mit mir auf eine sehr unschöne Art und Weise schluss und gab mir quasi zu verstehen, dass ich beziehungsunfähig sei. Dabei hatte ich mir größtmögliche Mühe gegeben ihr zu gefallen und kam mir für diese 4 Monate das erste Mal in meinem Leben wie ein normaler glücklicher Mensch vor.
Leider musste ich nach nur 2 Monaten feststellen, dass sie bereits einen neuen Freund hatte. Bis dato konnte ich meine Trauer durch Arbeit und Ablenkung ganz gut unterdrücken aber wo ich das erfuhr riss es mir den Boden unter den Füßen weg.
Ich bin in ein ziemliches Loch gefallen, konnte nicht mehr schlafen und essen und war nur noch am Weinen. Ich habe mich versucht dagegen zu wehren, bin verreist, habe exzessiv Sport getrieben, habe viel mit Freunden und meiner Familie drüber gesprochen - aber es hat nichts geholfen. Ich musste mir eingestehen, dass ich schon wieder professionelle Hilfe brauche und das kam mir wie eine Niederlage vor. Der Gedanke, dass meine Ex Freundin so schnell Ersatz gefunden hat und jetzt ein glückliches Leben führt macht mich noch heute verrückt und das ist jetzt immerhin schon 17 Monate her. Ich gebe mir und meinen psychischen Problemen die Schuld dafür, man könnte sagen ich bin nicht mit mir im Reinen, ja es ist teilweise sogar Selbsthass.
In diesen letzten 17 Monaten ist viel passiert, ich bekam immer schlimmer werdende körperliche Symptome und rannte wieder von Arzt zu Arzt und ich kann heute mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass das alles psychosomatischen Ursprungs war.
Jedenfalls befinde ich mich nun mittlerweile schon seit 11 Monaten wieder in Therapie und habe das Gefühl ich trete auf der Stelle. Meine Ängste sind allgegenwärtig, ich stehe ständig unter Strom und habe negative Gedanken, die ich nur sehr schwer abstellen kann. Dies führt oft dazu, dass ich mich zu Hause zurückziehe und depressiv werde. Es wird dann manchmal so schlimm, dass ich schon Probleme habe das Haus zu verlassen, um einkaufen zu gehen. Ich fühle mich dann so unwohl und verängstigt, es ist wirklich beschämend.
Ich kann derzeit an nichts mehr Freude empfinden, selbst an Familienfeiern oder irgendwelchen anderen Partys für mich ist das derzeit einfach nur belastend. Die Arbeit bringe ich derzeit nur mit Mühe und Not hinter mich, aber auch da fühle mich immer sehr unwohl und angespannt. Ich bin allgemein sehr unsicher geworden und habe kein Selbstvertrauen mehr. Mir ist in letzter Zeit oft danach einfach nur zu weinen aber es geht nicht mehr, ich finde das Ventil dazu einfach nicht mehr.
Ich habe das Gefühl schon so viel Zeit verloren und Gelegenheiten in meinem Leben verpasst zu haben. Ich habe extreme Angst vor dem Berufseinstieg und weiß nicht ob ich der Sache mental gewachsen bin, genauso wie ich denke, dass ich nie in der Lage sein werde eine glückliche Beziehung zu führen, so viele es in meinem Freundeskreis tun.
Diese negativen Gedanken haben sich in letzter Zeit so intensiv angefühlt, dass ich zeitweise dachte es macht keinen Sinn mehr zu kämpfen. Ich weiß nicht ob ich es durchziehen würde aber ich habe schon Angst vor einer Kurzschlussreaktion.
Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll, um aus dieser Lage herauszukommen. Mein Kohärenzgefühl ist sozusagen nicht mehr vorhandenWas soll ich noch tun? Gruppentherapie? Weitere Konfrontation? Medikamente? Oder einfach warten, ob sich das Problem von selbst in Luft auflöst?
Es tut mir leid, dass es doch ein solch langer Text geworden ist. Ich wäre dankbar für ein paar aufmunternde Worte von Leuten die evtl. ähnliches erlebt haben und doch einen Weg herausgefunden haben.
18.09.2017 18:04 •
#100