Pfeil rechts
16

Schlaflose
Zitat von LenaPhobia:
Gibt es hier jemanden, bei dem sich das auch so auf die Arbeit bezieht und mit Weinen zu tun hat?

Also ich war 20 Jahre lang im Schuldienst und bin da öfters, auch vor Klassen, in Tränen ausgebrochen. Es war einfach der falsche Beruf für mich, weil ich eine soziale Phobie habe. Kritik oder Anfeindungen kann ich nicht aushalten und breche dann direkt in Tränen aus.

06.11.2023 17:12 • x 1 #21


Hotin
Hallo Lena,

Zitat von LenaPhobia:
ich hab ja bei meiner derzeitigen Stelle keine Angst, nur vor neuen Stellen,

Zitat von LenaPhobia:
Gibt es hier jemanden, bei dem sich das auch so auf die Arbeit bezieht und mit Weinen zu tun hat?


Deine Texte habe ich nun schon viele Male immer wieder gelesen.

Zitat von LenaPhobia:
also dass ich Angst habe, überfordert zu sein, sondern mit neuen Orten und dem Gefühl, dass ich nicht wegkann, wenn ich muss


Kann es sein, dass sich Deine Ängste gar nicht hauptsächlich auf Deine Arbeit beziehen?
Sehr vieles was Du schreibst, könnte darauf hindeuten, dass Du Dich auf neue Orte und
neue Menschen nicht sehr schnell einstellen kannst. Brauchst Du vielleicht viel Zeit, um
mit neuen Menschen vertraut zu werden?
Das würde dann auch erklären, warum Du noch überlegst, was es mit neuen Arbeitsstellen
zu tun hat.

Zitat von LenaPhobia:
Ich erinnere mich auch, dass ich diese schlimmen Panikattacken schon auf der Klassenfahrt in der Grundschule hatte

Zitat von LenaPhobia:
Reisen sind z.b. nur kaum drin

Auch hier sind es immer wieder neue Menschen auf die man sich einstellen sollte.

Zitat von LenaPhobia:
Ich bin zwar gern im Büro, könnte aber jederzeit gehen.


Wie gut kannst Du mit Menschen streiten? Wie gut kannst Du Nein sagen? Wie gut kannst Du
streiten?

Zitat von LenaPhobia:
Dabei komme ich mit Menschen eigentlich immer gut klar.

Mit allen Menschen? Und in fast allen Lebens- und Alltagssituationen?
Oder immer vor allem dann, wenn Du sie etwas besser kennst?

06.11.2023 20:02 • #22


A


Angst und Weinen bei der Arbeit

x 3


L
@Schlaflose Hallo, das klingt wirklich schlimm. Ich habe auch erst auf Lehramt studiert, aber in den Praktika dann gemerkt, dass es nichts für mich ist. Wie bist du dann damit umgegangen?
Liebe Grüße

08.11.2023 14:36 • #23


L
@Hotin Hallo, mhh, also ich meine damit, dass ich keine Probleme damit habe, auf Leute zuzugehen oder mit Smalltalk und Menschen gut einschätzen kann, sodass ich eigentlich wenig Konflikte habe. Ich würde sagen, dass ich mittlerweile gut Konflikte lösen kann und mit mit diesem Nein sagen kann ich mich wenig verbinden, weil ich Leuten gern helfe und wenn ich keine Zeit habe oder überfordert bin, dann fragt auch keiner. Nichstdestotrotz fühle ich mich bei Freunden natürlich wohler als bei Fremden. Aber ich hätte jetzt kein Problem damit, wenn 20 Leute in mein Büro kämen und mir bei der Arbeit zusähen, weil ich da ja vertraut bin und weiß,was ich tue

08.11.2023 14:44 • x 1 #24


Hotin
Zitat von LenaPhobia:
Ich würde sagen, dass ich mittlerweile gut Konflikte lösen kann und mit mit diesem Nein sagen kann ich mich wenig verbinden, weil ich Leuten gern helfe und wenn ich keine Zeit habe oder überfordert bin, dann fragt auch keiner.

Hallo Lena. Danke für Deine Antwort.

Meiner Meinung nach gehst Du auf wichtige Punkte gar nicht ein.
Zu meiner Frage, ob Du gut streiten kannst, gehst Du nicht ein.
Und das Du nicht Nein sagen brauchst, weil Du gern Menschen hilfst, ist auch keine klare Antwort.

Wie kommst Du darauf, dass Dich niemand fragt, wenn Du keine Zeit hast oder gerade überfordert bist?

Ich habe den Eindruck, dass Du einen bestimmten persönlichen Bereich in Deinem Denken
absichtlich schützst. Es ist aber nicht mein Ziel, Dich mit Macht an den Punkt zu führen, an
dem Du eventuell gern eine ausweichende Antwort gibst.

Daher beende ich erst einmal, Dir offensichtlich unangenehme Fragen zu stellen.
Darauf, dass Antworten aus dem Unterbewusstsein oft nicht weiterführen, hatte ich glaube ich
schon klar hingewiesen.

Viele Grüße
Bernhard

08.11.2023 17:33 • #25


Achtsamkeit
Liebe LenaPhobia

Ich habe lange über Dich und Deine Phobie nachgedacht und möchte Dir nun meine Gedanken zu Deinem Fall etwas erläutern.
Ich möchte vorausschicken dass diese Gedanken nur Ideen und Reflexionen sind, die ich daher gerne Deinem Urteil unterstellen möchte, ob diese Annahmen/Reflexionen etwas mit Deiner erlebten Realität zu tun haben könnten oder eben auch nicht

Zunächst einmal sehe ich Dich als sehr intelligente, gefühlvolle und insbesondere sehr sensitive Frau und Persönlichkeit. Diese Sensitivität scheint eine besondere natürliche Anlage in Dir zu sein, die Du von Mutter Natur mitbekommen hast. Ich könnte mir vorstellen, Deinen Ausführungen bzgl. Deiner Verzweiflung folgend, dass Du bisher allerdings nicht sehr viel damit anzufangen, keine Idee hast, wie Du diese Gabe zu Deinem Nutzen sogar utilisieren könntest.

Zitat von LenaPhobia:
Das ist mir so peinlich und ich hasse mich so dafür. Dabei könnte ich egtl vieles gut, aber das zerstört mir mein ganzes Leben.


Diese Deine natürliche Anlage, Deine Sensitive Natur, dieses an sich doch sehr schöne Geschenk, eher, bzw. mehr als Hindernis und manchmal sogar als lebensbedrohlich betrachtest, ja Dich sogar dafür hasst, als denn als Gabe zu verstehen und somit aus einem positiven Blickwinkel zu betrachten. Als eine besondere Gabe, die es Dir ermöglicht bestimmte Situationen in ihrer/einer besonderen Tiefe zu erfassen, was anderen Menschen u.U. völlig verschlossen bleibt

Dadurch, dass Du dich in bestimmten Situationen von den Gefühlen die in Dir aufsteigen überwältigt fühlst, könnte, zumindest aus meiner Sicht, der eigentliche Kontrollverlust sein vor dem Du Dich fürchtest.

Konkret: Dass andere Dich als nahe am Wasser gebaute Heulsuse erleben, die Du eigentlich gar nicht sein willst, weil das in unserer von Klischees, Kontroll- und Selbstoptimierungs-Wahn geprägten Gesellschaft einfach unschicklich, als Schwäche interpretiert und gerade im Geschäftsleben als infantil angesehen, abwertend sich auswirkt und damit absolut verpönt ist......

Dieser, in sich und in Tat und Wahrheit, Versuch der zwanghaften Selbstverleugnung Deiner Selbst, dem was Du bist, setzt in Deinem Geist wiederum Prozesse in Gang, die dann wieder zu anderen Problemen wie der von Dir beschriebenen Panikattacken führen.
Die bereits vorauseilenden Erwartungsangst (= die Angst vor der Angst), dass Du wieder versagen wirst. Mit dieser Selbsterfüllenden Prophezeiung oder erlernten Hilflosigkeit gar nicht anders kannst als zu versagen und das immer ganz genau dann wenn es drauf ankommt. Ein Teufelskreis

Du hast Dich innerlich ggf. schon auf Versagen programmiert. So gut, dass es zu einem automatisierten Bestandteil Deines Verhaltens, zu einem Deiner dich (und uns alle) unbewusst lenkenden persönlichen (nicht mehr in Frage gestellten) Glaubenssätze geworden ist.

Der Unterschied von Emotion und Gefühl:

Weinen und die damit verbundenen Tränen sind Ausdruck starker, ja überwältigender Gefühle, die Reaktion darauf eben Emotion pur, eine körperliche Reaktion auf Gefühle die in uns aufsteigen, sich unserer bewussten Kontrolle entziehen und sichtbar werden für das Umfeld. (Gestik, Mimik, Erröten, Schauer über den Rücken, bleich werden usw. usf.)

Tränen, wie in Deinem Fall, können Ausdruck sowohl grösster Freude, (Be-)Rührung als auch Trauer und nicht zuletzt Zorn/Wut sein. In Deinem Fall gar ein Mix verschiedener Gefühle wie Trauer über das (vermeintliche) Versagen, die darauf folgende Wut auf Dich selbst und die Ohnmacht Dich jetzt nicht unter Kontrolle zu haben bzw. bringen zu können.
Mehr Verstärker dieser Abwärts gerichteten Spirale kann ich mir kaum vorstellen.

Die Emotionen haben Dich deshalb derart im Griff, weil Du, aus meiner Sicht, Dir nicht darüber bewusst bist was die dahinter stehenden Gefühle sind, bzw. diese Gefühle nicht beschreiben u.o. zulassen kannst/willst un d stattdessen unterdrückst.
Diesem Druck, der sich innerlich aufbaut wie in einer Magmablase eines Vulkans, aber kann kein Mensch auf Dauer standhalten. Irgendwann kommt es zum Ausbruch. In diesem Fall der Tränen.

Als Kind weinte ich auch viel, es war mein Kanal für oben genannte Gefühle, für die ich damals keinen andere Weg fand sie zu kompensieren und vor allem, abzureagieren. Einem kleinen Kind gesteht man das noch zu, einem Erwachsenen hingegen, insbesondere in der Öffentlichkeit (leider) nicht mehr.
Daher kann ich Dir absolut nachfühlen wie Du Dich nun als Erwachsene damit fühlst.

Dass Du damit, mit Deinem Problem, längst nicht alleine bist, ja auch Prominenz davor nicht gefeit ist, möchte ich Dir sagen, dass sogar selbst Bismarck, bekannt als absolut beherrschter Politiker und Tough Guy, zuweilen Weinkrämpfe hatte und in Teppiche biss, wenn er glaubte alleine zu sein.....

Ich vermute, Du möchtest Deine Sache immer gut, ja (vielleicht zu) perfekt machen. Du investierst, ohne dass Dir das in dieser Form bewusst ist, sehr viel Energie in Deine Arbeit und Projekte. Diese Energie erwartet allerdings auch unbewusst immer einen Return on Investment. Wird uns dieser versagt, so überkommt uns ein Gefühl der Trauer. Mal mehr mal weniger; immer abhängig davon, wieviel Energie wir in die Sache investiert haben.

Wenn man dann damit scheitert oder nur schon durch das Feedback des Umfeldes das Gefühl bekommt gescheitert zu sein, dann kommt das steigt das Gefühl der Trauer in uns auf. Und je stärker die Trauer desto grösser die Wahrscheinlichkeit der unkontrollierten Emotionsentladung.

Ich bin ja schon ein beherrschter Mensch, aber als einmal die Software auf meinem Laptop/PC bei der Erstellung eines enorm umfangreichen Berichtes für einen wichtigen Kunden mir auf einmal mitteilte, dass das Programm leider aufgrund eines unerwarteten Problems geschlossen werden muss und die Autospeicherfunktion nicht mal ein post-mortem file generiert hatte, habe ich so dermassen mit der Faust auf den Tisch gehauen, dass das Laptop einen Satz auf dem Tisch gemacht hat. Die Worte die ich dabei sprach vergessen wir am besten auch gleich. Ich habe getobt vor Wut!

Gefühle und Emotionen zu haben ist keine Schande sondern absolut menschlich, zutiefst menschlich. Macht uns zu Menschen, denn wir sind Lebewesen und keine kalten, gefühllosen Roboter

Bei Dir scheint auch das Gefühl der (erlebten) Ohnmacht auch sehr stark zu sein. Besonders an Orten die Dir suggerieren dem Schicksal hilflos und ohne Eigenkontrolle/Eigenmacht ausgeliefert zu sein.
Von Krankenhäusern oder unbekannte dunkle Orte sind hierbei von Dir genannt worden, die offenbar als Bedrohung Deiner Freiheit der Entscheidung wie gar des Lebens selbst wahrgenommen werden.
Gerade im Krankenhaus, einer Klinik wo man sich anderen, dem Pflegepersonal und/oder den Ärzten hilflos ausgeliefert wähnt oder ist, wo u.a. Leute auch hingehen um zu sterben.
Bemächtigt sich Deiner in diesen Momenten und an diesen Orten u.U. die unbewusste Angst vor dem Unabwendbaren, dem Tod.... fühlst Du Dich ausgeliefert, was dann zur von Dir erwähnten Panik führt. Das obwohl objektiv nicht der geringste Anlass dazu besteht.

Da Du offensichtlich keine traumatischen Erlebnisse in der Kindheit (gute Familie) hattest, scheint es eine natürliche Anlage Deiner Persönlichkeit zu sein, eben sehr sensitiv auf Veränderungen und (vermeintliche) Bedrohungen zu reagieren.
Hast Du ein starkes natürliches Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle, das dem Profil (nach Riemann) zwanghaft veranlagter Menschen zugerechnet werden kann, die auch sonst mit der Reaktion auf Veränderungen so ihre Mühe haben.

Stellt man das was sie geleistet haben in Frage oder gar in Abrede werden sie, das sie enorm viel Energie investieren in das was sie tun, in ihrem Innersten, ihrem Kern getroffen. Entsprechend stark sind dann oft die Gefühle und Emotionen die aus ihnen herausbrechen.

Zu Deinen besonderen Stärken, so könnte ich mir vorstellen, gehören u.a. Planung u./o. Ordnung in bestehendes Chaos zu bringen u./o. Strukturelles arbeiten.
Bist darüber hinaus auch gesellig und engagiert sowie fähig mit anderen zusammenzuarbeiten, sprich findest schnell Deinen Platz im Team. Bist auch bereit Dich ein- und wenn es sein muss auch bereitwillig unterzuordnen.

Was in Deiner Entwickung bisher vielleicht etwas zu kurz kam ist die Entwicklung einer soliden Frustrationstoleranz.
In Dir die Erkenntnis (noch) zu wenig reifen konnte, dass nicht alle Menschen das was Du tust und leistete auch gut finden können und auch nicht müssen.
Dass andere Menschen eben eine andere Meinung und Sicht auf die Dinge und andere Erwartungen im und an das Leben, die Menschen um sie herum haben, die sich sogar diametral Deinen Meinungen und Erwartungen entgegenstellen können und auch werden.

Es wäre daher vielleicht für eine Erweiterung Deines Spektrums hilfreich, die Meinungen der anderen als hilfreiches Feedback zu sehen, wie Du Deine Arbeit noch verbessern kannst, anstatt Dich und Deine Leistung, gar als Person und Persönlichkeit sofort in Frage gestellt zu sehen.
Mach Dir insbesondere in Situationen in denen nicht Du als Person sondern eine Arbeit/ ein Werk von Dir der Kritik (was eigentlich im ursprünglichen Sinne eine Bewertung darstellt die immer subjektiv ist) ausgesetzt bist bewusst, dass die Anderen eben die Anderen sind und eben nicht so wie Du denken und handeln. Das wäre schon einmal ein kleiner wie grosser Schritt.

Wäre es eine Option für Dich Dir einfach bewusst zu machen, was Du im Hier und Jetzt fühlst?

Die Gefühle in Dir einfach nur mal zuzulassen. Inne zu halten, in Dich hinein zu hören, was Deine Seelenstimme Dir jetzt unbedingt sagen/mitteilen möchte?

Erst dann, wie eine Person von aussen, zu bewerten, ob es sich tatsächlich um eine reale Bedrohung handelt oder nur eine surreale, die Du und Dein innerer Quatschi nur in Deinem Geist zusammengebastelt/katastrophiert hat?

Was, meinst Du würde das für die Abfuhr des inneren Drucks bedeuten der immer in Dir aufsteigt und sich dann irgendwann, zu allem Elend, auch noch unkontrolliert Bahn bricht wenn Du es am allerwenigsten gebrauchen kannst?

Was denkst Du zu diesen meinen Gedanken?

In diesem Sinne ganz liebe Grüsse sendet, sowie viel Inspiration und einen entspannten Abend wünscht Dir von Herzen
Achtsamkeit

08.11.2023 18:47 • #26


Schlaflose
Zitat von LenaPhobia:
Wie bist du dann damit umgegangen?

Ich habe mich 20 Jahre lang durchgequält. Das Schlimmste bei der Sache waren die extremen Schlafstörungen, die ich vom ersten Arbeitstag an hatte. Die ersten Jahre habe ich mich mit Schlaftabletten über Wasser gehalten, dann fing ich mit schlafanstoßenden Antidepressiva an. Damit ging es halbwegs, aber gegen Ende bekam ich immer häufiger Nervenzusammenbrüche und war mehrmals länger krank geschrieben, am Ende fast ein Jahr. Dann bekam ich zum Glück das Angebot, ans Ministerium in die Verwaltung zu gehen. Da bin ich seit 12 Jahren.

08.11.2023 21:07 • x 1 #27


L
@Hotin Ich finde es etwas anmaßend, so über Fremde im Internet zu urteilen.

09.11.2023 20:19 • #28


L
@Schlaflose Das klingt wirklich zermürbend, aber ich freue mich, dass du etwas anderes gefunden hast! Ich finde es aber auch beeindruckend, dass du es 20 Jahre geschafft hast. Ob das jetzt der richtige Weg ist, ist eine andere Sache, aber das ist ja auch enorm, eine so lange Zeit sowas durchzuhalten. Ich bin leider kaum leidensfähig. Das kann manchmal gut sein, dass man z.B. früher etwas besseres findet, aber ich würde mir wünschen, dass ich auch unangenehme Sachen länger durchhalten könnte. Danke für deine Antwort jedenfalls

09.11.2023 20:22 • #29


L
@Achtsamkeit Hallihallo,
erstmal ganz vielen Dank für deinen durchdachten und tiefgehenden Beitrag. Ich kann bis zu dem Thema Es wäre daher vielleicht für eine Erweiterung Deines Spektrums hilfreich, die Meinungen der anderen als hilfreiches Feedback zu sehen, wie Du Deine Arbeit noch verbessern kannst, anstatt Dich und Deine Leistung, gar als Person und Persönlichkeit sofort in Frage gestellt zu sehen. alles so unterschreiben. Ab da an, wird es etwas schwierig, wobei es nicht unbedingt falsch ist, was du schreibst. Ich habe eigentlich (bis auf in einem Job und da konnte keiner etwas richtig machen) kaum negative Kritik im Arbeitsleben bekommen. Also nichts Schlimmes, außer Anmerkungen wie hier und da noch mal dran feilen und suche auch immer Rat, wenn ich mir unsicher bin (was ich aber auch erst erlernen musste). Deswegen habe ich hier erst gestockt, aber ohne konkrete Beispiele nennen zu können, ist es natürlich richtig, dass ich Angst vor negativen Bewertungen habe. Ob jetzt arbeits- oder persönlichkeitsbezogen. Das kennen wir ja vermutlich alle, dass man sich manchmal fragt, warum man möchte, dass Person xy einen mag, obwohl man die Person selbst nicht mag...
Am Ende wird es für mich etwas schwierig, genau zu verstehen, was du meinst, auch wenn mir Achtsamkeit ein Begriff ist. Kann ich es so verstehen wie in einer Exposition, dass man die Gefühle nicht wegdrücken und sich ablenken soll, sondern sie sich in jeder (bedrohlichen) Minute bewusst machen soll und sich dann vielleicht auf Dauer der Schrecken verliert?

Hach, wenn man doch manchmal den Kopf komplett ausstellen könnte..

Liebe Grüße und Dank
Lena

09.11.2023 20:35 • x 1 #30


Hotin
Zitat von LenaPhobia:
Ich finde es etwas anmaßend, so über Fremde im Internet zu urteilen.

Ich weiß leider nicht, was Du meinst.
Vielleicht erklärst Du mir bitte mal, was ich falsch gemacht habe.

09.11.2023 20:39 • #31


Achtsamkeit
Liebe Lena

erst einmal vielen herzlichen Dank für Deine Rückmeldung.

Heute hatte ich einen anstrengenden Tag und bin etwas zu müde, um Dir ausführlicher zu antworten.

Doch ich sehe welch sinn- und wertvollen Gedanken Du dir schon dazu gemacht hast und werde Morgen darauf eingehen. Versprochen

Bis dahin wünsche ich Dir einen entspannten Rest des Abends, einen erholsamen Schlaf und einen guten Start in den neuen Tag

Ganz liebe Grüsse
Achtsamkeit

09.11.2023 20:55 • x 1 #32


L
@Achtsamkeit Verstehe ich, ich werde hier auch gleich rausgehen und mal schauen, ob es einen guten Film gibt
Dir auch einen schönen Abend und du kannst mir auch erst in Tagen irgendwann antworten!

09.11.2023 21:07 • #33


Achtsamkeit
Liebe Lena

Ich möchte hiermit mein Versprechen einlösen und Dir auf Deine Ausführungen und Fragen eingehender antworten.

Zitat von LenaPhobia:
Am Ende wird es für mich etwas schwierig, genau zu verstehen, was du meinst, auch wenn mir Achtsamkeit ein Begriff ist.


Achtsamkeit bedeutet nicht nur, dass wir gegenüber anderen achtsam sind sondern auch uns selbst gegenüber.
Konkret: Darauf achten was in uns in ganz konkreten Situationen vorgeht, welche Gefühle in uns aufsteigen.

Unser Gehirn ist so konstruiert, dass es aus erlebten/vergangenen Erfahrungen Muster bildet, die durch bestimmte Schlüssel-Reize unserer Sinneswahrnehmungen dann immer wieder getriggert werden und uns automatisch, so wie wir es einmal gelernt und verinnerlicht haben, reagieren lassen. Werden zu zu sog. Automatismen, die sich unserer bewussten Wahrnehmung entziehen, so wie das Kuppeln und Schalten im Automobil, wenn wir das Aufheulen des Motors hören wenn wir in einem zu kleinen Gang fahren der beim Beschleunigen wir einen Gang höher schalten. Müssten wir ständig erst unser Bewusstsein einschalten bei allem was wir tun, wir würden nichts gebacken kriegen oder irgendwann wahnsinnig werden ob der Menge an Überlegungen die wir ständig anstellen müssten. So gesehen ist das ein Riesen Vorteil fürs Überleben gewesen wenn wir an die gnadenlose Urzeit denken, in der der Mensch als Mängelwesen noch mehr Beute als Jäger war.

Gleichzeitig sortiert, unterscheidet und selektiert das Gehirn unbedeutende und bedeutende Signale aus der Umwelt. Das was in unserem Bewusstsein ankommt (50 KByte/Sek) ist nur ein verschwindender Bruchteil dessen was an Sinneswahrnehmung jede Sekunde (100 MByte/Sek) auf unser Gehirn einströmt.

Diese Automatismen haben etwas von Instinkten, die auch die Kreatur zu einem bestimmten Handeln veranlasst, oder besser, eben ohne ein Bewusstsein, über welches wir Menschen verfügen, dazu zwingt, wenn bestimmte Reize auf dessen Wahrnehmung einfliessen. Wie zum Beispiel der unmittelbar einsetzende Jagdinstinkt wenn Beute sichtbar/gewittert wird oder der Fluchtinstinkt bei allem was ihm unbekannt und/oder grösser, schlichtweg bedrohlich ist, erscheint oder nur sein könnte.

Wir können uns meist, bei den alltäglichen Dingen auf diese angeeigneten Muster/Automatismen verlassen, wenn die äusseren Bedingungen und Umstände auch stets dieselben sind. Wenn wir z.B. mit dem Auto immer auf der gleichen Strecke zur Arbeit fahren steht uns dann sogar Zeit und Muße zur Verfügung über völlig andere Dinge nachzudenken oder uns mit den Beifahrern zu unterhalten, während unser innerer Autopilot das Auto trotzdem sicher von A nach B lenkt.

Schwierig wird es erst dann, wenn die Strasse plötzlich, z.B. durch einen Unfall, gesperrt ist und wir unvermittelt einen neuen uns u.U. sogar völlig unbekannten Weg machen müssen, um pünktlich an die Arbeit zu kommen. Dann reichen die vorhandenen Muster im Kopf ggf. nicht mehr aus, um die Situation zu bewältigen. Es entsteht plötzlich unangenehme Unsicherheit wie diese Situation denn nun möglichst in Sicherheit verwandelt werden könnte.
Ohne unser Bewusstsein dazu zu schalten, nachzudenken und dann am Ende eine wohlüberlebte Entscheidung zu treffen, wird uns das nicht gelingen.
Ohne in neuen Situationen uns von den Automatismen in unserm Kopf zu lösen und unser Bewusstsein und den Verstand einzuschalten, drohen wir in ein Loch gar der Angst anheim zu fallen, sind und bleiben wir in der Situation gefangen, wenn wir uns von der Situation sozusagen paralysieren lassen. Fallen in eine gedankliche Schockstarre.

Fragen wir dann nur nach aussen gerichtet, gar die himmlischen Kräfte, die Götter bemühend: O mein Gott! Was soll ich nur tun?, dann werden wir wohl lange auf eine Antwort warten müssen, wenn wir auf diesem Weg denn überhaupt jemals eine bekommen.

Frage wir uns hingegen nach innen gerichtet: Hm, was könnte ich tun? Welche Alternativen gibt es?
Dann erscheinen uns meist viele Dinge vor dem geistigen Auge. Im Falle des Unfallstaus z.B.:

1. Den Chef oder die Kollegen anrufen, dass ich im Stau eines Unfalls stecke und weder vor noch zurück kann. Dann weiss im Betrieb wenigstens jemand Bescheid und wird so unnötiger Ärger und überflüssige Diskussionen vermieden.
2. Den Kunden anrufen, dass man den vereinbarten Termin leider nicht halten kann und es später wird.
3. Einen Polizisten an der Unfallstelle fragen ob es eine alternative Route/Umleitung gibt.
4. Das Navi im Handy einschalten das mit den aktuellen Verkehrsmeldungen u.U. weitaus aktueller ist als das Navi an Bord und mir bereits eine Umfahrung empfiehlt.
5. ........usw. usf.

Gerade dann, wenn wir fühlen völlig überwältigt, vereinnahmt, gar paralysiert zu werden, ist es wichtig dieses Gefühl zuzulassen und wahrzunehmen. Erst einmal tief durchatmen und sich die Zeit zu nehmen, die Stille zu ertragen, sich selbst in diesem Moment zu fragen:

Was passiert hier gerade wirklich? (Die Sache/Sachlage in den Vordergrund stellen.)

Was macht das gerade mit mir? (Warum triggert das (immer wieder) meine (schlechten) Gefühle, erschüttert mich das bis ins Mark?)

Bin ich als Person tatsächlich betroffen und, wenn ja, wie und warum? (Nehme ich das jetzt (zu) persönlich?)

Ist es jetzt wirklich sinnvoll mich jetzt voll und ganz meinen Gefühlen hinzugeben, mich sprichwörtlich gehen zu lassen?

Oder wäre es besser mir meine (schlechten) Gefühle zwar zuzugestehen, sie als Warnung wie Wegweiser der immer gleichen Sackgasse wahrzunehmen und zu verstehen, aber dann daraus eine von meinem bewussten Verstand geleitete, angemessene Reaktion zu entwickeln, sprich die Macht über mich selbst wieder zurückzugewinnen?

Diese Fragen kommen dem Grundsatz gleich den Viktor Frankl einmal so ausdrückte:

Man muss sich auch von sich selbst nicht (immer) alles gefallen lassen!

Es gibt zwei Ängste die als die Ur-Ängste des Menschen bezeichnet werden könnten, wo alle übrigen ihren Ursprung haben/nehmen:

1. Die Angst vor dem Tod.
2. Die Angst vor dem Verlassen-Sein, der Ablehnung.

Ausser uns Menschen weiss kein Wesen auf Erden, das es irgendwann sterben muss. Alleine schon die Tatsache, dass wir irgendwann alle dem Unausweichlichen gegenüber stehen, treibt manche Menschen in den Wahn.
In diesem Wahn vergessen sie oft vollständig überhaupt zu leben und meiden jede Regung und Zuwendung zum Leben in ständiger Angst sterben zu müssen. Doch sei genau hier die Frage erlaubt, was für ein Leben sie dann überhaupt verlieren wenn sie nicht dazu imstande sind, ja es noch nicht mal erleben wollen oder besser können?

Das Leben ist lebensgefährlich und endet tödlich meinte einmal vor ein paar Jahren ein Psychologe in einem Interview.
Und so recht er damit hatte ist es ebenso wichtig das/sein Leben auch zu leben, denn man hat nunmal nur eines, das mit jedem Jahr, jedem Tag, jeder Stunde und jeder Sekunde unaufhaltsam dem Unabwendbaren entgegen geht.
Somit, dem schönen Ausdruck von George Carlin, folgend es also wesentlich mehr Glück auf dem Lebensweg zu erleben geben dürfte wenn man sich die Frage stellt:

Wäre es nicht besser anstatt dem Leben immer mehr Jahre, den Jahren mehr Leben hinzuzufügen?

Fast ebenso schlimm trifft uns die Angst vor dem Verlassen-Sein, der Ablehnung. Sie ist in der Vorhalle der Angst vor dem Tod anzutreffen. Denn Ablehnung zu erfahren, ausgestossen und verlassen werden, das ist in uns allen, als durch und durch soziale Wesen, angelegt, bedeutete in rauher Vorzeit den sicheren Tod.

Ich möchte nicht allzu sehr spekulieren, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Du, auch wenn es Dir vielleicht nicht mehr bewusst ist, Du dich nicht mehr daran erinnern kannst, dass Du dich einmal zutiefst allein, verlassen, hilflos und ohnmächtig dem Schicksal ausgeliefert gefühlt hast. Das könnte sogar noch vor Deiner Bewusstwerdung geschehen sein. Ein sog. Schlüsselerlebnis hattest, das sich tief in Deiner Psyche verankert hat und noch immer unbewusst präsent ist.

Das Kind das sich damals von allen verlassen, sich völlig allein, hilflos mit seiner Trauer oder Verzweiflung allein und im Stich gelassen fühlte, drängt nun in genau den Situationen wieder ans Tageslicht die Du beschrieben hast.
Werden die Muster von damals wieder getriggert, was u.U. zu denselben Gefühlsausbrüchen/Emotionen führt wie damals als Du keine anderen Möglichkeiten hattest all das zu kanalisieren bzw. zu kompensieren.

Erinnert mich Dein Symptom an ein Kleinkind dem sich meine liebe Frau und meine Wenigkeit neulich auf dem Jahrmarkt annahmen. Das mutterseelenallein auf dem Bürgersteig stand, nach seiner Mama schrie so laut es nur konnte, dabei Rotz und Wasser geheult, ja kaum mehr Luft dadurch geholt bzw. bekommen hat. So etwas, solch ein traumatisches Erlebnis kann tiefe Spuren in der kindlichen Seele hinterlassen, die es zwar irgendwann vergessen und verdrängt hat, doch nichtsdestotrotz lange nachhallen können ohne dass ihm das selbst jemals erklärlich ist.....

Zitat von LenaPhobia:
Kann ich es so verstehen wie in einer Exposition, dass man die Gefühle nicht wegdrücken und sich ablenken soll, sondern sie sich in jeder (bedrohlichen) Minute bewusst machen soll und sich dann vielleicht auf Dauer der Schrecken verliert?


Es ist, weil weder Du noch ich jemals wissen können was genau der Auslöser all dessen ist, daher absolut SINN-los weiter im Nichts zu bohren oder darüber zu spekulieren oder gar sich in Schuldzuweisungen zu verlieren, was das genau, was der Auslöser war.

Ebenso sinnlos wie darüber zu spekulieren und sich daran festzubeissen warum und wer den blöden Nagel auf die Strasse geworfen oder verloren hat, der gerade meinen Reifen inkl. Felge ruiniert und meine Fahrt abrupt und unerwünscht unterbrochen hat.

mist happens! ;-)

Fakt ist: Dass Du heute eine ausgewachsene Frau bist. Mit Fähigkeiten und Fertigkeiten die das des damals verletzten Inneren Kindes bei weitem überragen!
Eine intelligente Frau mit akademischer Bildung die auf dem Weg ist ihren Doktortitel zu bekommen.

Bedeutet im Klartext, dass Du mit kognitiven Fähigkeiten, einem Verstand ausgestattet bist die/der es Dir (eigentlich) leicht machen sollte/n zu erkennen, dass es, wie Du es selbst ja schön beschreibst, eigentlich keine konkrete Bedrohung (mehr) gibt.
Dass Du (ich denke mir) wertvolle Freunde und Studien-Kollegen hast, die Du jederzeit kontaktieren kannst wenn es Dir schlecht geht und/oder ihren Rat benötigst oder Dir wünschst.

Wie beim Gitarre spielen oder jegliche sonstige Fertigkeiten die man sich aneignen möchte, muss man sich der Lern-Situation aussetzen. Und zwar bewusst. Wer auch immer z.B. ein Instrument spielen lernen, es gar zur Virtuosität im Spiel und Umgang mit Noten wie Instrument bringen will, wird niemals darum herum kommen tagtäglich zu üben.

Bei Dir sind es die Gefühle die in Dir aufsteigen mit denen Du (noch) nicht umzugehen weisst wie eben ein Virtuose dieses Fachs.

Daher hast Du, um zum Schluss meiner Ausführungen zu kommen, Dir die Antwort oben ja selbst schon gegeben.
Das zeigt und bestätigt mir wie klug Du doch bist.
Indem Du Dich diesen Situationen aussetzt, lernst Du Deine Gefühle in jeder dieser Situationen immer besser wahrzunehmen.
Kannst sie hoch lassen, sie Dir bewusst machen.
Musst, ja kannst Dich auf diesem Weg Deinen Gefühlen gar nicht ausliefern wie bisher.

Behältst und beherrschst so stets Deine Eigen-Macht.

Je mehr Du dich darin übst, mit u.a. der oben angebotenen Selbst-Befragung, desto schneller wird sich der Schrecken in diesen Situationen verlieren.
Denn Du kannst fortan mit Verstand aufgrund Deines Bewusstseins auf Deine Gefühle antworten und bewusste Entscheidungen treffen.
Versöhne Dich mit Deinem verletzten Inneren Kind, indem Du ihm mitteilst:

Du bist nicht mehr allein! Ich bin immer für Dich da!

Und wenn Du mal wieder weinen möchtest, dann nimm ich Dir das nicht übel.
Lass es einfach raus und heul solange und soviel Du nur kannst damit die Tränen zu einer wahren Überschwemmung führen und mit ihr all der Müll der Vergangenheit ein für allemal in den Abfluss des Verzeihens gespült wird!

In diesem Sinne ganz liebe Grüsse sendet, Inspiration und inneren Frieden wünscht Dir von Herzen
Achtsamkeit

10.11.2023 16:54 • x 2 #34


A


x 4





Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Mira Weyer