Pfeil rechts

M
Hallo,

manche haben halt nicht so viel zeit um zu arbeiten, zb. wegen der eigenen Familie oder pflegebedürftige Personen im Haushalt. Wenn du nur Teilzeit arbeiten gehen möchtest hast du bestimmt deine Gründe. Wo ich mich beworben hatte auf einer Online Jobbörse habe ich mich auch für Teilzeit entschieden und arbeite dort immer noch. Ich denke mal nicht das die Arbeitgeber ein Problem damit haben, sie bieten das ja nicht umsonst an.

Mit freundlichen Grüßen

Markus

21.01.2011 15:58 • #21


P
Hallo Falco,

Versuch mal deinen inneren Druck etwas abzubauen Kaum einer kann ALLES leisten was in einer Stellenanzeige gefordert wird. Die Firmen schreiben ja auch ihren absoluten Wunschtraum aus. Das Alles musst du nicht erfüllen, es wäre nur gut wenn du den Großteil dessen liefern könntest nach dem gefragt wird - das ist auch schon positiv.
Und verabschiede dich von dem Gedanken dass du nach dem fertigen Studium sofort was finden musst/sollst/kannst. Mein Freund hat Informatik studiert und sein Diplom mit Auszeichnung und der Note 1,1 überreicht bekommen - und hat danach trotzdem ein halbes Jahr nach einer Stelle gesucht die zu ihm gepasst hat.

Deine Sorgen und Ängste im Bezug auf Anforderungen, Wegziehen, Entwurzeln etc. pp. sind außerdem berechtigt, und auch ganz normal für Jemanden der die heile Uniwelt verlässt und sich plötzlich mit der rauen Job-Realität konfrontiert sieht. Das macht Angst, lähmt oft auch.
Aber du musst nicht Daheim sitzen und über all das nachgrübeln - du kannst nebenbei z.B. Praktika machen, wenn die scheinbar öfter gefordert werden, und genau die Dinge dir aneignen die dir bei manchen Stellenanzeigen fehlen. Das wär doch auch ne Idee. Dann grübelst du nicht so viel nach sondern bist aktiv und verbesserst dabei auch noch deine Chancen.

Und zu guter Letzt: Klammer dich nicht so sehr an deinen Heimatort fest. Das macht man als junger Mensch oft aus falschen Gründen. Ich wohn auch seit 23 Jahren in ein und dem selben Kaff und seh jeden Tag die gleichen Gesichter und ich merke dass mich das in meiner Entwicklung gerade zurück hält. Jetzt zieh ich 500km weit weg von Zuhause und studier da weiter - und freu mich darauf. Es ist inzwischen ganz normal dass man für nen Job umziehen muss. Mein Onkel musste letztes Jahr nach Hannover ziehen, nun zieht er schon wieder um, diesmal nach Hamburg. Mein Freund ist für nen guten Job 500km weit weg gezogen von Zuhause. Und bei einer Freundin von mir wurden letztens in der Firma 200 Mitarbeiter vor die Entscheidung gestellt: Kündigung oder mit der Firma nach Peru! Andere Mitarbeiter hatten Glück, die mussten nur von Bochum nach Köln ziehen. Ein Kumpel von mir ist für bessere Karrierechancen von Duisburg nach München gezogen. Es ist nicht mehr so wie man das von den Eltern kennt dass Lehre und Ausbildung und Schule und Arbeit in ein und der selben Stadt erfolgen.
Es ist leider so dass man inzwischen ganz flexibel sein muss. Aber ich find das in der heutigen Zeit auch nicht mehr schlimm. Man kann ja immer noch telefonieren, chatten, oder Heim fahren/fliegen wenn man Heimweh hat. Also, sieh die Sache mit dem Wegziehen nicht so negativ. Die allerwenigsten jungen Menschen kommen drum rum! Sieh es doch lieber als Chance mal was Anderes von Deutschland zu sehen als immer bloß deine Heimat

Liebe Grüße,
Bianca

21.01.2011 18:38 • #22


A


Angst bei der Job-Suche

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F
Hallo zusammen!

Mir ist schon klar, dass ich nicht sofort einen Job finden kann und dass dies auch mal längere Zeit dauern kann. Das hatte ich ja auch alles mit eingeplant. Aber dennoch ist das manchmal schon sehr bedrückend für mich und an manchen Tagen fühle ich mich echt total neben der Spur und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Manchmal zieht mich das Ganze echt enorm runter, dann kommen Ängste hinzu und dann wird es sehr unangenehm. Ich habe mich auch schon ein paar mal für einen Nebenjob beworben, hab leider noch nichts bekommen. Ich möchte schon gerne aktiv sein, denn ohne Aufgabe im Leben ist es wirklich deprimierend.

Ich habe auch nicht prinzipiell was gegen umziehen, es muss aber nicht ein paar Hundert Kilometer weit weg sein. Ich bin ja schon mal umgezogen, aber so überstürzt wie beim letzten Mal mache ich es wohl nicht nochmal, weil das Ganze ziemlich blöd gelaufen ist. Deswegen möchte ich das jetzt auch nicht überstürzen und so total weit weg ziehen. Das ist einfach eine persönliche Meinung von mir. Einige mögen das anders handhaben, aber ich bevorzuge eher diese Variante.

Hinzu kommt auch, dass ich mich gerne auch austauschen möchte mit meinen Ängsten. In meiner „normalen Umgebung“ sehe ich da keine Möglichkeit, mich auch mal zu meinen Ängsten zu äußern, denn zu den meisten Leuten habe ich kein so enges Verhältnis, als dass ich das gerne erzählen mag. Außerdem ist mir der Status der Arbeitslosigkeit auch unangenehm und einige Leute fragen dann auch blöd nach, so wie „Wie du hast immer noch keinen Job?“ Zum Beispiel mag ich mich bei einem Kollegen auch nicht mehr melden, weil er dann 100 Fragen stellt und 20 Ratschläge gibt, wo ich wie was machen soll. Das verunsichert mich dann noch mehr, so dass ich das Thema manchmal gar nicht ansprechen möchte. Das ist eben in etwa so im Moment: Einerseits würde ich gerne mal meine Sorgen loswerden, andererseits kommt mir dann oft auch Unverständnis entgegen und das möchte ich auch vermeiden. Also suche ich dann zum Beispiel das Forum hier auf, um Meinungen von neutralen Personen zu erhalten. Das ist mein (momentaner) Weg, den ich so gehe.

@Markus:
Kommst du denn mit dem Geld aus dem Teilzeit-Job aus? Ich würde auch wohl gerne Teilzeit arbeiten, aber einige Teilzeit-Jobs sind halt so schlecht bezahlt, dass ich dann damit auf dem Hartz IV Niveau liegen würde. Das wäre mir dann auch zu wenig Geld, irgendwie muss man ja auch von etwas leben.

24.01.2011 00:42 • #23


T
Einen Job kannst du auf dieser Jobbörse finden. Dort gibt es viele Stellenangebote

05.02.2011 13:06 • #24


F
Hey Leute!
Langsam werde ich echt unruhig. Es tut sich einfach nichts bei der Job-Suche, obwohl ich seit Januar schon sehr viele Bewerbungen geschrieben habe (und die Monate davor auch schon so einige). Es kommen einfach immer nur Absagen! Ich überlege schon immer hin und her, was ich noch tun könnte/müsste, aber ich weiß langsam auch nicht mehr weiter. Mittlerweile ist die Hoffnung auf einen annehmbaren Job auch schon sehr rapide gesunken. Teilweise denke ich schon beim Abschicken Das gibt eh nichts - und so ist es dann auch. Es macht sich schon eine Art Hilflosigkeit breit und auch ein Ohnmachtsgefühl, weil ich mache und tue dies und jenes, überarbeite die Bewerbungen 2-3 mal, lasse sie von anderen Leuten durchlesen, auch von Bewerbungs-Beratern, habe Ratgeber-Bücher gelesen und und und!! Aber es tut sich nichts, gar nichts! Stattdessen werden die Ängste immer stärker und ich kann sie selbst nur sehr schwer wieder herunterfahren. Die Motivation sinkt auch immer mehr ab, und irgendwie habe ich schon Bedenken, dass ich mich bald gar nicht mehr motivieren kann, Bewerbungen loszuschicken! Es bringt ja eh nichts!

19.02.2011 01:01 • #25


B
Hallo Falco

Auch wenn das jetzt kein wirklicher Trost sein kann,
es geht vielen Millionen Menschen in Deutschland so.

Selbst eine gute Berufsausbildung oder ein Studium schützt
nicht mehr vor solchen Erfahrungen, auch wenn in den Medien
etwas anderes behauptet wird.

PS:
Ich hatte in der Vergangenheit mit spontanen und persönlichen
Bewerbungsbesuchen die grössten Erfolge.
Heute (50+ nebst Angst und Depri) habe ich es aber auch aufgegeben.

Viel Kraft und viele Grüsse, Der Beobachter

19.02.2011 18:48 • #26


E
Hallo Falco,

ich hab das jetzt nicht alles gelesen, vielleicht war ich auch schon mal hier, irgendwie funktioniert meine Benachrichtigung nicht so richtig Scheine wohl ein paar Haken vergessen zu haben.

Also nur soviel, Falco, es liegt nicht an dir. Es ist die Gesellschaft, die immer flexiblere Leute fordert. Ich habe es auch aufgegeben - und zwar, mich als den Schuldigen zu sehen, der nichts auf die Reihe bekommt. Es ist ganz normal, daß man irgendwo Halt im Leben braucht, und sei es nur durch die Heimatstadt. Wenn du nicht weggehen möchtest, weil dir das Halt gibt, ist das u.U. mehr wert als ein noch so toller Job irgendwo, da muß man dann selber abwägen, was man gerade braucht, und sich auch keine schlechten Gefühle einreden lassen, wenn man sich entschieden hat.

Nur... Teilzeit und Hartz...? Heute heißt es: Vollzeit und Hartz... auch deshalb lohnt es einfach nicht mehr, wegen eines einfachen Jobs umzuziehen. Nur, wenn er deutliche Vorteile zur aktuellen Situation bringt, so würde ich das sehen.

22.02.2011 15:16 • #27


F
Zitat von Eloise1965:
Also nur soviel, Falco, es liegt nicht an dir. Es ist die Gesellschaft, die immer flexiblere Leute fordert. Ich habe es auch aufgegeben - und zwar, mich als den Schuldigen zu sehen, der nichts auf die Reihe bekommt. Es ist ganz normal, daß man irgendwo Halt im Leben braucht, und sei es nur durch die Heimatstadt. Wenn du nicht weggehen möchtest, weil dir das Halt gibt, ist das u.U. mehr wert als ein noch so toller Job irgendwo, da muß man dann selber abwägen, was man gerade braucht, und sich auch keine schlechten Gefühle einreden lassen, wenn man sich entschieden hat.


Da ich schon immer sehr selbstkritisch war, frage ich natürlich auch häufig selbst, was ich anders machen müsste, damit es mit einem Job klappt. Aber so viel ändern kann ich an meinem Lebenslauf jetzt auch nicht mehr. Es ist eben so gelaufen wie es gelaufen ist, das sieht nicht alles perfekt aus. Jedoch hätte ich vielleicht noch 2-3 Praktika mehr machen müssen/sollen, um meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Meine Ängste hatten mich während des Studiums sehr stark eingeschränkt und zeitweise war ich überhaupt nicht dazu in der Lage, mich darum zu kümmern. Deswegen war ich froh, das Studium überhaupt irgendwie geschafft zu haben, auch wenn die Ängste teilweise echt enorm stark waren. Die notwendigen Praktika sind dabei leider etwas zu kurz gekommen.

Jetzt quält mich manchmal mein schlechtes Gewissen. Jedes Mal, wenn wieder eine Reihe Absagen hereingeflattert sind, mache ich mir schnell Vorwürfe und denke dann Hättest du mal dies und jenes noch gemacht. Da kommen dann schnell Schuldgefühle hoch und diese quälen mich manchmal wirklich sehr. Denn irgendwie sehe ich mich auch öfter mitschuldig an der jetzigen Situation. Aber du hast schon Recht: Man kann die Fehler nicht ständig bei sich selbst suchen, weil das zu nichts führt und auch nicht immer zutrifft. Aber als selbstkritischer Mensch tue ich das dann doch wieder ab und zu.


Zitat von Eloise1965:
Nur... Teilzeit und Hartz...? Heute heißt es: Vollzeit und Hartz... auch deshalb lohnt es einfach nicht mehr, wegen eines einfachen Jobs umzuziehen. Nur, wenn er deutliche Vorteile zur aktuellen Situation bringt, so würde ich das sehen.


Da hast du wohl Recht. Wenn ich irgendwo anders hingehe, dann muss es schon eine enorme Verbesserung zur jetzigen Situation darstellen. Sonst bringt das alles nichts. Was mich manchmal auch noch frustriert: Selbst an Nebenjobs komme ich nur sehr schlecht, denn dafür wäre ich überqualifiziert. Denn auch dafür wird lieber jemand eingestellt, der selbst bei Hilfstätigkeiten schon Erfahrung mitbringt.

24.02.2011 15:38 • #28


E
Höh?
Ich latsche seit vielen Jahren mit Zeitungen herum, und keine Firma hat es bisher gestört, daß ich 3 gut abgeschlossene Berufsausbildungen habe, davon klassenbester Informatiker (weil ich mich so über die geärgert habe). Kam auch eine Entschuldigung. Es ist mir mittlerweile relativ egal, obs mit einem Job klappt oder nicht. Ich mache mich da nicht mehr heiß, denn ich habe selbst genug zu tun, was schon Jahre liegt und wartet. Die einzige Begründung für den Job wäre für mich eine wesentliche finanzielle Verbesserung im Vergleich zu Hartz... einmal haben sie mich heimgeschickt beim Gespräch, ich wirke zu unsicher, das wars dann.

24.02.2011 19:27 • #29


B
Viele Studienabgänger schlagen sich heute jahrelang
mit kaum bezahlten Praktika durch das Leben.

Bildung sei der Boden für eine sichere Existenz, so wie
es von unseren Wirtschafts- und Politeliten gepredigt
wird, ist zu einer Lüge geworden.

Arbeitskraft wird nicht mehr bezahlt, der Mensch wird
zunehmend zum Kostenfaktor.

Das liegt am System, aber nicht im Versagen des einzelen
Arbeitssuchenden.

24.02.2011 19:59 • #30


E
...ganz meiner Meinung... obwohl Bildung immer noch bessere Chancen ermöglicht, am besten im Zusammenspiel mit Jugend... ein Freund um die 50 hat 480 (jesses) Bewerbungen geschrieben, bis er etwas gefunden hatte - ausgerechnet in China, aber dank seiner Spezialbildung wurde er genommen... und er will nie wieder nach D zurückkommen.

24.02.2011 21:07 • #31


N
Hallo Falco,

ganz vielen Menschen geht es so wie dir. Ich habe die Suche nach einem Vollzeitjob so gut wie aufgegeben und suche nur noch was in Teilzeit, aber selbst stundenweise was zu finden ist schwer.

Zieh dir den Schuh nicht an, dass du Schuld dran bist. Das liegt an der Politik, die hohe Arbeitslosigkeit ist gewollt, damit immer schön viele Arbeitssuchende da sind, so können auch die Löhne und Gehälter schön niedrig bleiben. Deshalb haben wir ja jetzt so einen Wirtschaftsaufschwung. So bestimmt auf dem Arbeitsmarkt Angebot und Nachfrage den Arbeitslohn.

25.02.2011 13:28 • #32


M
Hallo Falco,

ich sehe das genau so wie ängstlicheKatze. Der Druck auf Arbeitnehmer und Arbeitslose und die dadurch verursachte Angst ist politisch so gewollt. Nimm das alles bloß nicht persönlich und bewerte es nicht als eigenes Versagen. Viele sind in genau der gleichen Situation wie du.

Ich habe noch einen Job, kann deine Ängste aber absolut nachempfinden. Ich war früher ebenfalls arbeitslos und arbeite nun schon seit mehreren Jahren als Postzusteller für einen privaten Postdienst in der Nähe von Hannover. Bei uns haben sich die Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren auch immer mehr verschlechtert. Mein Job ist inzwischen alles andere als sicher.
Im Falle einer Arbeitslosigkeit wäre ich nicht bereit, einen langen Anfahrtsweg in Kauf zu nehmen oder sogar meinen Wohnort zu wechseln, Schichtarbeit zu machen und all die anderen Dinge, die von der Arbeitsagentur oft verlangt werden. Gleichzeitig wird der Druck auf Arbeitslose immer größer, es gibt immer mehr Sanktionen und und und...... Das kann einem schon Angst machen.

Was mir hilft, sind Gespräche mit Freunden und Menschen, die in ähnlichen Situationen sind.

Alles Gute.

25.02.2011 18:26 • #33


B
Zudem:

Arbeitslose stützen, durch ihre angsterzeugende Funktion, das hier in
unserer Wirtschaft und Politik gewünschte System.

Daher ist der Bezug von ALG2 auch kein staatliches Almosen, sondern
ein hart und ehrlich verdientes Einkommen.

25.02.2011 20:11 • #34


F
Zitat von ängstlicheKatze:
Zieh dir den Schuh nicht an, dass du Schuld dran bist. Das liegt an der Politik, die hohe Arbeitslosigkeit ist gewollt, damit immer schön viele Arbeitssuchende da sind, so können auch die Löhne und Gehälter schön niedrig bleiben. Deshalb haben wir ja jetzt so einen Wirtschaftsaufschwung. So bestimmt auf dem Arbeitsmarkt Angebot und Nachfrage den Arbeitslohn.


Da hast du Recht. Der Druck auf Arbeitslose ist mittlerweile so stark geworden, dass diese fast alle Jobs annehmen, auch wenn die Bezahlung noch so schlecht ist. Das führt dann zu vielen miserabel bezahlten Jobs und die offizielle Arbeitslosenstatistik ist dann natürlich sehr gut.

Ich bin ja auch auf der Suche nach einem Nebenjob, aber was einem da angeboten wird, das ist ja schon krass. Ich wollte auch so ein Stadt-Magazin austeilen, aber deren Konditionen fand ich sehr mies. Und für 50 Euro mehr im Monat fahre ich nicht mit Rad durch Wind und Wetter stundenlang durch das halbe Stadtgebiet. Andere fordern immer Berufserfahrung, auch für irgendwelche Hilfsjobs. Damit kann ich ja leider nicht dienen.
Für andere Mini-Jobs bin ich überqualifiziert, die stellen dann lieber Hausfrauen und Rentner ein, die sich nebenher steuerfrei was verdienen wollen.

Es war mir schon länger bewusst, dass der Berufseinstieg schwierig wird, wenn man eine Geisteswissenschaft studiert hat. Ich war zu Beginn des Studiums da wohl etwas naiv, sonst hätte ich vielleicht etwas anderes studiert. Als ich gemerkt hatte, dass man mit meiner Fachrichtung nicht so viele Chancen hat, war es schon zu spät. Die Alternative wäre nur gewesen, trotz guter Noten das Studium abzubrechen. Dann wäre ich aber arbeitslos ohne Ausbildung gewesen, da ist arbeitslos mit Ausbildung doch schon ein wenig besser!

Mittlerweile bin ich schon am Überlegen, nicht doch Hartz IV zu beantragen. Mit dem Beantragen hätte ich nicht so die Probleme, aber ich habe schon öfter mal so Stories gelesen, wie man als Hartz-IV-Empfänger dann drangsaliert wird und fast keine ruhige Minute mehr hat. Und davor habe ich schon ziemliche Angst, weil man dann ständig angerufen wird oder vorbeikommen muss. Wenn ich so stark unter Druck gesetzt werde, dann bekomme ich wiederum starke Ängste. Das möchte ich mir eigentlich ersparen und daher nebenher arbeiten gehen, aber ich muss da auch erstmal was finden.

Wie ist das denn bei Euch, falls ihr Hartz IV beantragt habt? Ist der Druck wirklich so hoch, wie einige Betroffene immer berichten? Wie oft müsst ihr persönlich zum Amt und was wird da alles gefordert?

26.02.2011 13:32 • #35


E
Mathis: Ich war früher ebenfalls arbeitslos und arbeite nun schon seit mehreren Jahren als Postzusteller für einen privaten Postdienst in der Nähe von Hannover. Heißt deine Firma zufällig so ähnlich wie Vereinigter Briefservice und hat ggf. einen Chef in Osnabrück? Bei dieser Firma habe ich vor 10 Jahren IN Hannover gearbeitet, sie hatten keinen ihrer Mitarbeiter sozialversichert, später kam dann auch kein Lohn mehr. Klagen half nichts, weil sie sich kurz vorher umfirmierten und ich kenne ihren jetzigen Namen nicht. Nach 4 Monaten habe ich geschmissen, Anzeige, und jetzt wollen die verdammten Wich.. auch noch ihren Anwalt von mir bezahlt haben samt Zinsen für 10 Jahre, weil die PKH nur für den eigenen Anwalt greift. Guck doch mal genau hin, damit diese Firma nicht etwa die gleiche ist...

Falco, hast du recht, die Ausbildung fertig zu haben ist ein Pluspunkt. Sind die Konditionen wirklich so schlecht bei den Zeitungen? Naja ich dachte, bevor ich nur zuhause sitze, kann ich auch mal die Woche rumlaufen und kriege noch Geld dafür, auch wenns nicht viel ist. Es waren damals 1,7 Cent für wirklich fette Zeitungen. Bei der Konkurrenz verdiene ich jetzt mehr, aber weg vom Amt kommt man trotzdem nicht, dafür ist es zu wenig.

Erfahrungen als Hartzler? Die Ämter sind verschieden. War bisher auf 2 verschiedenen Ämtern. Amt 1 war eine Kommunalbehörde, Feldtest. Amt 2 ist eine Bundesbehörde.

1: Sprechzeiten zweimal die Woche ohne Voranmeldung, persönliche Erreichbarkeit des eigenen Bearbeiters ohne Probleme, Festnetz, sie gingen mir immer mal auf den Keks, war wohl noch zu frisch arbeitslos, mit irgendwelchen Integrationsmaßnahmen, Trainings usw., Sachbearbeiter wechselten andauernd, um Klüngeleien mit den Arbeitslosen zu vermeiden.

2: Anliegen vortragen nur auf Voranmeldung, eine 0180er Nummer, Post kommt oft weg, vor dem Amt hatte ich so einen Schiß, weil solche Horrorstories gehört, aber - absolut nichts davon traf ein, die lassen einen in Ruhe, ab und zu eine Vorladung wir möchten mit Ihnen über Ihre berufl. Zukunft sprechen (da würde ich am liebsten sagen: über was wollen Sie denn mit mir reden, wissen Sie mehr als ich?).

Habe immer nette Sachbearbeiter gehabt, bis auf einmal eine Aushilfe, da bin ich so ausgeflippt, daß die Bearbeiterin von nebenan gekommen ist. Die wurde dann glaube abgesägt. Und einmal die Annahme war ein unmögliches junges Ding, was einen abgekanzelt hat, obwohl sie nur halb so alt war. Bei sowas krieg ich immer nicht die Zähne auseinander, weil ich mit sowas nicht rechne und vor allem vom Amt abhänge, sonst würde ich da mal Tacheles reden. Das könnte aber ganz schnell eine Sperre bewirken. Ich hatte aber noch keine, auch keine angedrohte. Falls einem ein Bearbeiter blöd kommt, eine Dienstaufsichtsbeschwerde an seinen Vorgesetzten richten.

Ständig angerufen wurde ich bei beiden Ämtern nicht, ganz vereinzelt, wenn meine Bearbeiterin was wissen wollte, was sehr dringlich war. Aber nie irgendwie böse, nur um was zu klären. Laufend vorgeladen werde ich auch nicht, vielleicht einmal in 6 Monaten. Dann aber auch nur zum reden, nicht irgendwie böse. Muß aber sagen, ich bin bei einem Rehaberater und das sind andere Sachbearbeiter und die fahren vielleicht eine sanftere Schiene, ich weiß nicht.

Solltest du vorhaben umzuziehen, tu es vor dem ALG2-Antrag. Die haben ihre Sätze, wie groß und wie teuer eine Wohnung sein darf. 3 Euro zu teuer und die selbst aus dem Regelsatz zuzahlen, das machen sie nicht mit. Du mußt ein Angebot vor dem Umzug einreichen, das genehmigen lassen, dann von 3 Umzugsunternehmen Angebote einholen und das wieder genehmigen lassen. Beides kann jeweils Wochen dauern. Inzwischen springen einige Vermieter ab. Andere haben schlechte Erfahrungen mit ALG2-Mietern gehabt. Habe das Spiel jetzt 2x hintereinander durch. Da ich rausmuß, weil das Haus verkauft wurde, und keine Zeit mehr habe, auf das Amt zu warten, habe ich den Umzug selbst bezahlt und lasse den Briefkasten noch 4 Wochen hier hängen, um dem Amt Zeit zu geben, für den 1.4. das dann zu bewilligen. Solcherart sind die Probleme. Druck würde ich das nicht nennen, eher - es ist absolut ätzend und nervig, jeden Schritt vorher genehmigen lassen zu müssen. Wer diesbezüglich fest im Sattel sitzt, kann aber ohne Probleme ALG2 beantragen.

26.02.2011 17:06 • #36


F
Zitat von Eloise1965:
Falco, hast du recht, die Ausbildung fertig zu haben ist ein Pluspunkt. Sind die Konditionen wirklich so schlecht bei den Zeitungen? Naja ich dachte, bevor ich nur zuhause sitze, kann ich auch mal die Woche rumlaufen und kriege noch Geld dafür, auch wenns nicht viel ist. Es waren damals 1,7 Cent für wirklich fette Zeitungen. Bei der Konkurrenz verdiene ich jetzt mehr, aber weg vom Amt kommt man trotzdem nicht, dafür ist es zu wenig.


Es waren schon ein paar Cent pro Zeitung, aber wenn ich nur 2-3 Straßen zugeteilt bekomme, kommt da kaum etwas bei herum. Bei der Tageszeitung würde es mehr Geld geben, das habe ich auch schon mal gemacht. Aber der Job war schon schrecklich, da nachts durch die Karpaten zu fahren für die paar Euro. Das mache ich definitiv nicht mehr!

Zitat von Eloise1965:
Ständig angerufen wurde ich bei beiden Ämtern nicht, ganz vereinzelt, wenn meine Bearbeiterin was wissen wollte, was sehr dringlich war. Aber nie irgendwie böse, nur um was zu klären. Laufend vorgeladen werde ich auch nicht, vielleicht einmal in 6 Monaten. Dann aber auch nur zum reden, nicht irgendwie böse. Muß aber sagen, ich bin bei einem Rehaberater und das sind andere Sachbearbeiter und die fahren vielleicht eine sanftere Schiene, ich weiß nicht.


Das klingt ja noch einigermaßen fair. Man hört und liest ja schon verschiedene Horror-Stories von irgendwelchen Ämtern. Bei der Bundesbehörde jetzt finde ich es auch schon nicht so prickelnd, obwohl ich kein ALG-I beziehe. Deswegen denke ich öfter, beim Sozialamt wäre das noch härter mit den Anforderungen an die Arbeitssuchenden.

Ich würde ja schon ganz gerne eigenes Geld verdienen, aber was soll ich machen, wenn kein Job da ist? Ich habe auch schon einige Telefonate geführt für Nebenjobs, aber beim Kellnern nehmen sie nur Leute mit Erfahrung, im Büro auch oftmals nur Leute mit Büro-Ausbildung. Harte körperliche Arbeit schaffe ich gesundheitlich nicht, weswegen ich diese Jobs nicht machen kann. Mir geht auch langsam das Geld aus und ich weiß auch nicht mehr wie ich mich finanzieren soll. Da bleibt dann wohl nur noch der Gang zum Amt übrig. Aber es ist mir unendlich peinlich, das zu machen. Ich wollte es immer vermeiden, Geld vom Amt zu beziehen, weil ich das lieber selbst verdienen möchte. Außerdem habe ich Angst vor den strengen Regeln vom Amt und auch dann abgestempelt zu werden als Sozialhilfe-Empfänger. Da aber weit und breit im Moment weder ein Nebenjob noch ein Hauptjob in Sicht ist, ziehe ich das mit der Sozialhilfe jetzt ernsthaft in Erwägung - was bleibt mir anderes übrig?!

01.03.2011 16:05 • #37

Sponsor-Mitgliedschaft

E
Nachts zu verteilen ist wirklich ein hartes Brot. Man verdient dabei viel besser als bei den kostenlosen Tageszeitungen, aber die Zeit... ich habe es aufgegeben, weil sich mir das extrem auf die Stimmung schlug und weil zu der Zeit die Gebiete neu aufgeteilt wurden, 2 Lohnsteuerkarten verlangt wurden (für die kostenlose Zeitung eine separate) und ich keine mit Klasse 6 anlegen wollte, wo das Amt sowieso alles abgreift. Ich habs zu Fuß gemacht, hat dann zwar 2 h gedauert statt 20 min, aber Sprit gespart und Auto geschont. Dafür Wildschweinen begegnet nachts im Wald *grusel*.

Das heutige Sozialamt ist anders als das frühere. Früher gabs ja ALG und Sozialamt, heute gibts ALG1, ALG2 und Sozialgeld, und letzteres ist für die, die krank und nicht mehr arbeitsfähig oder sonstwie nicht vermittelbar sind, also was wollen sie da verlangen? Alle anderen kriegen doch Hartz. Sozialhilfe gibts nicht mehr. Ich kann das nachvollziehen, wie es dir da gehen muß, keiner geht da wirklich gerne hin (bis auf die paar Hartgesottenen, die sich im Hartz häuslich eingerichtet haben). Aber viel ist auch hier die Angst, die man sich selber macht. Es muß ja nicht so kommen. Und wenn du mal hingehst und dich beraten läßt? Die Leute sind manchmal etwas genervt, das liegt aber dann nicht an dir, sondern daran, daß da wirklich manchmal übelste Klientel reinkommt, Szenen macht und weil es immer mehr werden, also falls was in der Art sein sollte, nicht persönlich nehmen. Und nicht früh, da ist voll, dann geh lieber später, da sind alle entspannter. Viel Glück!

01.03.2011 22:06 • #38


M
Zitat von Eloise1965:
Heißt deine Firma zufällig so ähnlich wie Vereinigter Briefservice und hat ggf. einen Chef in Osnabrück?

Nein, die Firma Vereinigter Briefservice kenne ich bisher noch nicht. Nach dem, was du so schreibst, bin ich auch ganz froh, dass ich bei denen noch nicht gearbeitet habe.....
Man kann aber sicher verallgemeinern, dass das Geschäftsmodell der privaten Briefdienstleister eigentlich nur darin besteht, durch geringe Lohnkosten der Post Konkurrenz zu machen.

Falco, bezüglich Hartz IV scheint es unterschiedliche Aussagen zu geben. Die menschliche und fachliche Kompetenz ist wahrscheinlich je nach Arge/Jobcenter/Team/Fallmanager unterschiedlich. Ich würde auch dazu raten, sich in diversen Foren zu informieren und dir vielleicht ein gutes Buch zum Thema zuzulegen. (z.B. 'Leitfaden Alg II/Sozialhilfe von A-Z' von der AG TuWas). Man hat als Arbeitsloser eben nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte. Das wird nicht selten von Mitarbeitern dort vergessen.

LG

02.03.2011 17:19 • #39


F
Zitat von Mathis:
Falco, bezüglich Hartz IV scheint es unterschiedliche Aussagen zu geben. Die menschliche und fachliche Kompetenz ist wahrscheinlich je nach Arge/Jobcenter/Team/Fallmanager unterschiedlich. Ich würde auch dazu raten, sich in diversen Foren zu informieren und dir vielleicht ein gutes Buch zum Thema zuzulegen. Man hat als Arbeitsloser eben nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte. Das wird nicht selten von Mitarbeitern dort vergessen.


Ja, ich denke auch, dass es je nach Berater sehr verschieden sein kann. Mein vorheriger Berater war echt super, schade dass er nicht mehr dort arbeitet. Bei einer Dame davor wurde dann so ungefähr gesagt Sie haben ja noch nie gearbeitet, also wird es mal Zeit! Ich war dann so baff, dass ich gar nichts mehr gesagt habe. Leider bin ich nicht der Typ, der gerne auf den Tisch haut, vor allem wenn ich eh nicht am längeren Hebel sitze. Aber auch als Arbeitsloser möchte man natürlich auch normal behandelt werden und nicht von oben herab negativ beurteilt werden. Vielleicht müsste ich da einfach mal mehr den Mund aufmachen.

Was mich auch noch stört: Ich würde gerne meinen Freundeskreis erweitern, aber im Moment traue ich mich das nicht, denn ich habe Angst vor der Reaktion von neuen Leuten. Ich mag gar nicht auf die Frage antworten, was ich beruflich so mache, dann müsste ich ja sagen arbeitslos. Ich denke da oft, dass es einen schlechten ersten Eindruck macht, wenn man arbeitslos ist. Auch alte Bekannte mag ich kaum treffen, denn vor Bekannten und Freunden ist mir das noch unangenehmer, arbeitslos zu sein. Am liebsten sollte das gar keiner mitbekommen! Das ist mir so peinlich!!

03.03.2011 01:13 • #40


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