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Hallo @BlueSky,

was ich jetzt schreibe, schreibe ich aus den Erfahrungen heraus, die ich in den über 10 Jahren, die ich jetzt schon Therapie gemacht habe, ambulant und stationär.
Dabei geht es um meine ganz persönlichen Erfahrungen und die Erfahrungen, die ich bei Mitpatienten erlebt habe.
Und auch wenn das Erfahrungen von tatsächlich mehreren hundert Mitpatienten sind (diese Zahl kommt schnell zusammen, wenn man oft und lang stationär ist),
ist es trotzdem nur ein Gefühl, dass bei mir aufkommt, wenn ich deine Posts lese.
Ich hatte dieses Gefühl schon bei deinen ersten Posts, und dein aktueller Post hat dieses Gefühl ganz doll verstärkt.
Es ist aber nur ein Gefühl, dass sich bei mir aufgrund meiner Erfahrungen als Patientin ausgebildet hat, ich bin aber selber nur Patienten und bin daher in keinster Weise qualifiziert, irgendetwas in Richtung Diagnosen zu sagen.
Das möchte ich vorweg ganz deutlich sagen.

Ich habe solche Reaktionen, wie du sie zeigst, schon ganz, ganz oft gesehen, miterlebt und selber erlebt.
Mich überrascht der Ablauf, den du beschrieben hast, kein bisschen.
Nichts an deinem Verhalten, deinen Empfindungen oder deinen Reaktionen ist für mich irgendwie schräg oder schwer nachvollziehbar, mit solchen Reaktionen und Gefühlen habe ich mich in den letzten Jahren intensiv beschäftigt, in meinen Einzeltherapien und in unzähligen Gruppentherapien. Auf der Station, auf der ich während meiner letzten Aufenthalte behandelt wurde, sind solche Reaktionen Alltag.

Darum ist bei mir das Gefühl entstanden, dass bei dir evtl. noch eine ganz andere Diagnose zugrunde liegen könnte, die all deine Reaktionen und Empfindungen erklären würde. Alle.

Da ich jetzt nicht abschätzen kann, ob und wie dein Therapeut darauf in der nächsten Stunde vielleicht noch reagieren wird, ist es schwer zu sagen, ob er für dich der passende Therapeut ist.

Zwei Möglichkeiten:

1) Er hat tatsächlich ernst gemeint, dass er deine Reaktionen nicht verstehen kann: Dann ist er meiner Meinung nach nicht der richtige Therapeut für dich.

2) Er hat denselben Verdacht, der mir beim Lesen gekommen ist, und er wird das dann in der nächsten Stunde ansprechen oder dich noch weiter daraufhin beobachten. Er hat vielleicht jetzt noch nichts dazu gesagt, weil er das Thema nicht per E-Mail besprechen wollte, das wäre auch unprofessionell, weil es in den Bereich der Diagnosestellung hineingeht, und das sollte immer persönlich besprochen werden.
Dann könnte es vielleicht noch klappen mit einer hilfreichen therapeutischen Beziehung.

Meine Wahrnehmung deiner Beschreibungen ist natürlich durch meine Erfahrungen mit bestimmten Diagnosen geprägt, und ich bin ja selber auch nur Patientin.
Aber alles, was du geschrieben hast, deutet für mich ganz deutlich in eine Richtung.
Und wenn mein Verdacht zutreffen sollte, würde das tatsächlich alles, was du geschrieben hast, erklären. Alles.

Da ich jetzt nicht weiß, ob du wissen möchtest, von welcher Diagnose ich rede, warte ich erstmal deine Antwort ab. Falls du es wissen möchtest, schreibe ich es dir dann gerne.

Für den Moment möchte ich dir erstmal sagen:
Dein Verhalten, deine Empfinden, deine Reaktionen sind alles andere als ungewöhnlich, du bist damit nicht alleine. Es lässt sich behandeln, auch wenn der Weg vielleicht etwas länger werden wird, als du jetzt vielleicht denkst.

Und es ist ganz wichtig, dafür einen Therapeuten zu haben, der sich mit diesen Krankheitsbildern auskennt, da die Therapie dafür etwas speziell ist und etwas von den „normalen“ therapeutischen Vorgehensweisen abweicht.

LG

Hallo Darkshadow,

ich bin neugierig was du meinst.

Danke für eure Einschätzungen

A


Therapeut sagt er findet nichts bei mir

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Zitat von Darkshadow:
in den über 10 Jahren, die ich jetzt schon Therapie gemacht habe, ambulant und stationär.

Klingt nicht unbedingt erfolgversprechend. Ab wann gilt man eigentlich als austherapiert?

Für mich klingt das ganz stark nach einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Die Art der Beziehungsgestaltung, das Misstrauen, die Verletzlichkeit im zwischenmenschlichen Bereich, die Reaktion mit der E-Mail.... all das passt meiner Meinung nach.

Ich habe selber BPD und bin dafür jetzt schon sehr lange in Behandlung, darum habe ich persönliche Erfahrung und halt auch schon viele Erfahrungen mit betroffenen Mitpatienten.

Hast du vielleicht selber auch schon einmal einen Verdacht in diese Richtung gehabt, dass du eine Persönlichkeitsstörung haben könntest, oder trifft dich meine Vermutung jetzt völlig unerwartet?

Ich hoffe natürlich sehr, dass du den Verdacht vielleicht schon selber hast.

LG

Zitat von Logo:
Klingt nicht unbedingt erfolgversprechend. Ab wann gilt man eigentlich als austherapiert?

Tatsächlich eigentlich nie.
Eine Persönlichkeitsstörung ist nicht im klassischen Sinn heilbar oder austherapierbar.

Man kann die Symptome aber in den Griff bekommen, nur erfordert das kontinuierliche Arbeit.
Und es kann immer wieder zu Verschlimmerungen kommen, die dann wieder behandlungsbedürftig werden.

Bei einigen Patienten gehen die Symptome soweit zurück, dass irgendwann die Kriterien für eine Diagnose im Vollbild nicht mehr gegeben sind, aber die zugrundeliegenden Verhaltensdispositionen bleiben.

@Logo

Da ich aber noch eine ganze Menge weiterer Diagnosen habe, ist die Behandlung bei mir dadurch aber zusätzlich erschwert, das liegt jetzt nicht nur an der BPD.

Die Station für Persönlichkeitsstörungen ist aber schon die Station, auf der meiner Erfahrung nach die meisten Patienten wiederholte Aufenthalte benötigen (zusammen mit den Essstörungen).

Zitat von Darkshadow:
@Logo Da ich aber noch eine ganze Menge weiterer Diagnosen habe, ist die Behandlung bei mir dadurch aber zusätzlich erschwert, das liegt jetzt nicht nur an der BPD. Die Station für Persönlichkeitsstörungen ist aber schon die Station, auf der meiner Erfahrung nach die meisten Patienten wiederholte Aufenthalte ...

Danke für deine wertvollen Erfahrungen .

Danke, Darkshadow,
ich glaube das bei mir nicht, ich denke dass es bei mir schon einen logischen Zusammenhang gibt, warum ich so reagiere. Wenn man mein Leben lang meine Gefühle für nichtig erklärt, ich das Problemkind bin und respektlos mit mir umgeht, entsteht sowas. Ich hab einfach kein gesundes Einschätzen meiner eigenen Gefühle. Erst letztes Jahr um Zuge dass es mir besser ging habe ich einen Zusammenhang zwischen meinen Gefühlen und das was passiert ist logisch zusammenstellen können. Ich habe Gefühle anderen Menschen gezeigt, die ich vorher noch nie gezeigt habe und mich quasi damit selber therapiert. Außerdem habe ich mehr Menschen in meinem Leben angesammelt, wo die Kontakte vielleicht ehe oberflächlich wahren, mich die Menschen aber dafür ernst genommen haben und ich nicht von einee Person zu viel verlangt habe.

Trotzdem bin ich nicht gesund und habe nach wie vor körperliche Symptome. Ich bin wieder in der Lage zu arbeiten, immerhin, aber halt noch nicht sonderlich belastbar.

Mich würde es halt total beruhigen, wenn da ein vernünftiger Psychologe mal rüber schaut mir hilft bei dem ganzen.

Und jetzt bin ich natürlich extrem unsicher, inwieweit mir das jetzt hilft, was er da abzieht.

@Logo Aber die Aussichten dafür, eine oftmals deutliche Verbesserung der Symptome zu erreichen, sind aber gar nicht so schlecht.
Oftmals wird die BPD ja mit DBT behandelt (dialektisch-behaviorale Therapie), und das ist tatsächlich eine der mit am besten untersuchten Therapieformen, deren Wirksamkeit in vielen Studien belegt werden konnte.
Natürlich ist keine Therapieform perfekt, die DBT schon mal gar nicht, aber es ist zumindest eine wirklich intensiv untersuchte Therapieform.

Es gibt also Hoffnung, dass man die Symptome in den Griff kriegen kann. Viele Patienten können danach ein relativ „normales“ Leben führen, besonders dann, wenn sie die Therapie ambulant fortsetzen, es gibt auch viele Selbsthilfegruppen dafür.

Ja, hab mir gerade noch die Definition von Borderline durchgelesen. Ansätze davon habe ich wie beschrieben, aber dann wohl schon selber therapiert. Ich finde die Handlungen meines Therapeuten trotzdem nicht in Ordnung. Heißt ja nicht, dass man mit einem Borderliner alles machen darf, nur wegen, weil das Problem bei ihm liegt.

@BlueSky

Das, was du über deine Erfahrungen in der Kindheit schreibst, ist tatsächlich sehr typisch für viele Patienten mit BPD.

Aber wie gesagt, es war nur Eindruck, der bei mir entstanden ist.
Ein Kernsymptom bei BPD ist ja genau dieses tiefsitzende Misstrauen im Umgang mit Menschen, Schwierigkeiten damit, Vertrauen aufbauen zu können, und dieses Vertrauen kann auch sofort wieder erschüttert werden, auch durch Kleinigkeiten. Man fühlt sich schnell angegriffen, nicht ernstgenommen, nicht verstanden, man braucht unheimlich lange, bis man sich einem Menschen wirklich ehrlich öffnen kann, und man kann nicht wirklich darauf vertrauen, dass die Beziehung wirklich trägt und von Dauer ist. Darum testet man die Beziehung unbewusst immer wieder (deine E-Mail könnte ein solcher Beziehungs-Test gewesen sein).
Eigentlich neutral gemeinte Handlungen oder Äußerungen anderer Menschen werden nicht als neutral, sondern als negativ oder tendenziell feindselig gewertet.
Die Emotionen schießen schnell hoch.
(Und noch einige Symptome mehr.)

Zu einer Diagnose im Vollbild gehören ja aber eine ganze Reihe von Symptomen.

Und wie gesagt, es war ja auch nur ein Gefühl, das sich bei mir eingestellt hat, weil mir das alles so bekannt vorkam, was du geschrieben hast. Und nur, weil ein paar Symptome passen, heißt das ja noch lange nicht, dass man die Diagnose bekommt.

Bei Diagnosen geht es ja hauptsächlich darum, ein Vorgehen für die Therapie planen und festlegen zu können, eine Diagnose ist wie ein „Behandlungsplan“. Und manchmal helfen auch Versatzstücke aus verschiedenen Therapien, auch wenn eine Diagnose nicht im Vollbild vorliegt.

Ich finde es bewundernswert, dass du schon ohne therapeutische Unterstützung so viele Fortschritte machen konntest!
Und ich hoffe ganz doll für dich, dass du mit Hilfe eines erfahrenen Therapeuten weitere Schritte auf dem Weg zur Symptomlinderung gehen kannst !

Alles Gute für dich !

Therapie darf man aber auch nicht so verstehen, dass man das zu hören bekommt, was man sich zu hören wünscht.
Das wäre ja eine Bestätigung der Realität in der sich der zu therapierende Mensch befindet und hilft nicht die darin enthaltenen Fehler zu entdecken und ändern.

Zitat von BlueSky:
Ja, hab mir gerade noch die Definition von Borderline durchgelesen. Ansätze davon habe ich wie beschrieben, aber dann wohl schon selber therapiert. Ich finde die Handlungen meines Therapeuten trotzdem nicht in Ordnung. Heißt ja nicht, dass man mit einem Borderliner alles machen darf, nur wegen, weil das ...


Das sehe ich ganz genauso, 100%! Auch als Patient mit BPD muss man sich nicht alles gefallen lassen.

Was man als BPD-Patient aber machen sollte, ist, dafür offen zu sein, dass man eine Situation evtl. anders interpretiert haben könnte, als sie eigentlich gemeint war.
Menschen mit BPD interpretieren eigentlich neutrale Handlungen ja öfters mal negativ.

Diagnose ist ja nur eine Art Schubfach. Denke mal es geht um das Verhalten an sich und nicht um den Namen.
Manche Dinge verschwimmen auch in einander.

Auch ohne Therapeut zu sein, kann man hier leicht feststellen, dass du BlueSky genau das machst, was dich selbst belastet.

Beiträge und Hilfestellungen ignorieren die dir nicht genehm sind.

Vielleicht ein erster Ansatzpunkt für die Änderung deines Verhaltens und Zusammenarbeit mit deinem Therapeuten.

Zitat von Logo:
Diagnose ist ja nur eine Art Schubfach. Denke mal es geht um das Verhalten an sich und nicht um den Namen. Manche Dinge verschwimmen auch in einander.


Das habe ich früher auch mal gedacht, aber das sehe ich inzwischen anders.
Ich hatte früher auch immer das Gefühl, dass man mit Diagnosen in Schubladen gesteckt wird. Dass Diagnosen eigentlich vielmehr ein Behandlungsplan sind, der dem Therapeuten zeigt, wie er am besten mit dem Patienten arbeiten sollte, habe ich erst später erfahren können.

Und ja, Diagnosen sind immer eine Art „Zusammenfassung mehrerer Symptome“ unter einem „Dach“,
darum kommt es auch öfters dazu, dass Patienten bei unterschiedlichen Therapeuten unterschiedliche Diagnosen bekommen. Man mir des Öfteren gesagt, dass es bei mir eher ungewöhnlich ist, dass sich bislang so viele verschiedene Ärzte und Therapeuten so einig sind bezüglich meiner Diagnosen.

Ich habe an mir selber erlebt, was Diagnosen in der Behandlung ausmachen können. Als ich meine letzte Diagnose bekam, die vorher gefehlt hatte, wurde die Behandlung nochmal umgestellt und dadurch konnte ich einen großen Schritt nach vorne machen. Vorher hat immer etwas gefehlt. Da habe ich das Prinzip „Diagnosen sind Behandlungspläne“ mal direkt erleben können.

Durch die noch fehlende Diagnose hat sich meine „Schublade“ nicht geändert, aber meine Behandlung.

Zitat von Darkshadow:
Durch die noch fehlende Diagnose hat sich meine „Schublade“ nicht geändert, aber meine Behandlung.

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Ok, ja, also genau aus diesen Gründen frage ich ja in die allgemeine Runde, wie sie diese Handlung vom Therapeuten interpretieren würden. Ich finde es sehr problematisch, wenn ich Schritte auf den Therapeuten zu mache, meine Handlungen erkläre und möglicherweise einstecke das er recht hat und er mir aber nicht entgegenkommt.
Bei normalen Menschen bin ich es gewohnt, wenn ich einen Schritt auf die zu machen, machen sie auch einen Schritt auf mich zu. Und genau das tut er gerade nicht.

Ich denke ich gehe da heute Abend hin und gucke, ob er da irgendwas zu sagen kann, ob er sadistisch ist oder nicht. Ich denke das mein Bauchgefühl nicht falsch ist, wenn er nicht in der Lage ist, Fehler seinerseits einzugestehen.

Kleiner Tipp zur Selbsthilfe. Versuche es so wie ich und sammel oberflächliche Bekanntschaften, wo du deine Denken und Handeln einfach selber bestimmst. Erzähle weder deinem Therapeuten davon (erstmal) noch den Leuten dass du Borderline hast. Erzähle soviel, wie sich gerade richtig anfühlt und hab einfach Spaß. Und wenn krasse Gefühle aufkommen versuche es irgendwem zu erzählen, bzw möglichst echt deine Gefühle zu zeigen und gerade dieser Punkt ist massiv schwer, aber es hilft, wenn du siehst, dass es für andere Menschen kein Thema ist und sie das ganze als normale menschliche Reaktion interpretieren.

Zitat von BlueSky:
Kleiner Tipp zur Selbsthilfe. Versuche es so wie ich und sammel oberflächliche Bekanntschaften, wo du deine Denken und Handeln einfach selber bestimmst. Erzähle weder deinem Therapeuten davon (erstmal) noch den Leuten dass du Borderline hast. Erzähle soviel, wie sich gerade richtig anfühlt und hab einfach Spaß. ...

Mit anderen Worten, vera rsche nicht nur deinen Thera, sondern gleich noch alle User hier mit und habe Spaß dabei.

A


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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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