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Hallo zusammen,

von meiner Krankenkasse wurde ich zu einer Psychotherapie aufgefordert, weil ich an einer stressbedingten Panikstörung mit somatischen Beschwerden leide.
Mental ging es mir in den letzten Wochen eigentlich sehr gut, ich war optimistisch und fröhlich, lediglich die körperlichen Beschwerden waren belastend, hatten aber auch schon deutlich nachgelassen.

Nun hatte ich nach einem längeren Vorgespräch meine erste richtige Sitzung und in dieser wurde eine Art Screening des Lebens gemacht, also nach Dingen gesucht, die mich belastet oder negativ beeinflusst haben. Im ersten Moment empfand ich es richtig wohltuend, all das mal rauszuhauen und ging fast schon beschwingt aus der Sitzung raus. Abends hatte ich erstmals keinerlei Beschwerden mehr und fühlte mich pudelwohl.

Aber. seit Tag 2 stürze ich regelrecht ab. Immer neue Erinnerungen tauchen auf, andere sind extrem präsent, ich kann plötzlich an nichts anderes mehr denken als an alle möglichen Ärgernisse in meiner Vergangenheit.
Ich fühle mich ansgespannt, müde, unglücklich, unkonzentriert. habe ein kitzelnd-ziehendes Gefühl und einen seltsamen Druck irgendwo im Oberkörper und meine anderen körperlichen Beschwerden nehmen massiv zu.

So war das eigentlich nicht geplant, ich hab aber zwischenzeitlich von häufigen Erstverschlechterungen bei begonnenen Psychotherapien gehört. Hat da jemand Erfahrung und vielleicht ein paar gute Tipps für mich?

21.11.2019 14:21 • 21.11.2019 #1


7 Antworten ↓


heartstowolves
Hey,

das ist ganz normal. Bei schwierigen Themen geht es mir nach den Sitzungen auch erstmal viel schlechter. Man unterdrückt vieles und in der Therapie wird es an die Oberfläche gebracht, besprochen und man versucht es zu verarbeiten. Das kann viel sein und auch eine Weile belasten.

21.11.2019 14:30 • x 3 #2


A


Erstverschlimmerung nach Psychotherapie

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T
Vielen lieben Dank!
Ideal finde ich das aber nicht, da es mir ja gefühlsmäßig eigentlich sehr gut ging... und nun häng ich hier rum und bekomme bald eine Krise wegen diesem widerlichen Gefühl. Hast du einen Tipp für den richtigen Umgang, oder muss ich das jetzt einfach aussitzen?

21.11.2019 14:37 • #3


kritisches_Auge
Ja, ganz genauso ist es, ich würde es akzeptieren und aber auch versuchen, dass sich mein ganzes Denken nicht darum dreht, vielleicht kannst du gezielt etwas machen das dir Freude bereitet.

21.11.2019 14:39 • x 2 #4


heartstowolves
Ja, das kann ich gut verstehen. Wie gesagt, mir geht es oft genauso.
Jein. Kümmer dich in solchen Tagen so gut wie es geht um dich. Also mach etwas, was dir Spaß macht oder ruh dich aus. Ich hab für mich selber rausgefunden, dass ich mir einfach alle Gedanken aufschreibe, die auftauchen und kann die danach aus dem Kopf streichen. Es kommt halt immer auf das Thema an, welches besprochen wird. Da knabbert man manchmal schon sehr dran aber - man sollte versuchen, sich dann von den Gefühlen und körperlichen Symptomen nicht runterziehen zu lassen. Ich weiß, einfacher gesagt als getan aber das Ding ist..je gelassener man bleibt und je positiver man denkt z.B. Ja, mir geht es gerade nicht gut, aber ich verarbeite gerade Zeug, das mich sehr belastet und das ist gut so. Mir wird es morgen schon wieder besser gehen umso einfacher wird es.
Du stehst ja auch gerade am Anfang, da kann das schnell überfordernd wirken. Aber das wird alles Und am besten du sprichst das auch bei deinem nächsten Termin an, dass es dich so aufgewühlt hat.

21.11.2019 14:43 • x 1 #5


T
Du bist toll, danke!
Mit dem Aufschreiben hab ich tatsächlich heute morgen schon begonnen und schreibe noch immer...
Was mich so überrascht hat ist, dass nun plötzlich Dinge wehtun, die ich eigentlich als längst abgeschlossen gar nicht mehr präsent hatte, das überfordert tatsächlich ein wenig, ja.

Für die Psychologin hab ich schon einen Stichpunktezettel gemacht, wie sich mein Zustand negativ entwickelt hat seit der Sitzung, vielleicht kann sie damit ja was anfangen.

21.11.2019 14:56 • #6


heartstowolves
Naw, gerne doch.

Wenn man mal drin ist, kommen oft noch Dinge hoch, wo man denkt, man hat es überstanden. Aber irgendwo in einer Ecke hat sich dann doch noch ein Teil versteckt. Ich finde es ganz hilfreich, wenn ich mir über das Niederschreiben einen Überblick verschaffen kann: Was belastet mich gerade, welche Situation triggert mich usw. um dann zu schauen, wie ich die Erinnerung am Besten akzeptieren kann und auch, wie ich mein eigenes Verhalten und vorallem die Denkweise ändern kann, damit es in der Zukunft nicht mehr passieren kann. Das ist viel Arbeit, aber das braucht es auch, um voran zu kommen. Mir fallen manchmal selbst Bemerkungen oder Gespräche ein, die mich bis heute noch aufregen und versuche dann, alles sachlich zu betrachten: Wie habe ich mich gefühlt, wie habe ich es aufgenommen und wie hat es vielleicht die andere Person zu diesem Zeitpunkt gemeint?
Dadurch kann man selber von sich viel lernen.

Das ist super! Wird sie auf jeden Fall. Du kannst auch sagen, dass du immer nur ein Problem pro Sitzung besprechen möchtest. Bei der ersten Sitzung, die als Bestandsaufnahme oder Übersicht zählt ist es halt meist echt überfordernd, weil man sich dort erst einmal bewusst wird, was für Pakete man da so mit sich rumschleppt. In den Sitzungen wirst du mit Hilfe deiner Therapeutin jedes Paket einzeln angehen und zum Nächsten übergehen, sobald das derzeitige Paket verarbeitet ist.

Ich drücke dir die Daumen! Und wenn was ist, kannst du auch jederzeit hier schreiben.

21.11.2019 15:04 • x 1 #7


T
Hat ja alles einen guten Zweck
Dann schreibe ich mal weiter und hoffe, dass es sich bald bessert, denn angenehm ist wirklich was anderes.

Lg

21.11.2019 15:41 • #8





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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf