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Ich weiß es gibt hier schon ein paar Threads zum Thema Zwangsgedanken, aber meine unterscheiden sich zum Teil deutlich davon weswegen ich einen neuen eröffnet habe. Meine Zwangsgedanken richten sich eigentlich nie gegen meine Freunde/Familie etc. und auch nur selten bzw. indirekt gegen mich selbst. Meine zwangsgedanken richten sich in der Regel gegen Unbekannte, Leuten die auf der Straße an mir vorbeilaufen, mit mir in der Straßenbahn oder die ich flüchtig in den sozialen Medien sehe. Ursprünglich hat es so angefangen dass ich in Gedanken zwanghaft Leute beleidigt und verurteilt habe (teilweise sehr extrem, Dinge die ich nie sagen oder freiwillig denken würde u.a auch gegen Randgruppen). Das konnte ich in der Therapie halbwegs verarbeiten und als Zwang akzeptieren, seit einiger Zeit aber sind es Gedanken dass ich Leuten die schrecklichsten Dinge wünsche bzw. Gönne…, oft Mals Dinge vor denen ich selbst panische Angst habe….
Gestern Abend ist es in meinem Kopf quasi eskaliert, schäme mich so dass zu schreiben…Da war auf Instagram halt ein vorgeschlagener Post von einem Mädchen das berichtete wie eine seltene Fehlbildung bei ihr zum Herzstillstand geführt hatte, schon mal gefundenes Fressen für meine Herzneurose. Naja , ich konnte mich davon aber nicht losreißen und laß mir den Beitrag durch, an einer Stelle schrieb sie dann so etwas wie zum Glück war ein Ersthelfer vor Ort der es schaffte mich wiederzuholen " durch meinen Kopf schoss plötzlich und unfreiwillig der Gedanke Schade . Wie kann ich so eine sch. denken? Sowas ist ein Albtraum und ich denke sowas ? Einer der schlimmsten zwangsgedanken die ich bis dato hatte.
Doch es geht noch weiter: Das ganze hat mich nicht losgelassen und ich hab mir ihr gesamtes Profil angesehen, dabei hab ich leider auch noch festgestellt dass sie mir nicht besonders sympathisch ist, und ich habe (evtl durch meine zwangsgedanken) die Ansicht entwickelt, dass mir Menschen die krank sind oder sonst irgendwelche schlimmen Schicksale erlebt haben sympathisch sein MÜSSEN und ich ihnen immer zustimmen MUSS. Dann kam mir halt der Gedanke dass das Schade gar kein zwangsgedanke war, sondern ich wirklich ein abgrundtief schrecklicher Mensch bin der anderen schlimme Dinge wünscht…dann kam mir auch noch der Gedanke ,dass ich lieber mich selbst als wildfremde Menschen retten würde in so einer Situation und mein Selbsthass wurde noch größer
Das ganze lässt mich seit gestern Abend nicht mehr los, nur kurz beim schlafen ansonsten fühl ich mich die ganze Zeit wie der schrecklichste Mensch der Welt, und habe Angst bald durchzudrehen… bitte helft mir, bin ich der einzige Mensch auf der Welt mit sowas?

09.05.2022 17:21 • 09.05.2022 #1


9 Antworten ↓


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Das hatte ich so mehrere Jahre lang auch. Von ca. 17 bis 23. Mal hier vorweg eine Frage. Wurdest du von den Eltern oder anderen Familienmitgliedern gemobbt, ständig kritisiert oder herabgewürdigt? Sowas ist nämlich unter anderem eine bekannte Reaktion auf Mobbing.

09.05.2022 17:26 • x 1 #2


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Zwangsgedanken machen mich fertig

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Zitat von MathiasT:
Das hatte ich so mehrere Jahre lang auch. Von ca. 17 bis 23. Mal hier vorweg eine Frage. Wurdest du von den Eltern oder anderen Familienmitgliedern ...

Wirklich gemobbt wurde ich nur eine Zeit lang in der Schule, sagen wir mal 6. bis 8. Klasse. Zu meinen Eltern hab ich eigentlich ein gutes Verhältnis inzwischen auch zum Rest meiner Familie, allerdings hab ich ungefähr zu der Zeit in der auch das Mobbing an der Schule stattfand immer irgendwie wie das schwarze Schaf der Familie gefühlt…

09.05.2022 18:07 • x 1 #3


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Verstehe dich. Ich denke, dass dein Problem von einer inneren Unzufriedenheit mit dir selbst kommen könnte. Die Verzweiflung muss irgendwie raus. Hier scheinbar als Wut gegenüber anderen. Woher deine Unzufriedenheit kommt, das weiß ich zwar nicht. Kommt aber meistens aus dem nahen Umfeld. Zwangsgedanken und -Handlungen sind oft das Ergebnis von zu großem Druck und Perfektionismus, Schuldgefühlen gegenüber anderen und sich selbst. Wenn du mit dir selbst ins Reine kommst, dann verschwinden deine Gedanken höchstwahrscheinlich wieder.

09.05.2022 18:17 • x 1 #4


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Ich kann mir halt einfach nicht vorstellen dass jemand schon mal solche zwangsgedanken in der Richtung hatte…

09.05.2022 18:18 • #5


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Zitat von MathiasT:
Verstehe dich. Ich denke, dass dein Problem von einer inneren Unzufriedenheit mit dir selbst kommen könnte. Die Verzweiflung muss irgendwie raus. ...

Wut und Perfektionismus, da ist definitiv was dran. Werde nachher nochmal ausführlicher da zu schreiben…

09.05.2022 18:19 • x 1 #6


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Zitat von Melanie1506:
Ich kann mir halt einfach nicht vorstellen dass jemand schon mal solche zwangsgedanken in der Richtung hatte…

Ich jedenfalls. Ich glaube jedenfalls, dass du zumindest einer toxischen Person zum Opfer gefallen bist. Lass dir keinen Druck von außen machen. Du bist deine eigene Chefin und bestimmst über dein Leben. Setze dir eigene Ziele, hab deine Träume und Wünsche. lg

09.05.2022 18:21 • x 1 #7


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Bevor ich nochmal mehr auf die Themen wie Perfektionismus eingehe muss ich nochmal sagen wie sehr mich diese komischen Schuldgefühle wegen gestern plagen, habe versucht mich meinem Vater gegenüber zu öffnen aber er meinte nur ich sollte mich wegen sowas nicht aufregen…wie denn wenn ich mich fühle wie ein Verbrecher der auf seine Strafe wartet? Denn ich denke jetzt als dass ich auch sowas schreckliches verdient habe wie das Mädchen wegen den zwangsgedanken ….

09.05.2022 19:20 • #8


M
Ich finde, du bist ziemlich hart zu dir selbst. Ok, schön sind solche Gedanken nicht. Aber immerhin ist niemand dadurch zu Schaden gekommen. Jetzt kannst du etwas ändern. Am besten gleich ab morgen.

09.05.2022 19:32 • #9


moo
Du denkst Sinnesobjekte zusammen = Zusammenbildung. Aufgrund desselben Zeitpunkts und weil Du Gefühle als übergeordnete Instanz etabliert hast.
Ritual- bzw. Regelglaube ist nicht unüblich und hat sogar in vielen Kulturen Tradition.

Offenbar siehst Du das Verhängnis, das hinter derlei Zwängen lauert - es ist wie eine Sucht und irgendwann kommst Du nicht mehr davon los. Und dann wird es richtig unschön.

Du kannst Zwänge ziemlich gut mit A lk.- oder Tablettenmissbrauch vergleichen: Immer wenn ein Gedanke oder eine Situation Dir Unbehagen bereitet, reagierst Du mit Konsum der D roge. Im Fall von Gedankenmissbrauch hast Du Dir anstelle von Substanzen eben Gedanken oder Handlungen als Reaktion angewöhnt!

Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich idR um eine schleichende Entwicklung handelt. Sie durchläuft mehrere Stadien:

1. Hypothetische Gedanken, Fantasien, Wunschgedanken (Was wäre, wenn...?)

2. Wiederholung, Gewöhnung an diese Gedankenreaktion.

3. Adaption (die Gedanken müssen häufiger und intensiver erfolgen, um den beruhigenden Effekt zu erzielen).

4. Kontrollverlust (die Gedanken oder Handlungen werden zum Zwang und erfüllen gleichzeitig nicht mehr ihren Beruhigungszweck).

5. Zwangserkrankung (ein Leben ohne Zwänge erscheint unmöglich. Die freie Handlungsfähigkeit ist stark eingeschränkt und die Lebensqualität sinkt merkbar. Depressionen und Angststörungen entwickeln sich).

In der Regel wird einem die Misere erst ab Stadium 4 so richtig bewusst. Du musst den Fokus auf den leidbringenden Aspekt Deiner Logik legen, nicht auf die Inhalte Deiner Gedanken. Mach Dir bewusst, wie lange diese Art von Abhängigkeit noch weiter gehen soll und wieweit sie irgendwann Dein Leben bestimmen wird. Ich kenne Fälle, die ohne gute Gedanken um keine Hausecke oder durch keine Tür mehr gehen können. Das ist dann Stufe 5 (s. o.). Glaub mir, da willst Du nicht hin, aber Deine Gedanken, wie Du sie schilderst, sind die Einstiegsdroge.

Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen sind sehr oft auf diffuses schlechtes Gewissen zurückzuführen.

Und abschließend noch ein wenig über Denken und Gedanken:

1. Gedanken und Denken sind zwei verschiedene Dinge!

Gedanken sind im Geist gespeicherte Sinneseindrücke, die aus bereits stattgefundenen Sinneskontakten (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten) entstanden. Der Unterschied zu den Sinneskontakten ist lediglich, dass sie von innen (aus dem Geist) kommen.

Denken ist aktives geistiges Gestalten und findet in aller Regel unbewusst statt. Unbewusst bedeutet hier, dass Denken nicht bewusst erlebt und schon gar nicht beobachtet werden kann. Nur sehr weit fortgeschrittene Meditierende sind in der Lage, den Beginn und das Ende des geistigen Gestaltens zu erkennen, doch ich schätze, das ist bei den Wenigsten hier im Forum der Fall

Daraus folgt, dass das was Du oben beschreibst, lediglich ein Beobachten von Gedanken darstellt.

2. Weshalb die Angst?

Einer der Gründe, weshalb uns wirre Gedanken ängstigen, ist der (vermeintliche!) Kontrollverlust. In Wahrheit ist es aber kein Verlust von Kontrolle, sondern Unwissenheit über Punkt 1 (s.o.).

Da wir glauben, Gedanken seien gleichbedeutend mit Denken beziehen wir die Gedanken auf uns! Es fühlt sich so an, als hätten wir etwas mit unseren Gedanken gemeinsam, währen dafür verantwortlich, ja sogar manchmal schuld daran...

Niemals würden wir so über die anderen Sinneseindrücke (Gesehenes, Gehörtes, Gerochenes etc.) denken! Weshalb ist das so? Weil diese Sinneseindrücke (vermeintlich!) von außen kommen, Gedanken jedoch, wie oben beschrieben, von innen. Der unachtsame Geist meint deshalb, er wäre der Schöpfer derselben.

09.05.2022 19:39 • x 3 #10


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