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Hallo zusammen,

ich bin knapp 26 Jahre alt, männlich und leide schon seit etwa 10 Jahren an einer Emetophobie (Angst vor dem Erbrechen). Seit einigen Monaten ist nun auch eine Phagophobie (Schluckangst) dazu gekommen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich mittlerweile auch eine Depression und Lebensmüdigkeit draufgesetzt hat. Außerdem habe ich seit 8 Jahren keine sozialen Kontakte oder Freunde mehr, sodass Einsamkeit mein ständiger und einziger Begleiter war.

Bis zum Auftreten der zweiten Phobie bin ich nie in Therapie gewesen und habe keine Medikamente genommen. Auch heute nehme ich nur ab und zu Tavor und Pregabalin. Gestern bin ich in eine vollstationäre Klinik gekommen, aber ich merke, dass es mir hier schlechter geht, wie zu Hause. Man darf auf den Zimmern nichts essen und ich kann im Beisein anderer Menschen einfach kaum etwas essen, ohne dass mir kotzübel wird. Ich befürchte einfach, dass ich es hier nicht lange aushalten werde, da die Rahmenbedingungen mir aufgrund der Spezifität meiner Phobien unverhältnismäßig viel abverlangen, im Gegensatz zu den anderen Patienten hier, jedenfalls die aus meiner Gruppe.

Was würdet ihr mir empfehlen ? Ich konnte mich auch gar nicht in die Gruppe integrieren, denn es ist keine spezialisierte Klinik und die anderen haben keine Probleme mit dem Essen ): Ich fühle mich selbst hier wieder einmal als Außenseiter.

Gruß
MentalMasochist

10.02.2023 15:50 • 13.02.2023 #1


6 Antworten ↓


Canary
Na ja vielleicht wäre eine psychosomatische Klinik besser für dich! Die können mit deiner Phagophobie und Emetophobie vielleicht mehr anfangen?!

Ansonsten außerhalb einer Klinik würde ich vielleicht zu einem auf Psychosomatik spezialisierten Arzt gehen! Ich hatte einen super Hausarzt, der auf Psychosomatik spezialisiert war - ich hatte die beiden Phobien auchmal! Ich musste sogar mal Flüssignahrung zu mir nehmen deswegen... Mir hat wirklich geholfen Mit meiner Angst umgehen zu lernen, also eine normale Angsttherapie!

LG Canary

10.02.2023 18:59 • #2


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Phagophobie und Emetophobie - welche Therapie?

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Zitat von Canary:
Na ja vielleicht wäre eine psychosomatische Klinik besser für dich! Die können mit deiner Phagophobie und Emetophobie vielleicht mehr anfangen?! ...


Hey Canary,

Bei der Klinik handelt es sich tatsächlich unter anderem um eine psychosomatische Klinik. Ich habe mich vorhin meiner Gruppe gegenüber etwas geöffnet, was gut tat und gerade liege ich im Bett und versuche zu schlafen ): Ich weiß nur echt nicht, wie ich das aushalten soll, immerhin darf ich jetzt auf dem Zimmer alleine essen, mal schauen ):

Hast du die beiden Phobien besiegt und überwunden ? Und hättest du Interesse, dass wir mal in Kontakt treten, denn es fällt mir schwer Betroffene dieser seltenen Erkrankungen zu finden ): Vielleicht könntest du mir auch Tipps geben, was dir noch so geholfen hat und ob es möglicherweise WhatsApp Gruppen oder Ähnliches gibt, zumindest für eine der Phobien.

LG
MentalMasochist

11.02.2023 00:22 • x 1 #3


Canary
Hallo ich kopier hier nochmal rein was ich dir per pN schon geschrieben habe, falls andere betroffene den Thread mal lesen:
Ich hoffe sehr du kommst jetzt in der Klinik etwas besser klar! Ich hab da auch schon so meine Erfahrungen gemacht... Nicht grade die allerbesten... mich wollte man damals 2014 echt in eine Klinik für Essstörungen stecken, wegen der Emetophobie und Phagophobie... Ich wusste, aber dass es keine Essstörung ist, und das machte mir noch mehr Angst und verschlimmerte alles...
... waren alles Psychiater und Psychologin und hatten von den beiden Phobien wohl noch nix je gehört! Irgendwann kam ich dann zu meinem neuen behandelnden Arzt, ein Hausarzt und Facharzt für Psychosomatik und ADHS Experte. Bei mir wurde ADHS festgestellt und meine Emetophobie und Phagophobie war eher sekundär im Rahmen meiner Panik Störung als Grunderkrankung. Es war also Angst vor der Angst und Erwartungsangst die sich als Angst vor Erbrechen und Schlucken zeigte... Mir half dann also ganz einfach der Umgang mit Angst im Allgemeinen, ich hab also gelernt mit meiner Angst umzugehen! Kennst du das D.A.R.E Prinzip?
D. Für defuse =entschärfen
A. Für allow and accept =akzeptieren, annehmen
R. Für run towards = Konfrontation
E. Für engage= ablenken

...Das hat mir geholfen! Wenn du nun also wo sitzt und essen sollst/willst, dann musst du dein Kopfkino oder besser gesagt Horrorvorstellungen im Kopf besänftigen und die Gedanken statt mit dem negativsten Ende bewusst positiv zu Ende denken und das was an Angst übrig bleibt akzeptieren und annehmen und dann ablenken! Auch heute noch hilft mir Ablenkung am besten!

Letztendlich half mir v.a. auch einfach zu schaffen zu denken: und wenn ich mich übergebe, dann übergebe ich mich halt, ist doch nicht so schlimm! Dran sterben werde ich nicht! Ich hab mir dann auch zur Sicherheit zum Beispiel eine Plastik Tüte mitgenommen, für den Fall das ich Na ja dahinein k**** kann falls es mir hochkommt...habs aber tatsächlich nie gebraucht!

Also von Facebook od. WhatsApp Gruppen weiß ich leider nichts zu dem Thema

Ich hoffe ich konnte dir wenigstens etwas weiterhelfen

LG Canary

11.02.2023 10:31 • #4


Canary
P.S. gut ist schon mal, dass deine behandelnden Ärzte das Problem erkannt haben und wissen dass es sich um Emetophobie und Phagophobie handelt! Dann kann man nun wenigstens dran arbeiten! So etwas in den Griff zu kriegen dauert halt oft etwas

11.02.2023 10:36 • #5


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Zitat von Canary:
Hallo ich kopier hier nochmal rein was ich dir per pN schon geschrieben habe, falls andere betroffene den Thread mal lesen: Ich hoffe sehr du kommst ...

Hey vielen Dank das waren schon mal wertvolle Tipps und dann antworte ich auch mal hier. Ich bin in der Klinik geblieben und mit dem Essen hat es jetzt wieder gut funktioniert, da ich alleine auf dem Zimmer essen darf. Nach dem Essen fühle ich mich noch etwas komisch, als würde etwas im Hals sein und Atemnot, die aber nach Beruhigung verschwindet. Das DARE Prinzip klingt spannend, ARE kannte ich schon, aber das D könnte ich mal probieren. Ich esse tatsächlich gerade ohne Ablenkung, weil es dann eine stärkere Konfrontation ist und ich auch an einer Mediensucht leide. Heute habe ich beispielsweise 6 Mahlzeiten bis 18 Uhr geschafft, aber auch nur, weil ich die Nacht zuvor viel Medien konsumiert habe und das meinen Speicher wieder aufgefüllt hat, wenn man so will. Denn die ersten Tage hier habe ich 0 Medien konsumiert, was einem kalten Entzug entspricht, da ich vorher mindestens 10 Stunden vor dem Bildschirm verbrachte. Und auch mein Biorhytmus war ganz anders normalerweise bin ich bis 2,3 Uhr wach und hier gehen alle um 22 Uhr schon schlafen ... Gerade verspüre ich auch wieder Hunger, was wohl ein gutes Zeichen ist, aber es sind ja auch knapp 7 Stunden seit der letzten Mahlzeit vergangen.

13.02.2023 01:48 • x 1 #6


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Zitat von Canary:
P.S. gut ist schon mal, dass deine behandelnden Ärzte das Problem erkannt haben und wissen dass es sich um Emetophobie und Phagophobie handelt! Dann ...

Hmm ja ich hatte auch Angst Sie würden mich auf die Station mit den Essgestörten verlagern. Das wäre eine zu harte Konfrontation, wenn man nur mal an rückfällige Brechsüchtige denkt. Ich gebe dem Ganzen einfach mal eine Chance, ab morgen bzw. ab heute geht die Therapie ja erst so wirklich los. Ich gehe jetzt auch (mal wieder viel zu spät) schlafen und wünsche dir eine gute Nacht.

Lg MentalMasochist

13.02.2023 01:51 • x 1 #7





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